Ein für Juden und Israel brutales Dokument der Church of Scotland

Manfred Gerstenfeld interviewt Kenneth Collins (direkt vom Autor)

Ein Dokument mit dem Titel „Das Erbe Abrahams? Ein Bericht zum Gelobten Land“ wurde am 23. Mai 2013 von der Vollversammlung der Church (Kirk) of Scotland angenommen. Es hat zum Ziel die jüdische Verbindung zu Israel von einem theologischen Standpunkt aus in Misskredit zu bringen und wurde vom Church and Society Council (Rat für Kirche und Gesellschaft) der Kirk geschrieben. Darin wird erklärt, dass der Anspruch der Juden auf das Land Israel durch ihren Umgang mit den Palästinensern unwirksam gemacht wird und schlägt vor, dass die Kirche Boykotte und Sanktionen gegen Israel erwägen sollte.

Dieser neue Bericht ist in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des World Mission Council erstellt worden, als „letzte Überlegung zu Fragen, denen ins Gesicht gesehen werden muss, da die politische und humanitäre Lage im Heiligen Land für uns alle weiterhin eine Quelle von Schmerz und Sorge ist“. Nach Protesten der jüdischen Gemeinschaft in Großbritannien wurden an dem Dokument einige kosmetische Veränderungen vorgenommen doch die Schlüsselelemente sind praktisch unverändert.

KennethCollinsDr. Kenneth Collins ist ehemaliger Präsident des Glasgow Jewish Representative Council und Vorsitzender des Scottish Council of Jewish Communities. Er ist derzeit Gastprofessor an der Hebräischen Universität in Jerusalem.

Collins merkt an: Die Church of Scotland ist mit etwa einer Million aktiven Mitgliedern die größte und bedeutendste religiöse Vereinigung in Schottland, doch viele weitere erkennen ihre Rolle im nationalen Leben des Landes an.

Dieses Dokument ist eine radikale Abkehr von einem anderen aus dem Jahr 2003, das den Titel „Theologie des Landes und des Bundes“ trug. Darin wurde vermerkt: „Als Christen müssen wir sensibel sein und akzeptieren, dass wir kein Recht haben den Juden zu diktieren, wie sie auf ihre Traditionen reagieren sollten; ob sie z.B. Zionisten oder Nichtzionisten sein sollten, religiös oder säkular.“

1981 trat die Kirche an den damaligen Oberrabbiner Immanuel Jakobovits heran, er möge dabei helfen einen Dialog mit der jüdischen Gemeinschaft aufzubauen. Das dauerte viele Jahre; es wurden gemeinsame religiöse Themen, wie auch theologische Themen wie dem Auseinandergehen von Juden und Christen in den ersten Jahrhunderten der heutigen Zeitrechnung diskutiert. Es gab immer gegenseitiges Verständnis, selbst dort, wo keine Übereinstimmung erzielt werden konnte.

Man zögert im zeitgenössischen Schottland den Begriff Antisemitismus zu verwenden. Die jüdische Gemeinschaft erfreut sich eines hohen Grades an Akzeptanz und spielt eine positive Rolle in der bürgerlichen Gesellschaft. Doch dieses Dokument ist theologisch extrem antijüdisch. Es überschreitet alle gemeinsamen Höflichkeiten der interreligiösen Beziehungen und kann deshalb als mit antisemitischen Komponenten versehen betrachtet werden.

Mehrere Entwicklungen haben dieses Dokument möglich gemacht. Eine ist eine Vertiefung der Beziehungen zwischen der Kirche und palästinensischen Christen. Die Kirche wird von aggressiven, antiisraelischen Christen wie der Sabeel-Bewegung und den Unterzeichnern des Kairos-Dokuments beeinflusst.

Ein zweiter Faktor ist die Struktur der Church of Scotland. Ihre Leitungsperson, der Moderator der Vollversammlung, übt die Funktion nur ein Jahr lang aus. Als Folge davon wird die effektive Leitung der Führung durch ihre Verwaltung ausgeübt. Mit den jüngsten personellen Veränderungen in ihrer Zentralverwaltung und in Schlüsselkomitees sind die Kirchenmitglieder, die am interreligiösen Dialog mit den Juden beteiligt waren, im Verlauf der letzten Jahre ausgetauscht worden. Neue Mitglieder mögen sich der früheren, über Jahrzehnte aufgebauten Beziehung der Kirche zur jüdischen Gemeinschaft nicht bewusst sein. Neue Geistliche müssen nicht mehr das biblische Hebräisch lernen, eine Mehrheit hat die nicht Fähigkeit den biblischen Originaltext zu lesen.

Die Church of Scotland hat in Israel eine Reihe Institutionen – Kirchen, Hostels, eine Schule und ein Luxushotel. Diese dienen hauptsächlich der einheimischen arabischen Gemeinschaft. Arabische Christen sind eingeladen worden auf der anstehenden Vollversammlung zu sprechen und es gibt kein Forum für jüdische Teilnahme.

Die Reaktion der jüdischen Seite war harsch. Ephraim Borowki, der Direktor des Sottish Council of Jewish Communities, nannte das Dokument „ein Ärgernis für alles, wofür interreligiöser Dialog steht. Es liest sich wie eine Polemik gegen Juden und Judentum aus der Zeit der Inquisition. Es ist unausgewogen, in den Quellen schwach und widersprüchlich. Das von ihm gezeichnete Bild sowohl des Judentums wie auch Israels ist noch nicht einmal eine Karikatur. Die Arroganz, dem jüdischen Volk zu sagen, wie es jüdische Texte und jüdische Theologie zu interpretieren hat, ist atemberaubend. Es überrascht kaum, dass die Kirche dieses Jahr von ihrer langjährigen Praxis des Dialogs mit der jüdischen Gemeinschaft abwich, weil sie behauptet das Judentum besser zu kennen als wir selbst.“

Das Board of Deputies of Great Britain, die jüdische Dachorganisation in Großbritannien, reagierte damit, dass sie über das Dokument sagte: „Es ist durchsetzt mit Falschdarstellungen der jüdischen Geschichte, Werte und Überzeugungen, wie auch mit grundlegenden faktischen Fehlern. Es ist ein ignorantes und tendenziöses Dokument, das sich als theologische Äußerung verkleidet.“ Die Londoner Times brachte Story in Schottland auf ihrer Titelseite und nannte sie „einen Schlag ins Gesicht der jüdischen Gemeinschaft“. Der Untertitel lautete: „Wut darüber, dass Bericht Israels Existenzrecht in Frage stellt.“

Die offizielle jüdische Antwort aus Schottland schließt: „Wenn die Kirche keine Brücken bauen kann, könnte sie es wenigstens unterlassen sie zu verbrennen?“

Dr. Manfred Gerstenfeld ist Mitglied des Aufsichtsrats des
Jerusalem Center of Public Affairs, dessen Vorsitzender er 12 Jahre lang war.

3 Gedanken zu “Ein für Juden und Israel brutales Dokument der Church of Scotland

  1. seltsam, dass Hauptargument lautet ja, „wegen des Umganges“ mit den Arabern hätte IsraEl „keine Legitimation“. Dabei handelt jene Kirche wider besseren Wissens, da sie ja Einrichtungen in unserer Heimat betreibt und vor Ort ist. Wer jemandem das Lebensrecht aberkennt, weil derjenige ums Leben kämpft, hat einen Knall.

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