Juden zählen nicht

Wenn von Vielfalt und Inklusion geredet wird, sind Juden kein Teil der Diskussion

Richard L. Cravatts, FrontPage Mag, 14. Januar 2022

1978 brachte der Prozess Regents of the University of California gegen Bakke den Begriff „diversity“ [Vielfalt] ins Lexikon höherer Bildung. Obwohl das Gericht feststellte, dass die medizinische Fakultät der University of California in Davis ein verfassungswidriges Quotensystem einsetzte, mit dem sie Alan Bakke die Aufnahme verweigerte, stellte Richter Lewis Powell in seiner berühmten Ausführung fest, dass Universitäten ungeachtet des ihm innewohnenden Fehlers eines solchen Quotensystems wahrscheinlich die Qualität ihrer Einschreibungen verbessern könnten, indem sie eine „diverse Studentenschaft“ anstreben, die „einen robusten Ideenaustausch betreibt“ und dass es „ein zwingendes staatliches Interesse“ daran gibt zu versuchen ein solches  Ziel zu erreichen und die Inklusion historisch unterrepräsentierter Gruppen auf dem Campus zu fördern.

Statt Studenten zu helfen sich an die reale Vielfalt der Gesellschaft außerhalb der Campusmauern anzupassen, hat die Kampagne zur Steigerung der Vielfalt jedoch dazu gedient balkanisierte Universitäten zu schaffen, in denen momentane Opfer sich in eigenständige und sich nach innen orientierende Rassen- und Kulturgruppen ausgrenzen – genau das Gegenteil der Absicht der Universitäts-Diversokraten und ihrer aufgeblasenen Lehensgüter, mit denen sie für diese Theologie der Viktimisierung, Radikalgerechtigkeit und Inklusion werben.

Es scheint jedoch so, dass nicht alle ethnischen Gruppen die Sorge der Sozialkrieger der Woke-Campusse benötigen. Juden, eine winzige, aber stark sichtbare und einflussreiche Minderheitengruppe, werden regelmäßig ignoriert, wenn Opfergruppen um Anerkennung auf der Sensibilitätsskala konkurrieren. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass genau die Personen, deren Rolle darin besteht sicherzustellen, dass alle Menschen anerkannt und alle Gruppen geschützt werden, eine besondere Feindseligkeit gegenüber Juden und dem jüdischen Staat Israel an den Tag legen.

In der anspruchsvollen Atmosphäre der Rassengleichheit und Diskussion um Unterdrückung und Opferrolle gelten Juden heute als weiß und „weiß privilegiert“, die, obwohl sie lange eine verleumdete und verhasste Minderheit gewesen sind, heute von der Einordnung als Opfer ausgeschlossen werden und selbst zu Zielen von Verurteilung, Kritik und Rüge geworden sind – sogar durch diese Profis der Vielfalt, Gleichheit und Inklusion (DEI – diversity, equity, inclusion), deren Hauptrolle darin besteht am Campus Umfelder zu schaffen, die frei von Bigotterie, Hass und Einseitigkeit sind.

Konzerne wie Google, zusammen mit Facebook und Twitter haben sich als zentrale Vermittler der zeitgenössischen Woke-Kultur erwiesen, aber nirgendwo ist identitäsbasierte Herschaft offensichtlicher als an Universitäten, wo DIE-Polizisten, „Vielfalts-Beauftragte“ auf ihrem jeweiligen Campus, entscheiden, wer die Opfergruppen dieser Generation bildet und wie sie verhätschlet werden sollten und wie man Kümmernisse belohnt.

Beunruhigenderweise hat aber 2021 ein Bericht von Jay Greene und der James Paulat Heritage Foundation namens „Irrglaube Inklusion: Der Antisemitismus der Mitarbeiter für Vielfalt, Gleichheit und Inklusion an Universitäten“ aufgedeckt, dass genau die Leute, die damit beauftragt sind Campus-Umfelder zu schaffen, die frei von Bigotterie und Orte zu sein, an denen alle Gruppen sich willkommen fühlen, besonders dunkle und hasserfüllte Einstellungen hegen, wenn es um Juden und Israel, den jüdischen Staat geht.

