Der Stammbaum der antisemitischen („antizionistischen“) Juden

Daled Amons, Elder of Ziyon, No. 3, 2022

Ich kann mich noch daran erinnern, dass es für Juden verpönt war Israel öffentlich zu kritisieren.

Diesen Punkt haben wir lange hinter uns gelassen.

Um es mit Leon Wieseltier in seiner Kritik an Tony Judt von 2003 zu formulieren: Es gibt Juden, die

die Grenze von Kritik an Israels Politik zu Kritik an Israels Existenz überschritten haben.

Es gibt heute Juden, die sich von der überwiegenden Mehrheit derjenigen Juden abtrennen, die laut Umfragen Israel und den Zionismus als für ihre jüdische Identität wichtig betrachten. Stattdessen geben diese Juden Paul O’Brien wieder, den US-Direktor von Amnesty International, der im März eine Gruppe Juden maßregelte, er lehne eine Meinungsumfrage ab, die ein kulturelles historisches Band der Juden zu Israel andeutet:

„Tatsächlich glaube ich nicht, dass das wahr ist“, sagte O’Brien zu diesen Zahlen. „Ich denke, mein Bauchgefühl sagt mir, was Juden in diesem Land wollen, ist zu wissen, dass es eine Zuflucht gibt, die ein sicherer und nachhaltiger Ort ist, den die Juden, das jüdische Volk Zuhause nennen können.“

Statt eines jüdischen Staates wollten amerikanische Juden „einen sicheren jüdischen Ort“, fuhr O’Brien fort. „Ich denke, sie können mit der Zeit überzeugt werden, dass der Schlüssel zur Nachhaltigkeit darin bestehen das zu bewahren, was ich als jüdische Kernwerte betrachte, die bei der Schaffung dieses Ortes prinzipientreu und fair und gerecht sein müssen.“ [Hervorhebung hinzugefügt – EoZ]

Zufluchtsort?
Nachhaltigkeit?
Hat O’Brien vom Überleben des jüdischen Volks geredet oder davon einen Wald voller Bäume zu erhalten?

Das ist jedoch das, was eine lautstarke Minderheit der Juden heute vertritt – dass Juden sich von Israel distanzieren sollten. Wenn überhaupt, dann haben wir bereits die nächste Ebene erreicht, auf der israelfeindliche Gruppen jetzt dafür werben sich von Juden zu distanzieren, die Israel offen unterstützen oder gar einen Bezug oder eine Bindung zu Israel zeigen.

Diese antizionistischen jungen Juden sind mehr als nur laut. Sie behaupten für eine zunehmende Zahl junger Juden von heute zu sprechen, wenn sie Israel komplett ablehnen. Doch seltsamerweise verteidigen diese selbsterklärt progressiven jungen Juden Juden und jüdische Rechte nicht. Stattdessen verteidigen sie den Antizionismus gegen Antisemitismus-Vorwürfe. Ein Artikel im Tablet Magazine hält fest:

So hat die ironisch benannte „Jewish Voice of Peace“ [Jüdische Stimme für Frieden] sich mit einer ganzen Reihe Antisemiten zusammengetan, die sich als bloße Antizionisten ausgeben, von Miko Peled, der Juden als „schäbige Diebe“ bezeichnete, bis zu Alison Weir von „If Americans Knew“ [Wenn die Amerikaner das wüssten], die sich darüber beschwerte, es gebe zu viele Juden am Supreme Court, die mittelalterliche Ritualmord-Lüge verteidigt und sich wiederholt mit weißen Herrenmenschen und Holocaust-Leugnern wie dem vom Southern Poverty Law Center designierten Clayton Douglas zusammentat. (JVP distanzierte sich kurze Zeit von Weir, nur um sie bald darauf zu einer seiner Veranstaltungen wieder einzuladen.)

Das ist die Gesellschaft, die sie pflegen.

Wichtiger ist aber, dass diese Juden, die Wert darauf legen Israel offen zu verurteilen, einen historischen Stammbaum haben. So wie antizionistische Attacken auf Israel in die Fußstapfen vieler Jahrhunderte antisemitischer Attacken auf Juden folgen, spiegeln auch Juden, die Attacken auf Israel führen, die Juden, die Attacken gegen jüdische Gemeinden anführten.

Doron Ben-Atar trug ein Kapitel zum Buch Deciphering The New Antisemitism [Den neuen Antisemitismus entschlüsseln] bei; darin schreibt er:

In jeder Generation steigen einige Juden aus ihren Gemeinschaften zur vollen Teilnahme an umgebenden Kulturen aus. Diese Konvertiten wenden sich manchmal mit großer Leidenschaft gegen ihre Glaubensgenossen. Der Apostat wird zu einem entscheidenden Informanten – der vertraute Insider, der das Licht gesehen hat und den Auftrag übernimmt die angebliche Widerwärtigkeit der Juden gegenüber der nichts ahnenden Welt offenzulegen. Manchmal kappen Apostaten offiziell ihre Verbindungen zu den Juden und dem Judentum und zu anderen Zeiten ziehen sie den Mantel des „guten“ Juden oder „richtigen Art“ von Juden an – die „Ehre der Rasse“. Ihre judenfeindlichen Kampagnen und Verurteilungen verleihen der Judenfeindlichkeit Glaubwürdigkeit, Authentizität und Legitimität. [Hervorhebung hinzugefügt; S. 112]

Zum Beispiel:

