Jerusalemer Museum für armenische Geschichte eröffnet nach 5 Jahren Renovierung wieder

Mardigian Museum in der Altstadt zeigt die reiche Kultur und Mühsal einer Gemeinschaft, die eine kontinuierliche Präsenz in der heiligen Stadt bewahrt hat, obwohl Herrscher gekommen und gegangen sind.

Ilan Ben Zion, The Times of Israel, 16. Januar 2023

Winter-Sonnenlicht erfüllt das Armenische Museum in der Altstadt von Jerusalem, 11. Januar 2023 (Foto: AP / Maya Alleruzzo)

AP – Hundert Jahre nachdem zahlreiche Kinder, deren Eltern im armenischen Völkermord getötet wurden, aufgenommen wurden, hat eine Waisenhaus aus dem 19. Jahrhundert im armenischen Viertel seine Türen als Museum wieder gehöffnet, das die reiche, wenn auch schmerzliche Geschichte der Gemeinschaft dokumentiert.

Das Mardigian-Museum zeigt armenische Kultur und erzählt die Jahrhunderte dauernde Geschichte in der heiligen Stadt. Gleichzeitig ist es eine Gedenkstätte für rund 1,5 Millionen Armenier, die von den osmanischen Türken in der Zeit um den Ersten Weltkrieg bei dem getötet wurden, was Forscher als den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts betrachten.

Die Türkei bestreitet, dass die Tode einen Völkermord darstellten und sagt, der Blutzoll sei aufgebläht und dass die Getöteten die Opfer von Bürgerkrieg und inneren Unruhen waren.

Direktor Tzoghig Karakaschian sagte, das Museum solle als „Reisepass für Menschen dienen, damit sie über die Armenier Bescheid wissen“ und damit sie ihren Teil der Geschichte Jerusalems verstehen.

Das Museum eröffnete End 2022 nach mehr als fünf Jahren Renovierung. Davor diente das Gebäude – ursprünglich ein in den 1850-er Jahren gebautes Pilger-Gästehaus – als Kloster, Waisenhaus für Kinder, die den Völkermord überlebten, Seminar und schließlich als kleines Museum und Bibliothek.

Jerusalem ist Heimat für eine Gemeinschaft von rund 6.000 Armeniern, viele davon Nachkommen der Menschen, die vor dem Völkermord flohen. Viele bewohnen eines der Hauptviertel der historischen Altstadt, ein zumeist abgeschlossenes Gelände, das an die armenische Kathedrale des Heiligen Jakobus aus dem 12. Jahrhundert grenzt.

Museumsführer Arek Kahkedjian gestikuliert vor einer Darstellung zum Völkermord im Armenischen Museum in der Altstadt von Jerusalem, 11. Januar 2023 (Foto: AP / Maya Alleruzzo)

Aber die Verbindung der Armenier zur heiligen Stadt reicht Jahrhunderte zurück von Mönchen und Pilgern im späten Römischen Reich bis zu armenischen Königinnen des Kreuzritter-Jerusalem.

Das zentrale Teil des Museums, das den sonnenerfüllten Hof ausfüllt, ist ein erlesenes Mosaik aus dem 5. oder 6. Jahrhundert mit exotischen Vögeln und Weinreben, das 1894 auf dem Areal eines uralten armenischen Klosterkomplexes entdeckt wurde. Es trägt die Inschrift in armenischer Sprache, das „dem Gedenken und der Rettung aller Armenier“ gewidmet ist, „deren Namen der Herr kennt“.

Im Armenischen Museum in der Altstadt Jerusalems ausgestellte, restaurierte Mosaik-Fliesen, 11. Januar 2023 (Foto: AP Photo/ Maya Alleruzzo)

Jahrzehnte lang blieb das Mosaik in einem kleinen Museum nahe des Damaskus-Tors der Altstadt. 2019 führten die israelische Antikenbehörde und das armenische Patriarchat die mühselige Arbeit auf sich den Mosaikboden abzutragen und durch die Stadt zum neu renovierten Museum zu transportieren.

Von als „Khachkars“ kunstvoll gemeißelten Kreuzen bis zu ikonenhaft gemalten Kacheln und Priestergewändern zeigt das Museum armenische Kunstwerke und erzählt gleichzeitig auf hervorragende Weise die armenische Überlebensgeschichte. Während Jerusalem mit dem Aufstieg und Fall von Imperien die Besitzer wechselte, blieben die Armenier.

Besucher betrachten eine Ausstellungsvitrine im Armenischen Museum in der Altstadt von Jerusalem, 11. Januar 2023 (Foto: AP Photo/ Maya Alleruzzo)

„Überleben bedeutet nicht gesehen zu werden“, sagte Arek Kahkedjian, ein Museumsführer. „Wir haben überlebt, ohne dass die Menschen wissen, was oder wer wir sind und heute fühlen wir uns bereit Ihnen die Geschichte und das Vermächtnis, die Kultur zu zeigen und zu lehren, wie wir uns mit der Zeit weiterentwickeln und modernisieren.“