Du kannst nicht „pro-Israel“ sein, wenn du Antizionisten verteidigst

Liberale und Linke versuchen weiter den Konflikt mit antisemtiischen „Squad“-Mitgliedern Rashida Tlaib und Ilhan Omar zu vermeiden. Ihre Rechtfertigungen sind sehr dünn.

Jonathan S. Tobin, Israel HaYom, 15. August 2021

Es scheint so, dass die Abgeordneten Rashida Tlaib (Demokraten, Michigan) einigen ihrer linken jüdischen Verbündeten und Fürsprecher dann doch etwas zu weit gegangen sein könnte. Bei einer Online-Konferenz Gleichgesinnter der Demokratischen Sozialisten Amerikas beschloss die erste palästinensische Amerikanerin im Repräsentantenhaus in ihrer laufenden Kampagne der Dämonisierung Israels und der Juden einen Schritt weiter zu gehen.

Die Demokratin aus zog eine direkte Linie zwischen dem, was sie fälschlich als Unterdrückung der Palästinenser durch Israel bezeichnet, und dem Umgang mit Afroamerikanern in den Vereinigten Staaten, womit sie eine undurchsichtige, niederträchtige Verschwörung hinter Missetaten auf zwei Kontinenten behauptete.

„Sie tun das von Gaza bis Detroit. Die Struktur, unter der wir gerade leben, ist von denen geschaffen, die den Rest von uns zu ihrem eigenen Profit ausbeuten. Wenn Sie den Vorhang öffnen und dahinter sehen, dann sind es dieselben Leute, die – und ja, das tun sie – mit Rassismus Geld machen.“

Es gab nicht viele Zweifel darüber, wer „sie“ sind. Das ist dieselbe Frau, die früher schon mit antisemitischen Stereotypen hausierte und vor nicht einmal drei Monaten an einer auf Israel einprügelnden Sitzung im US-Repräsentantenhaus beteiligt war, wo sie Lügen über den jüdischen Staat und Rechtfertigungen für den Hamas-Terrorismus heraussprudelte. Sie macht außerdem deutlich, dass sie glaubt, die einzig gerechte Lösung für den Konflikt im Nahen Osten bestehe darin den einzigen jüdischen Staat auf dem Planeten auszuradieren.

Aber zu behaupten, dieselben Leute, die verhindern, dass die Palästinenser die Juden loswerden, würde „normaler Amerikaner“ ausbeuten, verband das alles in einen Verschwörungsbogen, dem die ebenfalls aus Michigan stammende Ikone und Antisemit Henry Ford beglückt beigepflichtet hätte.

Die Reaktion von Liberalen, die so getan haben, als kämen Hass und Antisemitismus von der Rechten, reichten von Wut bis Verwirrung. Jonathan Greenblatt von der Anti-Defamation League hat aus dem voreingenommenen Manuskript der Partei heraus agiert, der er während der beiden Administrationen der letzten Jahre diente, obwohl auch er sie als „entsetzlich“ betrachtete.

Aber Greenblatts Instinkt, dies irgendwie mit den Leuten in Verbindung zu bringen, die er wirklich ablehnt – Republikaner und der ehemalige Präsident Trump – verwies darauf nur als „antisemitisches Pfeifen“. Das ist ein Begriff, der wiederholt gegen Trump eingesetzt wurde, um behaupten zu können, dass er irgendwie an Antisemitismus beteiligt war, obwohl er nicht nur der pro-israelischste Präsident aller Zeiten im Weißen Haus war, sondern seine Freundschaft und engen Verbindungen zu Juden nie in Frage standen.

Dieselbe Linie wurde von Dana Milbank von der Washington Post gefahren, der ebenfalls ständig Trump dämonisierte und es fällt ihm sehr schwer zu begreifen, warum Menschen wie Tlaib, von denen er so verzweifelt gut denken will, Antisemiten sind.

Er ignorierte die Tatsache, dass Tlaibs Überzeugung eine ein Jahrhundert alte Tradition palästinensischen Denkens veranschaulicht, ebenso die Art von Verschwörungsverbreitung über jüdische Macht, die von Elementen der Linksextremen angewandt wird, die auf Karl Marx höchstpersönlich zurückgeht. Stattdessen behauptet er, dass sie Trump nachäfft, von dem er sagte, er habe Tlaib und Omar wegen ihres Antisemitismus und ihrer Bereitschaft Amerikas Rolle in internationalen Angelegenheiten als Hauptproblem, dem die internationale Gemeinschaft gegenüber steht, unfair kritisiert.

Das Problem hier ist nicht, wie weit liberale Stimmen gehen um Tlaib zu verurteilen. Die wahre Frage ist, was ihre Partei bereit ist zu tun, um festzulegen, dass sie die Art offenen Judenhasses nicht tolerieren wird, die sie von sich gibt. Und die Antwort auf diese Frage lautet: nichts.

Erinnern wir uns, dass zu den ersten Aufgaben, die vom aktuellen Kongress aufgenommen wurden, als er Anfang diesen Jahres zusammentrat, gehörte die Bestrafung der Abgeordneten Marjorie Taylor-Greene (Republikanerin, Georgia), weil sie sich in der Vergangenheit eine Vielzahl QAnon-Verschwörungstheorien zueigen machte. Die berüchtigsten davon handelten von einer Führungskraft einer Rothschild-Bank und Weltall-Lasern. Demokraten beschlossen ein Exempel zu statuieren, indem sie Taylor-Greene das Recht verweigerten in Ausschüssen des Repräsentantenhauses zu sitzen.

