NZZ: „Deshalb müssen wir das so stehen lassen“ – insbesondere, wenn es verfälscht oder gelogen ist

Die NZZ ist der Meinung, dass Agenturmeldungen, egal wie irreführend, desinformierend oder sogar verlogen sie sind, unbedingt abgedruckt und keinesfalls geändert oder korrigiert werden dürfen. Oder wie soll man das verstehen, was sie hier verbrochen hat?

Sehr geehrte Damen und Herren

In Ihrem Artikel über das Bauprojekt in Ost-Jerusalem (http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/israel_treibt_bauprojekt_in_ost-jerusalem_voran_1.9035420.html) werden von Ihnen Tatsachen und geschichtliche Hintergründe verdreht. Es ist zwar wahr, dass die Annektion Ost-Jerusalems von der Staatengemeinschaft nicht akzeptiert wurde. Dies macht sie aber noch nicht völkerrechtswidrig. Genauso die Siedlungen in der Westbank. Ich möchte Sie auf die Resolution 242 verweisen, in der vermerkt wird, dass sich Israel „from occupied territories“ aber nicht „from the occupied territories“ zurückziehen muss (die Französiche Uebersetzung lautet „des territoires occupés“ und nicht „de  territoires occupés“, aber gemäss UNO Recht ist nur die Englische Version von Resolutionen gültig). Solange kein Friedensabkommen abgeschlossen wird, hat jede Seite das Recht, die Resolution aus ihrer Sicht zu interpretieren.

Aber Ihr grössere Geschichtsfälschung ist die Aussage, dass Ost-Jerusalem von Jordanien „kontrolliert“ wurde. Die Westbank wurde 1948 von Jordanien gegen den UNO Beschluss von 1947 (Teilungsplan) BESETZT und ANNEKTIERT (diese Annektion wurde nur von Syrien annerkannt). Es gibt also kein Unterschied zwischen der Besetzung der Westbank und Jerusalem durch Jordanien (die natürlich von keiner UNO Resolution verurteilt wurde) und der Besetzung durch Israel. Uebrigens, auch der Gazastreifen wurde 1948 von den Egyptern BESETZT (wiederum gegen den UNO Teilungsplan, ohne Verurteilung der UNO). Von 1948 bis 1967 hätten die Araber ohne Probleme einen Palästinenserstaat errichten können. Aber sie wollten es damals und sie wollen es auch heute nicht. Ihr einziges Streben ist die Zerstörung des Staates Israel.

Wer die politische Situation in Israel kommentieren will, muss die geschichtlichen Hintergründe kennen und miteinbeziehen (und auch erwähnen, siehe Besetzung von Jordanien).

Mit freundlichen Grüssen

Dr. A. Axxxxx, … , Israel

Die Antwort aus der Redaktion der NZZ war kurz, prägnant und unglaublich dumm:

Sehr geehrter Herr Dr. Axxxxx

Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Leider war der von Ihnen erwähnte Artikel eine Agenturmeldung und nicht von einem unserer Redaktoren, deshalb müssen wir das so stehen lassen.

Mit freundlichen Grüssen

Anja G.**

NZZ Online

Sie  wurde in die Schweiz weiter geleitet, woraufhin die NZZ die folgende Reaktion „erntete“:

Sehr geehrte Frau G.

Herr Dr. Axxxxx hat mir Ihre Antwort auf seine Beanstandung des am 9.1.2011 in der NZZ Online erschienenen Beitrags „Israel treibt Bauprojekt in Ost-Jerusalem voran“ geschickt.

Sie antworten ihm: „Leider war der von Ihnen erwähnte Artikel eine Agenturmeldung und nicht von einem unserer Redaktoren, deshalb müssen wir das so stehen lassen.“ Wenn ich Sie richtig verstehe, ist es der NZZ völlig egal, wenn Agenturmeldungen nicht den Tatsachen entsprechen und historisch unhaltbar sind, auch dass wichtige Zusatzinformationen unterschlagen werden, stört sie offenbar nicht. Demnach hat die Leserschaft keinen Anspruch auf die Wahrheit und auch nicht auf wichtige und interessante Zusammenhänge.

