EU und UNO finanzieren illegale Palästinenser-Projekte

Benjamin Weinthal, Jewish Policy Center, Frühjahr 2023

Ein Skandal aus Perspektive israelischer Einwohner von Judäa und Samaria – den umstrittenen Gebieten, wo 80 Prozent der biblischen Ereignisse stattfanden – der selten Schlagzeilen macht, ist die illegale Bautätigkeit, die dort von der Europäischen Union (EU) und den Vereinten Nationen (UNO) betrieben wird.

Die Jerusalem Post berichtete 2022, dass die EU innerhalb von sieben Jahren eine halbe Milliarde Dollar austeilte, um einen Plan der palästinensischen Autonomiebehörde (PA) zu unterstützen die Area C der Westbank (Judäa und Samaria) unter ihre Kontrolle zu bringen, so ein Bericht des israelischen Geheimdienstministeriums.

Die Oslo-Vereinbarungen, die 1993 zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) unterschrieben wurden, teilten die Westbank in drei Bereiche auf: die Areas A, B und C. Die Verträge stellten Area A und B – die Region, die alle Palästinenserstädte und zentralen Bevölkerungszentren abdeckt – und die Verwaltungskontrolle der PA, wobei es geteilte israelisch-palästinensische Sicherheitsverantwortlichkeit gibt. Der früherer PLO-Vorsitzende Yassir Arafat und sein Chefunterhändler in Oslo und derzeitige PA-Präsident Mahmud Abbas akzeptierten die Aufteilung.

Als Ergebnis der Oslo-Vereinbarungen wurde die militärische und zivile Kontrolle über Area C von den Israelischen Verteidigungskräften (IDF) übernommen. Beim folgenden Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern ging es um jüdische Siedlungen und eine jüdische Präsenz in der Westbank. Kurz gesagt: Die Oslo-Vereinbarungen legten fest, dass Israel die Kontrolle über Area C haben sollte. All das hilft Israels Empörung wegen der EU und der UNO zu erklären, dass sie daran arbeiten palästinensische Einheiten in Area C zu bauen.

Israels rechte Regierung verficht, dass Area C, rund 60 Prozent von Judäa und Samaria innerhalb von Israels zukünftigen Grenzen liegen sollte. Die PA und die EU argumentieren, dass das Territorium zur Schaffung eines palästinensisch-arabischen Staates bereitgestellt werden sollte. In Area C leben fast 500.000 Israelis und geschätzte 300.000 Palästinenser.

EU-Empörung

Die Anwesenheit von im biblischen Kernland lebenden Juden ruft die üblichen Unmengen an empörten Druckerzeugnissen, Stunden intensiver Fernseh-Berichterstattung und scheinbar endloses digitales Geplapper hervor. Die meisten europäischen Medien und die EU haben die jüdischen Einwohner von Judäa und Samaria zum A und O der Krisen im Nahen Osten gemacht.

Dem Massenmord des syrischen Diktators Baschar al-Assad an mehr als 500.000 Menschen in Syrien – auch unter Einsatz chemischer Waffen – scheint manchmal eine untergeordnete Dringlichkeit zugeordnet zu werden, vergleicht man das mit in Judäa und Samaria Häuser bauenden Juden.

Kommentare wie die des damaligen PLO-Gesandten in Washington, Maen Raschid Erekat, erlangen kaum Entrüstung; er trat 2011 dafür ein die Juden aus Judäa und Samaria zu säubern, als er erklärte: „Ich denke, es wird im besten Interesse der beiden Völker sein erst einmal getrennt zu werden.“

Erekat antwortete damals auf eine Presseanfrage dazu, ob Schwule in einem neu gebildeten Palästinenserstaat toleriert würden, mit der Stellungnahme: „Ah das ist ein Thema, das über meine Befugnisse hinaus geht.“

Etwas, das die meisten Israelis erschüttert, ist die scheinheilige Heuchelei, die von einer Mange EU- und UNO-Politikern sowie -Bürokraten betrieben wird, die Israels Regierung unaufhörlich angreifen, weil sie Juden erlaubt in Judäa und Samaria zu leben. Dennoch ignorieren dieselben EU- und UNO-Politiker massive palästinensische Menschenrechtsverletzungen weitgehend und tun ihr Bestes, um israelisch-palästinensische Verhandlungen zu umgehen, indem sie in der umstrittenen Region palästinensische Infrastruktur bauen.

Illegale Bautätigkeit in Area C

Naomi Linder Kahn, die internationale Sprecherin der israelischen Nichtregierungsorganisation (NGO) Regavim, sagte 2020 gegenüber Fox News, dass die UNO das Völkerrecht und die Oslo-Vereinbarungen gebrochen hat, indem sie „Millionen Dollar in Projekte steckt, die das systematische Programm der PA unterstützen einseitig einen Staat zu gründen“.

Regavim widmet sich laut seiner Internetseite dem Schutz der natürlichen Ressourcen Israels und der Unterstützung jüdischen Lebens in Judäa und Samaria. Auf der Regavim-Homepage kann man eine detaillierte, 20 Seiten lange Studie zu dieser illegalen Einmischung schon ab 2014 finden; sie trägt den Titel „Report on the involvement of the European Union in illegal Building“ [Bericht zur Beteiligung der Europäischen Union an illegaler Bautätigkeit].

Die NGO dokumentiert weiter ausgiebig die illegale Bautätigkeit von EU und UNO in Area C. Dieser Autor hat Regavims fotografischen Beweise für die illegale Bautätigkeit angesehen.

Eine Reihe bedeutender Ereignisse der letzten Monate hat die bürokratische Kriegsführung der UNO und der EU gegen die israelische Kontrolle in Judäa und Samaria entlarvt.

Die UNO-Vollversammlung verabschiedete eine Resolution, die das „Weltgericht“, formell als Internationaler Strafgerichtshof bekannt, aufforderte sich zu Israels „Annexion“ und dem „Rechtsstatus der Besatzung“ zu äußern. Die Palästinenser warben für die Resolution, die den Titel „Israelische Praktiken und Siedlungsaktivitäten, die die Rechte des palästinensischen Volks und anderer Araber der besetzten Gebiete beeinträchtigen“ und drängt den in Den Haag ansässigen IStGH „dringend ein Gutachten“ zu Israels „anhaltender ‚Besatzung, Siedlungstätigkeit und Annexion palästinensischen Territoriums“ abzugeben.

Israels Botschafter bei der UNO Gilad Erdan twitterte damals: „Die Palästinenser haben jede Friedensinitiative abgelehnt, aber statt sie zu drängen sich zu ändern hilft die UNO ihnen der einzigen lebendigen Demokratie des Nahen Ostens Schaden zuzufügen. Absurd.“

Die Palästinenser folgen ihrem alten und erfolglosen Muster der Versuche den Konflikt in UNO und EU zu internationalisieren, um so direkte Gespräche mit Israel zu umgehen. Die Troika aus UNO, EU und den Palästinensern ist zunehmend darauf aus den Verhandlungsprozess, den die palästinensische Seite in Oslo eingegangen ist, zugunsten von unaufrichtigen Verhandlungen und einseitigem Handeln zu entkernen, argumentieren israelische Kritiker.

Die Knesset antwortet

Ende Dezember warfen 40 Mitglieder des israelischen Parlaments der Europäischen Union vor sie würden gegen den jüdischen Staat agieren, wie von einem durchgesickerten EU-Dokument bezeugt wird, das zeigt, wie sie versucht illegal Territorium zur Erschaffung eines Palästinenserstaates herauszutrennen.

In dem von den israelischen Parlamentariern verfassten Brief heißt es:

Wir erfuhren von einem Richtlinienpapier der Europäischen Union, einem Dokument, dessen Bedenklichkeit nicht übertrieben werden kann, das keinen Raum für Zweifel über seine Einseitigkeit und Feindlichkeit der EU gegenüber dem Staat Israel und dem jüdischen Volk lässt. Das Dokument ignoriert die historische Verbundenheit unseres Volks zu unserem Heimatland völlig, ignoriert komplett die politischen Vereinbarungen und den Status des Staats Israel in Area C und strebt danach die Grenzen von 1949 als Israels dauerhafte Endstatus-Grenzen zu einzurichten – in völliger Missachtung der jüdischen Gemeinden in dem Bereich.

Aus dem Blickwinkel der Israelis, die stärkeren Widerstand Jerusalems gegen die Einseitigkeit der EU sehen wollen, ein bemerkenswerter Durchbruch. „Wir sind zufrieden mit der Reaktion der Knesset. Seit viel zu vielen Jahren reagierte die israelische Regierung nicht auf die eklatanten Verletzungen israelischer Zuständigkeit und des Völkerrechts“, sagte Kahn im Dezember.

Die Knessetmitglieder fügten in ihrem Schreiben hinzu, dass das EU-Dokument

nur die Spitze des Eisbergs der EU-Aktivitäten preisgibt, mit denen der Staat Israel untergraben werden soll. Wir haben nicht den Blick auf unseren anhaltenden und steten, direkten wie indirekten Beitrag der Kampagnen nicht aus dem Blick verloren, mit denen der Name Israels beeinträchtigt werden soll, von Ritualmordlügen zu angeblicher Siedlergewalt über unbegründete Anschuldigungen, Israel füge Kindern bewusst Schaden zu, bis zu fadenscheinigen Vergleichen der Politik der Regierung des Staates Israel mit der des Apartheid-Regimes in Südafrika in der Vergangenheit.

Die Europäische Union hat einen ganzen Apparat geschaffen, um jüdisches Leben in Judäa und Samaria zu bestrafen. 2015 schickte die EU berüchtigterweise eine Direktive an ihre Mitgliedstaaten, um jüdische Produkte aus Judäa und Samaria für die Kennzeichnung herauszugreifen.

