Ashton veröffentlicht zweite Erklärung zum Holocausttag

Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 27. Januar 2014 (direkt vom Autor)

Die Außenkommissarin der EU, Catherine Ashton hat innerhalb weniger Stunden zwei Erklärungen zu Holocaust Gedenktag veröffentlicht. Juden bleiben weiterhin unerwähnt.

Aus unerklärlichen Gründen hat Ashton ihre Erklärung zum Holocaustgedenktag durch eine zweite umformulierte Version ersetzen lassen. Die erste ist unter dem Zeichen 140127/01 auf der Homepage der EU-Kommission in Brüssel veröffentlicht und von der EU Botschaft in Israel verbreitet worden. Wenig später war diese ursprüngliche Erklärung von der Homepage verschwunden und durch eine Neue mit dem Zeichen A 42/13 ersetzt worden.

Manche Formulierungen sind in beiden Erklärungen identisch, andere wurden ausgetauscht. Weder in der ersten noch in der zweiten werden Juden erwähnt. In dem eher diffusen Satz „Wir ehren jeden Einzelnen, der brutal in der finstersten Periode der Geschichte Europas ermordet worden ist“ heißt in der neueren Version: „Wir ehren jeden Einzelnen der sechs Millionen…“ Offensichtlich sind Juden gemeint. Doch das steht nicht dabei.

Während in der ersten Version die noch überlebenden Opfer des Holocaust mit keinem Wort erwähnt werden, gebührt ihnen in der neueren Fassung eine besondere Anerkennung, da sie „uns an die Tragödie zu erinnern, die wir nie vergessen sollten.“

Während Ashton ursprünglich meinte, dass der Gedenktag eine „Gelegenheit“ (occasion) sei, Vorurteile und Rassismus in unserer Zeit zu bekämpfen und dass wir wachsam (vigilant) gegen die Gefahr von Hasssprüchen sein müssten, formuliert Ashton in der neuen Erklärung völlig neu. An dem Gedenktag sollten wir uns daran erinnern, dass „dieses Verbrechen“ nicht nur „von wenigen Einzelpersonen“ begangen worden sei. Viele hätten daran direkt und indirekt teilgenommen, und noch mehr hätten es einfach geschehen lassen. „Deshalb müssen wir wachsam (vigilant) bleiben.“

Weiter heißt es, dass „Genozid durch die Gewalt einiger und die Indifferenz anderer“ verursacht werde.

Die Neuformulierung spielt offensichtlich auf aktuelle politische Entwicklungen an, zum Beispiel in Syrien. Das mag der Grund sein, weshalb auch in der neuen Version die Identität jener „Sechs Millionen“ Opfer des Holocaust verschwiegen wird. Ashton wollte zudem wohl die Ehre der nicht-jüdischen Europäer retten. Sie betont die Gelegenheit, „Taten und Opfer zu zelebrieren, die Europa erleuchtet hatten: Nachbarn, die Familien geschützt, Arbeitgeber, die ihre Arbeitnehmer gerettet und all jene, die ihre Mitbürger geschützt haben“. In beiden Versionen erwähnt sie ganz neutral die „finsterste Zeit der europäischen Geschichte“, ohne die Nazis oder Deutschland beim Namen zu nennen.

Wohl wegen aktueller Rücksichten wurden auch die politisch belasteten Begriffe „Menschenrechte und Vielfalt“ durch die neutraleren Worte „fundamentale Rechte und Freiheiten“ ausgetauscht.

(C) Ulrich W. Sahm

Im Wortlaut die beiden Ashton Erklärungen:

Brussels, 27 January 2014

140127/01 S T A T E M E N T by EU High Representative Catherine Ashton on Holocaust Remembrance Day

The High Representative of the European Union for Foreign Affairs and Security Policy and Vice President of the Commission, issued the following statement today:

„Today the international community remembers the victims of the Holocaust. We honour every one of those brutally murdered in the darkest period of European history. We also want to pay a special tribute to all those who acted with courage and sacrifice to protect their fellow citizens against persecution.

On Holocaust Remembrance Day, we must keep alive the memory of this tragedy. It is an occasion to remind us all of the need to continue fighting prejudice and racism in our own time. We must remain vigilant against the dangers of hate speech and redouble our commitment to prevent any form of intolerance. The respect of human rights and diversity lies at the heart of what the European Union stands for. “

EUROPEA1 U1IO1

Brussels, 27 January 2014

A 42/13

Statement by EU High Representative Catherine Ashton on International Holocaust Remembrance Day

The High Representative of the European Union for Foreign Affairs and Security Policy and Vice-President of the Commission issued the following statement today:

„Today we remember the victims of the Holocaust. We honour every one of the six million who were brutally murdered in this darkest period of European history. I also want to pay special tribute to the survivors of the Holocaust, who remind us of this tragedy that we must never forget.

