Ein Alibijude macht Israel zur Minna

Am 6. Juli veröffentlichte der Berliner Tagesspiegel ein Interview mit Daniel Barenboim. Gleich zu Anfang äußert er sich negativ über „orthodoxe Juden“, die sich „ohnehin nicht“ bei seinem Multikulti-Orchester (das im Prinzip eine schöne und gute Sache ist) bewerben, weil sie „am Freitag und Samstag nicht auftreten dürfen“. (Der Mann scheint nicht so ganz komplett informiert zu sein.) Hingegen hat lobt er die muslimischen Mitglieder seiner Truppe, weil die auch im Ramadan mitmachen, wo sie „tagsüber nichts essen“ dürfen. Die sind also weitaus besser drauf als orthodoxe Juden.

Gefragt, ob er sich als Israeli nach den Revolutionen in der arabischen Welt um die Sicherheit seines Landes sorgt, kommt ein Hammer: „Ich weigere mich, die Ereignisse des Arabischen Frühlings darauf zu reduzieren, ob sie gut oder schlecht für Israel sind. Nur die Irren denken, die ganze Welt drehe sich um Israel.“ Ist das so, dass die Ereignisse in der arabischen Welt nur darauf reduziert werden, ob sie gut oder schlecht für Israel sind? Und selbst wenn: Was soll eine solche Antwort? Darf man sich keine Sorgen um Israel machen, wenn in Ägypten und dem übrigen Nordafrika die Revolutionen Leute an die Macht spült, die ausschließlich Hass auf Israel nicht nur empfinden, sondern predigen und ihre Politik daran ausrichten oder zumindest ausgerichtet sehen wollen? Der Dirigent gibt mit seiner Äußerung eigentlich nur eines zu verstehen: Ob es Israel betrifft und wie, ist für ihn völlig belanglos. Rutsch mir den Buckel runter, jüdischer Staat!

Der Stuss hört hier nicht auf. Der Antisemitismus der Araber – „Palästinenser“ – sei einzig und allein der Vertreibung geschuldet. Der Mann hat keine Ahnung von Geschichte, er blendet – bewusst? (ich fürchte: ja!) – alles aus, was vorher schon von den Arabern gegen Juden im heiligen Land unternommen wurde. Das Stichwort Hadsch Amin al-Husseini sollte genügen, aber es gibt noch die arabischen Pogrome aus den 1920-er Jahren, die alleine schon die irre These dieses Nabelschau-Profis widerlegen. Aber was lässt sich ein Barenboim von Fakten stören?

Die haltlosen Beschimpfungen ohne Realitätsbezug gehen weiter: „Heute ist Jerusalem hauptsächlich ein jüdisch-orthodoxer Ort.“ Ist das so? Entweder läuft der Typ blind durch die Stadt oder er war zu lange nicht mehr da, um sich nicht von antiisraelischer Propaganda von links verabschieden zu müssen. Man gehe mal die Jaffa Road entlang, die heute nur noch von der Straßenbahn und (teilweise) Bussen zu befahren ist. Die Stadt pulsiert, anders als Tel Aviv, aber was da – bzw. rechts und links davon – an Menschen zu finden ist, widerspricht Barenboim. Der Mahane Yehuda-Markt, die Fußgängerzone Ben Yehuda-Straße, die King George Road, weiter weg die German Colony oder auch Talpiot. Nix von „hauptsächlich ein jüdisch-orthodoxer Ort“. Natürlich ist Jerusalem stärker von strenger glaubenden Menschen geprägt als viele andere Orte in Israel. Aber was ist daran so schlimm? Schlimm wäre es, wenn es nichts anderes gäbe. Aber das scheint Herrn Barenboim durch den Kopf zu gehen. Für ihn dürfte wohl Mea Shearim Jerusalem repräsentieren, wo nicht hereidische Menschen auch mal gerne beschimpft werden, wo Steine gegen Vertreter des Staates fliegen können; doch ist selbst das nur ein verhältnismäßig kleiner Teil Jerusalems und die Gewalttäter und Unflätigen nur ein Teil der Einwohner dieses Viertels.

Der Mann prahlt gerne damit, wie eingenommen er von sich ist: „Seitdem man in Berlins Restaurants nicht mehr rauchen darf, besuche ich nur noch eine Handvoll Lokale, in denen das Rauchen noch erlaubt ist. Dort kennen mich die Kellner und machen die Musik freundlicherweise von selbst aus.“ Denn er verträgt Musik nicht, wenn sie am falschen Ort gespielt wird. Da passt es dann auch, dass Mercedes, deutsche U-Boote usw. genauso falsch wären wie ein Antisemit und man deshalb den Antisemiten begrüßen muss: „Das Wagner-Verbot ist doch lächerlich. Jedes zweite Taxi in Tel Aviv ist ein Mercedes. Die Regierung hat auch keine Scheu, deutsche U-Boote zu kaufen. Wenn schon, dann müsste man alles Deutsche aus dem Land verbannen.“ Wir lernen: Wenn Wagner Antisemit war, dann ist auch Mercedes antisemitisch und alles übrige Deutsche ebenfalls.