Die ein zweierlei Maß auf Israel anwendende Strafmaßnahme traf auf erbitterte Opposition israelischer Politiker der Linken wie der Rechten. Israels Außenministerium tadelte die diskriminierende, auf Israels territorialen Disput mit den Palästinensern angewandte Politik der EU heftig, die „200 andere territoriale Dispute in aller Welt ignoriert“. Jerusalem verkündete damals:

Israel verurteilt die Entscheidung der Europäischen Union israelische Waren von jenseits der Linien von 1967 zu kennzeichnen. Wir bedauern, dass die EU sich aus politischen Gründen entschied einen ungewöhnlichen und diskriminierenden, aus dem Bereich der Boykotte geholten Schritt zu unternehmen, ausgerechnet in der Zeit, in der Israel sich einer gegen alle seine Bürger gerichteten Terrorwelle gegenüber sieht. Die Behauptung, das sei ein technischer Schritt, ist zynisch und haltlos.

Europäisches BDS (Boykott, De-Investition, Sanktionen)

Die Normalisierung der europäischen BDS-Maßnahme hat ihren Ursprung in der Neonazi-NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands). 2012 reichte die NPD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern eine Gesetzesinitiative ein, mit dem jüdische Produkte boykottiert werden sollten. Der Antrag der Neonazis forderte eine Kennzeichnung israelischer Produkte und die Einführung einer „klaren Herkunftsbenennung“.

Nur fünf Monate später brachten die Grünen, die heute das Außenministerium innehaben, 2013 im Bundestag eine Initiative ein, die weitgehend ein Spiegel des Gesetzesvorschlag der Neonazis war.

Kerstin Müller & Freunde

Zu den Unterstützern der antiisraelischen Maßnahme der Grünen war Kerstin Müller, die den Großteil ihrer politischen Karriere damit verbracht hat im Bundestag und in Tel Aviv, wo sie das Israel-Büro der Heinrich-Böll-Stiftung ihrer Partei führte, auf Israel einzudreschen. Müllers pro-Boykott-Israelaktivität 2013 veranlasste die gewöhnlich scheue jüdische Gemeinschaft Berlins zu der Aussage, sie verhalte sich „antisemitisch“.

Müller arbeitete 2010 auch eifrig daran im Bundestag einen Beschluss durchzubringen, der Israels Abfangen des türkischen Schiffs Mavi Marmara verurteilte, das Israels legale Blockade des von der Hamas kontrollierten Gazastreifens durchbrechen wollte.

Es überrascht angesichts der weithin israelfeindlichen Initiativen außenpolitischer deutscher Thinktanks nicht, dass Müller mit einem Posten als Expertin zum israelisch-palästinensischen Konflikt im Gesamtpräsidium der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik belohnt wurde. Ihre unermüdliche Feindschaft gegenüber Juden in Judäa und Samaria, israelischen Verteidigungsmaßnahmen und Premierminister Benjamin Netanyahu sollte weitgehend konstant bleiben.

Müllers Fürsprecher argumentieren, ihre israelfeindlichen und mutmaßlich antisemitischen Aktivitäten hätten vor einem Jahrzehnt oder früher stattgefunden. Es bleibt aber dabei, dass sie Juden zu Sündenböcken macht. 2021 machte sie „radikale Siedler-Organisationen“ für die Gewalt in Ostjerusalem verantwortlich, ignorierte aber palästinensischen Terrorismus und Raketenangriffe. Sie hat eine dokumentierte Geschichte der Sympathie für die von den USA und der EU als Terrorgruppe eingestufte Hamas, fordert, dass Israel seine Blockade der Organisation aufhebt. Sie beschuldigt Israel in seinem Verteidigungskrieg gegen die Hamas 2014 „Kriegsverbrechen“ begangen zu haben und erklärte, die völkermörderische, antisemitische Terrorbewegung habe „wichtige Forderungen“.

NGO Monitor aus Jerusalem berichtete über Müllers Bemühungen dabei zu helfen Netanyahu von der Macht zu drängen, während sie in Tel Aviv arbeitete. 2021 twittert sie, nachdem sein Likud eine Wahlniederlage erlitten hatte: „Bibi ist draußen, echt gute Nachrichten aus Israel.“

2022 pries Müller die Leistungen des gerade verstorbenen früheren Grünen-Parteichefs Hans-Christian Ströbele. Ströbele verteidigten Saddam Husseins Scud-Raketen-Angriffe auf Israel 1991 als „logische, fast unvermeidbare Folge der Politik Israels“ in der Westbank und dem Gazastreifen.

Müllers pro-Hamas und mutmaßlich antisemitische Rhetorik würde normalerweise jeden für eine außenpolitische Rolle im Mainstream-Diskurs disqualifizieren. Was es Müllers Kritikern noch schlimmer machte, war ihre Berufung in die Berliner Sektion der pro-israelischen Organisation European Leadership Network (ELNET) in den Beirat der Gruppe. Carsten Ovens, der Geschäftsführer von ELNET Deutschland äußerte sich nicht zu Müllers Ernennung.

Ein Charakterzug, kein Fehler

Müllers Haltung zur Förderung palästinensischer Aufsässigkeit am Verhandlungstisch und der EU-Bemühungen Fakten vor Ort zu schaffen, um einen Palästinenserstaat voranzubringen angeht, ist kein Fehler im deutschen und EU-System, sondern vielmehr ein Charakterzug.

Immerhin pumpen Deutschland und andere EU-Mitgliedstaaten beträchtliche Geldsummen in palästinensische NGOs, darunter die terroristische Gruppe Al-Haq aus Ramallah, außerdem in EU-Bauprojekte in Judäa und Samaria. Israels Regierung stufte Al-Haq als Terrororganisation ein, weil sie mit der Terrorgruppe Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) verbunden ist.

Im Tirtzu, eine zionistische Graswurzelorganisation, veröffentlichte gerade scharfes Material zu Deutschlands Interventionen in Israels Demokratie und Zivilgesellschaft. Im Tirtzus Vorsitzender Matan Peleg umriss in seinem hebräischsprachigen Buch Land zu verkaufen zudem Deutschlands Einmischungen.

Der über Deutschlands Außenministerium berichtete Boykott von Im Tirtzu-Veranstaltungen löste scharfe Kritik neu gewählter Knessetmitglieder aus. Likud-Mitglied und Minister für Diaspora-Angelegenheiten Amichai Chikli sagte gegenüber Arutz Sheva (Israel National News) im Dezember:

Die unablässige Einmischung der deutschen Regierung und ihrer Vertreter in interne politische Dinge in Israel mit Hilfe von allerlei Geldern und sogar noch stärker unter dem Deckmantel ‚pro-israelischer‘ Organisationen wie der DIG (Deutsch-Israelische Gesellschaft), die konservative zionistische Organisationen in Israel wie Im Tirtzu und ihre Mitarbeiter boykottieren, überschreitet jede vorstellbare Grenze.

Likud-Mitglied Ariel Kallner forderte eine Untersuchung der antizionistischen Aktivitäten des deutschen Außenministeriums. Er sagte im Januar gegenüber The Jewish Press:

Mit Freunden wie diesen, wer braucht da noch Feinde? Die Untersuchung der Bewegung Im Tirtzu offenbart ein sehr verstörendes Bild: Die Deutsch-Israelische Gesellschaft unter der Führung von Herrn [Volker] Beck ist absolut kein Unterstützer Israels, sondern ist komplett mit der Linken in Israel verwoben und bestreitet die Legitimität rechter zionistischer Positionen wie die Unterstützung des Jerusalemer Flaggenmarsches. Das von der Bewegung Im Tirtzu aufgedeckte Exposé zu deutschen „Preisschild“-Aktionen ist eine Ritualmord-Legende.

Beck ist, wie Müller, ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Grünen.

Die Beschwerden der jüdischen Einwohner in Judäa und Samaria werden weitgehend ignoriert. Fürsprecher der jüdischen Präsenz im biblischen Kernland argumentieren, dass die EU und die UNO eine Heimindustrie aus Politikern und Bürokraten geschaffen haben, um Israel zu umgehen und einen entstehenden Palästinenserstaat zu schaffen.

Die drängende Frage vieler Beobachter der neuen israelischen Regierung lautet: Wird Netanyahu die illegale Bautätigkeit der EU und der UNO blockieren und die Palästinenser überzeugen Verhandlungen mit Israel aufnehmen?

In Berlin stolziert Judenhass auf der Bühne herum

Das obszöne Spektakel von Roger Waters auf der Bühne entlarvt das moralische Vakuum des Holocaust-Gedenkens

Melanie Phillips, Substack, 25. Mai 2023

Große Bildschirme beim Konzert von Roger Waters in Berlin

Der unaussprechliche Auftritt von Roger Waters in Berlin letzte Woche überschritt eine neue Reihe roter Linien, selbst für ihn.

Der frühere Pink Floyd-Gitarrist ist schon lange berüchtigt für seine bösartigen Angriffe auf Israel und antisemitischen Äußerungen. Wenige konnten sich jedoch vorstellen, dass ihm erlaubt werden würde den obszönen Auftritt zuzulassen, den er in der Berliner Mercedes-Benz-Arena hinlegte.

Wie die deutsche Internetseite BellTower beschrieb, präsentierte Waters die Namen von Menschen, die angeblich wegen ihrer Identität getötet wurden. In einem abscheulichen Vergleich wurde Anne Frank, die tatsächlich ermordet wurde, weil sei Jüdin war, mit Shireen Abu Akleh gleichgestellt, der Journalistin von Al-Jazira, die erschossen wurde, während sie über Zusammenstöße zwischen israelischen Truppen und palästinensischen Bewaffneten in Jenin berichtete.

Gekleidet in eine Waffen-SS-Uniform unter faschistischen Bannern, die von der Decke hingen, tat Waters so, als würde er mit einem Spielgewehr auf das Publikum schießen. Als er das Outfit gegen eine Keffiyeh austauschte – eine grobe Anspielung auf Israel und die palästinensischen Araber – leuchteten die gigantischen LED-Bildschirme auf: „F*** bombing people in their homes. F*** the occupation. You can’t have occupation and human rights.“ [Fickt Leute in ihren Häusern zu bombardieren. Fickt die Besatzung. Ihr könnt keine Besatzung und Menschenrecht haben.]

In einer Sprechblase auf diesem Bildschirm kanalisierte ein Fragment eines Dialogs die jüdische Verschwörungstheorie, indem er nahelegte, die Welt werden von einer geheimen Verbindung reicher Personen kontrolliert, die heimlich die Strippen ziehen.