Die Studie beruhte auf einer Analyse „der Twitter-Accounts von 741 DEI-Mitarbeitern an 65 Universitäten, um zu dokumentieren, ob es Beweise für Antisemitismus zur Unterstützung anekdotischer Behauptungen zu israelfeindlichen Aktivitäten seitens DEI-Mitarbeitern gibt“ und offenbarte, dass die DEI-Profis keine neutralen Beobachter des Klimas an Universitäten sind und „deutlich machten, dass DEI-Mitarbeiter an Universitäten in Wirklichkeit als politische Aktivisten wirken, eine enge und radikale ideologische Agenda artikulieren und erzwingen.“

Und im Einklang mit der aktuellen Campus-Kampagne Israel unerbittlich zu verleumden und zu beleidigen, indem geholfen wird palästinensische Selbstbestimmung zu unterstützen, schießen diese DEI-„Polizisten“ wahllos gegen Israel, so dass die Autoren des Berichts „… feststellten, dass DEI-Mitarbeiter von Israel besessen sind, über das jüdische Heimatland fast dreimal so oft kommunizieren wie über das Land [China], das seine muslimischen Bürger aktiv interniert“,

Und die Besessenheit mit Israel war, wie vorherzusehen, nicht positiv. Tatsächlich, stellte der Bericht fest, „sind Tweets zu Israel auch durchweg negativ: 96% brachten Kritik zum Ausdruck …“ während „im Gegensatz dazu 62% der Tweets mit Verweis auf China [als Vergleichsthema im Bericht behandelt] wohlwollend sind“.

Die in dem Bericht untersuchten Tweets bestätigen, dass diese DEI-Diversokraten regelmäßig Reden führen, die gemäß der Arbeitsdefinition der Internationalen Holocaust-Gedenkallianz (IHRA) eindeutig antisemitisch sind. „Die regelmäßige Verwendung von Begriffen [in den Tweets] wie Apartheid und Kolonialismus sollen Israel als ein rassistisches Unterfangen darstellen und ihm sein Existenzrecht als Heimat des jüdischen Volks verweigern“, eines der in der Definition angführten Anzeichen für antisemitisches Reden.

Nicht nur das: Indem an Israel ein Standard angelegt wird, den man von keinem anderen Land erwartet oder fordert, das sich ähnlichen Herausforderungen ausgesetzt sieht, demonstrieren die DEI-„Polizisten“ laut der IHRA-Definition ein weiteres Beispiel für Antisemitismus. „Der energische Angriff auf israelische Reaktionen auf Raketen und Terroranschläge zeigen auffälliges zweierlei Maß“, befand der Bericht, „da nur vom jüdischen Staat erwartet wird seine Bürger nicht so zu verteidigen, wie es alle anderen Staaten der Welt tun würden. Dass Kritik an China im Vergleich zu Israel so selten ist, ist ebenfalls ein starker Beweis für zweierlei Maß. Israel des Völkermords oder ethnischer Säuberung zu beschuldigen bedeutet ganz klar, dass israelische Politik mit der der Nazis gleichgesetzt wird“ – laut der Definition weiteres antisemitisches Tun.

Wie sehen die Abschlussausführungen des Berichts aus? Die Autoren regen an, weil die Wahrnehmung lautet „Juden besitzen, anders als andere Minderheitengruppen, Privilegien und Macht, Juden und Opfer von Judenhass verdienten oder bräuchten die Aufmerksamkeit „derer in DEI-Machtpositionen“ nicht. Der Report schließt: Tatsächliche wird „schmerzhaft deutlich, dass viele Mitarbeiter für Vielfalt, Gleichheit und Inklusion, die mit der Verfolgung dieser löblichen Ziele beauftragt sind, ihren Auftrag preisgeben, zumindest wenn es um Juden geht“.

Obwohl jüdische Studenten gemäß jedem normalen Maßstab als Gruppe gesehen werden müssten, die Schutz vor Voreingenommenheit, Hass und Schikane durch ihre Kommilitonen und Professoren verdient, hat die Debatte um Israel und die Palästinenser jüdische Anhänger des Zionismus und Israels in eine ungemütliche Position gebracht, oft dort, wo sie sich von progressiven Bewegungen ausgeschlossen fanden. Radikale Aktivistengruppen wie Students for Justice in Palestine waren oft erfolgreich damit schwarze, muslimische, schwule und hispanische Studenten für sich zu gewinnen, für die israelfeindliche Kampagne, die Israel als weißen, kolonialen Unterdrücker eines braunen, einheimischen Volks darstellt, was zum Ergebnis hat, dass Studenten und Dozenten, die Israel unterstützen, als unbußfertige Rassisten und Anhänger eines Apartheidregimes sind.