  • Die erste bekannte Ritualmord-Lüge – die Tötung Williams von Norwich1144 – kam erst 30 Jahre später in Gang, als ein Geistlicher 1173 ein Buch schrieb, in dem er die jüdische Gemeinschaft beschuldigte den Jungen gekreuzigt zu haben. Zum Beweis stützte sich der Priester auf Theobald, einen konvertierten Juden. Theobald behauptete, die Juden übten solche Ritualmorde regelmäßig, jährlich aus.
  • Als Ludwig IX. von Frankreich im 13. Jahrhundert einen Prozess, um die Gotteslästerung des Talmud festzustellen, wurde ihm von Nicholas Donin geholfen, einem früheren Jeschiwa-Schüler. Dank seiner Hilfe ordnete das Gericht die Verbrennung und das Verbot des Talmud an.
  • Pablo Christiani war auf mehreren Ebenen erfolgreich. Er überzeugte König Jakob I. von Aragon die Juden zu zwingen an seinen Bekehrungsgottesdiensten teilzunehmen. Zusätzlich überzeugte er Papst Clemens IV. jedes noch vorhandene Exemplar des Talmud in Europa zu vernichten und er war in der Lage König Ludwig IX. dazu zu bringen von den Juden zu fordern, dass sie in der Öffentlichkeit Erkennungskennzeichen zu tragen. [S. 112-113]

Das sind einige der bekannteren Beispiele. Es gibt weitere, weniger bekannte Juden, die zu Vertreibungen, Krawallen, Zwangskonversionen und der Zerstörung jüdischen Lernens beitrugen.

Mit dem Beginn der Aufklärung änderte sich später die Taktik, da die Kritiker der Juden versuchten die Juden zu überzeugen das Judentum zu verlassen und sich zu assimilieren statt an ihren rückständigen Traditionen festzuhalten.

Dieser Versuch die Bande der Juden zum Judentum zu zertrennen, um die jüdische Identität zu verwässern, wenn nicht gar auszumerzen, wird von jungen jüdischen Progressiven heute komplett umfunktioniert, die die Bande der Juden zu Israel trennen wollen.

Cynthia Ozick findet einen Vergleich der heutigen progressiven jüdischen Kritiker mit ihren früheren Ahnen:

Die Nicholas Donins und Pablo Christianis der vergangenen Zeitalter rannten, um ihre jüdischen Beziehungen aufzugeben, obwohl sie sie untergruben. Die Nicholas Donins und Pablo Christianis unserer Zeit laufen, um ihre jüdischen Beziehungen zu umklammern, obwohl sie sie in Verruf bringen. Es ist also so, dass sie als selbsternannte Juden, als treue und ehrenwerte Juden, als Juden auf Linie mit den Propheten, als Juden, die sich um der Integrität der Juden und des Judentums willens äußern, wir heutzutage Argumente gegen das Überleben oder gegen die Notwendigkeit oder die Legitimität des Staates Israel hören.

Das soll nicht heißen, dass Kritik an Israel verboten ist, eine Behauptung, die Kritiker gerne erheben. So schreibt Ben-Atar:

Die Antizionisten machen den Antisemitismus nur koscher, wenn sie die Vernichtung Israels unterstützen, wenn sie alte antisemitische Sprachbilder verwenden um Israels Beziehung zur Welt zu beschreiben und wenn sie Zionismus mit Nationalsozialismus verschmelzen. [S. 115/116]

Eine weitere Taktik dieser „antizionistischen Koschermacher“ ist eine, die die Jewish Voice of Peace nutzt, nicht unähnlich dem, worauf Paul O’Brien verwies:

Sie erfinden ein ästhetisiertes Judentum – einen psychologischen und intellektuellen Geisteszustand – der völlig vom tatsächlichen jüdischen Kollektiv und der Erfahrung von Juden als Individuen und als Volk losgelöst ist. [S. 125]

Es ist verführerisch den Versuch zu unternehmen die Motivation für die jüdischen Kritiker genau zu bestimmen, sei es aus Selbsthass, um sich bei anderen Progressiven anzubiedern oder sogar Macht zu gewinnen. Entscheidender ist aber die Frage, ob sie die Ergebnisse ihres Handelns sehen.

Diese „Nicholas Donins und Pablo Christianis der vergangenen Zeitalter“ machten das natürlich und es kehrte sie eindeutig nicht. Aber was ist mit denen von heute? Sehen sie das Ergebnis von dem, was sie tun? Kümmert es sie überhaupt?

Edward Alexander schreibt:

Die BDS-ler mögen beschränkt, feige, moralisch bankrott sein; aber sie müssten auch taub, dumm und blind sein die Verbindung zwischen ihren Bemühungen und den mörderischen Absichten derer nicht zu erkennen, die den Holocaust nur deshalb bereuen, weil er dem Antisemitismus – eine Zeit lang – einen schlechten Ruf verschafft hat.

Diese Attacken auf Israel, wo die größte Konzentration Juden weltweit lebt, sind von Natur aus antisemitisch. Diese Attacken sind nicht bloß Kritik. Sie sind „eine antisemitische Kampagne, um aus einem Paria-Volk einen Paria-Staat zu machen“.

Einmal mehr der Beleg, dass Juden absolut in der Lage sind ihre eigenen schlimmsten Feinde zu sein.

Natürlich ist Israel als rassistisch zu bezeichnen antisemitisch. Hier ist ein perfektes Beispiel.

Elder of Ziyon, 3. Februar 2021

Nada Elia lehrt Amerikanische Kultur an der Western Washington University. Sie schreibt regelmäßig für Mondoweiss.