Dieses diabolische Spektakel des Judenhasses erhielt vom Publikum stehende Ovationen. Und das war in Berlin, dem Epizentrum der Schoah.

Viele, die Berlin besuchen, sprechen von dem dortigen „eindrucksvollen“ oder „bewegenden“ Holocaust-Mahnmal. Die Tatsache, dass Waters trotzdem diese Obszönität ausgerechnet in dieser Stadt auf die Bühne bringen konnte, zeigt, wie stark verzerrt das Denken geworden ist.

Es gibt jetzt im Westen eine nie dagewesene Menge an Holocaust-Gedenken und -Bildung. Dennoch wird die Schoah regelmäßig zweckentfremdet, bagatellisiert und herabgewürdigt.

Worte wie „Nazi“, „Faschismus“ und „Holocaust“ werden heute benutzt, um eine schwindelerregende Bandbreite an vermuteten gesellschaftlichen Missständen zu beschreiben. Derweil gibt es immer regelmäßigere und dreistere verbale und physische Angriffe auf Juden.

Es gibt etliche Gründe für diesen erschreckenden Trend. Aber Holocaust-Gedenken selbst hat dabei unabsichtlich eine Rolle gespielt. Die Dämonisierung der Juden ist natürlich ein nie endender Hass, genauso wieder entsprechende Impuls jüdisches Leid zu leugnen.

Im Kern der Form, die er heute annimmt, liegt moralischer Relativismus, die Ersetzung objektiver Wahrheit durch persönliche Meinung, Gefühle und Emotion. Relativismus bedeutet, dass keine Werte und kein Status höher sein kann als der von jemand anderem.

Es darf keine Hierarchie des Leidens geben. Also darf Juden niemals gestattet werden den gerechtfertigten Anspruch zu stellen, dass das jüdische Volk einzigartig ist oder dass Antisemitismus einzigartig ist oder dass der Nazi-Völkermord an den Juden einzigartig war.

Natürlich erzeugte diese sogenannte Gleichrangigkeit eine umgekehrte Hierarchie, in der Gut und Schlecht, Wahrheit und Lüge, Opfer und Täter umgekehrt sind.

Das ist einer der Gründe, warum in den Augen der Progressiven, für die Relativismus eine Art Glauben ist, Israel ein Unterdrücker und seine palästinensischen Angreifer seine Opfer sind.

Das ist der Grund, dass Progressive nicht anerkennen können, dass das Schicksal der israelischen Opfer von palästinensischem Terrorismus sich in einem anderen moralischen Universum befindet als das Schicksal der Palästinenser.

Das ist der Grund, dass CNNs international Chefmoderatorin Anchor Christiane Amanpour die Ermordung von Lucy Dee und ihren Töchtern aus nächster Nähe durch palästinensische Terroristen in den umstrittenen Gebieten von Judäa und Samaria falsch als „Schusswechsel“ darstellte; und warum Amanpours verspäteter und lahmer Versuch einer Entschuldigung, in dem sie „Schusswechsel“ durch das kaum weniger verzerrende „Schießerei“ ersetzte, die Beleidigung nur noch verschlimmerte.

Es ist der Grund, weshalb Waters auf diese widerwärtige Weise Anne Frank mit Shireen Abu Akleh gleichsetzte, die nicht getötet wurde, weil sie palästinensisch-amerikanisch war, sondern weil sie sich in Gefahr begeben hatte, indem sie mitten in einem Feuergefecht stand.

Und leider hat sich diese unmoralische Äquivalenz heute in den Großteil Holocaust-Bildung und -Gedenken verankert, die den Völkermord an den Juden mit „anderen Völkermorden“ gleichsetzen.

In seinem Buch The End of the Holocaust [Das Ende des Holocaust] stellte Alvin Rosenfeld fest, dass die Geschichte von Anne Frank umformuliert worden ist, um das Bedürfnis zu artikulieren Rassismus und Homophobie zu überwinden, Massenmord zu verhindern sowie für Toleranz und Liebenswürdigkeit werben.

Juden wie Anne Frank hingegen werden nicht wegen Mangel an Toleranz oder Liebenswürdigkeit oder durch Vorurteile getilgt, sondern aufgrund einer unvorstellbaren Geistesstörung, die sich gegen das jüdische Volk richtet.

In Mosaic schrieb Edward Rothstein 2016, das Holocaust-Museen davor zurückschrecken die Einzigartigkeit des jüdischen Leidens hervorzuheben. Kein solches Museum, stellte er fest, schien vollständig zu sein ohne andere Völkermorde des 20. Jahrhunderts in Ruanda, Darfur oder Kambodscha anzuführen.

Wenn wir alle schuldig sind, dann ist niemand schuldig. Noch unheilvoller: Wenn jeder Nazi sein kann, dann auch die Juden. Holocaust-Universalismus hat damit direkt zur Dämonisierung Israels durch Leute geführt, die behaupten antirassistisch zu sein.

In Großbritannien ist das ein Grund, weshalb es stramme Einwände gegen das Holocaust-Gedenk- und Bildungszentrum gegeben hat, das die Regierung in einem kleinen Park direkt neben den Houses of Parliament bauen will. Das Projekt ist durch die aktuelle Entdeckung gescheitert, dass ein Bauplanungsgesetz jegliche derartige Bautätigkeit in diesem Park verbietet – ein Gesetz, das die Regierung entschlossen ist es zu kippen.

Abgesehen von Umwelteinwänden sind lange erhebliche Bedenken zum Ausdruck gebracht worden, dass die Botschaft, die von diesem Zentrum übermittelt wird, den Holocaust relativieren und damit entwerten wird. Diese Bedenken sind von der Regierung und den Unterstützern des Projekts in der Leitung der jüdischen Gemeinschaft beiseite gewischt worden.

Allerdings hat die Regierung selbst jetzt alles ausgeplaudert, indem sie zugab, dass der Hauptzweck dieses Zentrums nicht im Gedenken an den Völkermord an den Juden besteht. Wie Wohnungsbauministerin Baroness Scott Anfang des Monats preisgab, hat es zum Ziel sicherzustellen, dass die Geschichte dessen, was im Holocaust geschah, „bei der Öffentlichkeit Anklang findet“.

Und wir wird es das machen? Indem es die einzigartige Natur des Völkermords an den Juden leugnet. „Der Inhalt wir auch Völkermorde in Kambodscha, Ruanda, Bosnien und Darfur ansprechen“, sagte sie.

Das zog eine zornige Antwort einer der führenden Gegnerinnen des Projekts nach sich; die Baroness Deech sagte, es würde „die Schoah degradiere“.

Deech ist jüdisch und ihr verstorbener Vater, der Historiker Josef Fraenkel, floh vor den Nazis; sie sagte: „Das würde Verallgemeinerungen über Hass und Intoleranz anregen und die Darstellung der Schoah ihrer antisemitischen Ursprünge entleeren, die tausende Jahre zurückreichen.“

Sie fuhr fort: „Sie verbreiten die Botschaft: Wenn du siehst, dass etwas Schlechtes im Gang ist, dann darfst du nicht danebenstehen. Wenn es nur ‚bleib nicht danebenstehen‘ ist, dann sehe ich nicht, wie das den Leuten helfen soll Antisemitismus und die Notlage der Juden zu verstehen.“

Deech wurde von Gary Mond unterstützt, dem Vorsitzenden der National Jewish Assembly, der sagte: „Die Hauptsorge lautet, dass es keine Verwässerung des Prinzips geben darf, dass der Holocaust einzigartig und unvergleichbar war.“

Diese Botschaft wird aber von diesem vorgeschlagenen Mahnmal vollkommen verwässert.

Die Regierung wird von jüdischen Gemeindeleitern angestachelt, die es ablehnen auf den Punkt zu kommen. Stattdessen haben sie die Gegner des Projekts drangsaliert und als Antisemiten verleumdet – trotz der Tatsache, dass eine Reihe von ihnen Juden sind.

Diese Leiter machen aus dem Antisemitismus damit eine Waffe, um ein Projekt durchzudrücken, die die Erinnerung an die in der Schoah ermordeten Juden verrät, indem ihr einzigartiges Schicksal geschmälert wird.

Die Verallgemeinerung des Holocaust ist aus zwei Gründen geschehen. Die nichtjüdische Welt will am geschützten moralischen Status Opfer des größten Verbrechens der Geschichte zu sein teilhaben, indem andere Übel als genauso üben behauptet werden. Diaspora-Juden, die verzweifelt versuchen nicht als andres betrachtet zu werden, haben Angst jüdische Einzigartigkeit zu bestätigen, selbst hierbei.

Derweil stolziert in Berlin ein verdorbener Antisemit über die Bühne.

Roger Waters‘ Konzert in Berlin beweist, dass er durch und durch antisemitisch ist

Elder of Ziyon, May 24, 2023

Die deutsche Seite Belltower hat einen Bericht über das Konzert von Roger Waters in Berlin. Autor Nicholas Potter geht detailliert auf den gesamten impliziten wie expliziten Antisemitismus ein, den er während des Konzerts erlebte. Ein Video des Konzerts steht online, man sieht also noch mehr abstoßende Teile, die Potter nicht anführte.

Das Konzert war noch ungeheuerlich, was schon vor dem Konzert selbst anfing.

Die deutsche Polizei stoppte jüdische Protestierende beim Konzert – erlaubte aber BDS-lern Literatur zu verteilen.

Waters begann das Konzert mit der Erklärung: „Ein Gericht in Frankfurt hat geurteilt, dass ich kein Antisemit bin.“ Das ist eine Lüge, ihm ist nur aus mehreren bürokratischen Gründen erlaubt worden sein Konzert zu spielen, es gab aber kein solches Urteil zu seinem Antisemitismus.

Während des Songs „The Powers That Be“ ließ Waters Fotos von Menschen zeigen, von denen er behauptete, sie seien wegen des Verbrechens ihrer Identität ermordet worden. Zwei davon waren Anne Frank und Shireen Abu Akleh; Letztere wurde angeblich wegen des Verbrechens ermordet „Palästinenserin zu sein“.

Das ist Holocaust-Verharmlosung und unglaublich beleidigend.

