Ein regelmäßiges Missverständnis lautet, dass Juden keine Antisemiten sein können. Es ist aber leicht zu erklären, warum das falsch ist. Jeder Text kann gemäß der FRA-Definition dahingehend analysiert werden, ob er antisemitisch ist oder nicht. Ist er es, dann wird es irrelevant, welcher Religion der Nationalität sein Autor angehört. Ist der Autor Jude, dann ist er ein antisemitischer Jude. Dasselbe gilt für die antisemitischen Elemente des Antiisraelismus, wie er zu dieser Definition gehört. Antisemitische Juden liefern oft einige Hinweise auf ihren jüdischen Hintergrund, z.B. dass sie eine Bar Mitzwa hatten, Israel besuchten und Ähnliches.[1]
In einem Aufsatz entlarvte der amerikanische Akademiker Alvin Rosenfeld 2006 verschiedene jüdische Hetzer gegen Israel in der englischsprachigen Welt, beispielsweise Jacqueline Rose, Michael Neumann und Daniel Boyarin. Über den Historiker Tony Judt hielt er fest, dass dieser
im Verlauf der letzten drei Jahre eine Reihe zunehmend bitterer Artikel in The Nation, der New York Review of Books und Ha’aretz veröffentlicht hat, in denen er Israel als alles bezeichnete, von arrogant, aggressiv, anachronistisch und infantil bis funktionsgestört, unmoralisch und Hauptursache für den heutigen Antisemitismus. „Das Israel von heute“, versichert er, „ist schlecht für die Juden“, und es würde ihnen und jedem anderen einen Dienst erweisen, wenn es aufgibt. „Die Zeit ist gekommen das Undenkbare zu denken“, schreibt er und das sei den jüdischen Staat durch „einen einzigen, integrierten, binationalen Staat für Juden und Araber zu ersetzen.“[2]
Weit davon entfernt etwas Neues zu sein, ist das eine alte Idee und inzwischen eine gründlich diskreditiert und ausgemustert; jeder weiß, dass ein solches Gebilde, würde es je zustande kommen, in kurzer Zeit ein arabisch dominierter Staat sein würde, in dem eine verbleibende jüdische Präsenz bestenfalls eine tolerierte Minderheit wäre. Mit der Propagierung eines solch obsoleten Plans, der das Ende einer auf Territorium gründenden jüdischen nationalen Existenz darstellen würde, reiht sich Judt, wie Benjamin Balint überzeugend argumentiert, ungewollt in ältere Formen der christlichen Gegnerschaft zu jüdischem Partikularismus ein: „Israel ist lediglich der neue Grund, auf dem die alte Schlacht über jüdische Unverwechselbarkeit ausgetragen wird.“[3] Dennoch hat Judt seine Anhänger und Gerede darüber, den jüdischen Staat aufzulösen und durch einen binationalen Staat zu ersetzen, liegt in gewissen intellektuellen Kreisen einmal mehr in der Luft.[4]
Ein weiterere jüdische Hetzerin gegen Israel ist Judith Butler, eine amerikanische Akademikerin. Der Historiker Richard Landes und der Journalist Benjamin Weinthal schreiben:
Bei der Teilnahme an einem „Anti-Kriegs-Teach-In“ in Berkeley antwortete Frau Butler 2006 auf eine Frage zum Platz von Hamas und Hisbollah: „in der globalen Linken“. Das sind zwei der kriegslüsternsten Bewegungen innerhalb der kriegstreibenden, antisemitischen, schwulenfeindlichen und frauenfeindlichen Welt des islamistischen Jihad. Aber obwohl sie Gewalt und „gewisse Dimensionen beider Bewegungen“ kritisiert, erzählte Butler den Studenten: „Zu begreifen, dass Hamas und Hisbollah soziale Bewegungen sind, die progressiv sind, die links stehen, die Teil der globalen Linken sind, ist extrem wichtig.“
