Oberst (a.D.) Dr. Raphael G. Bouchnik-Chen, BESA Center, 24. Mai 2021

Die jüngste militärische Kampagne im Gazastreifen war die grundlegende Aktion, die der Staat Israel angesichts des Raketenterrors der Hamas und des Islamischen Jihad unternahm. Dieselbe Art asymmetrischer Konfrontation ist zudem das Rezept für eine potenzielle Konfrontation mit der Hisbollah, sollte eine solche ausbrechen.
Israels angesammelte Erfahrung in Kriegszeiten zeigt ein verstörendes Muster, das zum Ritual geworden ist: Eine ernsthafte Lücke, die sich immer zwischen dem militärisch Erreichten und dem Scheitern nationaler öffentlicher Politik auftut.
Es scheint so, als habe Israel den vollen Wert entweder der Dynamik öffentlicher Diplomatie oder durchdachter psychologischer Kriegsführung nicht verinnerlicht, trotz der Tatsache, dass militärische Denker seit uralten Zeiten Kriegspraktiken aus diesen Disziplinen als Multiplikatoren klassifiziert haben. Der chinesische Denker und Militärstratege Sun Tzu erklärte zum Beispiel vor mehr als 2.000 Jahre: „Wir müssen den Feind ohne Kampf überwältigen.“
Die Tatsache, dass Israel, ein demokratischer Staat, gezwungen ist Terror- und Jihadistenorganisationen zu bekämpfen, die in vielen westlichen Ländern verboten sind, ist ein idealer Ausgangspunkt, von dem aus man das Land diplomatisch vertreten kann.
Gezielte öffentliche Botschaften gegenüber bestimmtem Publikum in der internationalen Arena sollten sich auf eine Weise auf den jihadistischen Charakter der Hamas und des Islamischen Jihad konzentrieren, die diese Organisationen mit wichtigen terroristischen Elementen wie Al-Qaida und ISIS verbindet, bei denen die Legitimität des Kampfes unbestritten ist.
Das sollte eine Gewinnerkarte für Israel bei seinen Botschaften gegenüber dem Westen sein. Sie wird jedoch nicht ausgespielt, weil die israelische Diplomatie es versäumt die Ströme internationaler Wut anzugehen, die sich immer wegen Behauptungen willkürlicher Tötungen von Frauen und Kindern seitens der IDF gegen Israel richtet. Diese Behauptung widerspricht direkt den Fakten, da Israels Luftschläge – weit davon entfernt willkürlich unschuldige Zivilisten anzugreifen – penibel chirurgische Angriffe sind, so geschaffen, dass sie nur auf Terroristen zielen und bei Unbeteiligten minimale Schäden verursachen. Die Tatsache, dass dies die operationelle Leitlinie des israelischen Militärs ist, wenn es sich auf terroristische Ziele konzentriert, ist von Israels diplomatischem Korps nicht effektiv vermittelt worden.
Bezüglich des jüngsten Konflikts hat es die israelische Diplomatie auch versäumt herauszuheben, dass Sprecher der US-Regierung wie auch anderer westeuropäischer Regierungen die Legitimität von Israels casus belli untergraben, indem sie die Verantwortung der Hamas für den Beginn der Kampagne ignorieren.
Israel scheitert regelmäßig am zweitwichtigsten Element im Kampf gegen die Hamas und den Islamischen Jihad und sieht sich daher immer wieder extremem internationalen Druck ausgesetzt die Kämpfe einzustellen, bevor die Ziele seiner Operationen erreicht sind. Dieses Muster, das sich jedes Mal wiederholt, wenn Israel seine Bürger gegen Terrorangriffe verteidigt, veranschaulicht die systembedingte Inkompetenz der öffentlichen Diplomatie Israels.
Israel scheitert auch im Bereich der operationellen Propaganda. Ohne verfügbare Sendemittel auf Arabisch ist Israel nicht in der Lage Echtzeit-Botschaften an die Zivilbevölkerung des Gazastreifens zu senden. Dass Israel das arabischsprachige Medienspektrum aufgegeben hat, hat zur Folge, dass die Einwohner des Gazastreifens ausschließlich der Propaganda von Al-Jazira und Hamas ausgesetzt sind. Statt einen Keil zwischen Hamas und die Zivilbevölkerung des Gazastreifens zu treiben, erlaubt Israel den Massen sich mit den Terrororganisationen zu identifizieren. Das ermöglicht im Gegenzug die zynische Ausnutzung der Zivilsten als menschliche Schutzschilde durch die Terroristen, um ihre Verstecke zu schützen und dem Anschein nach unschuldige Tarnung für ihr Personal und ihre Waffen bereitzustellen.
Das systematische Versäumnis der israelischen öffentlichen Diplomatie ist ein langjähriges offenes Geheimnis. Weil die diplomatischen Gremien des Landes auf ein ganzes Sortiment ministerieller und Sicherheitsgefüge verstreut sind, ist es höchst unwahrscheinlich, dass das System als Ganzes jemals gestärkt und wiederbelebt wird. Der oberste Revisionsbeamte des Staates hat versucht Israels diplomatische Versäumnisse anzusprechen, aber eine Formel für ein zentrales und synchronisiertes Gremium für öffentliche Diplomatie muss erst noch gefunden werden.
Dieses systembedingte Versäumnis ist inakzeptabel und vermutlich im Status quo nicht zu reparieren. Die zwangsläufige Lösung besteht in der Privatisierung des Systems der öffentlichen Diplomatie Israels und ein professionelles, unabhängiges diplomatisches Gremium zu schaffen, das sich mit offiziellen Regierungskörperschaften koordiniert. Es ist unerlässlich der Notwendigkeit Israels öffentliches diplomatisches Problem konzentrierte Aufmerksamkeit zu schenken.