Sicher haben Sie auch den NZZ-Online-Kommentar von Klaus Schweizer (10.1.2011, 20:50) gelesen. Ergänzend dazu finden Sie weiter unten eine Erklärung des israelischen Aussenministers.*

Leider begnügte sich die NZZ nicht damit, den äusserst einseitigen Artikel der SDA zu drucken. Nein, sie doppelt schon am nächsten Tag mit einem ebenso fragwürdigen Beitrag ihres Korrespondenten Jürg Bischoff nach. Meines Wissens ist dieser Herr in Beirut stationiert. Es wäre interessant zu wissen, aus welchen Quellen er seine Informationen bezieht. Offenbar ist dies der NZZ aber gar nicht so wichtig. Heute wird wieder von allen Seiten auf Israel und damit auf die Juden eingedroschen. Da will die NZZ natürlich nicht abseits stehen.

Wahrscheinlich wissen die Leute bei der NZZ nicht einmal, dass zwischen 1880 bis 1948 die Mehrheit der Einwohner von Jerusalem (der heute s.g. arabische Teil inbegriffen) Juden waren. Infolge der Besatzung Ostjerusalems durch die Jordanier wurden viele jüdische Familien aus ihren Häusern vertrieben. Seither wohnen Araber darin. Natürlich wurden die vertriebenen Juden nicht entschädigt.  Wenn man mit offenen Augen durch Ost-Jerusalem geht, kann man heute noch die Löcher an den Türpfosten sehen, aus denen die Mesusot der früheren Hauseigentümer herausgerisssen worden sind.

Die NZZ fällt immer wieder durch eine unwahre oder zumindest ungenaue Berichterstattung über Israel und die umstrittenen Gebiete auf. Sie suggeriert damit: „Der Jude ist an allem schuld“.  Folgerichtig hat sie ihrer Leserschaft als Weihnachtsgeschenk durch Beate Schümann eine völlig absurde Geschichte über Bethlehem auftischen lassen.

Ich habe zwei Goebbel-Zitate gefunden, die hervorragend zur Nahost-Berichterstattung  unserer Medien passen.

„Je größer die Lüge und je unwahrscheinlicher die Lüge – desto eher wird sie geglaubt“

„Man muss eine Lüge nur sooft wiederholen, bis man selber daran glaubt“

* Folgende Erklärung kam aus dem Büro des Ministerpräsidenten: Die teilweise Demolierung des Shepherd Hotels im Scheich Jarrach-Viertel von Ost-Jerusalem begann am Sonntag früh. Alle unternommenen Aktionen wurden von Privatpersonen entsprechend dem israelischen Gesetz durchgeführt. Die israelische Regierung ist in keinerlei Weise darin verwickelt. Man dürfe nicht erwarten, dass der Staat einen Bann verhänge gegen Juden, die Privateigentum in Jerusalem kaufen. Keine demokratische Regierung würde dies tun und so werde Israel dies auch nicht machen. Genauso wie arabische Einwohner Jerusalems Wohnungen oder Häuser in jüdischen Stadtvierteln Jerusalems kaufen oder mieten können, können Juden dies auch in Vierteln mit einer arabischen Mehrheit der Einwohner. Das Hotel war in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts vom Jerusalemer Mufti Haj Muhammad Amin al-Husseini (Hat übrigens seinerzeit mit Hitler kooperiert. Anm. P.M.) erbaut und 1985 vom jüdischen Millionär Irving Moskovitz gekauft worden. Auf diesem Komplex sollen zwanzig Wohnungen für religiöse jüdische Familien gebaut werden. Vor sechs Monaten wurde dazu die Baugenehmigung vom Jerusalemer Stadtrat erteilt. Nur die rechte Seite des Hotels wurde zerstört. Wegen seines historischen Wertes wird der linke Flügel erhalten bleiben.

Mit freundlichen Grüssen

** Von der NZZ wurde ich angeschrieben, ich möchte den Namen der Kollegin aus dem Blogeintrag entfernen. Ich habe zurückgeschrieben, weshalb. Mal sehen, ob ich Antwort bekomme.

2 Gedanken zu “NZZ: „Deshalb müssen wir das so stehen lassen“ – insbesondere, wenn es verfälscht oder gelogen ist

  1. Ich verstehe das Herumgeeiere um die Formulierung von „occupied territories“ nicht. Die Resulution 242 richtete sich an alle am Krieg beteiligten Seiten. Die Arabische entschied sich die Resulution auf ihrer Konferenz in Khartoum abzulehnen. Somit sollten sich die Forderungen an Israel doch auch erledigt haben, oder denke ich hier nicht juristisch genug?

    • Juristisch denkst du vermutlich richtig. Da es aber um Politik geht, ist juristisches Denken üblicherweise hinfällig – jedenfalls, wenn es um Israel geht.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.