Für Frau Butler kann alles, was gegen westliche Macht ist, verteidigt werden. Es scheint ihr keine Sorge zu bereiten, dass sie damit jegliche Anhängerschaft verrät, die sie zu feiern vorgibt – Lesben, Schwule, Frauen, Juden und andere diasporische Minderheiten. Ihr Problem, so scheint es, sind immer der Fehler der unterdrückerischen „kolonialen“ Mächte.[5]
2007 griff der niederländische Juraprofessor und Poet Afshin Ellian die dortige antiisraelische jüdische Organisationen Een Ander Joods Geluid (Ein anderer jüdischer Klang) an. Er sagte:
Für mich ist das eine Bewegung, die Geschichte mit dem Ziel fälscht den Nationalsozialismus zu minimalisieren. Wenn man dem Verhalten Israels in Jenin dasselbe Gewicht gibt wie dem, was die Nazis in Warschau getan haben, dann trivialisiert man die historische Realität. Jenin besteht fort. Es ist eine geschäftige Stadt. Das Ghetto von Warschau ist vollkommen zerstört worden. Diese antijüdischen Propagandisten wollen den Eindruck schaffen, dass alles, was die Nazis angerichtet haben heute auch von Israel gemacht wird. Sie sind genauso Fälscher des Erbes des Holocaust wie reguläre Holocaust-Leugner.[6]
Leon de Winter, ein niederländisch-jüdischer Bestsellerautor und Romanschreiber, bot eine weitere Perspektive zu derselben Gruppe:
Sie proklamieren ständig: „Wir Juden haben die Erfahrung der Schoah und sollten die höchsten moralischen Werte anwenden.“ Sie präsentieren die Schoah als Bildungsinstitut für Juden, um jüdische moralische Werte zu lehren. Mit anderen Worten: Die Nazis hielten in den Konzentrationslagern Kurse, um Juden Menschlichkeit beizubringen. Das sind Juden, die die Erinnerung an die Schoah pervertieren. Es handelt sich um eine laute Gruppe, die viel Medienaufmerksamkeit erhält, weil sie eine Botschaft proklamiert, die viele Nichtjuden gerne hören.[7]
Eine kleine Gruppe jüdischer antiisraelischer Hetzer hatte in den Niederlanden einen Erfolg, als der damalige israelische Präsident Shimon Peres im Herbst 2013 als Gast von König Willem Alexander zu Besuch kam. Der König gab ein Abendessen zu Ehren von Peres und mehrere Juden wurden eingeladen. Unter ihnen befand sich der Leiter der kleinen Organisation Een Ander Joods Geluid. Der Leiter der jüdischen Dachorganisation CJO und die der beiden größten jüdischen Gemeinschaften, der aschkenaisch-orthodoxen NIK und der liberalen LJG, wurden jedoch nicht eingeladen.
Jüdischer Selbsthass und Antisemitismus sind ein uralten Phänomen. Übergetretene Juden gehörten im Mittelalter zu den fanatischsten Hetzern gegen das Judentum. Ein Beispiel unter vielen war Paulus de Santa Maria, der 1405 Bischof von Cartagena in Spanien wurde.[8]
Teilzeit-Antisemiten
Der österreichisch-jüdische Nachkriegskanzler Bruno Kreisky war ein typisches Beispiel für einen Teilzeit-Antisemiten. Wistrich beschreibt ihn als „den einen Juden, der nichtjüdische Österreicher voll und ganz von dem latenten Schuldgefühl wegen ihrer führenden Rolle im Holocaust freisprechen konnte. Kreisky war dazu bestimmt, der Entlastungsjude zu werden. Das könnte man auch ‚der Jude, der von Schuld befreit‘ nennen – mit anderen Worten: der die Österreicher von den Lasten der Komplizenschaft am deutschen Massenmord befreit.“[9]