Vor kurzem schrieb sie einen Artikel im Middle East Eye, der sowohl ihre Ignoranz als auch ihren Antisemitismus zeigt.

Nachdem Israels Innenministerium gerade ankündigte, dass Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft Ugandas nicht nach Israel einwandern dürfen, verurteilten viele progressive Israelis und Diaspora-Juden die Entscheidung als rassistisch.

Natürlich ist es das; Rassismus ist ein prägendes Charakteristikum des Zionismus, der eine ethnische Gruppe anderen gegenüber privilegiert. Die Entscheidung stimmt zudem mit dem virulenten Rassismus gegen Schwarze im Einklang, der Israel plagt; dem nur der antipalästinensische Rassismus des Landes gleichkommt oder ihn übertrifft.

Wie jemand mit auch nur flüchtigen Kenntnissen Israels begreift, hat diese Entscheidung des Innenministeriums nichts mit der Ethnie der Ugander zu tun. Es liegt daran, dass der Staat Israel nur Übertritte zum Judentum anerkennt, die von orthodoxen Rabbinern vorgenommen wurden und die Abayudaya-Gemeinde in Uganda wurde von jüdisch-konservativen Rabbinern konvertiert.

Man kann darüber streiten, ob Israel Überritte durch nichtorthodoxe Bewegungen akzeptieren sollte, aber das ist nun gar keine Frage von ethnischer Überlegenheit oder Rassismus. Wäre das der Fall, dann hätte Israel nicht mehr als 100.000 äthiopische Juden willkommen geheißen.

Jeder, der Israel besucht, kann auch sehen, dass es keinen „virulenten Rassismus gegen Schwarze“ gibt; eine ganze Generation Hebräisch sprechender äthiopischer Juden haben sich in die Gesellschaft integriert und niemand blinzelt deswegen auch nur. Es gibt etwas Rassismus, der dem in jedem einzelnen westlichen Staat ähnelt und der wird von niemandem gebilligt.

Warum also lügt Nada Elia?

Weil jemanden als Rassist zu bezeichnen die schlimmste Beschimpfung ist, die man heute von sich geben kann. Und Nada Elia ergötzt sich daran Israel (heißt: die Juden Israels) als rassistisch zu bezeichnen. Als Herabsetzung ist das das linke Äquivalent zu „kike“ [eine beleidigende, herabsetzende Bezeichnung, die in Nordamerika verwendet wurde/wird].

„Ethnische Säuberer“, „Kolonialisten“, „Rassisten“, „Apartheid“, „weiße Herrenmenschen“ – all diese Begriffe sind bewusste Beschimpfungen für Juden und nur für Juden, wenn sich das auf Israel bezieht. Sie sind die moderne, progressive Version von „sheeny“, „Christusmörder“ und „Wucherer“.

Israelische Juden als „Nazis“ zu bezeichnen – was die Kritiker der IHRA-Definition billigen – ist das direkte moralische Äquivalent und geschaffen um genau denselben Schmerz zu verursachen, wie für schwarze Menschen das andere „N“-Wort zu verwenden.

Auf gewisse Weise sind diese Beleidigungen schlimmer, weil sie vorgeben Darstellungen der Wahrheit zu zionistischen Juden zu sein und in höflicher Gesellschaft verwendet werden können. Das Hauptargument dagegen diese Verunglimpfungen als antisemitisch zu bezeichnen lautet im verdrehten Geist der Hasser, sie seien korrekt. Komplette Schriften wurden verfasst, die es rechtfertigen Israel als „Apartheid“-Staat oder als „rassistischen“ Staat zu bezeichnen, ohne die offensichtlichen Gegenbeispiele zu zeigen, die beweisen, dass die Argumente nichts anderes als Beschimpfungen ohne Basis in der Realität sind.

Die IHRA erkennt das und stellt diese Verunglimpfungen korrekt dar. Moderne Antisemiten wie Nada Elia geben vor, die Beleidigungen seien derart offensichtlich wahr, dass es kaum wert sei sie zu beweisen.

Die Protokolle der Weisen des Zionismus

redshift, 11. April 2015

Evelyn Hecht-Galinski ist eine deutsche Antizionistin, deren hauptsächliche Qualifikation dafür, sich öffentlich zu Israel und Palästina zu äußern, darin besteht, dass sie die Tochter eines ehemaligen Vorsitzenden Zentralrats der Juden ist, der einflussreichsten jüdischen Organisation Deutschlands.

Vielleicht ist es ihr jüdischer Hintergrund, der sie veranlasste einem Ereignis Beachtung zu schenken, das größtenteils nur in israelischen Medien berichtet wurde: dass der Islamische Staat die Kontrolle über das Viertel/das Flüchtlingslager Yarmuk in Damaskus übernimmt. Yarmuk ist eines der vielen kleinen Ghettos, die in der arabischen Welt für palästinensische Flüchtlinge errichtet wurde – und für ihre Kinder und Kindeskinder, die auch alle als Flüchtlinge behandelt werden – denen die arabischen Staaten die Einbürgerung verweigern, weil sie befürchten, die Palästinenser zu gut zu behandeln könnte deren Verlangen die Juden aus Palästina zu vertreiben dämpfen könnte.

