Der Bombenanschlag auf das Restaurant Sbarro und warum Oslo versagte

Zwei Jahrzehnte nach dem terroristischen Massaker in Jerusalem bleibt der Vorfall eine notwendige, grausige Erinnerung an den grundlegenden Charakter eines Konflikts, der nicht durch israelische Zugeständnisse gelöst werden kann.

Jonathan S. Tobin, Israel National News, 11. August 2021

Der Terroranschlag auf das Sbarro (Foto: Flash90)

Nächsten Monat werden die Amerikaner den 20. Jahrestag der Anschläge vom 9/11 begehen. Das Trauma bleibt im Gedächtnis eines jeden bestehen, der damals lebte. Aber während dieser Tag des Terrors nie vergessen werden wird, weil er ein Ereignis ist, das Außen- und Verteidigungspolitik prägt, wird er schnell so belanglos werden wie der japanische Angriff auf Pearl Harbor.

Die letzten amerikanischen Truppen ziehen sich aus Afghanistan zurück, während Washington mit Gleichgültigkeit auf die Beweise reagiert, dass die Taliban – die Gruppe, die die Angreifer des 9/11 beherbergten und möglich machten – in Kabul schnell wieder das Sagen haben werden, zwei Jahrzehnte, nachdem US-Truppen sie als Teil einer Reaktion auf die Terroranschläge in die Flucht schlugen.

Aber etwas mehr als einen Monat vor dem 11. September erlitt Israel einen Terroranschlag, der zwar im Ausmaß geringer war als der Angriff auf New York und Washington, aber ebenfalls traumatisch. Und im Gegensatz zur amerikanischen Reaktion auf die Anstrengungen von Al-Qaida ist das, was am 9. August 2011 geschah immer noch entscheidend für das Verständnis nicht nur der israelischen Einstellungen gegenüber der Vorstellung eines Friedensprozesses mit den palästinensischen Arabern, sondern der Notwendigkeit, dass der jüdische Staat Verteidigungsmaßnahmen trifft, um sicherzustellen, dass die Ereignisse dieses Tages sich nicht wiederholen.

Ein Jahr nach Beginn des palästinensischen Abnutzungskriegs, der als Zweite Intifada bekannt wurde, schnallte eine palästinensische Araberin einem Selbstmord-Bomber eine Vorrichtung mit Sprengstoff, Nägeln und Schraubenmuttern um. Ihr Ziel war eine Filiale der Pizzakette Sbarro an Jerusalems Zion-Platz an der verkehrsreichen Kreuzung der King George Street und der Jaffa Road.

Das Verbrechen wurde von Ahmad Ahlam al-Tamimi geplant, einer damals 20-jährigen palästinensischen Araberin, die den Ort des Anschlags auswählte und den Bomber zu der Pizzeria führte. Sie glaubte, das Restaurant sei ein gutes Ziel, weil es ein beliebter Ort für Familien war, um ihre Kindern am Freitagnachmittag in der Hektik vor Sabbat zu verpflegen.

Zusammen mit dem Mörder wurden in dem Restaurant 15 Israelis und Touristen, darunter sieben Kinder getötet. Weitere 130 wurden von der Bombe verletzt, viele davon furchtbar verstümmelt, die so gestaltet war, dass nicht nur einfach Tod zugefügt wurde, sondern grauenhafte Verletzungen.

In einem Interview im Palästinenserfernsehen war Tamimi 2012 weiter stolz auf das, was sie getan hatte – und weidete sich sogar an der Erinnerung in einem Bus in Jerusalem gewesen zu sein, als die Nachricht von dem Bombenanschlag gesendet wurde und sie hörte, dass die anderen arabischen Fahrgäste die steigenden Todeszahlen feierten.

Natürlich sind 20 Jahre eine lange Zeit. Dank dem Bau der Sicherheitsbarriere zwischen einem Großteil der von der PA regierten „Westbank“ und Israel gehören Ereignisse wie die Bombe vom Sbarro, die während einer Intifada, die sich auf solche Gräueltaten konzentrierte, alltäglich geworden waren, heute der Vergangenheit an. Folgende Bemühungen palästinensisch-arabischen „Widerstands“, bei dem das Abschlachten von Juden das Ziel ist, beschränken sich auf ziellose Stichangriffe sowie das weitgehend sinnlose Schießen von Raketen nach Israel durch die Hamas und den Islamischen Jihad (von denen die meisten von der Eisernen Kuppel und dem Arrow-Luftverteidigungssystem abgefangen werden und viele Projektile oft zu kurz fliegen). Durch sie dürften mehr Araber als Juden geschädigt werden.

Warum sollten wir uns dann immer noch an den Sbarro-Bombenanschlag erinnern, außer um die Opfer zu ehren?

Dieses traurige Kapitel ist mehr als nur eine Tragödie, der gedacht werden sollte. Es gibt ein Problem mit so viel von dem, was als in den Mainstream-Medien als informierte Kommentare zum Konflikt durchgeht. Diejenigen, die hirnlos israelische Zugeständnisse und territoriale Rückzüge, einschließlich in Jerusalem fordern, haben anscheinend das Schlachtfest im Sbarros so vergessen wie andere Terroranschläge, die schließlich mehr als 1.000 Israelis das Leben kosteten.