Eine bei dem Song aufgeführte Person wurde nicht getötet, weil sie jüdisch, Roma oder schwarz oder weiblich war. Das war Rachel Corrie, die wegen des „Verbrechens“ der „Verteidigung der Palästinenser“ „zum Tode verurteilt“ wurde.

Rogers Verlogenheit wird sauer notiert: Sein Bühnenhintergrund brüllt „Kapitalismus Widerstand leisten“, während er damit reich wird hunderte Euros pro Sitz für das Konzert zu berechnen.

Aber der antisemitischste Teil war ein ganzer Dialog, der auf dem Hintergrund vor dem erwähnten „The Powers That Be“ gezeigt wurde.

Der Dialog auf dem Bildschirm lautete:

„Sie müssen glauben, wir seien verfickt blöde!“
„Wen meinst du mit sie?“
„Die, da oben im Penthaus, die verfickten Oligarchen.“
„Ah, du meinst … die Machthaber.“
„Yeah, die verfickten Machthaber.“
„Wow! Warum sind sie so brutal?“
„Weil sie unseren Widerstand brechen und weiter die Welt beherrschen wollen.“

Waters behauptet, dass es mächtige, reiche Leute gibt, die heimlich die Fäden ziehen und die Welt kontrollieren, insbesondere jeden angreifen, der den Mächtigen die Wahrheit sagt.

Waters propagiert eine Verschwörungstheorie, die praktisch identisch mit denen der Protokolle der Weisen von Zion ist. Aber wie die Antisemiten der Sowjet-Ära kleidet er seinen Judenhass in Begriffe wie „Oligarchen“ – ein Euphemismus, den er so verwendet wie die Sowjets „wurzellose Kosmopoliten“ und „Bourgeoisie“ verwendeten oder wie die aktuelleren Antisemiten sagen: „Wall Street Banker“ oder „Globalisten“.

Jetzt eine Erinnerung an das, was Waters über Sheldon Adelson sagte: Der Marionettenspieler, der der die Fäden von Donald Trump, Mike Pompeo zieht…“ Und dann behauptete er: „Sheldon Adelson glaubt, dass nur Juden – nur das jüdische Volk – völlig menschlich sind. Dass .. jeder andere auf Erden dazu da ist ihnen zu dienen.“

Das ist ein antisemitisches Sprachbild direkt aus der Nazi-Literatur und es ist das, was Waters glaubt – dass Juden wie Adelson „die Mächtigen“ sind, die die Welt brutal beherrschen.

Was es für das Publikum problematisch macht damit nicht die Reichen „Wall Street-Globalisten“ mit dem Schweinen im Anzug zu assoziieren, die während des späteren Liedes „Money“ Koffer mit Bargeld öffnen, was das klassisch antisemitische Sprachbild von Juden als Schweinen beschwört.

Sein doppelter Hass auf Israel und der auf „die Machthaber“ ergeben nur dann Sinn, wenn man bedenkt, was die beiden seiner Meinung nach gemeinsam haben: Juden. Israel kann nicht als weltweite „Machthaber“ betrachtet werden, außer man glaubt auch, dass die Mächtigen in erster Linie Juden sind.

Ein einem späteren Song – „IF I Had Been God“ – zielte Rogers direkt auf Israel. Die Grafiken begannen mit Unterstützung für Julian Assange und dann allgemeinen Parolen mit seinem begrenzten Vokabular wie „Fuck the Patriarchy“, „Fuck imperialism“, „Fuck drones“ und „Fuck the war on terror“. Aber zwangsläufig zielte er sich wieder einmal – während er eine Keffiyeh trug, damit niemand seine wahre Botschaft als universal missverstehen konnte – einmal mehr auf Israel ein. Der Bildschirm sagte: „Fickt die Bombardierung von Menschen in ihren Häusern. Fickt die Besatzung. Man kann keine Besatzung haben und Menschenrechte.“

Er redet nicht von der russischen Besetzung der Krim oder Teilen der Ukraine, die er offensichtlich unterstützt. Es gibt nur eine „Besatzung“, hinter der er über Kritik hinaus zu echtem Hass hinausgeht.

Als wäre das nicht genug der Israel-Besessenheit, zeigt er während „Us + Them“ auch noch Israels lebensrettende Sicherheitsbarriere.

Us vs Them ist das Thema der Show. Diesem reichen, weißen, männlichen Rockstar wird ein Vermögen dafür gezahlt, dass er unausgegorene politische Botschaften hinrotzt, mit denen er vorgibt der Jedermann-„Wir“ zu sein, während die allen Rassen und jedem wirtschaftlichen Status angehörenden Juden und Israelis die unsichtbar reichen „Sie“ sind, die heimlich die Welt kontrollieren und die Benachteiligten ohne Grundüber ihre uralte Gier und Bigotterie hinaus unterdrücken.

Da ist die zutiefst antisemitische Botschaft, die Roger Waters Millionen seiner Fans vermittelt. Eine große Zahl Deutscher erkennen das als das, was es ist – weil sie alles über Euphemismus für Juden wissen, das zu Hass und Gewalt aufstachelt.

„Es gibt keine Zukunft für euch“ Juden in Deutschland

„Die Kids sind in Ordnung“ im Kampf gegen deutschen Antisemitismus, aber wo sind die Erwachsenen? – Op-ed.

Benjamin Weinthal, Israel National News, 7. Mai 2023

Polizei bewacht in Deutschland eine Synagoge (Reuters)

Eine beispielhafte Form jüdischen Widerstands gegen eine der führenden pro-iranischen und israelfeindlichen deutschen Politikerinnen fand letzte Woche beim Jewrovision statt, einem Sing- und Tanz-Wettbewerb für europäische Juden im Alter von 10 bis 19 Jahren.

Junge deutsche Juden buhten die Kulturstaatsministerin der Grünen Claudia Roth während ihrer Rede bei dem Wettbewerb in Frankfurt am 19. Mai aus; ihre Ansprache wurde teilweise übertönt. Die Protestler richteten mit Rufen wie „Runter von der Bühne“ und „Du bist hier nicht willkommen“ ihre aufgestaute Wut gegen Roth.

Um den berühmten Song von The Who zu zitieren: „The kids are alright“ [Die Kinder sind in Ordnung/den Kindern geht’s gut]. Aber warum tolerieren so viele Erwachsene in Deutschland, darunter diejenigen, die mit der Bekämpfung von Judenhass beauftragt sind, Roths antisemitische und pro-iranische Politik?

Roth ist weitgehend dafür verantwortlich, dass einer antisemitischen Gruppe indonesischer Künstler namens Taring Padi erlaubt wurde bei der staatlich finanzierten Kunstausstellung documenta in Kassel in einem Wandbild einen klauenbewehrten Juden mit einer Fedora darzustellen, auf der die SS-Runen der Nazis aufgebracht waren. Das Wandbild zeigte zudem einen israelischen Soldaten mit Schweinsgesicht und einem Helm, auf dem Wort „Mossad“ stand.

Roth ignorierte Warnungen vor der documenta, dass sie mit Judenhass gespickt sein würde und dass antiisraelische BDS-Aktivisten (Boykott, De-Investition, Sanktionen) Schlüsselspieler in ihrer Organisation sind. Sie ermöglichte, dass die documenta als wichtigste Ausstellung zeitgenössischer Kunst die Teilnahme israelischer Juden verhinderte.

Roth ist berüchtigt für ihre Versagen bei der Bekämpfung der antisemitische BDS-Kampagne. 2019 machte der Bundestag das Minimum, indem er einen Beschluss verabschiedete, der BDS als antisemitisch wertete. Roth lehnte ihn ab.

Ihre harten israelfeindlichen und judenfeindlichen Aktivitäten haben sich in ihre Unterstützung für die Islamische Republik Iran verwandelt, den schlimmsten Staatssponsor von Antisemitismus, Holocaust-Leugnung und Terrorismus der Welt.

2019 gerieten Roth und ihre Grüne Partei in einen Antisemitismus-Skandal, als Roth, damals Vizepräsidentin des Bundestags, den damaligen Präsidenten des iranischen Scheinparlaments, Ali Larijani, enthusiastisch begrüßte.

Das ist derselbe Larijani, der auf der Münchener Sicherheitskonferenz 2009 den Holocaust leugnete und der die Vernichtung Israels anstrebt.

Ich habe Roths Treffen 2010 mit Ali Larijani und seinem Bruder Mohammed-Javad in Teheran im Wall Street Journal dokumentiert. Mohammed-Javad leugnete 2008 in Berlin den Holocaust, als er das deutsche Außenministerium besuchte. Er forderte zudem die Vernichtung Israels.

Roth und die Grünen unternehmen alles Mögliche, um die Brüder Larijani zu mainstreamen. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, hat Rot immer noch nicht zum Rücktritt aufgefordert.

Sergey Lagodinsky, für die Grünen Mitglied des Europaparlaments, hat Roths Verhalten verteidigt. Ihr Parteifreund Volker Beck, Leiter der nominell pro-israelischen Deutsch-Israelischen Gesellschaft, müsste Roths Rücktritt oder Entlassung fordern.

Beck hat seine Karriereinteressen über die Sicherheit von Juden und Israel gestellt. Roth verteidigte Beck, als dieser im Besitz von Crystal Meth erwischt wurde.

Der Jewrovision-Protest gegen Roth veranschaulicht den Graben zwischen einer jungen, wenn auch winzigen Gruppe deutscher Juden und dem Establishment der jüdischen Gemeinschaft, die alles Mögliche unternimmt, um jeglichen Konflikt mit staatlich gesponsertem deutschem Antisemitismus zu aus dem Weg zu gehen.

Vor 13 Jahren hielt der deutsch-jüdische Journalist und Autor Henryk Broder fest: „Wenn es etwas gibt, auf das man sich zu 100% verlassen kann, dann den sklavischen Gehorsam der deutschen Juden. Wenn man ihnen sagt, sie sollten sich in einer Reihe aufstellen, dann stellen sie sich in einer Reihe auf. Wenn man ihnen sagt, sie sollten um fünf Uhr morgens am Bahnhof sein, dann stellen sie den Wecker auf 4 Uhr, um nicht zu spät zu kommen.“

Broder, der eine Kolumne für Die Welt verfasst, schrieb das oben als Antwort auf das Versagen der Leiter der Frankfurter Juden ein Gespräch mit dem antiisraelischen Fanatiker Alfred Grosser zu verlassen, der von der Stadt in ihrer Paulskirche geehrt wurde.