Yarmuk hat schon seit dem Beginn des syrischen Bürgerkriegs reichlich Anteil am Unglück gehabt. Weil es als Brutstätte für Oppositionsaktivitäten galt, wurde es von Regierungstruppen beschossen und erlitt eine lang anhaltende Belagerung, die darauf ausgelegt war die Zivilbevölkerung Yarmuks auszuhungern. Hecht-Galinski, deren antizionistisches Geschwafel vor allem deshalb beliebt ist, weil sie als Jüdin Dinge sagen kann, die aus dem Mund eines Deutschen nicht toleriert würden, vermerkte, dass niemand sonst Yarmuk wahrzunehmen schien, selbst jetzt, wo der Islamische Staat die Kontrolle über das Viertel übernommen hat und anfängt seine köpfende Form von Recht auszuüben.

Was aber macht eine überzeugte Antizionistin, wenn sie mit einem der stichhaltigendsten Beweise konfrontiert wird, dass all das Gerede von „palästinensischer Solidarität“ nichts als hohle Phrasen sind, dazu angelegt die Tatsache zu vertuschen, dass diese Menschen nur eine gute Fassade für den guten alten Kampf gegen das jüdische Volk ist? Nun, sie schiebt natürlich Israel die Schuld zu. Denn Hecht-Galinski ist überzeugt, dass die Welt Palästina als Ganzes auf Befehl Israels ignoriert (wobei sie ignoriert, dass zum Beispiel Associated Press mehr Reporter dazu abgestellt hat über Palästina zu berichten, als über das gesamte Afrika südlich der Sahara); der einzige Grund, dass sich niemand um Yarmuk kümmert, kann nur israelische Intervention sein.

Und so schloss Hecht-Galinski in ihrem verzweifelten Versuch ihre Interpretation der Lage im Nahen Osten aufrechtzuerhalten, ihr Klagen über das Leid der Palästinenser in Yarmuk wie folgt: „I(sraelischer) S(ecret) I(ntelligence) S(ervices)“ – die Anspielung auf eine Verschwörungstheorie, die zuerst in iranischen Staatsmedien veröffentlicht wurde, wo man behauptete, von Edward Snowden verratene Dokumente würden beweisen, dass die USA und Israel sich zugunsten des Islamischen Staates einmischen. Natürlich gibt es diese Dokumente nicht und Snowden wusste nichts von einer solchen Einmischung.

Aber es bleibt immer etwas hängen.

Ein Alibijude macht Israel zur Minna

Am 6. Juli veröffentlichte der Berliner Tagesspiegel ein Interview mit Daniel Barenboim. Gleich zu Anfang äußert er sich negativ über „orthodoxe Juden“, die sich „ohnehin nicht“ bei seinem Multikulti-Orchester (das im Prinzip eine schöne und gute Sache ist) bewerben, weil sie „am Freitag und Samstag nicht auftreten dürfen“. (Der Mann scheint nicht so ganz komplett informiert zu sein.) Hingegen hat lobt er die muslimischen Mitglieder seiner Truppe, weil die auch im Ramadan mitmachen, wo sie „tagsüber nichts essen“ dürfen. Die sind also weitaus besser drauf als orthodoxe Juden.

Gefragt, ob er sich als Israeli nach den Revolutionen in der arabischen Welt um die Sicherheit seines Landes sorgt, kommt ein Hammer: „Ich weigere mich, die Ereignisse des Arabischen Frühlings darauf zu reduzieren, ob sie gut oder schlecht für Israel sind. Nur die Irren denken, die ganze Welt drehe sich um Israel.“ Ist das so, dass die Ereignisse in der arabischen Welt nur darauf reduziert werden, ob sie gut oder schlecht für Israel sind? Und selbst wenn: Was soll eine solche Antwort? Darf man sich keine Sorgen um Israel machen, wenn in Ägypten und dem übrigen Nordafrika die Revolutionen Leute an die Macht spült, die ausschließlich Hass auf Israel nicht nur empfinden, sondern predigen und ihre Politik daran ausrichten oder zumindest ausgerichtet sehen wollen? Der Dirigent gibt mit seiner Äußerung eigentlich nur eines zu verstehen: Ob es Israel betrifft und wie, ist für ihn völlig belanglos. Rutsch mir den Buckel runter, jüdischer Staat!

Der Stuss hört hier nicht auf. Der Antisemitismus der Araber – „Palästinenser“ – sei einzig und allein der Vertreibung geschuldet. Der Mann hat keine Ahnung von Geschichte, er blendet – bewusst? (ich fürchte: ja!) – alles aus, was vorher schon von den Arabern gegen Juden im heiligen Land unternommen wurde. Das Stichwort Hadsch Amin al-Husseini sollte genügen, aber es gibt noch die arabischen Pogrome aus den 1920-er Jahren, die alleine schon die irre These dieses Nabelschau-Profis widerlegen. Aber was lässt sich ein Barenboim von Fakten stören?

Die haltlosen Beschimpfungen ohne Realitätsbezug gehen weiter: „Heute ist Jerusalem hauptsächlich ein jüdisch-orthodoxer Ort.“ Ist das so? Entweder läuft der Typ blind durch die Stadt oder er war zu lange nicht mehr da, um sich nicht von antiisraelischer Propaganda von links verabschieden zu müssen. Man gehe mal die Jaffa Road entlang, die heute nur noch von der Straßenbahn und (teilweise) Bussen zu befahren ist. Die Stadt pulsiert, anders als Tel Aviv, aber was da – bzw. rechts und links davon – an Menschen zu finden ist, widerspricht Barenboim. Der Mahane Yehuda-Markt, die Fußgängerzone Ben Yehuda-Straße, die King George Road, weiter weg die German Colony oder auch Talpiot. Nix von „hauptsächlich ein jüdisch-orthodoxer Ort“. Natürlich ist Jerusalem stärker von strenger glaubenden Menschen geprägt als viele andere Orte in Israel. Aber was ist daran so schlimm? Schlimm wäre es, wenn es nichts anderes gäbe. Aber das scheint Herrn Barenboim durch den Kopf zu gehen. Für ihn dürfte wohl Mea Shearim Jerusalem repräsentieren, wo nicht hereidische Menschen auch mal gerne beschimpft werden, wo Steine gegen Vertreter des Staates fliegen können; doch ist selbst das nur ein verhältnismäßig kleiner Teil Jerusalems und die Gewalttäter und Unflätigen nur ein Teil der Einwohner dieses Viertels.