Sie haben auch vergessen, was der unsinnigen, wenn auch blutigen, fünfjährigen Kampagne der palästinensischen Araber vorausging und warum es unter den Israelis einen breiten Konsens gibt, der sich von Mitte-links bis Rechts erstreckt und zurecht begreift, dass bei den palästinensischen Arabern und ihren Führern kein plausibler Friedenspartner irgendeiner Art zu finden ist.

Im Jul 2000 reiste der damalige israelische Premierminister Ehud Barak nach Camp David, wo er zusammen mit dem Gastgeber, Präsident Bill Clinton, PLO-Führer Yassir Arafat die Erfüllung des Versprechens der Formel „Land für Frieden“ der Oslo-Vereinbarungen von 1993 anbot. Arafat wurde ein Deal angeboten, der den Palästinensern Unabhängigkeit in fast der gesamten „Westbank“, dem Gazastreifen und einem Teil der Stadt Jerusalem gegeben hätte. Im Tausch dafür war alles, was er zu tun hatte, zuzustimmen den Konflikt für immer zu beenden.

Arafats Antwort lautete „nein“. Ein paar Monate später was es immer noch „nein“, als Barak das Angebot bei Gesprächen in der ägyptischen Grenzstadt Taba noch versüßte. Im Widerspruch zu den Erwartungen vieler Israelis und der meisten Beobachter des Auslands war das Ziel der von ihm geführten palästinensisch-arabischen nationalistischen Bewegung kein unabhängiger Staat an der Seite Israels, sondern ein Palästinenserstaat anstelle des einen jüdischen auf diesem Planeten.

Aber als Arafat Barak zum zweiten Mal abgewiesen hatte, hatte er auf das israelische Friedensangebot eine entschiedener Antwort gegeben, indem er die Orgie terroristischer Morde lancierte, die mit dem neutral klingenden Begriff „Zweite Intifada“ keimfrei gemacht wurde.

In den folgenden Jahren versuchten sich die folgenden US-Administrationen an derselben „Land für Frieden“-Formel mit ähnlich fehlendem Erfolg, weil Mahmud Abbas – Arafats angeblich „moderaterer“ Nachfolger – nicht fähiger war Frieden zu schließen, selbst wenn er dem zugeneigt gewesen wäre.

Dieselbe Art Aufstachelung zu Mord an Juden seitens der offiziellen palästinensischen Medien und Bildungsinstitutionen, die zu Massakern wie im Sbarro führten, geht heute weiter. Und in einem Anflug grausamer Ironie sitzt Tamimi heute frei wie ein Vogel in Jordanien, als Ergebnis der Entscheidung des ehemaligen Premierministers Benjamin Netanyahu mehr als 1.000 Terroristen freizulassen, um den 2005 von der Hamas entführten Soldaten Gilad Shalit frei zu bekommen, darunter solche mit Blut an den Händen wie sie.

Genauso schlimm: Präsident Joe Bidens außenpolitisches Team agiert immer noch so, als sei die Annahme über „Land für Freiden“ und eine Zweistaatenlösung so berechtigt, wie sie es war, als Präsident Bill Clinton im Sommer 2000 glaubte, er werde den Friedensnobelpreis gewinnen. Für sie ist es so, als hätten das Friedensangebot von Camp David sowie das folgende Blutvergießen nie stattgefunden. Sie und die Basis der Demokratischen Partei, die eine noch feindseligere Haltung gegenüber Israel vorziehen würde, handeln immer noch so, als würden die israelischen Sicherheitskontrolle in den ansonsten autonom regierten Bereiche der palästinensischen Autonomiebehörde in der „Westbank“ ein Akt der Unterdrückung sein statt notwendige Selbstverteidigung.

Die Palästinenser und ihrer Führer müssen begreifen, dass diese israelischen Anstrengungen eine Rückkehr zu Bombenanschlägen wie während der Intifada zu einem Rohrkrepiere macht. Aber auch sie handeln und reden immer noch, als sei die Anerkennung der Legitimität eines jüdischen Staates – egal, wo seine Grenzen gezogen werden – etwas, das sie nie tun werden. Die Israelis wissen, dass ein Rückzug aus der „Westbank“ und die Entwurzelung hunderttausender Juden aus ihren Heimen in Jerusalem und den Gebieten keinen Frieden bringen wird. Es würde, wie der Abzug aus dem Gazastreifen 2005, ihr Land nur weniger sicher machen.

Sbarro ist immer noch wichtig, nicht nur wegen seines Grausens, sondern weil die Dummheit, die die Serie der Ereignisse zur Runde des Terrorismus in Gang setzte, in den unrealistischen Forderungen nach einem Ende der „Besatzung“ und Unterstützung von BDS-Kampagnen, die vom Antisemitismus derer inspiriert wird, die behaupten die einzigen zu sein, die für Frieden und Menschenrechte eintreten, immer noch gesund und munter ist. Anständige Menschen sollten nicht nur die Erinnerung an die Opfer vom 9. August 2021 als Segen behalten, sondern auch niemals erlauben, dass die Lektionen des Scheiterns von Oslo vergessen werden.