Top-Militär- und Geheimdienstexperten aus Israel, USA, Großbritannien drängen Michael Blume zurückzutreten, nachdem er den israelischen Helden Orde Wingate als Kriegsverbrecher bezeichnete.
Benjamin Weinthal, Jerusalem Post, 1. August 2022
Top-Experten aus Militär und Geheimdiensten in Israel, den USA und Großbritannien drängten die Regierung des Bundeslandes Baden-Württemberg den vermeintlichen Antisemitismus-Beauftragten Beamten Michael Blume zu ersetzen, weil er den israelischen Nationalhelden Orde Wingate, der weithin als Vater der Israelischen Verteidigungskräfte gilt, als „Kriegsverbrecher“ bezeichnete.
Brigadegeneral (a.D.) Amir Avivi, Gründer und CEO des Israel Defense and Security Forum (IDSF), sagte gegenüber der Jerusalem Post: „Der selige Orde Wingate war ein Wegbereiter und revolutionärer Militärkommandeur, dessen wagemutigen Angriffe und Taktiken an Militärschulen weltweit immer noch studiert werden. Wingate kämpfte auf mindestens drei Kontinenten tapfer gegen Unterdrücker und wird auf ewig in der israelischen Erinnerung verankert bleiben.“
Avivi, ehemaliger Kommandeur der Gaza-Division der IDF, fügte hinzu: „Wingate zu beschuldigen Kriegsverbrechen begangen zu haben, ist ein moralisch verwerflicher Versuch die Geschichte umzuschreiben und das außergewöhnliche Vermächtnis eines britischen Offiziers zu beschmutzen. Dieser Versuch ist strikt abzulehnen. Die IDSF wird weiterhin genau die Art Militärstrategie befürworten, die Wingate verkörperte: Initiative, Kreativität und ein fester Glaube an die Gerechtigkeit unserer Sache.“
Michael Oren, ehemaliger israelischer Botschafter in den USA, sagte gegenüber der Post, weil er den britischen General verunglimpfte, „sollte Blume zurücktreten“.
Wingate, ein von den Traditionen des christlichen Zionismus durchdrungener Offizier, diente von 1936 bis 1939 im Mandat Palästina. Er schuf und befehligte die Nächtlichen Sondereinheiten, bewaffnete Gruppen britischer und Haganah-Freiwilliger, die die arabischen Saboteure und Terroristen bekämpften.
Oren, der im ersten Libanonkrieg 1982 als Fallschirmjäger diente, ist ein angesehener Militärhistoriker und ehemaliger stellvertretender Minister im Büro des Premierministers.
Blumes Äußerung, Wingate sei ein „Kriegsverbercher“ und ein „britischer Mörder“ erschien erstmals auf seinem privaten Twitter-Account. Dann äußerte Blume das in einem Aufsatz auf einer zweifelhaften Internetseite, die mutmaßlich Antisemitismus und Verschwörungstheorien propagiert.
Der verstorbene IDF-Generalstabschef und israelische Verteidigungsminister Mosche Dayan sagte über Wingate: „Er lehrte uns alles, was wir wissen.“
Wingate ist auf dem US-Militärfriedhof im Arlington County in Virginia beerdigt.
Richard Grenell, der ehemalige geschäftsführende Direktor der Nationalen Geheimdienste der USA unter der Administration Trump, sagte gegenüber er Post: „Blume schürt Antisemitismus und eint die Leute nicht. Er sollt entweder zurücktreten oder zum Rücktritt gezwungen werden.“ Grenell diente als Botschafter in Deutschland und gehört dem Holocaust Memorial Council in Washington DC an.
Bei Israelis, amerikanischen jüdischen Organisationen und Anhängern Israels hat es im August weit verbreitete Empörung wegen Blumes israelfeindlichen Kommentaren gegeben, weil er eigentlich den modernen Antisemitismus – den Hass gegen den jüdischen Staat – bekämpfen soll.
Oberst (a.D.) Richard Kemp, der die britischen Truppen in Afghanistan befehligte, sagte der Post: „Es ist offensichtlich, warum Blume, der der Idee anhängt, dass Zionisten mit Nazis vergleichbar sind, den britischen General Orde Wingate angegriffen und diffamiert hat, als er ihn als Kriegsverbrecher und Mörder bezeichnete. Wingate, ein hoch dekorierter britischer Offizier, der im Zweiten Weltkrieg beim Kampf für sein Land getötet wurde, verteidigte in den 1930-er Jahren Juden in Palästina mutig gegen mörderische Araber-Banden. Er war ein engagierter Zionist, wird in Israel als Held und Freund verehrt. Das reicht aus, um den Hass derer anzustacheln, die gegen Israel und den Zionismus sind.“
Simon Wiesenthal Center
Das Simon Wiesenthal Center stufte Blumes Aktivitäten 2021 als siebtschlimmsten Ausbruch von Antisemitismus ein; Grund waren unter anderem seine vernichtenden Attacken auf Israel und Juden in den sozialen Medien. 2019 likte Blume einen Facebook-Eintrag, der Israelis mit Nazis gleichsetzte. Im selben Jahr drängte der Top-Nazijäger des Wiesenthal Center, Efraim Zuroff, Blume zum Rücktritt.