Bedeutet der Protest einer winzigen Gruppe junger deutscher Juden einen Zusammenbruch der Unterwürfigkeit, die so lange von so vielen deutschen Juden gegenüber ihrer Regierung an den Tag gelegt wurde?

Es gibt keinen Mangel an Beispielen für die sklavische Treue deutscher Juden gegenüber ihrer Regierung.

Nehmen Sie zum Beispiel Barbara Traub, der Leiterin der jüdischen Gemeinde von Württemberg (wozu Stuttgart gehört), die in einen mutmaßlichen Korruptionsskandal verwickelt ist. Traub hat Stuttgarts Bürgermeister Frank Nopper nicht aufgefordert die Einträge des Palästina-Komitees Stuttgart von der städtischen Internetseite zu löschen. Die Pro-BDS-Gruppe Palästina-Komitee Stuttgart macht Werbung für die von Israel als Terrorgruppe eingestufte Samidoun.

Traub hat sich auch nicht dagegen Einspruch dagegen erhoben, dass der „Antisemitismus-Beauftragte“ Michael Blume Israelis mit Nazis verglich und Orde Wingate, den Gründer der Haganah, den vorstaatlichen Vorläufer der IDF, als „Kriegsverbrecher“ bezeichnete.

Die Leiterin der jüdischen Gemeinde Freiburg, Irina Katz, hat den pro-iranischen Bürgermeister Martin Horn nicht aufgefordert die Städtepartnerschaft mit der vom iranischen Regime kontrollierten Stadt Isfahan zu beenden, die ein jährliches Al-Quds-Fest zur Zerstörung Israels veranstaltet. Katz hat vor kurzem ihre Zeit damit verbracht gegen Israels Justizreform-Bemühungen Justizreform zu demonstrieren.

In Hamburg weigert sich die jüdische Gemeinde sich zu Hassausbrüchen gegen Israel zu äußern.

Schuster hat die deutsche Regierung nicht gedrängt die Handelsbeziehungen im Umfang von mehr als $1 Milliarde zum Iran zu beenden und die diplomatischen Beziehungen zu Teheran zu beenden.

In München schwiegen jüdische Leiter, als Ludwig Spaenle, der Bürokrat, der in München und Bayern Antisemitismus bekämpfen soll, es ablehnte den multinationalen Konzern Siemens, der half den Holocaust zu verüben, zu kritisieren, als dieser einen pro-BDS-Vertrag mit einer türkischen Firma unterschrieb. Siemens, die größte industrielle Herstellerfirma, hat ihren Hauptsitz in Bayern. Spaenles neuer Bericht zur Bekämpfung von Antisemitismus weist keine Hinweise auf das iranische Regime und den Antisemitismus-Skandal von Siemens auf.

In Schleswig-Holstein haben die Leiter der jüdischen Gemeinschaft den ehemaligen lutherischen Bischof Gerhard Ulrich als Beauftragten für die Bekämpfung von Antisemitismus akzeptiert. Wegen seiner antisemitischen Predigten als religiöser Leiter drängte das Simon Wiesenthal Center Ulrich zum Rücktritt.

In Deutschland sind die Kids in Ordnung, aber die Erwachsenen haben Probleme. Um eine weitere britische Band zu zitieren, die Sex Pistols: „There’s no future, No future No future for you“ [Ihr habt keine Zukunft] in Deutschland.

Der deutsch-israelische Autor Chaim Noll hielt auf der deutschen Internetseite Die Achse des Guten am Montag fest: Es gibt etwa 9.000 junge deutsche Juden, die den in die Millionen gehenden jungen Muslimen und anderen aktiven Judenhassern fast wehrlos gegenüberstehen. Die Zukunft in der Bundesrepublik ist düster.

Deutsche Juden jeden Alters, die ein Leben in Freiheit leben wollen, sollten Aliyah machen.

Ausstellung: Die Korrespondenz von Juden in Großbritannien zeigt in Echtzeit, wie sich der Holocaust entfaltete

In der Wiener Holocaust Library in London läuft bis zum 16. Juni eine Ausstellung von Briefen aus dem Zweiten Weltkrieg; sie verfolgt die Verbreitung von Informationen von Juden, die versuchten Angehöre vor dem Spinnennetz der Nazis zu beschützen.

Robert Philpot, The Times of Israel, 18. Mai 2023

Als Deborah Jaffés Mutter vor 15 Jahren starb, entdeckte sie im Keller zwei feuchte und schimmelige Ordner, die eine unverwechselbar deutsche Schrift trugen und 200 getippte Briefe enthielten.

Geschrieben wurden sie von ihrem Vater auf seiner geliebten Continental-Schreibmaschine in den beiden Jahren vor Ausbruch des Kriegs im September 1939; sie waren an Familienmitglieder adressiert, die aus Nazideutschland entkommen waren, außerdem an diejenigen, die noch nicht entkommen waren.

Ein paar der sorgfältig konservierten und übersetzten Briefe des Archivs sind Teil der „Holocaust-Briefe“, einer Ausstellung in der Londoner Wiener Holocaust Library, die bis zum 16. Juni läuft.

Mit ihren herzerweichenden letzten Briefen, verzweifelten Hilferufen und düsteren Vorahnungen zur drohenden Katastrophe unterstreicht die Ausstellung die Bedeutung und Korrespondenz als die früheste Form des Wissens um den Holocaust.

Sie beschreibt detailliert die harschen Beschränkungen und Regeln, die den umkämpften jüdischen Gemeinden des von den Nazis besetzten Europa auferlegt wurde, als sie mit Freunden und Familie kommunizierten.

Und sie zeigt die heutige Bedeutung der Briefe, sowohl für die Nachkommen der Überlebenden als auch für die, die umkamen sowie für das Verständnis der breiten Öffentlichkeit in Sachen Holocaust.

Deborah Jaffe spricht in der Wiener Holocaust Library in London, 23. Februar 2023 (Foto: Adam Soller Photography)

„Die Briefe sind die Stellen, wo Wissen erzeugt wurde, sowie Zeugnisse des Wissens an sich“, erklärt die Ausstellung. „Jüdische Verfolgte schrieben ihren Familien und Freunden, um praktisches Wissen zu den Bedrohungen mitzuteilen, denen sie sich gegenüber sahen. Sie sammelten ein machtvolles Verständnis des Holocaust, das sie zum Handeln drängte, oft im Namen anderer.“

Die in der Ausstellung enthaltenen Materialien demonstrieren die rohen, vielfältigen und paradoxen Emotionen in den Holocaust-Briefen.

Die plötzliche Ankunft der Post von Freunden und Verwandten, von denen seit Wochen und Monaten nichts zu hören war, rief einen „beruhigenden und erholsamen“ Effekt hervor. Einige der Briefeschreiber beschrieben sie sogar als „lebensrettend“.

„Deine lange erwartete Postkarte hat unsere Herzen mit Freude erfüllt. Du hast uns gerettet, denn was wäre unser Leben ohne dich?“ Bernard Richnic antwortete seinem Sohn Michal, der von den Sowjets tief nach Russland deportiert worden war, nachdem Stalin und Hitler die polnische Heimat der Familie 1939 aufgeteilt hatten. Genauso sagte der Mauthausen-Überlebende Hans Maršálek: „Die Briefe von Zuhause waren Bausteine der Hoffnung und ein unersetzbarer Ansporn nicht aufzugeben.“

Ein undatiertes Foto von Michal Rechnic (zur Verfügung gestellt von der Sammlung der Wiener Holocaust Library)

Gleichzeitig konnte das Ausbleiben von Briefen – oder der besorgniserregenden, gefürchteten oder schrecklichen Neuigkeiten, die sie manchmal mit sich brachten – sehr unterschiedliche Emotionen hervorrufen.

„Der letzte Brief meiner Mutter aus Ravensbrück war auf den Dezember 1944 datiert“, erinnerte sich Rolf Kralovitz. „In den folgenden Monaten wartete ich ungeduldig auf weitere Nachrichten von ihr. Nichts. Genauso von meiner Schwester: nichts. Ebenso von meinem Vater: nichts. Ich wartete vergeblich auf ein Lebenszeichen. Aber Tote schreiben nicht.“

Im gesamten Europa der Kriegszeit gab es strenge Zensur und straffe, sich oft verändernde Postregeln. Ende September 1939 verhängten die Nazis ein Verbot für Korrespondenz zwischen Deutschland und Feindstaaten. Die britische Regierung ordnete ebenfalls Zensur an, übernahm aber eine mildere Herangehensweise, was Familien erlaubte mit Verwandten in Deutschland und den besetzten Ländern über Thomas Cooks „Undercover-Post“-Dienst über das neutrale Lissabon in Kontakt zu bleiben.

Für Insassen von Konzentrationslagern gab es eine Reihe weiterer Regeln und Vorschriften. Gefangene konnten z.B. Post nur registrierte Verwandte schicken und nur an „Schreibtagen“. Korrespondenz – in der es verboten war über Arbeitsbedingungen, Politik oder das Leben im Lager zu berichten – mussten auf Deutsch geschrieben werden und wurden von einem Blockwart und dem Zensurbüro gelesen. Während Insassen oft Codes einsetzten – oder versuchten informelle oder illegale Kanäle zu nutzen – um die Einschränkungen zu umgehen, war die Angst vor Bestrafung wegen Regelbruch allgegenwärtig. Häftlingen war zudem der Trost nicht erlaubt Post von Zuhause zu behalten: Ihnen war nur erlaubt den letzten Brief zu behalten, den sie erhalten hatten.

Ein Brief von Stella Rechnic an ihren Sohn Michal Rechnic mit Datum vom 31.12.1940 (zur Verfügung gestellt von der Sammlung der Wiener Holocaust Library)

Die Nazis versuchten auch die Korrespondenz für die Verbreitung von Falschmeldungen. „Operation Post“ im Sommer 1942 zielte darauf ab falsche Informationen über die Lager zu verbreiten – Häftlinge mussten suggerieren, dass sie guter Gesundheit waren und dass ihre „Umsiedlung“ in Ordnung war – und um Adressen von Juden in von den Nazis besetzten Gebieten aufzudecken. Die Bürokratie des Dritten Reichs zeichnete außerdem pflichtbewusst, aber undurchsichtig die abreise der Deportierten in den Osten fest. An die Heimatadressen derer, die in die Lager geschickt wurden gesendete Post wurde „ohne Nachsendeadresse abgereist“ gestempelt.