Ist das schon  der Gipfel oder doch eher der Abschluss im abgedruckten Interview: „In Israel gibt es keinen politischen Willen, der die Gerechtigkeit und Notwendigkeit eines eigenen palästinensischen Staates anerkennt.“ Abgesehen davon, dass das schlicht falsch ist – solch harsche Worte hat er nicht für die arabischen Terroristen, die den Judenstaat nicht anerkennen, ihn vernichten wollen – und die Juden gleich alle mit.

Barenboim und seine wirklichkeitsfremden Äußerungen haben einen offenen Brief an den Musikus veranlasst, der natürlich nicht abgedruckt wurde. Deshalb folgt er hier:

Sehr geehrter Herr Barenboim

Als Schweizer Musiker jüdischer Herkunft war ich letztes Wochenende in Berlin, um an meinem Schulprojekt gegen historischen und aktuellen Antisemitismus zu arbeiten, welches auf der Geschichte und den Gedichten der jüdischen Lyrikerin Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942) basiert.

Zufällig habe ich Ihr Interview im Tagesspiegel gelesen. Bitte erlauben Sie mir dazu ein paar Bemerkungen.

Als Musiker ist mir die Notwendigkeit einer guten Öffentlichkeitsarbeit vor einem wichtigen Konzert, wie dem Ihrigen in der Waldbühne, durchaus bewusst. Dass Sie dazu die Möglichkeit eines umfassenden Interviews nutzen, sei Ihnen selbstverständlich unbenommen.

Aber warum immer auf Kosten von Israel…?

Einmal mehr sind Sie Sich nicht zu schade, sich dem Entschuldungsbedürfnis der Deutschen anzudienen, die sich durch die einseitige Verurteilung Israels (vorzugsweise durch einen Juden) von der eigenen Schuld zu entlasten suchen. Und wie immer, wenn Sie Sich von den Medien als Alibijude instrumentalisieren lassen, um die Welt über den Nahostkonflikt aufzuklären, gibt es nur einen Schuldigen: Israel.

Kein Wort über die systematische Aufhetzung der Palästinenser zum Jihad gegen Israel, die antisemitische Propaganda von islamischen Geistlichen, Politikern, Akademikern und Intellektuellen auf arabischen TV-Sendern, die per Satellit weltweit verbreitet werden, die skrupellose Gehirnwäsche, durch die bereits Schulkinder zu Selbstmord-Attentätern erzogen werden, die Chartas der PLO und Hamas, die die Zerstörung Israels (und aller Juden) sowie die Errichtung eines islamistischen Staates auf ganz „Palästina“ fordert und Nahost-Friedensinitiativen ablehnt.

Es wird sie immer geben, die sogenannten „self hating jews“, die mit ihren verqueren Ansichten eine wie auch immer geartete Aufmerksamkeit und/oder Bestätigung in der Öffentlichkeit suchen. Das jüngste Beispiel sind die Schmierereien an den Wänden der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, die von ultraorthodoxen jüdischen Extremisten stammen sollen, die den Staat Israel als „Gotteslästerung“ ablehnen.

Dagegen sind Ihre haltlosen Thesen relativ harmlos und vor allem als durchaus erfolgreiche Konzert-PR zu werten. Weshalb Alibijuden wie Sie, Avram Burg, Finkelstein, Grosser, Hessel und wie sie alle heissen, in den sogenannten „Friedensforen“, wie sich Antisemiten heute gerne nennen, willkommen sind, ist offensichtlich. Sind sie doch für die nützlichen Idioten wie Mankell, Paech, Groth, Polenz, Langer, Höger etc. unabdingbar, denn Dank ihnen kann man sich immer darauf berufen, dass die eigenen grotesken Ansichten auch „von jüdischen Mitbürgern“ geteilt werden.

Abschliessend darf ich Ihnen empfehlen, sich weniger mit öffentlichem Israel-Bashing zu profilieren, sondern sich vermehrt der von Ihnen gewünschten „radikalen Veränderung“ des Deutschen Bildungssystems zu widmen, an dessen Finanzierung Sie Sich „sogar auch beteiligen“ würden. Dafür sind Sie meiner Ansicht nach eher qualifiziert und das dürfte für Sie aufgrund Ihrer exorbitanten Gagen auch kein grösseres Problem darstellen.

Mit freundlichen Grüssen

David Klein

Ein Gedanke zu “Ein Alibijude macht Israel zur Minna

  1. Man hat stets den Eindruck, von allen Auszeichnungen ist Herrn Barenboim die palästinensische Ehrenstaatsbürgerschaft „für seinen Einsatz für das palästinensische Volk und einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern“, die ihm 2008 anlässlich eines Benefizkonzerts in Ramallah verliehen wurde, am liebsten. Seine jüdische Herkunft ist ihm eher unangenehm. Es ist nicht das erste Interview, in dem er sich abfällig bzw. gegen Israel äußert, als ob er sich aus Rücksicht auf sein West-Eastern Divan Orchester bewußt anti-israelisch öffentlich geben will. Um die arabischen jugendlichen Orchestermitglieder nicht gegen sich aufzubringen, vergrault er lieber die jungen Israelis. Könnte er mehr Feingefühl für Israel empfinden, hätte er bestimmt nicht darauf bestanden, Werke des offensichtlichen Antisemiten Wagner und Hitler-Freund bei einem seiner Israel-Konzerte durchzusetzen. Das allein zeigt doch schon seine Gesinnung.
    Margot

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