„Es ist unglaublich, dass ein deutscher Antisemitismus-Beauftragter in den Top Ten der Antisemitismus-Liste des Wiesenthal Centers erscheint, dass er mit dem Iran und der Hamas verkehrt, die sich beide der gewalttätigen Vernichtung des jüdischen Staates verschrieben haben. Von allen Ländern der Welt hat gerade Deutschland die Verantwortung Judenhass auf Schritt und Tritt zu bekämpfen und dass einer seiner Beamten – ob Antisemitismus-Beauftragter oder nicht – diese Abartigkeit unterstützt, ist ein Grund nationaler Schande. Herr Blume beschämt Deutschland und sollte zurücktreten oder entlassen werden“, fügte Kemp hinzu.
Der britische Oberst hat mehrfach beim UNO-Menschenrechtsrat für Israel ausgesagt, darunter 2009, als er sagte: „Aufgrund meiner Kenntnisse und Erfahrung kann ich sagen: Während der Operation Gegossenes Blei unternahmen die Israelischen Verteidigungskräfte mehr, um die Rechte von Zivilisten in Kampfzonen zu schützen als jede andere Armee in der Kriegsgeschichte.“
Rabbi Abraham Cooper, stellvertretender Dekan des Simon Wiesenthal Centers, sagte der Post: „Zionisten- und Zionismus-Hasser streben an die Geschichte unseres Volks zu verleumden und zu dämonisieren. Kann irgendjemand Blumes Antisemitismus bezweifeln? Sicher kann die deutsche Obrigkeit jemanden für den Posten des Antisemitismus-Beauftragten finden, der bereit ist Judenhass zu bekämpfen statt zu ihm beizutragen.“
Dan Pollak Direktor für Regierungsbeziehungen der Zionist Organization of America, sagte gegenüber JNS: „Diese Zitate des Michael Blume sind inakzeptabel und erfordern zusammen mit seinen anderen antisemitischen Handlungen eindeutig, dass das Land Baden-Württtemberg ihn von seinem Posten als Antisemitismus-Beauftragter entfernt. Die ZOA steht gegen Judenhass aller Arten, aber es ist besonders inakzeptabel, wenn es um einen Regierungsbeamten geht, dessen Job es ist Antisemitismus zu bekämpfen.“
Pollak, ehemaliger U-Boot-Offizier der US Navy, sagte: „Die Erinnerung an Orde Wingate ist eine Inspiration sowohl für Christen als auch für Juden, die den Weg gegangen sind, den er als wichtigster in dieser Zeit im Yischuw dienender britischer Offizier bereitete. General Wingate zu verleumden, um ein zeitgenössisches politisches Ziel zu erreichen, ist besonders widerwärtig. Wie so viele ‚Antizionisten‘ kann Michael Blume seine faktische Judenhass-Agenda nicht verbergen. Er sollte sofort zurücktreten oder entlassen werden.“
Melissa Braunstein, die für den Washington Examiner schreibt, fragte auf Twitter: „Warum gibt es einen Beauftragten gegen Antisemitismus, der Antisemitismus unterstützt?“
Wingate wird in Israel geliebt; dort sind Straßen und Plätze, das Nationale Zentrum für Körperliche Bildung und Sport, das Wingate Institute, nach ihm benannt.
Israels erster Premierminister David Ben-Gurion glaubte, Wingate hätte der erste Generalstabschef der IDF werden können, wäre er nicht im Zweiten Weltkrieg getötet worden.
Der britische Premierminister Winston Churchill sagte über Wingate: „Ich hatte ihn als einen genialen Mann erkannt und ich hoffte, er würde ein Mann des Schicksals werden.“
Nach Blume und der Kritik an Blume durch das Wiesenthal Center und Oren gefragt, sagte Natan Sharansky, der international berühmte Kämpfer für Freiheit und Demokratie und ein führender Experte für modernen Antisemitismus, er habe keine Zeit den Fall Blume zu evaluieren, weil er auf dem Weg zu einem Vortrag an der Oxford University ist, aber er „schätzt und respektiert die Meinung des Wiesenthal Centers und Michael Orens“. Sharansky ist ein ehemaliger Leiter des Jewish Agency und ehemaliger Politiker in Israel.
Die Post schickte Presse-Anfragen an Michael Blume, den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmer, Israels Botschaft und die deutsch-jüdische Gemeinschaft.