Linke Studenten, die durchaus die progressiven Werte und Überzeugungen ihrer Kommilitonen teilen, aber Israel unterstützen, finden sich daher regelmäßig von der Teilnahme an Kampagnen für Rassengleichberechtigung ausgeschlossen, mit denen sie eigentlich sympathisieren, weil sie wegen ihrer Loyalität gegenüber dem Zionismus und Israel als linke Ausgestoßene gebrandmarkt werden.

Und weil Juden, zu Recht oder zu Unrecht, als mächtig, „weiß“ und mit „weiß privilegiert“ wahrgenommen werden, sind DEI-„Polizisten“ ihnen gegenüber weniger mitfühlend gewesen, wenn jüdische Studenten sich über die Schikanen und Verunglimpfungen beschweren, die sie oft als Ergebnis bösartig israelfeindlicher Veranstaltungen, von pro-palästinensischen Rednern und israelfeindlichen Dozenten erfahren, die Studienpläne mit einseitig antiisraelischen, antiwestlichen und manchmal antisemitischen Lehrmaterialien aufladen.

Dass jemand, der mit der Förderung von Inklusion, Vielfalt und Gleichheit unter Studenten beauftragt ist, einerseits vorgibt sich um dieses Ziel zu kümmern und dennoch öffentlich Israel und Juden verachtet, sollte widersprüchlich scheinen, aber ein Beispiel für dieses Doppeldenken versetzt derzeit den Campus der University of Southern California in Aufruhr. In den Fall involviert ist die widerwärtige Yasmeen Mashayekh, eine Studentin an der USC Viterbi School of Engineering, die von einer Gruppe von rund 60 USC-Dozenten „fortgesetzter offen antisemitischer und zionophobischer Äußerungen“ beschuldigt wurde.

Es ist nicht zu fassen, wenn auch möglicherweise kein Zufall, dass Frau Mashayekh eine Senatorin für Vielfalt, Gleichheit und Inklusion in der Studentenvertretung der USC-Aufbaustudenten ist, wie der Katalog der Canary Mission (eine Internetseite, die Dossiers über antisemitische, radikale Studenten und Dozenten zusammenstellt) zeigt; Mashayekh twitterte am 9. Mai 2021: „Ich will jeden motherfucking Zionisten töten.“ Als Canary Mision auf diesen widerlichen Tweet mit einem eigenen antwortete, in dem stand, ihr Tweet sei „erschreckend“, twitterte Mashayekh: „Oh nein, wie erschreckend, dass ich töten will, wer mich kolonisiert!!“

Im Juni twitterte Mashayekh: „Tod Israel und seine Schlampe USA“ und retweetete einen Tweet, in dem es hieß: „Möge I****l [Israel] bis auf die Grundmauern niederbrennen. #Rettet Silwan.“ Und für den Fall, dass es irgendwelche Zweifel wegen ihrer Gefühle zum jüdischen Staat gibt, gehörte zu ihren Tweets im Juni Unterstützung für Terrorismus und den Tod von Juden: „Wenn du nicht für die komplette Vernichtung Israels und der Besatzungskräfte bist, dann bis du palästinenserfeindlich“; „Tod Israel“ und „Ja, ich fucking liebe Hamas, wie stfu [shut the fuck up = halt dein verdammtes Maul.“]

Aber während eine Gruppe des Lehrkörpers die USC-Verwaltung aufrief proaktiv zu handeln und das Reden und die Stimmung dieser boshaften Studentin zu verurteilen, sind andere, die Mashayekh unterstützen, eifrig damit beschäftigt gewesen aus dieser hasserfüllten, antisemitischen Fanatikerin ein Opfer von Islamophobie und Rassismus zu machen, sogar jemanden, der Rufschädigung zugefügt worden sei.

So konnte Mashayekh sich mit einem Mantel der Opferrolle schützen und straflos den Zionismus, die Juden und Israel attackieren, wegen ihres mutmaßlichen Opferstatus und der Tatsache, dass die  Ziele ihrer widerwärtigen Ideologie „weiße“ Juden sind, Verteidiger eines Rassistenstaates, die es, zumindest ihrer Meinung nach, nicht verdienen vor Hass geschützt zu werden.