Wie die Ausstellung zeigt, verwendeten die jüdischen Briefeschreiber den Begriff „Holocaust“ noch nicht – er wurde in Verbindung mit der Ermordung der europäischen Juden erstmals von der New York Times 1943 erwähnt – aber ihre Euphemismen erfassten und interpretierten die unvorstellbaren Gerüchte und informellen Nachrichten, die sie einander mitteilten.

„Rettet meine Eltern, bevor der Krieg beginnt“, schrieb ein Briefeschreiber prophetisch im Mai 1939. Deutschland treibt auf eine Katastrophe zu“, warnte ein weiterer im Januar 1940. Ende 1941/Anfang 1942 begannen Formulierungen wie „die deutschen Verhältnisse“, „das neue Zeitalter“ und „das Schicksal unserer Freunde in den Lagern“ in Briefen aufzutauchen. Und ab 1942 wiesen Briefe regelmäßig „Polen“ auf. Obwohl die genauen Details des Massen-Völkermords noch nicht weithin bekannt waren, bedeuteten die Transporte und das Fehlen von Korrespondenz dieser Deportierten in den Osten, dass es sich um etwas Schreckliches handelte.

„Wenn wir nach Polen fahren, können wir sicher sein, dass das Leben enden wird“, schrieb Gertrud Hammerstein im Oktober 1942 aus Berlin an ihre Tochter und ihren Schwiegersohn.

Zwischen den Zeilen lesen

Der Stand des gegenwärtigen Wissens zum sich entfaltenden Horror, das von anderen Schreibern in ihren Briefen geteilt wurde, ist aufschlussreich.

Eine Postkarte von Frida Motulski in Berlin an ihren Freund Hugo Zwillenberg, einen deutsch-jüdischen Emigranten in Holland, zeigt ihr Verständnis des Holocaust im März 1942. Sie sah die Verbindungen zwischen inneren Umsiedlungen, militärischen Prioritäten und Systematik der Deportationen, während sie erkannte, dass die unvorhersehbaren Bestimmungsorte und Schicksale der Deportierten andeuteten, dass das Geschehen sowohl dynamisch als auch aggressiv war.

Eine „Ohne Nachsendeadresse abgereist“ gestempelte Postkarte aus den Familienpapieren der Familien Hepner und Cahn (zur Verfügung gestellt von der Sammlung der Wiener Holocaust Library)

Während sie festhielt, dass „wir alle gesund sind“ und „im Moment alles so wie immer“, fuhr sie fort: „Wir können nicht entspannen. Jeder Tag bringt neue Aufregungen, besonders weil dieser Tage wieder diverse verschiedene Transporte abgehen und einmal mehr kennen wir Leute in jedem.“ Natürlich, bemerkte sie, „können wir nicht umhin uns zu fragen, wann wir an der Reihe sein werden“.

Das Fehlen von Nachrichten von Familie und Freunden „beunruhigt uns schrecklich“, schrieb Motulski – aber als Post kam, lernte sie zwischen den Zeilen zu lesen und misstrauisch damit umzugehen. „Die letzte Karte von Erna, die immer regelmäßig schrieb, klang so seltsam“, schrieb sie, womit sie das mit Gerüchten verband, dass die Einwohner des Ghettos Piaski, wohin ihre Nichte gebracht worden war, kurz davor standen „weitergebracht“ würden, möglicherweise in die Ukraine.

Eine eindringliche letzte Nachricht von Maria und Maximilian Wortmann, geschrieben von einem Gleichanschluss neben dem Warschauer Ghetto vor ihrer unmittelbar bevorstehenden Reise nach Treblinka, zeigt die ängstlichen Eltern, die an einen fernen Cousin appellieren ihnen zu helfen. „Ludwik, bitte tu, was du kannst“, schreiben sie. „Wenn es für uns keine Rückkehr gibt, kümmere dich um Dziunia. Du bist der Einzige, der übrig ist“, endet die Mitteilung. Eine gesonderte Nachricht an ihre Tochter bittet sie „mutig zu sein und zurechtzukommen“, sagte ihr aber auch, wo Lebensmittel und Geld – beschrieben mit dem Code „Butter ist in der Garderobe“ – versteckt worden waren.

Aber Holocaust-Briefe sind nicht einfach Worte auf Papier. Sie sind „Objekte, die Schichten an Bedeutung über die von ihnen vermittelte Botschaft hinaus beinhalten. „Ihre Markierungen, Zustand, Schrift, Papiergewicht, Textur und andere physische Charakteristika deuten auf Informationen über den Inhalt hinaus hin.“ Bildliche Flecken auf einem Brief und Brandmarken auf einem anderen sprechen Bände.

Ein unterschriebener Brief aus dem Holocaust, ausgestellt in der Wiener Holocaust Library in London (zur Verfügung gestellt)

Die Rolle jüdischer Emigranten – „den Hütern frühen Holocaust-Wissens“, so die Worte der Ausstellung – war besonders wichtig dabei der Unterstützung von den Familienmitgliedern, die unter der Herrschaft der Nazis zurückgeblieben waren. Vor dem Krieg schrieben sie Familien-Neuigkeiten und schickten Lebensmittelpakete und weitere Alltagsdinge. Nach 1939 verbanden Emigranten-Briefe eine verzweifelte, fieberhafte Bemühungen Familie und Freunde aus Hitlers Europa zu holen mit der Erkenntnis, dass sie bei allen Unannehmlichkeiten, die sie aktuell ertrugen, die Glücklichen waren.

Im April 1939 zum Beispiel erzählte Josef Heilbronner seinem Freund Moritz Altstadt in London von seiner Festnahme und Inhaftierung in Buchenwald nach der Kristallnacht. Mit einer vorläufigen Arbeitserlaubnis für Palästina wurde er nach zehn Tagen aus dem Lager entlassen. Von seinem neuen Zuhause aus schrieb er: „Das Leben ist hier nicht leicht, aber man akzeptiert alles bereitwillig, weil man zumindest wieder frei atmen kann.“

Und natürlich versuchten die in den Lagern, solange sie noch dazu in der Lage waren, ihre Familien dazu zu ermutigen fortzugehen. Aus dem KZ Lichtenburg schrieb Dr. Hedwig Leibetseder Ende Dezember 1938 ihrer Familie: „Ich weiß, dass eines Tages wieder Leben kommen wird. Ich bin bereit. Ich liebe euch und umarme euch. Bleibt tapfer und gesund.“ Sie schloss mit zwei einfachen, aber vielsagenden Anweisungen: „Wandert aus. Und schreibt.“

Ein in seiner ganzen Fülle offenbartes Leben

Ein solcher Emigrant war Frieden Jaffé, ein junger Angestellten-Lehrling, der im Berliner Büro von Adler und Oppenheim gearbeitet hatte. Er schaffte es Anfang 1939 dank der Firmenentscheidung eine Fabrik in Lancashire im Nordwesten Englands zu eröffnen nach Großbritannien zu entkommen.

Bis sie rund 70 Jahre nach seiner Ankunft in Großbritannien seinen Brief entdeckte, glaubte seine Tochter, sie würde seine Geschichte kennen.

„Ich war im Glauben aufgewachsen, das ich eine der Glücklichen war, weil mein Vater mir erzählt hatte, was geschah“, sagte sie der Times of Israel. „Ich war mir anderer Leute wie ich bewusst, deren Eltern ihnen nicht erzählten was geschehen war. Ich dachte ich hätte großes Glück gehabt.“

Aber, fährt Jaffé fort, „was mir erzählt wurde, das erkenne ich jetzt, war seine offizielle Geschichte. Er hatte eine offizielle Version erfunden, von der nie abgewichen wurde“

Aber der Stapel Briefe, Telegramme, Zugfahrkarten und Ausreise- und Antragsformulare, von denen Jaffé glaubt, dass sie sie finden sollte, offenbarten weit mehr als die sorgfältig kuratierte Geschichte, die Friedel seiner Tochter erzählt hatte.

Friedel Jaffe 1936 als Angestellter im Berliner Büro von Adler und Oppenheimer (zur Verfügung gestellt von Deborah Jaffe)

„Ich denke, das passiert, wenn wir ein starkes Trauma in unserem Leben haben“, sagt sie. „Du schottest das ab, weil es gewisse Bereiche gibt, mit denen du nicht klarkommst und über die du nicht reden willst.“

Das Trauma wird in den Briefen offengelegt. „Die Briefe vermitteln die erschütternde Geschichte eines jungen Mannes, der versucht zu entkommen: irgendwohin zu kommen, zu arbeiten, eine Zukunft zu haben und Englisch zu lernen“, erklärt Jaffé. „Es gibt falsche Hoffnungen, weggenommene Freiheiten und Sorge um die Familie, besonders seine in Castrop-Rauxel lebenden Eltern Abraham und Eva.“

Es gab eine Menge, um das er sich sorgen musste. Abraham war nach der Kristallnacht verhaftet und sechs Wochen nach Sachsenhausen geschickt worden. Tage später teilte Friedel die Nachricht kryptisch seinem Bruder mit, der bereits ausgewandert war. Versteckt in einem harmlosen Absatz schrieb er: „Inzwischen hat sich hier nichts geändert. Unser lieber Papa ist zur Zeit nicht Zuhause.“ Aus London verwendete Irma, Friedels Schwester, ähnlichen Code, um ihren Bruder zu drängen sich um sich selbst zu kümmern. Es war „so einfach sich in diesem Herbstwetter etwas einzufangen“, deutete sie an.

Aber die Ordner ihres Vaters zeigten auch, was Jaffé „Briefe der Vermissten“ nannte – Korrespondenz von und über Familie und Freunde, die nicht überlebten und die ihr gegenüber nie erwähnt wurden.