Der Mann prahlt gerne damit, wie eingenommen er von sich ist: „Seitdem man in Berlins Restaurants nicht mehr rauchen darf, besuche ich nur noch eine Handvoll Lokale, in denen das Rauchen noch erlaubt ist. Dort kennen mich die Kellner und machen die Musik freundlicherweise von selbst aus.“ Denn er verträgt Musik nicht, wenn sie am falschen Ort gespielt wird. Da passt es dann auch, dass Mercedes, deutsche U-Boote usw. genauso falsch wären wie ein Antisemit und man deshalb den Antisemiten begrüßen muss: „Das Wagner-Verbot ist doch lächerlich. Jedes zweite Taxi in Tel Aviv ist ein Mercedes. Die Regierung hat auch keine Scheu, deutsche U-Boote zu kaufen. Wenn schon, dann müsste man alles Deutsche aus dem Land verbannen.“ Wir lernen: Wenn Wagner Antisemit war, dann ist auch Mercedes antisemitisch und alles übrige Deutsche ebenfalls.

Ist das schon  der Gipfel oder doch eher der Abschluss im abgedruckten Interview: „In Israel gibt es keinen politischen Willen, der die Gerechtigkeit und Notwendigkeit eines eigenen palästinensischen Staates anerkennt.“ Abgesehen davon, dass das schlicht falsch ist – solch harsche Worte hat er nicht für die arabischen Terroristen, die den Judenstaat nicht anerkennen, ihn vernichten wollen – und die Juden gleich alle mit.

Barenboim und seine wirklichkeitsfremden Äußerungen haben einen offenen Brief an den Musikus veranlasst, der natürlich nicht abgedruckt wurde. Deshalb folgt er hier:

Sehr geehrter Herr Barenboim

Als Schweizer Musiker jüdischer Herkunft war ich letztes Wochenende in Berlin, um an meinem Schulprojekt gegen historischen und aktuellen Antisemitismus zu arbeiten, welches auf der Geschichte und den Gedichten der jüdischen Lyrikerin Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942) basiert.

Zufällig habe ich Ihr Interview im Tagesspiegel gelesen. Bitte erlauben Sie mir dazu ein paar Bemerkungen.

Als Musiker ist mir die Notwendigkeit einer guten Öffentlichkeitsarbeit vor einem wichtigen Konzert, wie dem Ihrigen in der Waldbühne, durchaus bewusst. Dass Sie dazu die Möglichkeit eines umfassenden Interviews nutzen, sei Ihnen selbstverständlich unbenommen.

Aber warum immer auf Kosten von Israel…?

Einmal mehr sind Sie Sich nicht zu schade, sich dem Entschuldungsbedürfnis der Deutschen anzudienen, die sich durch die einseitige Verurteilung Israels (vorzugsweise durch einen Juden) von der eigenen Schuld zu entlasten suchen. Und wie immer, wenn Sie Sich von den Medien als Alibijude instrumentalisieren lassen, um die Welt über den Nahostkonflikt aufzuklären, gibt es nur einen Schuldigen: Israel.

Kein Wort über die systematische Aufhetzung der Palästinenser zum Jihad gegen Israel, die antisemitische Propaganda von islamischen Geistlichen, Politikern, Akademikern und Intellektuellen auf arabischen TV-Sendern, die per Satellit weltweit verbreitet werden, die skrupellose Gehirnwäsche, durch die bereits Schulkinder zu Selbstmord-Attentätern erzogen werden, die Chartas der PLO und Hamas, die die Zerstörung Israels (und aller Juden) sowie die Errichtung eines islamistischen Staates auf ganz „Palästina“ fordert und Nahost-Friedensinitiativen ablehnt.

Es wird sie immer geben, die sogenannten „self hating jews“, die mit ihren verqueren Ansichten eine wie auch immer geartete Aufmerksamkeit und/oder Bestätigung in der Öffentlichkeit suchen. Das jüngste Beispiel sind die Schmierereien an den Wänden der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, die von ultraorthodoxen jüdischen Extremisten stammen sollen, die den Staat Israel als „Gotteslästerung“ ablehnen.

Dagegen sind Ihre haltlosen Thesen relativ harmlos und vor allem als durchaus erfolgreiche Konzert-PR zu werten. Weshalb Alibijuden wie Sie, Avram Burg, Finkelstein, Grosser, Hessel und wie sie alle heissen, in den sogenannten „Friedensforen“, wie sich Antisemiten heute gerne nennen, willkommen sind, ist offensichtlich. Sind sie doch für die nützlichen Idioten wie Mankell, Paech, Groth, Polenz, Langer, Höger etc. unabdingbar, denn Dank ihnen kann man sich immer darauf berufen, dass die eigenen grotesken Ansichten auch „von jüdischen Mitbürgern“ geteilt werden.