Kreisky sprach sich zugunsten von ehemaligen Nazis aus, die Minister in seinem Kabinett waren.[10] Er nannte Simon Wiesenthal einen „jüdischen Faschisten“.[11] Wistrich zitiert ein Interview, in dem der Sozialist Kreisky eine rassistische Äußerung machte: „Die meistgehassten Diplomaten sind die Israelis … Sie sind so schlimm wie die Afrikaner, die genauso unerträgliche Leute sind.“[12]
Jüdischer Selbsthass ist von allerlei Gelehrten studiert worden. Der amerikanische Historiker Sander L. Gilman schrieb:
Selbsthass ist das Ergebnis davon, dass der Außenseiter die die von seiner Referenzgruppe – diese Gruppe in der Gesellschaft, die er als sie definierend betrachtet – generierte Illusion über sich als Realität akzeptiert. … „Jüdischer Selbsthass“ (ein mit „jüdischer Antjudaismus“ oder „jüdischer Antisemitismus“ austauschbarer Begriff) ist als Etikett für bestimmte Modi der Selbstverleugnung gültig, die es unter Juden die gesamte Geschichte hindurch gegeben hat.[13]
In seinem Buch The OsloSyndrome: Delusions of a People under Siege[14] erklärt Kenneth Levin die Einstellung von israelischen Selbsthassern:
Dieses Phänomen offenbart auf der Ebene der menschlichen Psychologie große Ähnlichkeit zur Reaktion von Kindern, die chronischem Missbrauch unterliegen. Solche Kinder tendieren dazu für ihr Leid sich selbst die Schuld zu geben. In ihrem hilflosen Zustand haben sie zwei Alternativen: Sie können entweder eingestehen, dass sie auf unfaire Weise zu Opfern gemacht werden und sich mit ihrer Ohnmacht abfinden; oder sie können sich selbst die Schuld für ihre missliche Lage geben. Die Attraktivität des Letzteren – „Ich leide, weil ich schlecht bin“ – besteht darin, dass sie dem Wunsch dient die Kontrolle zu haben, Fantasien, dass alles „gut“ werden wird, lösen eine mildere Reaktion bei ihren Peinigern aus. Kinder wie Erwachsene streben unvermeidlich danach Hoffnungslosigkeit zu vermeiden.[15]
In Post-Zionism, Post-Holocaust: Three Essays on Denial, Forgetting, and Delegitimization of Israel[16] arbeitet der Philosoph Elhanan Yakira zur Rolle jüdischer und israelischer Selbsthasser aus:
Es scheint so, als ob Israels ideologische Hauptwidersacher außerhalb der arabischen und muslimischen Welt Israelis und Juden im Ausland sind. Diese Leute werden von Israels nichtjüdischen Feinden sehr geschätzt. Die selbsternannte israelische wahre Linke nimmt Positionen ein, die allgemein als Postzionismus bezeichnet werden. Tatsächlich sind sie antizionistisch. Diese Ideologie weigert sich dem jüdischen Volk das Recht auf Selbstbestimmung und damit Israel das Recht zur Existenz als jüdischem Staat zu gewähren. … Führende Intellektuelle, sowohl Juden als auch Nichtjuden, spielen eine wichtige Rolle in dieser neuen Mutation des Antisemitismus.[17]
Zeitgenössische Antisemiten finden einen Juden vom Typ Kreisky ziemlich nützlich dafür, sich selbst von Kritik zu entlasten, da sie auf einen Juden zeigen können, der ihre Meinungen teilt. Yakira spricht einen ähnlichen Fall an. Postzionistische Juden – faktisch antizionistische Juden – dämonisieren Israel. Auf diese Weise werden sie Mitglieder „einer intellektuellen Gemeinschaft gleichgesinnter Verzerrer.“ Yakira fügt an: „Die beste Möglichkeit international in akademischen Kreisen voran zu kommen, ist Teil des Systems zu sein. Man wird dann regelmäßig ins Ausland eingeladen und wird veröffentlicht, selbst wenn die eigene Arbeit keine nennenswerte Substanz hat.“[18] Die Wege antiisraelischer Täter sind in der Tat zahlreich und es können nur wenige Beispiele angeführt werden.
