Wiederkehrende Muster: Die Tempelberg-Krawalle

Manfred Gerstenfeld (direkt vom Autor)

Am 14. Juli wurden in Jerusalem zwei israelische Polizisten ermordet.[i] Sie waren Mitglieder der drusischen Gemeinschaft, einer religiösen und ethnischen Minderheit. Die drei muslimischen Mörder kamen aus der Stadt Um el-Fahm im Norden Israels.

Sie hatten ihre Waffen auf dem Tempelberg versteckt, wo die von der muslimischen Treuhand Waqf verwaltete Al-Aqsa-Moschee steht. Die drei Mörder wurden von der israelischen Polizei getötet. Am Tag davor hatte einer der Mörder ein Selfie veröffentlicht, auf dem er vor der Al-Aqsa-Moschee stand; zu dem Bild schrieb er: „Das Lächeln von morgen wird schöner sein, so Gott will.“[ii]

Israel reagierte auf die Morde mit verstärkten Sicherheitsmaßnahmen. Metalldetektoren wurden installiert. Die Alternative hätte darin bestanden passiv zu warten, bis der nächste Terrorist nach dem bereits bewährten Schema Waffen hinzuschaffen und an diesem Gotteshaus zu verstecken einen Mord begeht.

Die Installation von Metalldetektoren führte dazu, dass palästinensische Prediger am 21. Juli mit öffentlichem Gebet außerhalb der Moschee reagierten.[iii] Es folgten Unruhen, bei denen 3 Palästinenser getötet und eine Reihe weiterer verletzt wurden. Am 21. Juli ermordete ein palästinensischer Terrorist einen jüdischen Familienvater im Dorf Halamisch, verletzte seine Frau schwer und schaffte es zudem ihre beiden erwachsenen Kinder zu töten; die Familie hatte beim Sabbatmahl gesessen.[iv] Es wird geschätzt, dass die Familie dieses Terroristen von der palästinensischen Autonomiebehörde in den nächsten zehn Jahren mehr als US$3.000 pro Monat erhalten wird. Diese Zahlungen werden von westlichen Ländern mitfinanziert.[v]

Inzwischen sind die Metalldetektoren entfernt worden. Infolge der Krawalle hat Israel sich dafür entschieden an ihrer statt teurere und technologisch fortschrittliche Mittel zu installieren, um in der Zukunft Waffen zu entdecken, an die heilige Stätte gebracht werden sollen.[vi]

Trotz der Entfernung der Metalldetektoren gingen die palästinensischen Krawalle in Jerusalem weiter.[vii] Wichtiger als die Analysen der einzelnen jüngsten Vorfälle und Krawalle ist jedoch die Auswertung der Reaktionen der verschiedenen Akteure und wiederkehrende Muster zu diesen Ereignissen zu erkennen.

In der Vergangenheit konnte die palästinensische Autonomiebehörde die Krawalle kontrollieren. Ein typisches Beispiel war die zweite Intifada, die im Jahr 2000 begann. Sie wurde als spontaner Ausbruch palästinensischer Wut nach dem Besuch Ariel Sharons auf dem Tempelberg verkauft. Er war damals ein Parlamentarier des Likud, der sich zu dieser Zeit in der Opposition befand. 2001 gab allerdings der palästinensische Kommunikationsminister Imad Faludschi zu, dass die Intifada von der palästinensischen Autonomiebehörde deutlich früher schon geplant worden war. Alles, was man noch brauchte, war eine passende Gelegenheit um sie zu anzufangen.[viii]

Seitdem haben sich das Ansehen der palästinensischen Autonomiebehörde und das von Mahmud Abbas in der westlichen Welt weiter verbessert. 2016 gab ihm eine große Zahl der Mitglieder des Europaparlaments nach seiner Rede dort stehende Ovationen – und das trotz der Tatsache, dass Abbas extrem antisemitische Anschuldigungen gegenüber Israel erhob, ein Rabbi habe Israel aufgefordert das Wasser der Palästinenser zu vergiften.[ix] Zwei Tage später musste Abbas zugeben, dass seine Verleumdung falsch war. Die Palästinenser hatten einen fiktiven Rabbiner erfunden.[x]

Unter den Palästinensern wird Abbas als sehr schwach betrachtet. Seine Fatah-Bewegung unterstützt die Krawalle, zum Teil weil sie fürchtet, noch mehr an Einfluss zu verlieren, wenn sie das nicht tut.[xi] Andererseits könnte Abbas, wenn die Krawalle weitergehen, die Kontrolle über sie verlieren. Er hat die aktuelle Sicherheitszusammenarbeit mit Israel aufgekündigt.[xii] Ohne die Hilfe der israelischen Sicherheitsbehörden wird es für Anhänger der Hamas einfacher ihn zu ermorden.