Ein Brief von Friedel vom Mai 1938 an seine Eltern sprach von Post, die er von „Onkel Max“ erhalten hatte, Evas Bruder, der offenbar Emigrationspläne für die ganze Familie machte. „Er ist etwas zu spät dran“, fürchtete Friedel.

Nur etwas mehr als sechs Monate später schrieb Max Rohrheimer an Friedels Eltern; er war zufrieden, dass Abraham freigelassen worden war und dass er und Eva jetzt Dokumente hatten, die es ihnen erlaubten das Land zu verlassen. Max hoffte, dass sie sich treffen könnten, bevor Abraham und Eva nach England abreisten. Er schrieb über seine eigenen – letztlich vereitelten – Fluchtversuche: „Wir haben Bürgschaften für die USA, aber wir haben sehr hohe Nummern.“

Die Schwestern Rosa Dahlerbruch und Eva Jaffe mit ihrer Mutter Lina Rohrheimer auf einem undatierten Foto (zur Verfügung gestellt von Deborah Jaffe)

Während Abraham und Eva kurz nach ihrem Sohn in Großbritannien ankamen, hatten ihre angeheirateten Verwandten – Evas Bruder Max und seine Frau Klara und Schwester Rosa Dahlerbruch mit ihrem Ehemann Adolf und Tochter Betti – nicht so viel Glück.

In dem, was wahrscheinlich die letzte Post war, die Eva von ihrer Schwester bekam, heißt es in einem kurzen Brief des Roten Kreuzes aus dem Jahr 1942: „Wie geht es dir, Adolf und Rosa? Und Max und Klara? Uns geht es gut, den Kindern auch. Irma wird im Juli heiraten.“ Rosas Antwort deutet an, dass Max und Klara deportiert wurden: „Uns allen geht es gut. Max, Klara und Betti haben eine andere Adresse. Neue Adresse unbekannt. Meine Glückwünsche zur Hochzeit.“

Jaffé bedauert ihre Reise der Entdeckungen – eine Reise, die Übersetzer, das Durchsuchen von Archiven und schmerzliche Enthüllungen beinhaltete – der letzten 15 Jahre nicht.

„Ich denke, all das herauszufinden hat mir unendlich geholfen, weil das, was geschah, eine Leere war und jetzt weiß ich Bescheid“, sagt sie.

Bewegend ist, dass sie im Londoner Büro des World Jewish Relief feststellte, dass ihr Großvater seine Ankunft in Großbritannien zusammen mit der seines Sohnes und seiner Frau registrieren ließ. Das Archiv beinhaltete auch Blankokarten mit den Namen von Max, Klara, Adolf und Betti – die Abraham ebenfalls in der Hoffnung registrieren ließ, dass sie kommen würden.

In den Ordner ihres Vaters fand Jaffé auch einen braunen Umschlag. In seiner charakteristisch spitzen Handschrift darauf, enthält er Abrahams Nachkriegs-Korrespondenz mit der Kriegsorganisation des britischen Roten Kreuzes, dem Johanniterorden, dem Jewish Refugees Committee und dem Suchbüros des World Jewish Congress, in der er engen Familienmitgliedern suchte.

„Sie offenbarten kurz und schonungslos die Namen der Verwandten und ihrer Schicksale“, sagte Jaffé. Vorne auf dem Umschlag hat Abraham einfach geschrieben: „Ermordet von den Deutschen unter der Regierung des Monsters Hitler.“

Analyse: Deutschland bietet dem Antisemitismus des Roger Waters Raum

Benjamin Weinthal, i24news, 13. Mai 2023Benjamin Weinthal, i24news, 13. Mai 2023

AP Foto/Chris Pizzello: Roger Waters bei einem Konzernauftritt in Los Angeles

Fehlende Basis-Opposition in Deutschland gegen den dem früheren Frontmann der britischen Band Pink Floyd vorgeworfenen Antisemitismus ist in den letzten Tagen offensichtlich geworden.

Waters, der eine weltweite Kampagne zur Förderung eines umfassenden Boykotts gegen Israel führt, erzielte gerade einen juristischen Sieg vor einem deutschen Gericht, mit dem es ihm erlaubt wird in Frankfurt aufzutreten. In Köln und Hamburg fanden seine Konzerte statt und er soll auch in München und Berlin auftreten.

In einer überaus aufschlussreichen Analyse auf der Internetseite des in Wien ansässigen Thinktanks Mena-Watch schrieb der deutsche Journalist und Experte für modernen Antisemitismus Alex Feuerherdt einen Artikel mit dem Titel „Kein Platz für Antisemitismus? Leider doch.“ Er stellte fest: „Man muss es leider so klar sagen: Roger Waters hat gewonnen, und zwar deutlich. Er hat gewonnen, weil man ihn gewinnen ließ.“

Feuerherdt sagte, Waters‘ sechs Konzerte werden alle stattfinden „und der öffentliche Protest ist klein, sehr viel kleiner als die Zahl der Konzertbesucher“.

Deutschland – dessen raison d‘être in seiner Post-Holocaust-Gesellschaft zur Schoah angeblich „Nie wieder“ und „Wehret den Anfängen“ lautet, wenn Antisemitismus hochkommt – verursacht die atemberaubende Gleichgültigkeit deutscher Konzertbesucher gegenüber Waters‘ Judenhass Kummer.

Nehmen Sie das Beispiel des Protests gegen Waters in Köln. Lediglich 250 Demonstranten tauchen auf, während mehr als 10.000 das Konzert von Waters besuchten. Das Motto des Protests gegen Waters, „Wish you were not here“ spielte mit dem bekannten Pink Floyd-Song „Wish you were here“.

Feuerherdt stellte die erbärmliche Teilnahme an dem Protest heraus; er hielt fest, dass die „Parteien und Organisationen … es nicht einmal geschafft hatten, die eigenen Mitglieder und Anhänger in einer nennenswerten Größenordnung zu mobilisieren“.

Die kognitive Dissonanz der Kölner Stadtverwaltung war ebenfalls zu sehen. Kölns Bürgermeisterin Henriette Reker sprach auf der Veranstaltung gegen Waters, aber die stadteigene Köln-Tourismus GmbH warb für Waters‘ Konzert.

Reker twitterte über Waters‘ Auftritt: „Es gibt in Köln keinen Platz für Antisemitismus“, und fügte hinzu: „Wir tolerieren keinen Antisemitismus.“

Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Mitglied des Vorstands der jüdischen Gemeinde Kölns, hat es Jahre lang versäumt ein Organisationsmodell innerhalb der mehr als 4.000 Mitglieder zählenden Kölner Gemeinde aufzubauen. Leider hilft all das zu erklären, warum die überwältigende Mehrheit der Mitglieder der Kölner jüdischen Gemeinde nicht zum Protest erschien.

Volker Beck, der umstrittene Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) und Politiker der Grünen, hat keine überzeugenden Versuche unternommen die mehr als 6.000 Mitglieder der DIG zu mobilisieren. Die DIG ist gegen die Bewegung Boykott, De-Investitionen und Sanktionen (BDS) und will die deutsch-israelischen Beziehungen fördern. Die israelischen Likud-Parlamentarier Amichai Chikli und Ariel Kallner kritisierten Beck wegen der ihm unterstellten antizionistischen Neigungen scharf.

Waters trat in Hamburg vor fast 7.000 Personen auf. Es gab in der Hafenstadt keinen einzigen Protest auf der Straße gegen seinen mutmaßlichen Antisemitismus.

Die dürftige Beteiligung in Köln und Hamburg beschränkt sich nicht auf das Versagen von Lehrer und Beck beim Aufbau der  Organisation eines Modells bei ihren Mitgliedern. In Berlin demonstrierten 2018 rund 1.600 Anhänger des  iranischen Regimes und der Hisbollah für die Auslöschung Israels bei der jährlichen Veranstaltung zum Al-Quds-Tag. Eine pro-israelische Gegendemonstration verblasst im Vergleich dazu, zählte nur mehrere hundert. Berlin hat Deutschlands größte regionale Gemeinde mit einer Mitgliedschaft von mehr als 8.000 Juden (Stand 2021).

Interne Widersprüche innerhalb der DIG und der deutschen jüdischen Gemeinden werden ihre Bemühungen weiter erschweren irgendeinen Anschein von unabhängiger Politik und aktivistischer organisatorischer Strukturen zu haben. Das deutsche Außenministerium ist der Hauptgeldgeber der DIG. Deutschlands Regierung subventioniert den Zentralrat der Juden und seiner Mitgliedsgemeinden.

Ende März veröffentlichte eine Konferenz in Berlin mit dem Titel „Actions Matter“ einen „Zehn-Punkte-Plan zur Bekämpfung von Antisemitismus“.

Der Zehn-Punkte-Plan enthält keinen Aufruf zum Handeln an Deutschlands Regierung, die Führung beim Verbot der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) des iranischen Regimes zu übernehmen. Die IRGC haben einen Mordversuch und Überwachungsaktivitäten gegen Juden und Israelis in Deutschland geplant. Die USA stuften die IRGC 2019 als ausländische Terrororganisation ein.

Letztes Jahr sagte ein deutscher Ermittler über die mutmaßlichen IRGC-Angriffe auf Synagogen: „Wir reden hier über staatlich gesponserten Terrorismus“ im Hinblick auf Schüsse auf eine Synagoge und versuchte Brandstiftung an Synagogen.

In scharfem Gegensatz zur Weigerung des deutschen Bundestags die IRGC als Terroreinheit zu verbieten stufte Schwedens Parlament die IRGC als Terrororganisation ein.

Die winzige und hoch unorganisierte pro-israelische Gemeinschaft in Deutschland ist weitgehend damit beschäftigt Konferenzen und Workshops zu veranstalten sowie Studien zu veröffentlichen, die keine greifbare Verbindung zum Aufbau einer pro-israelischen Mini-Bewegung in der Bundesrepublik haben.

Pro-israelische Aktivisten und die meisten deutschen Juden suchen verzweifelt nach Wegen dem pro-iranischen Umgang und antiisraelischen Politik der Koalitionsregierung von Kanzler Olaf Scholz Widerstand zu leisten.

Die kleine pro-israelische Gemeinschaft und die fast 92.000 Mitglieder der deutschen jüdischen Gemeinschaft könnten Lektionen aus dem Aktivismus der britischen jüdischen Gemeinschaft lernen, die eine erfolgreiche Kampagne führte, die den antisemitischen früheren Labour-Parteichef Jeremy Corbyn 2019 besiegte.