Lassen wir die Tatsache beiseite, dass Taylor-Green Anfang des Jahres verkündete, sie habe sich seitdem von QAnon distanziert: Die Dinge, die sie in der Vergangenheit sagte, waren unhaltbar. Aber wie kann man sie als für Privilegien des Repräsentantenhauses für unwählbar erklären, wenn Parlamentspräsidentin Nancy Pelosi und Mehrheitsführer Steny Hoyer – die beide weiterhin ihre Freundschaft zu und Unterstützung von Juden und Israel verkünden – Tlaib vom Haken lassen?

Die Antwort ist dieselbe, die sie in der Vergangenheit gegeben haben, um es abzulehnen Tlaibs „Squad“-Kollegin Ilan Omar (Demokratin, Minnesota) ernsthaft zu disziplinieren. Als „Women of Color“ wird ihnen ein dauerhafter Freifahrtschein gegeben Antisemitismus zu betreiben.

Im Juni zog Omar eine fadenscheinige und unerhörte Analogie zwischen Terrorgruppen wie der Hamas und den Taliban einerseits und Israel und den USA andererseits, für die sie eine ihrer Markenzeichen-„Klarstellungen“ gab, die einer Rücknahme oder Entschuldigung nicht einmal nahe kamen.

Omar hat früher schon amerikanische Juden mit ihrem berüchtigten „es geht nur um die Benjamins“-Satz zur Rolle, die die pro-Israel-Lobby AIPAC spielt, beschuldigt den Kongress zu kaufen. Das verhinderte nicht, dass die Parlamentspräsidentschaft sie befürwortet sowie als Star von Late Night-Fernsehcomedians gefeiert wurde, deren Sendungen einen täglichen gleichgesinnten Beitrag für die Demokratische Partei darstellen.

AIPAC geißelte das sowie einen Kommentar von „Squad“-Star Alexandria Ocasio-Cortez (Demokraten, New York), in dem sie sich gegen Hilfe für Israel stark machte und anstrebte die Hamas für ihre Terroranschläge auf den Judenstaat zu belohnen. Die Reaktion von führenden Demokraten und liberalen jüdischen Gruppen war nicht Empörung wegen ihrer Ziele, sondern richtete sich gegen die pro-israelische Lobby, weil die die Frechheit besaß, sie wegen dem, was sie sagte, anzuprangern.

Nach Angaben von Omar und ihren Verteidigern hieß etwas über ihren Antisemitismus und Hass gegen Israel zu sagen „ihr Leben in Gefahr zu bringen“. Die linke J-Street-Lobby behauptete, dass AIPAC damit, schlicht die Fakten zu festzustellen, „progressiven Demokraten den Krieg erklärt“ und falsche Beschuldigungen zu „Women of Color“ erhebt.

Leider sagten Pelosi und Hoyer, sich gegen das Paar oder Tlaib zu äußern sei „zutiefst zynisch und aufhetzend“ und es würde die Unterstützung für Israel nicht zunehmen lassen.

Das Problem hier lautet nicht nur, dass Mitglieder der erweiterten Version der „Squad“ von 2021 zu Israel gelogen haben und helfen zu antisemitischer Gewalt gegen Juden aufzustacheln. Das Problem ist, dass ihre Demokraten-Kollegen sich immer noch stärker von Versuchen angegriffen fühlen, diese Leute zur Verantwortung zu ziehen, als sie es von der Art offenen Antisemitismus sind, der von ihnen zum Ausdruck gebracht wird.

Demokraten reagieren auf jede Anfrage zu diesem Thema mit Gerede von rechtsextremem Antisemitismus. Aber das Land mit Gerede über Trump in den Wahnsinn zu treiben ist keine Antwort.

Wir wissen, dass Demokratische Sozialisten und andere Mitglieder der linken Basis der Partei, die derzeit sowohl das Weiße Haus als auch den Kongress kontrollieren, zunehmend antizionistische und antisemitische Positionen akzeptieren, was es für Mainstream-Demokraten politisch gefährlich macht sich ihnen entgegenzustellen.

Auch wenn sie schändliche Attacken gegen die führten, die versuchen die Wahrheit über „The Squad“ aufzuzeigen, zog J-Street seine Unterstützung für Tlaib wegen ihrer offenen Befürwortung der Elimination Israels zurück. Aber es gibt wenig Unterschiede zwischen ihrer Haltung und denen von Abgeordneten wie Omar, Ocasio-Cortez und Cori Bush (Demokraten, Missouri), die ebenfalls der antisemitischen BDS-Bewegung anhängen.

Wir befinden uns jetzt an dem Punkt, an dem liberalen jüdische Gruppen – ganz zu schweigen von den Demokratenführern Pelosi und Hoyer im Repräsentantenhaus – nicht erlaubt werden darf weiterhin mit den Bemühungen davonzukommen sich von diesen Hassern zu distanzieren, während sie sie eigentlich nicht verurteilen oder ihre Entfernung aus dem Kongress fordern. Das Gerede über die Verteidigung von „Women of Color“ und andere Versuche uns von der Wirklichkeit dessen abzulenken, was inzwischen auf einen informell für Antisemitismus eintretenden Gremium im Parlament hinausläuft, reicht schlicht nicht mehr aus.

Einfach ausgedrückt: Wenn Rashida Tlaib nicht dieselbe Behandlung zuteil wird wie Taylor-Greene, dann gibt es keine Möglichkeit zu argumentieren, dass die Mehrheit des Parlaments keinen Standard aufgebaut hat, der dem Antisemitismus von links gestattet durchzugehen.