Ein weiteres wiederkehrendes Muster ist der Missbrauch heiliger oder geschützter Orte. Während israelischer Militärkampagnen gegen die Hamas hat die Terrorbewegung oft Waffen in Moscheen, Universitäten und Schulen versteckt.[xiii] Dazu gehörten auch Schulen der UNO-Organisation UNRWA.[xiv] Darüber hinaus versteckte sich die Hamas-Führung 2009 in einem Krankenhaus des Gazastreifens, weil sie wusste, dass Israel dieses nicht angreifen würde.[xv] Hamas nutzte außerdem Zivilisten als menschliche Schutzschilde.[xvi]

Noch ein wiederkehrendes Muster ist das Verhalten von Regierungen und Führern des Auslands. Viele entschuldigen und übersehen palästinensischen Terror, Hetze und Gewalt. Andere haben das Gefühl sie müssten in solchen Situationen Verurteilungen oder Empfehlungen bieten. Zwei Beispiele: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan ist ein Unterstützer der Terrororganisation Hamas. Sobald sich eine Gelegenheit bietet, wird Israel von Erdoğan automatisch verurteilt. Diesmal sagte er: „Mit der Besetzung der Al-Aqsa-Moschee hat Israel alle Grenzen überschritten.“[xvii] Frankreich gab eine nichtssagende Erklärung ab, hauptsächlich um die Illusion zu schaffen, dass es immer noch ein wichtiger internationaler Spieler ist, während es mit kritischen innenpolitischen Problemen zu kämpfen hat.[xviii]

Ein weiteres wiederkehrendes Muster ist das Verhalten von Auslandsmedien, die die Fakten tatsächlichen Ereignisse verzerren. Die Medienbeobachtungsorganisation Honest Reporting Canada hat eine detaillierte Liste vieler solcher Verzerrungen in den kanadischen Medien während der ersten Tage der Krawalle zusammengestellt.[xix]

All das oben Angeführte bestätigt die Meinung vieler Israelis, dass ein zukünftiges Friedensabkommen sinnlos ist. Die Palästinenserführung mag in der Tat eines Tages ein solches Abkommen unterschreiben. Sie mag einige Zeit lang stillhalten. Aber dann wird von den Palästinensern eine weitere Gelegenheit für Krawalle, Gewalt und Mord genutzt werden.

Die Tempelberg-Krawalle haben ein perfektes Modell für solch ein Muster geschaffen. Begehe im Zusammenhang mit der Al-Aqsa ein Verbrechen gegen Israel. Wenn Israel mit verstärkten Sicherheitsmaßnahmen reagiert, verkünde, dass die Al-Aqsa in Gefahr ist. Das kann ganz einfach Gewaltausbrüche auslösen. Israel hingegen kann seine Zugeständnisse nicht rückgängig machen, die es für „Frieden“ eingegangen ist. Zu diesen werden wahrscheinlich die Beseitigung isolierter Siedlungen in der Westbank und ein Landtausch für die größeren Siedlungen gehören. Das ist der Grund, dass die Tempelberg-Krawalle die israelischen Gefühle gestärkt haben, dass eine Friedensvereinbarung keine zuverlässige Option ist.

[i] www.nytimes.com/2017/07/14/world/middleeast/israel-attack-jerusalem.html

[ii] http://www.telegraph.co.uk/news/2017/07/14/jerusalems-holiest-site-closed-prayers-shooting/

[iii] http://www.washingtonpost.com/world/middle_east/islamic-leaders-boycott-jerusalem-site-over-metal-detectors/2017/07/17/ddcd3054-6ad1-11e7-abbc-a53480672286_story.html?utm_term=.194c25176074

[iv] www.algemeiner.com/2017/07/21/three-israelis-stabbed-to-death-by-palestinian-terrorist-during-shabbat-dinner-in-west-bank-settlement/

[v] https://spectator.org/251138-2/

[vi] www.independent.co.uk/news/world/middle-east/israel-removing-metal-detectors-al-aqsa-mosque-temple-mount-smart-cameras-violence-riots-deaths-a7858256.html

[vii] http://www.latimes.com/world/middleeast/la-fg-israel-temple-mount-unrest-20170722-story.html

[viii] www.nuitdorient.com/n122.htm

[ix] http://www.nytimes.com/2016/06/24/world/middleeast/mahmoud-abbas-claims-rabbis-urged-israel-to-poison-palestinians-water.html

[x] http://www.aljazeera.com/news/2016/06/abbas-retracts-rabbis-water-poisoning-comment-160625132534138.html

[xi] www.timesofisrael.com/fatah-calls-for-day-of-rage-amid-new-temple-mount-security-in-wake-of-attack/;

http://jcpa.org/conversations-jerusalem-city-left-alone-fate/

[xii] http://www.jta.org/2017/07/23/news-opinion/israel-middle-east/abbas-cancels-security-coordination-meetings-between-israel-and-palestinians

[xiii] www.unrwa.org/newsroom/press-releases/unrwa-condemns-placement-rockets-second-time-one-its-schools; http://nypost.com/2015/05/02/un-report-outlines-how-hamas-used-kids-as-human-shields/

[xiv] www.unrwa.org/newsroom/press-releases/unrwa-condemns-placement-rockets-second-time-one-its-schools

[xv] http://www.haaretz.com/sources-hamas-leaders-hiding-in-basement-of-israel-built-hospital-in-gaza-1.267940

[xvi] http://mfa.gov.il/MFA/ForeignPolicy/IsraelGaza2014/Pages/Hamas-Violations-of-the-Law-and-War-Crimes.aspx

[xvii] http://www.jpost.com/Arab-Israeli-Conflict/Israel-to-Erdogan-after-Jerusalem-tirade-Days-of-Ottoman-Empire-are-over-500740

[xviii] http://www.diplomatie.gouv.fr/en/country-files/israel-palestinian-territories/peace-process/events/article/situation-in-jerusalem-24-07-17

[xix] http://www.honestreporting.ca/temple-mount-tensions-and-terror-a-critical-analysis-of-canadian-media-coverage/18115