Abschliessend darf ich Ihnen empfehlen, sich weniger mit öffentlichem Israel-Bashing zu profilieren, sondern sich vermehrt der von Ihnen gewünschten „radikalen Veränderung“ des Deutschen Bildungssystems zu widmen, an dessen Finanzierung Sie Sich „sogar auch beteiligen“ würden. Dafür sind Sie meiner Ansicht nach eher qualifiziert und das dürfte für Sie aufgrund Ihrer exorbitanten Gagen auch kein grösseres Problem darstellen.

Mit freundlichen Grüssen

David Klein

Die Gemeinsamkeiten von Holocaustleugnern und Antizionisten

Manfred Gerstenfeld, Interview mit Elhanan Yakira, 4. Dezember 2011 (direkt vom Autor)

„Es scheint so, als ob Israels Hauptgegner außerhalb der arabischen und muslimischen Welt Israelis und Juden im Ausland sind. Diese Leute erfahren hohe Wertschätzung durch Israels nicht jüdische Feinde. Die selbst ernannte „wahre Linke“ Israels nimmt Haltungen ein, die allgemein als postzionistisch bezeichnet werden. In Wirklichkeit sind sie antizionistisch.

Diese Ideologie weigert sich, dem jüdischen Volk das Recht auf Selbstbestimmung und damit Israeldas Existenzrecht als jüdischer Staat zu gewähren. Das bedeutet, sie leugnet ebenfalls, dass Israel sowohl jüdisch als auch demokratisch sein kann. Führende Intellektuelle, jüdische wie nicht jüdische, spielen in dieser neuen Mutation des Antisemitismus eine wichtige Rolle.“

Prof. Elhanan Yakira
Prof. Elhanan Yakira

Elhanan Yakira ist Schulman-Professor für Philosophie an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Er besitzt einen Doktortitel der Sorbonne in Frankreich und hat verschiedene Bücher veröffentlicht. Sein Buch Post-Zionism, Post-Holocaust: Three Essays on Denial, Forgetting, and the Deligitimation of Israel (Postzionismus, Postholocaust: Drei Aufsätze zu Leugnung, Vergessen und der Delegitimierung Israels) löste eine große öffentliche Debatte in Israel aus, als 2006 die hebräische Originalversion erschien.

„Es gibt in Israel keine Holocaustleugner. Doch einige israelische Akademiker und andere Angehörige der radikalen Linken nutzen den Holocaust als wichtiges Argument beim Aushöhlen der moralischen Rechtfertigung Israels und um es zu dämonisieren. Man sollte die Bedeutung oder die Unmoral dieser Haltungen nicht unterschätzen.

Der Diskurs der israelischen Antizionisten ähnelt dem von Teilen der Linken und extremen Linken im Ausland. In ihrer Diskussion nutzen die Antizionisten oft die Standpunkte der Philosophin Hannah Arendt zum Zionismus. Insbesondere Ahrendts Buch zu Eichmann hat sie zu einem Symbol der antiisraelischen Subkultur gemacht. Ich bezweifle aber, dass sie – würde sie heute noch leben – deren Ansichten dazu teilen würde.

Bezüglich der Rolle des Holocaust im Postzionismus – in Wirklichkeit ist das Antiisraelismus – findet man gewisse Analogien zur Holocaustleugnung und zwar zur Behauptung, der Holocaust habe nie stattgefunden. Das betrifft insbesondere Leugner, die aus der radikalen Linken kommen. Diese Art der Leugnung, ein seltsames Phänomen, findet sich hauptsächlich in Frankreich. Das Besondere dabei ist nicht der Holocaust, von dem sie besessen ist, sondern ganz ausdrücklich die Existenz eines jüdischen Staates. Da, so wird behauptet, der Holocaust die Ursache und einzig mögliche Rechtfertigung für Israels Existenz ist, fällt Israels Existenzrecht, hätte er nie stattgefunden, in sich zusammen.

Auch für die Postzionisten – eigentlich: Antizionisten – ist der Holocaust selbst nicht von Interesse. Sie postulieren fälschlich, er sei die universelle und grundlegende Erklärung für die Existenz Israels und dessen Verhalten. Die Struktur des Arguments der beiden Seiten ist dieselbe.

Auf dieser falschen Grundlage entwickeln sie weitere Argumente, der Holocaust sei der einzige Grund für die Gründung und Existenz Israels. Die internationale Gemeinschaft, behaupten sie, würde Israel niemals finanziell, politisch, moralisch, militärisch unterstützt haben, gäbe es diese ‚Erpressung‘ nicht, die auf dem Holocaust gründet. Die andere Seite dieses Arguments besteht darin, dass der Holocaust Israels Psyche, Ethos, Machtpolitik und seine angebliche Gewalttätigkeit erklärt.

Die Wahrheit sieht radikal anders aus. Die Grundlagen für die Verwirklichung des zionistischen Programms wurden gelegt, lange bevor der Holocaust auch nur möglich wurde. Weiterhin ist die zionistische Bewegung das einzige Mal der jüdischen Geschichte, bei der Juden politische Macht hatten, die aber nicht zum Töten genutzt wurde. Israel bekämpft seine Feinde, aber mit weit mehr Zurückhaltung als irgendjemand sonst. Die Behauptung, das israelische Ethos sei eines der Gewalttätigkeit, ist verleumderisch.