On International Holocaust Remembrance Day, we remember that this crime was not perpetrated by a few individuals. Many took part directly or indirectly and many more just let it happen. That is why we must remain vigilant. Genocide is caused by the violence of some and the indifference of others.

Today also gives us a chance to celebrate the acts of courage and sacrifice which lit up Europe: neighbours who saved families, employers who rescued their employees and all those who protected their fellow citizens.

These acts are proof that we are not powerless against evil. That is a lesson which must guide us today; not just to remember the crimes of the past, but to dedicate ourselves to preventing all acts of hatred and standing up for fundamental rights and freedoms in our own time.

4 Gedanken zu “Ashton veröffentlicht zweite Erklärung zum Holocausttag

  1. Ich bin nun wirklich keine Anhängerin von wie auch immer gearteten Verschwörungskulten, aber es macht mich schon sehr nachdenklich, dass eben nicht nur die Baroness des „Holocausts ohne Juden“ gedenkt.
    Gestern Abend brachte es die ARD in der Tagesschau fertig, den kurzen Bericht über eine Gedenkveranstaltung in Auschwitz auch gänzlich „ohne Juden“ auskommen zu lassen, lediglich „Israelis“ waren anwesend, die daran erinnerten, dass „die Häftlinge“ am 27. Januar 1945 von der Roten Armee befreit wurden. Auch die Anmoderation zum Bericht sprach lediglich von den Opfern des Nationalsozialismus, Juden wurden nicht eigens benannt, vielleicht, weil in diesem Jahr besonders der Toten von Leningrad gedacht wurde…. Ein winziger Ausschnitt aus der Rede Norbert Lammers im Bundestag benannt Juden als Opfer!

    So verschieben sich langsam, aber sicher die Gewichte in der medialen Aufbereitung unserer Geschichte: Der millionenfachen Mord an den europäischen Juden wird ganz schlicht in die Zusammenfassung aller „Opfer des Nationalsozialismus“ integriert, so kommt man elegant den Leugner des Holocaust sowohl im rechten Spektrum unseres schönen Landes wie auch denen in den muslimischen Kreisen der „befreundeten Staaten“ entgegen, allen voran Herrn Abbas, der sich in seiner Doktorarbeit an einer Moskauer Universität zweifelnd zum Holocaust äußert, die Opferzahlen in Frage stellt und damit auch generell den Holocaust.

    Und langsam frage ich mich schon, welche einflussreichen Kreise die Deutungshoheit unserer schrecklichen Geschichte dominieren….

  2. Welche einflußreiche Kreise? Arabische, muslimische. Sie haben Öl, sind ein riesiger Markt. Dazu kommen die zahlreichen Antisemiten in verantwortlicher Position (als Beispiel Catherine Ashton) oft als Israelkritiker getarnt. Juden, die angeblich die Welt veherrschen, sind für diese Leute eine vernachlässigbare Größe. Und der Westen bzw. die westliche Politiker (Ehre der Ausnahmen die es auch gibt!!!) hätten es am liebsten, würden die arabische Muslime die unvollendet gebliebene Arbeit des seligen A. erledigen. Möglich daß sie sich dessen nicht bewußt sind, aber das Bild das sich im Laufe der Jahre, Jahrzehnte entstanden ist, zeigt genau diese Einstellung. Sonst wäre es unbegreiflich, warum sie Israel eine Politik aufzwingen wollen, die eine staatliche Selbstmord wäre, würden die Israels diesen Plänen folgen. Als letztes aber nicht unwichtigstes: Sie haben keine Ahnung davon wie die Menschen im NO ticken und denken, daß dort auch europäische Verhältnisse herrschen. Dann sind sie unwissend. Oder sie wissen es genau und gerade darum. Was dann mutwillige Täuschung wäre.
    lg
    caruso

  3. Kleiner Fehler: Wie das Datum zeigt, ist die erste von diesem, die andere vom letzten Jahr. Macht es nicht unbedingt besser, zeigt nur, dass sie schon im letzten Jahr auf die Juden verzichtet hat.

    • Das ist Ulrich Sahm inzwischen auch aufgefallen. Da dieser alte Text den neuen aber offenbar ersetzt hat, zeigt das nur, dass Baroness Ashton Copy-Paste kann (oder können lässt). Inhaltlich hat sie nichts, das sich ändert. Textlich ist ein Unterschied nur in Nuancen der Wortwahl zu finden.

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