An der Stanford University befindet sich das DEI-Programm des Beratungs- und Psychologischen Dienstes der Universität (CAPS) im Zentrum einer Klage, die vom Brandeis Center for Human Rights Under Law im Auftrag zweier Berater für psychologische Gesundheit – Dr. Ronald Albucher und Sheila Levin – eingereicht wurde, die „eine feindselige und unwillkommene Umgebung für Juden im Programm Vielfalt, Gleichheit und Inklusion (DEI) erlebten, die gegen Title VII des Civil Rights Act von 1964 und den Fair Employment and Housing Act von Kalifornien verstoßen“.

„Das DEI-Programm“, fordert die Klage ein, „fördert das Stereotyp, dass Juden, auch Frau Levin und Dr. Albucher, ‚weiß‘ oder ‚vorübergehend weiß‘ sind und führte das klassisch antisemitische Sprachbild ein, dass Juden mächtig, reich und privilegiert sind.“ Bei DEI-Trainingsstunden wurden Levin und Albucher mit der Sprache der Viktimisierung konfrontiert, zu der „weiße“ Juden als Unterdrücker von „People of Color“ gehören. „Mit der Befürwortung eines antisemitischen Narrativs, das Juden kollektiv als Unterdrücker bezeichnet, die für systematischen Rassismus verantwortlich sind, während gleichzeitig die uralte jüdische Identität bestritten wird“, heißt es in der Klage, „fördert das DEI-Programm judenfeindliche Stimmung und ermutigt zu Feindseligkeiten gegen Juden.“

Und während das „DEI-Programm entworfen wurde, um allen Mitarbeitern ‚zu helfen Fähigkeiten und Vertrauen zu entwickeln sich auf Studenten unterschiedlicher Hintergründe einzulassen‘“, verletzt Juden und die jüdische Erfahrung als für Schutz untauglich zu erklären, der anderen ethnischen Gruppen gewährt wird, Geist wie Absicht dieses DEI-Auftrags. Beunruhigender ist, vermerkt die Klage, „dass das DEI-Programm antisemitische Vorfälle auf dem Campus von Stanford ignoriert und die antisemitische Falschmeldung verbreitet, Juden hätten ‚immense Macht und Privilegien‘, was Stanfords Mitarbeiter für psychologische Gesundheit lehrt die Folgen antisemitischer Vorfälle für die psychische Gesundheit durch antisemitische Vorfälle zu ignorieren.“

Diese Verschmelzung von Juden und weißem Herrenmenschentum, der zentralen Ideologie der Nazis, ist natürlich historisch absurd und moralisch pervers, genauso wie die Annahme, dass jüdische Studenten und Dozenten „weiße Privilegien“ genießen. Für jüdische Studenten ist zudem potenziell gefährlich, dass sie sich jetzt vielleicht selbst verteidigen müssen – nicht nur gegen die ständigen Beschuldigungen das rassistische Apartheid-Regime Israels zu unterstützen, das die unglücklichen Palästinenser unterdrückt – sondern auch, dass sie Teil einer großen, unheilvollen Bewegung sind, zu der im Denken der DEI-„Polizisten“ und anderer woken Campus-Linken die schlimmsten, radikalsten Elemente der neuen Rechten gehörten, die angeblich während der Administration Trump ermutigt und Sichtbarkeit und Einfluss gegeben wurden: Konservativen, Republikanern, Zionisten und allerlei Sonderlingen aus dem Neonazi-Rand.

Die unerbittliche Fokussierung auf Vielfalt, Inklusion und Gleichheit hat Juden vorsätzlich vom ideologischen Auftrag ausgenommen und in dem Prozess die Rechte und Sicherheit von Juden wurden gefährdet, ignoriert und heruntergespielt.

„Tatsächlich“, hielt die Stanford-Klage auf zum breiteren Thema fest, um das es hier geht, „dient dieser Fall als warnende Geschichte: Diese [DEI-Profis] … die an der wichtigen und notwendigen Arbeit der Bekämpfung von systemischem Rassismus und Diskriminierung beteiligt sind, müssen gewissenhaft sicherstellen, dass sie im Prozess des Konterns von Bigotterie, die sich gegen eine Gruppe richtet, nicht die Schikanierung oder Diskriminierung einer anderen Gruppe fördern oder begehen.“

Neben guten Absichten müssen Juden auch zählen.

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