Die Postzionisten entwickeln ihre falschen Argument in verschiedene Richtungen. Zum Beispiel fragen sie: ‚Warum sollten die Palästinenser den Preis für das bezahlen, was den Juden in Europa angetan wurde?‘ Dies wird auch so formuliert: ‚Israel wurde in Sünde geboren.‘ Die Dämonisierer behaupten dann, um bessere Menschen zu werden müssten Israel und die Juden den Holocaust hinter sich lassen.

Solche Argumente haben eine gewisse Präsenz in der akademischen Welt Israels gewonnen. Auf dieser Grundlage ist viel Literatur verbreitet und eine intellektuelle Gemeinde gleich gesinnter Verzerrer geschaffen worden. Der beste Weg, um international in akademischen Kreisen voranzukommen, besteht darin, Teil eines Systems zu sein. Dann wird man regelmäßig ins Ausland eingeladen und wird veröffentlicht, auch wenn die eigene Arbeit keine signifikante Substanz besitzt. In den letzten Jahren sind wir Zeugen der Veröffentlichung einer großen Zahl postzionistischer Bücher außerhalb Israels geworden.

Ich habe immer zur säkularen Linken gehört. Viele Israelis, die Teil der so genannten „zionistischen Linken“ sind, glaubten, ihre Position sei moralisch vertretbar. Noch immer erkennen einige kaum, dass sie in den Augen der Antizionisten mit all den anderen Israelis zu einer homogenen, kriminellen Horde gehören. Viele dieser zionistischen Linken stellten fest, dass sie gegen ihre persönlichen Freunde und Kollegen opponierten.

In der Vergangenheit haben wir, wie jeder andere, die von Israel gemachten Fehler bedauert. Wir waren viel zu schüchtern darin uns unseren israelischen und jüdischen Feinden entgegenzustellen. Wir müssen jetzt konsequent und laut immer wieder sagen, dass Antizionismus ein Skandal und ein Zeichen moralischen Bankrotts ist.“

Dr. Manfred Gerstenfeld ist Vorsitzender des Aufsichtsrats des Jerusalem Center of Public Affairs.

Deutsche nutzen „antiisraelische“ Juden, um Holocaust-Schuld zu mildern

Analyse: Welche Mechanismen lassen einige deutsche Lehrer, Schüler, Beschäftigte der Stiftung EVZ Israel in den Prügelknaben für Europas Schuld verwandeln?

Benjamin Weinthal, Jerusalem Post, 16. Oktober 2011

Das Exposé der Jerusalem Post zur deutschen Holocuast-Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft (EVZ) Ende September und Anfang Oktober deckte auf, dass zwei ihrer Oberschul-Programme zum Holocaust von Hass gegen den jüdischen Staat angetrieben waren. Welche sozialen und psychologischen Mechanismen lassen deutsche Lehrer, Schüler und Beschäftigte der Stiftung EVZ den Holocaust marginalisieren und den Staat Israel zu einem öffentlichen Prügelknaben für Europas Schuldgefühle wegen der Verbrechen der Shoah machen?

In einer Reihe Interviews mit führenden israelischen und niederländischen Spezialisten am letzten Sonntag untersuchte die Jerusalem Post das Bedürfnis vieler Europäer die Schuldgefühle zur Erinnerung an die Beteiligung ihrer Vorfahren am Holocaust zu löschen.

Die EVZ nutzte €38.690, um 2010/2011 Schüleraustauschprogramme zu fördern, bei denen Israel mit dem früheren, repressiven und stalinistischen ostdeutschen Staat gleichgesetzt wurde und Schüler krude Karikaturen von Juden in einer Broschüre veröffentlichten. Deutsche Steuergelder finanzierten das Engagement des hardcore-antiisraelischen Holocaust-Überlebenden Hajo Meyer durch die Anne Frank-Gesamtschule in Gütersloh, um vor deren Schülern zu sprechen. Meyer nannte Israel vor den Schülern einen „kriminellen Staat“ und setzte das Leiden der Palästinenser mit der Verfolgung und dem Massenmord an Juden während des Holocaust gleich.

Dr. Manfred Gerstenfeld, Vorsitzender des Jerusalem Center for Public Affairs und Autor eines Buchs über den Missbrauch der Erinnerung an den Holocaust, sagte: „Palästinenser mit Opfern der Schoah gleichzusetzen ist Teil der weit breiteren Verzerrungskategorie der Umkehrung des Holocaust. Diese Umkehrer der Geschichte stellen die Juden als Nazis hin. Die wenigen dieser jüdischen ideologisch Pervertierten bekommen Öffentlichkeit, weil viele weitere Nichtjuden diese Dinge von Juden hören wollen.“

Gerstenfeld, der in Holland aufwuchs, ist ein Experte für modernen europäischen Antisemitismus; er zitierte den Autor Leon de Winters Sichtweise zu den „Fälschern der Geschichte“, die wegen des Holocaust Juden höhere ethische Standards aufbürden: „Der Autor Leon de Winter sagte mir einmal: ‚Sie repräsentieren die Schoah als eine Bildungsinstitution für Juden, um jüdische Moral zu lehren. Mit anderen Worten: Die Nazis hielten in den Konzentrationslagern Kurse ab, um die Juden mit Menschlichkeit zu tränken.‘“

