Der Westen muss aufhören in Begriffen von Verhandlungen und anfangen in Begriffen von Krieg zu denken. Der Iran macht das bereits.

Elder of Ziyon, 14. April 2021

Sowohl die iranische Reaktion auf den Vorfall von Natanz als auch die fehlende Gegenreaktion waren schmerzhaft vorhersehbar.

Am Dienstag sagte Irans stellvertretender Außenminister und höchster Atomunterhändler Abbas Araghchi gegenüber dem staatlichen Press TV, die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) sei über Teherans Beschluss informiert worden die Urananreicherung auf 60% hochzufahren, ein großer Schritt weiter vom aktuellen Niveau von 20%.

Die Entscheidung bringt den Iran näher daran ein Anreicherungsniveau von 90% zu erreichen, das als waffenfähig betrachtet wird. Der Iran hat ständig bestritten, dass er vor hat Atomwaffen zu bauen.

Die Administration Biden sagte am Dienstag, die Absicht des Iran Uran auf 60% Reinheit anzureichern sei eine „provokative Ankündigung“, die sowohl „die Ernsthaftigkeit des Iran bezüglich der Atomgespräche in Frage stellt als auch die Notwendigkeit der Rückkehr zu beiderseitiger Einhaltung des JCPOA unterstreicht.

Der Iran und die USA spielen unterschiedliche Spiele – und das Spiel des Iran gewinnt.

Weil die Administration Biden wie Unterhändler in einem Geschäftsabschluss denkt. Sie glaubt, dass beide Seiten ein Mindestmaß an gutem Willen und dasselbe Ziel haben, alles andere seien nur Details.

Der Iran geht mit den Verhandlungen um wie mit einem Krieg.

Es lohnt sich einen Blick auf Sun Tzus „Die Kunst des Krieges“ zu werfen, um zu sehen, wie sehr der Iran dessen Rat befolgt:

Halte den Druck [auf deinen Feind] aufrecht und zermürbe ihn.

Das muss der Iran noch nicht einmal tun – die Administration Biden hat bereits Druck signalisiert, indem sie alles ihr Mögliche tut um zu den Verhandlungen zurückzukehren. Irans Ankündigung der zusätzlichen Anreicherung erhöht den Druck und hält den Westen in der Defensive.

Wer immer zuerst im Feld ist und auf das Kommen des Feindes wartet, wird für den Kampf erholt sein; wer immer als zweiter auf dem Feld ist und in den Kampf eilen muss, wird erschöpft ankommen.

Der Iran diktiert alle Bedingungen der Schlacht.

Der kluge Kämpfer zwingt dem Feind seinen Willen auf, lässt sich aber den Willen des Feindes nicht aufzwingen.

Der Iran bestimmt die Bedingungen und das Timing. Er gibt nirgendwo nach, womit er den Westen zwingt sämtliche Zugeständnisse zu machen. Das lässt es so erscheinen, dass er rote Linien hat, der Westen aber nicht.

Wie können eine vereinte Gesamtheit bilden, während der Feind aufgeteilt werden muss. Daher wird ein Ganzes gegen getrennte Teile eines Ganzen antreten, was bedeutet, dass wir viele gegen die wenigen des Feindes sein werden.

Der Iran hat es geschafft die USA und Europa zu spalten; er kann sich bereits darauf verlassen, dass Russland und China kein Interesse haben die Vorkehrungen des JCPOA durchzusetzen. Die USA haben es nicht geschafft eine vereinte Front zu schaffen, während der Iran nichts als Einheit hat. Wir sehen also, dass der Iran nach dem Rückzug der USA aus dem JCPOA Europa unter Druck setzte die Sanktionen zu kompensieren – und erreichte das mit Drohungen.

O göttliche Kunst des Scharfsinns und der Geheimhaltung! Durch euch lernen wir unsichtbar zu sein, durch euch unhörbar; und daher können wir das Schicksal des Feindes in unserer Hand halten.

Die Administration Biden telegrafiert alles, was sie in Verhandlungen unternehmen will, im Voraus. Der Iran hält sich ruhig.

Auch wenn der Feind zahlenmäßig überlegen ist, können wir ihn vom Kampf abhalten. Plane so, dass du seine Pläne und die Wahrscheinlichkeit ihres Erfolgs aufdeckst.
Scheuche ihn auf und erfahre die Ursache seiner Aktivität oder Inaktivität. Zwinge ihn sich preiszugeben, damit du die Punkte herausfindest, wo er angreifbar ist.

Westliches Denken zum Iran steht tagtäglich in den Zeitungen, von Thinktanks veröffentlicht und laut geäußert vom Außenministerium. Der Iran gibt nichts preis.

Wenn du den Feind kennst und dich kennst, brauchst du keine Angst vor dem Ausgang von hundert Schlachten zu haben.

Der Iran weiß sehr genau, wie der Westen denkt. Die Unterhändler im Westen scheinen ins Wanken zu geraten, wenn es darum geht den Iran zu verstehen. Sie scheinen anzunehmen, dass der Iran rational handelt und vorausberechnet werden kann. Der Iran ist rational – und ein Großteil seiner Taktiken besteht darin den Westen aus dem Gleichgewicht gebracht zu halten.

Am Ende guter Verhandlungen haben beide Seiten das Gefühl bekommen zu haben, was sie wollten. Gute Unterhändler suchen nach Win-Win-Szenarien.

Am Ende eines Krieges gibt es einen Sieger. Gute Generäle besiegen ihre Feinde.

Der Iran führt einen Krieg gegen Leute, die das noch nicht einmal erkennen. Solange der Westen sich nicht zusammenreißt, muss man Sun Tzu nicht studieren, um zu erkennen, wie der Krieg ausgehen wird.