Deutsche Antisemitismus-Beobachtergruppe hebt Zunahme von Holocaust-Missbrauch hervor

Ben Cohen, The Algemeiner, 28. September 2022

Die Teilnehmerin einer Demonstration in München am 9. Mai 2022 hält ein Schild hoch, das Coroan-Vorsichtsmaßnahmen mit den Gräueltaten des Josef Mengele gleichstellt, dem Nazi-Art, der als „Todesengel“ bekannt war. (Foto: @robertandreasch / Twitter)

Missbrauch des Holocaust bildet ein zunehmend bedeutendes Element antisemitischer Übergriffe im Freistaat Bayern, so ein am Mittwoch veröffentlichter neuer Bericht.

Der Bericht des Münchener Büros von RIAS, einer bundesweiten Antisemitismus-Beobachterorganisation, dokumentierte hunderte antisemitischer Vorfälle aus den Jahren 2019 bis 2022, die den Holocaust als Mittel der Beleidigung oder Herabwürdigung von Juden anführten.

Eines der angeführten Beispiele ereignete sich im August, als ein Wachmann, der als von „arabischer Herkunft“ beschrieben wurde, einer Gruppe israelischer Sportler, die den, Ort des Massakers an der israelischen Mannschaft bei den Olympischen Spielen von 1972 würdigen wollten, einen Nazi-Gruß bot. In einem folgenden twitter-Post verband Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, diesen Vorfall mit einer Rede des PA-Präsidenten Mahmud Abbas in derselben Woche, der Israel auf einer Pressekonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz beschuldigte „50 Holocausts“ begangen zu haben.

Laut RIAS-Bericht„Multikrektionale Angriffe auf die Erinnerung – Post-Schoah-Antisemitismus in Bayern“ – gab es seit 2019 bei mehr als 1.000 antisemitischen Aufregern on Bayern drei körperliche Angriffe, 35 Vorfälle von Grundbesitz-Schäden und 437 Fälle von beleidigendem Vehalten, die den Holocaust erwähnten. Der Bericht verzeichnete zudem 183 öffentliche Ereignisse, bei denen der Holocaust in Sprechchören und Parolen oder auf Plakaten herabgewürdigt oder relativiert wurde.

Viele der mit dem Holocaust in Verbindung stehenden Vorfälle erschienen in Protesten gegen Israel, insbesondere während des Kriegs vom Mai 2021 im Gazastreifen und Protesten gegen soziale Distanzierung und Maskenmaßnahmen in der COVID-19-Pandemie, bei denen große Zahlen an Demonstranten den „Judenstern“ anlegten – der „Judenstern“, den die Nazis die Juden auf ihrer äußeren Kleidung zu tragen verpflichteten – als Protest gegen den ihrer Wahrnehmung nach niedrigeren Status. Im Juni 2020 ging die Stadt München so weit das Zeigen des „Judenstern“ bei den Pandemie-Protesten zu verbieten.

„Im Kontext der Corona-Pandemie, aber auch des russischen Aggressionskrieges  [in der Ukraine] erleben wir zunehmend, dass der Holocaust bei Treffen in München relativiert wird und eine zunehmende Ablehnung der Erinnerungen an die Schoah“, sagte Miriam Heigl, Leiterin der Abteilung für Demokratie in München, einer städtischen Einrichtung, die sich auf die deutsche Zivilgesellschaft konzentriert.

Auch deutsche Politiker äußerten Sorge angesichts der Erkenntnisse des Berichts.

„Der aktuelle RIAS-Bericht zeigt, dass wir bei der Brandmarkung und Bekämpfung des Antisemitismus nicht nachlassen dürfen‘“, sagte Florian Ritter, parlamentarischer Sprecher der oppositionellen SPD.

„Ich finde es besonders schlimm, dass die Schoah selbst so oft als Grund für blinden Hass auf Juden verwendet wird“, fuhr Ritter fort. „Das ist zutiefst unmenschlich und interpretiert die Oper als Täter neu. Die SPD lehnt eine solche Einstellung vehement ab.“

[Anmerkung des Übersetzers: Es wäre schön, könnte man dem wirklich Glauben schenken und würde sich das nicht nur auf „rechten“ oder als solchen wahrgenommenen Antisemitismus] beschränken.]