Über die Motive Meyers und den steten Strom an Einladungen durch NGOs überall in Europa, damit Meyer seine Abscheu gegenüber Israel zum Ausdruck zu bringen, sagte de Winter – ein jüdisch-niederländischer Bestseller-Romanautor, der Post: „Meyer ist en trauriger und extremer Fall von ‚Überlebenden-Schuld‘, was ihn dazu geführt hat alles Jüdische zu hassen. Er ist Mitglied jeder Israel-Bashing-Gruppe in Holland; und weil er Jude und Holocaust-Überlebender ist, lieben sie ihn. Er vereint seinen Selbsthass mit Eitelkeit – ein furchtbarer Mix. Er kann gleichzeitig eitel und voller Selbsthass sein, weil er stolz darauf ist in der Lage zu sein aus dem Holocaust Sinn zu ziehen: Die Juden sind wegen ihrer Regeln, Gesetze und Behauptung außergewöhnlich und ‚erwählt‘ zu sein verantwortlich zu machen.“

„In einem Buch über ‚Das Ende des Judentums‘ – ein Ende, das er befürwortet – schrieb er, dass das ‚Anderssein‘ der Juden, wie auch ihre Speisevorschriften, verursachten bereits vor Tausenden Jahren Antipathien“, fuhr de Winter fort. „Es ist ein faszinierender und Angst einflößender Weg zu überleben – er ist immer noch der Gefangene der Nazis von einst, indem er den Hass der Nazis komplett verinnerlicht.“

Zur Notwendigkeit, Redner wie Meyer bei europäischen Veranstaltungen zu Gast zu haben, sagte Prof. Gerald Steinberg, Kopf der Watchdog-Organisation NGO-Monitor aus Jerusalem: „Das Böse haust in denen, die Meyers Tragödie für ihre zynische Agenda ausbeuten.“

Steinberg und NGO-Monitor legten die unpassende Finanzierung des Programms der Anne Frank-Schule Anfang Oktober offen. Er argumentiert, dass es „eine Bereitschaft seitens Organisationen und Einzelpersonen“ in Europa gibt, die es Kritikern wie Meyer und der amerikanisch-jüdischen, antizionistischen und 1939 vor dem Holocaust nach England geflohenen Aktivistin Hedy Epstein erlaubt Positionen zum Ausdruck zu bringen, die die Existenz Israels delegitimieren: Es gibt eine Nachfrage dafür und es lindert den Schuldkomplex der Europäer“, sagte Steinberg.

Er fügte an, das die „deutsche Organisation“ [die EVZ] eine Plattform dafür bietet ihre extremen psychologischen Reaktionen durch Meyer und Epstein zu verfestigen. Ein Holocaust-Überlebender wie Meyer hilft „ihre Schuld [die der Europäer] zu stillen“ und eine Organisation [die EVZ] sollten nicht Teil dieser Ausbeutung sein.“

Steinberg und NGO-Monitor haben die EVZ aufgerufen das Missmanagement von Geldern zu wieder gutzumachen und die Mittel dazu zu nutzen zum Holocaust zu bilden und Überlebende zu entschädigen.

Die Nutzung von antiisraelischen Juden wie Meyer und Epstein erinnert an die bitter polemische Zeile des österreichisch-jüdischen Satirikers und Humoristen Alexander Roda Roda (1872 – 1945): „Aus dem Antisemitismus könnte schon was werden, wenn nur die Juden sich seiner annehmen würden.“

Kurz gesagt: Einige deutsche Pädagogen nutzen Gestalten wie Meyer aus, um indirekt zu tun, was sie direkt nicht tun können, nämlich Israel mit Nazideutschland gleichzusetzen. Die EU-Definition des Antisemitismus beschreibt den Israel = Nazis-Vergleich als eine zeitgenössische Form des Judenhasses.

Die EVZ hat das Programm der Anne Frank-Schule verteidigt und es abgelehnt ihre Gelder für die antiisraelischen Aktivitäten und ihre Trivialisierung bei den Holocaust-Workshops zurückzufordern. Entsprechend der Äußerungen gegenüber der Post und dem Kuratorium der EVZ plant der umstrittene EVZ-Chef Dr. Martin Salm die Programmstruktur einer Überprüfung zu unterziehen.

Gunnar Weykam, Leiter des „Palästina-Projekts“ der Anne Frank-Schule hat es abgelehnt sich der Post gegenüber zur Nutzung von EVZ-Geldern seiner Schule zum Israel-Bashing zu äußern. In einer E-Mail an die Post schrieb er, er wünsche zuerst den Bericht über die Aktivitäten der Schule zu lesen. Die Schule ist nach der deutsch-jüdischen Teenagerin Anne Frank benannt, die von den Deutschen im Vernichtungslager Bergen-Belsen ermordet wurde.

Es gibt keinen Mangel an völkermörderischer antisemitischer Rhetorik und antisemitischen Terrorgruppen wie der Hamas und der Hisbollah. Man nehme das offenkundigste Beispiel des Regimes im Iran und seines Wunsches „Israel von der Landkarte zu wischen“ und den ersten Holocaust leugnet, während es einen atomar bewaffneten zweiten Holocaust gegen den jüdischen Staat plant.

All das hilft die Entrüstung über die blinden Flecken der EVZ zu erklären, wie auch die Besessenheit Weykams und seiner Schüler mit übertriebener Kritik an Israel und ihrer Ignoranz gegenüber tödlichem Antisemitismus und der Schoah.

Es ist ein wenig viel verlangt zu erwarten, dass Weykam das „Palästina-Projekt“ streicht und ein „Iran-Projekt“ schafft, um den modernen Antisemitismus zu bekämpfen und sich den Auftrag der Erinnerung an Anne Frank zu eigen zu machen.