Gespräche, die man in Israel so aufschnappt

Forest Rain, Elder of Ziyon, 27. März 2018

Manchmal sind die Gespräche außergewöhnlich, die man in Israel aufschnappt. Manchmal brechen sie dir das Herz.

Ich stand an einem wunderschönen Aussichtspunkt und sah über die Nordgrenze Israels. Die berge des Libanon sahen genauso aus wie in Israel – im der Grenze am nächsten gelegenen Dorf war die  Hisbollah-Flagge zu sehen, der einzige Fingerzeig, dass das Land dort sehr anders ist.

Der Aussichtspunkt wurde zur Erinnerung an Major Benaya Rhein gebaut, der im Zweiten Libanonkrieg getötet wurde. Während des gesamten Krieges führe er zahllose Aufträge zur Rettung anderer Soldaten durch. Am 12. August 2006 befanden sich Benaya und seine Mannschaft auf einer weiteren Rettungsmission, als ihr Panzer von einer panzerbrechenden Rakete der Hisbollah getroffen wurde. Sie wurden alle getötet.

Von dieser atemberaubenden Stelle aus begannen Benaya und sein Team ihren letzen Auftrag. Diese Stelle gibt einen Überblick übe das Land, das sie liebte; das Land, in dem sie starben, um ihre Familien, Freunde und die kommenden Generationen zu bewahren – die Kinder anderer Leute, nicht ihre eigenen.

Ich stand dort und hörte mir die Aufzeichnung von Benayas Mutter an, die von ihrem Sohn sprach, seinem Vermächtnis und dem Land, das er liebe. Als die Aufzeichnung zu Ende war, betrat ein Vater mit zwei kleinen Söhnen den Aussichtspunkt.

Der jüngere der beiden Jungen hatte jede Menge Fragen.

Er hatte die Aufzeichnung nicht gehört, der ich gerade zugehört hatte. Ich glaube nicht, dass er den Stein bemerkte, der den Aussichtspunkt Benaya widmete.

Seine Fragen waren allesamt seine eigenen, entstammten seinem Wissen, seiner Erfahrung und seinem Verständnis der Welt.

„Papa, wo war der Krieg?“
„Dort drüben, Sohn“, antwortete der Vater.
„Aber ich kann nichts sehen, das wie Kämpfe aussieht. Können wir da hin?“
„Nein, Sohn.“
„Warum, Papa?“

Der Vater seufzte, bevor er antwortete: „Weil wir uns mit den Leuten dort im Krieg befinden. Wir geben uns alle Mühe nicht mit ihnen zu kämpfen und hoffentlich werden sie auch versuchen nicht mit uns zu kämpfen.“

Ein anderes Kind in einem anderen Land könnte gefragt haben: „Was ist ein Krieg, Papa?“ oder „Warum kämpfen sie gegen uns?“ Dieser Junge nicht, nicht in diesem Land. Er wusste es bereits.

Ein anderer Vater in einem anderen Land könnte seinem Sohn anders geantwortet haben. Es gab eine Zeit, als israelische Eltern ihren Kindern sagten: „Keine Sorge, wenn du erwachsen bist, wirst du kein Soldat sein müssen. Es wird Frieden geben und wir werden die Armee nicht mehr brauchen.“ Damals sagten sie das, weil sie es glaubten. Weil sie hofften und weil sie beteten, dass ihre Kinder die Erfahrung nicht mehr mache müssten, die sie gemacht hatten.

Das sagen israelische Eltern ihren Kindern nicht mehr.