Im Gegensatz zu zu Großbritanniens jüdischer Führung hat die deutsche jüdische Gemeinschaft ihre Sicherung und Selbstbestimmung weitgehend an Bürokraten abgegeben, von denen einige ins Schüren von Antisemitismus involviert oder höchst inkompetent sind.

Die prominente Menschenrechtsorganisation Simon Wiesenthal Center führte Michael Blume – der in Baden-Württemberg mit der Bekämpfung von Antisemitismus beauftragt ist – als siebtschlimmsten Fall von Antisemitismus des Jahres 2021 an, weil er Israelis mit Nazis gleichsetzte und judenfeindliche Verschwörungsaktivitäten in sozialen Medien begünstigt.

Das Wiesenthal Center drängte auch den früheren deutschen Bischof Gerhard Ulrich als Antisemitismus-Beauftragter von Schleswig-Holstein zurückzutreten, weil er seine Predigten mit modernem Judenhass gegen Israel versetzte.

Ein Organisationsmodell könnte, um der Verbreitung des modernen Antisemitismus in Deutschland etwas entgegenzusetzen, einem gespaltenen, auf beiden Beinen hinkenden System an Pro-Israel-Aktivität Feuer und Leben einhauchen.

Der nie verschwundene Antisemitismus

Da ist er wieder: Der klassische jüdische Eindringlich in Form eines Mannes mit einem fleischigen Gesicht, Hakennase und intrigantem Gesichtsausdruck, der eine Schachtel mit der Aufschrift „Goldman Sachs“ herumträgt.

Ben Cohen, Israel Unwired, 7. Mai 2023

Der Antisemitismus drückt sich auf viele Weisen aus, aber wenige sind so tödlich oder so hartnäckig wie die Karikatur des hakennasigen Juden, der auf einem Haufen Bargeld sitzt und selbstzufrieden aussieht.

Diese Art Bild ist im Verlauf der Jahrhunderte zahllose Male in einer Reihe Länder und Kulturen, immer mit demselben Ziel, den „Juden“ als finsteren Anderen darzustellen, der seine eigenen sektiererischen Interessen auf Kosten der Gesamtgesellschaft verfolgt. Das jüngste Beispiel kommt aus der britischen Zeitung The Guardian – nicht das erste Mal, dass diese Publikation die Aufgabe übernommen hat antisemitische Karikaturen zu bringen und wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal.

In diesem Fall dämonisierte die Karikatur Richard Sharp, den aus dem Amt scheidenden Vorsitzende der nationalen Senderanstalt BBC. Auf eine vorsätzlich groteske Weise gestaltet, bestand das Bild aus z wie Figuren: Sharp und den früheren britischen Premierminister Boris Johnson, der als pummelig nacktes Baby auf einem braunen Haufen Schutt sitzt und Sharp fröhlich versichert: „Ich habe Sie für die Aufnahme in die Ehrenlisten zu Neujahr vorgeschlagen“, eine britische Ausdrucksweise dafür formell für die Erhebung ins Oberhaus nominiert zu werden.

Wie es für einen ambitionierten, selbstherrlichen Juden, der eifrig seinen sozialen Status aufbessern will, zumindest in den Augen des Antisemiten, wurde Sharp mit einem fleischigen Gesicht, Hakennase und einem gerissenen, hinterhältigen Gesichtsausdruck gezeichnet, während die Kiste mit „Goldman Sachs“ beschriftet ist, der Investment-Bank, in der er vorher arbeitete und wo er als Chef des aktuellen britischen Premierministers Rishi Sunak diente. Getrennt oder zusammen vermittelten all diese Elemente ein starkes Gefühl von Sharp als einem durch und durch jüdischen Eindringling, der zusammen mit dem Premierminister seines Landes eine der meist geschätzten Institutionen Britanniens nach Belieben beugte.

Die Karikatur rief weit verbreitet und über die britisch-jüdische Gemeinschaft hinaus Empörung hervor. Als Konsequenz entfernte der Guardian das Bild von seiner Internetseite und bot der jüdischen Gemeinschaft eine Entschuldigung an. Der Karikaturist Martin Rowson legte seine eigene, langatmige Entschuldigung vor, in der er zugab „enorme Reue, Dummheit und tiefe Sham“ zu empfinden. Er sagte auch, er sei sich bewusst, dass Sharp Jude sei, behauptete aber trotzdem, diese „Tatsache kam mir nie in den Sinn, als ich ihn zeichnete“.

Der Guardian hat eindeutig eine Menge zu erklären – nicht zuletzt, warum seine Redaktion scheinbar unfähig ist antisemitische Bilder, die Juden verleumden, mit derselben Subtilität zu identifizieren wie eine Karikatur des eine Bombe schwenkenden Propheten Mohammed (was zurecht und unkompliziert als islamophob verurteilt würde) oder die eines mit Hoodie bekleideten schwarzen Jugendlichen, der einen Weißen mit vorgehaltener Waffe (was zurecht und ohne Probleme als rassistisch verurteilt würde).

Es gibt (mindestens) zwei mögliche Erklärungen für dieses fehlende Bewusst sein. Die erste ist ziemlich harmlos; dass Leute heutzutage sehr wenig Kenntnis dessen, was antisemitische Bildsprache angeht, weil sie sie in ihrem Umfeld kaum sehen, besonders wenn man es mit Mitgliedern ihrer Generation in den früheren zwei Jahrhunderten vergleicht. Die zweite ist besorgniserregender; die Beschwerden über Antisemitismus sind a priori verdächtig, weil sie ein Mittel sind legitime Debatten über jüdischen Einfluss zu unterbinden, insbesondere wenn es um die Unterstützung des Staates Israel geht.

Die Zurückweisung jüdischer Sorgen wegen antisemitischer Feindseligkeit gegenüber Israels Existenz als leidlich Ausnutzung der historischen jüdischen Opferrolle zur Aufrechterhaltung der aktuellen Opferrolle der Palästinenser – ein Argument, das regelmäßig auf den Seiten des Guardian befördert wird – hat eine Desensibilisierung gegenüber dem Antisemitismus allgemein zum Ergebnis. Wenn Israel als Unterdrückerstaat betrachtet wird, mit Diaspora-Juden, die ihn eifrig mit Geld und politischem Einfluss unterstützen, dann gibt es sehr wenig Raum für irgendwelches Mitgefühl mit dem aktuellen Gefühl der Unsicherheit der Gemeinschaft oder irgendeiner Identifikation mit der Verfolgung, die frühere Generationen geprägt hat.

In diesen Situationen hat eine typische Reaktion jüdischer Leiter darin bestanden mehr Bildung zu fordern – über das Judentum, die jüdische Kultur, den Holocaust, die Beziehung zwischen Israel und den jüdischen Gemeinden im Ausland und vieles mehr. Das Problem mit der Förderung von „Bildung“ als Mittel zur Eindämmung antisemitischer Gefühle besteht in der ziemlich weit verbreiteten Annahme, dass in einer Unterrichtsstunde gewonnene Wissen und Erkenntnisse die antisemitische Bigotterie in sozialen Medien, auf Schulhören, in bestimmten Moscheen und an anderen Orten sowohl real als auch digital, übertrumpfen werden.

Gerade weil es keine Erfolgsgarantien gibt, ist es entscheidend, dass die angebotenen Bildungsprogramme hinsichtlich der inhaltlichen Analyse erstklassig und hinsichtlich der daraus gezogenen Schlussfolgerungen schlagkräftig sind. Letzten Monat schrieb ich über eine außergewöhnliche Sammlung antisemitischer Bilder und Objekte – Postkarten, Wanderstöcke, Gemälde und anderen Modeschmuck – die derzeit an der Technischen Universität Berlin in Deutschland untergebracht sind. Von Arthur Langerman, einem belgisch-jüdischen Holocaust-Überlebenden, nach dem Holocaust zusammengestellt, umfasst die Sammlung mehrere Jahrhunderte und Kontinente.

Als jemand, der seit mehr als 20 Jahren über Antisemitismus berichtet, glaube ich gerne, dass ich relativ abgehärtet dagegen bin mich von solchen Bildern schockieren zu lassen, aber ich gebe zu, dass ich nicht auf das vorbereitet war, was ich in der Langerman-Sammlung sah. Jede monströse Darstellung von Juden, die man sich vorstellen kann, darunter der sexuelle Missbrauch von Kindern, die Hinrichtung Jesu und die freudige Mitwirkung von Juden bei Wucher ist darin enthalten.

Langerman erklärte mir, dass sein Hauptmotiv für die Zusammenstellung seiner Sammlung (der weltweit größten ihrer Art) im Versuch bestand eine Antwort auf eine immerwährende Frage zu finden: Wie konnte ein offensichtlich zivilisiertes Land wie Deutschland 6 Millionen Juden entmenschlichen und dann auslöschen? „Die Antwort lautet, dass sie [die Deutschen] mit antisemitischen Bildern überflutet wurden, die Juden als Ratten, Wanzen, Spinnen zeigten – Ungeziefer, das man loswerden muss. Das war die Botschaft, die sie 100 Jahre vor der Schoah erhielten, Das ist der Grund, dass ich nie auch nur eine Stellungnahme eines Nazis gefunden habe, der sagte: ‚Ich bedaure, was ich getan habe‘“, sagte er mir.

Langsam aber sicher schleicht sich ähnliche Bildsprache einmal mehr in den öffentlichen Diskurs. So traurig es auch ist das zu sagen, Rowsons Karikatur von Richard Sharp im Guardian passt problemlos in Langermans Sammlung. Aus diesem Grund sollte jedem politischen Karikaturisten die Gelegenheit gegeben werden Langermans Archiv zu studieren und jüdische Organisationen täten gut dran ihre Besuche dort zu arrangieren.

Wird Wissensvermittlung die lange Tradition des visuellem Antisemitismus Karikaturisten davon überzeugen, dass eine jüdische Person wie jeder andere Freiwild für Satire ist, ihr Jude sein aber außen vor gelassen werden sollte? Wir sind es uns selbst schuldig, das zu versuchen.