Der Fall Finkelstein
Eine andere Sache ist es, wenn Juden ihre Interessen verteidigen; dann gibt es auf fast jedem Fachgebiet einige Juden, die ihren Feinden helfen, indem sie der jüdischen Seite große Schuld zuweisen. Ein Beispiel ist Norman Finkelstein, der ein Buch über „Die Holocaust-Industrie“ veröffentlichte.[19]
Der israelische Historiker Ronald W. Zweig schrieb in einer Rezension zu Finkelsteins Buch:
Finkelstein argumentiert, dass der zeitgenössische Gebrauch des Holocaust eine gesamte „Industrie“ geschaffen hat, die der besten Weise des ausbeuterischen Kapitalismus nicht nur politisch nützlich, sondern auch finanziell lohnen ist. Selbst Jude und Sohn von Holocaust-Überlebenden, konnte Finkelstein sich erlauben zu artikulieren, was viele Menschen glauben, aber nicht öffentlich zu sagen wagen. Das gilt besonders für Großbritannien, wo sozialistische Kreise de rigeur antizionistisch und propalästinensisch sind, aber darum kämpfen zu umgehen, dass sie mit der Bürste des Antisemitismus geteert werden.
Der Kern der Argumentation Finkelsteins lautet, dass eine Intrige jüdischer Führer sich verschwor von europäischen Regierungen Geld zu erpressen, unter dem Vorwand materielle Entschädigung für die Verluste des Holocaust und zum Nutzen der Überlebenden einzufordern. Nachdem sie ihre Ansprüche erst einmal erfolgreich durchgesetzt hatten, behielten diese Organisationen dann das Geld für sich selbst und zahlten den Überlebenden nur ein Almosen aus. In dieser Form zusammengefasst war die Anschuldigung derart unglaublich und völlig ohne Grundlage, dass ich mir noch einmal das dritte Kapitel von Die Holocaust-Industrie ansah, um sicherzugehen, dass ich Finkelsteins Argument nicht parodiert hatte. Aber die Zusammenfassung repräsentiert angemessen, was er schrieb.[20]
„Überlebende“ ausnutzen
Während er Operation Fels in der Brandung erhielt eine Gruppe aus 359 Personen, die behaupteten sie seien Holocaust-Überlebende, im Westen viel Aufmerksamkeit. Sie verurteilten Israels Handeln in einer bezahlten Anzeige in der New York Times und dem Guardian und forderten zu einem vollen Boykott Israels auf; das war eine Reaktion auf die Unterstützung Israels durch den Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel. In der New York Times erklärten sie, sie gehörten dem International Jewish Solidarity Network (IJSN – Internationales Jüdisches Solidaritäts-Netzwerk) an. Und im Guardian bezeichneten sie sich selbst als das International Jewish Anti-Zionist Network (IJAN – Internationales Jüdisches Antizionistisches Netzwerk).[21]
Rosenfeld kritisierte die Anzeige:
Was die Aussage des IJSN bemerkenswert macht … ist nicht die Litanei an emotional aufgeladenen Anschuldigungen gegen Israel, sondern die Identität derjenigen, die diese Anschuldigungen erheben. Sie präsentieren sich als „Überlebende“, „Kinder von Überlebenden“, „Enkelkinder von Überlebenden“, „Urenkel von Überlebenden“ und „anderen Verwandten von Überlebenden“… Ihre Billigung der unbesonnensten Vorwürfe gegen Israel – z.B. dass Israelis wie Nazis sind und einen Völkermord an den Palästinenser verüben – durch Mitglieder eines Volks, das selbst Opfer des entschiedensten Völkermord-Versuchs des 20. Jahrhunderts war, ist beispiellos und kann enormen Schaden anrichten, wenn sie nicht als das betrachtet wird, was sie ist: eine ungehörige Übung der Verbreitung von Propagandalügen.
Darüber hinaus formulierte Rosenfeld: „Solche Propaganda gut zu heißen, indem man sie mit der moralischen Autorität stempelt, die angeblich Holocaust-Überlebenden gehört, macht diese Lügen nicht wahr. Stattdessen entlarvt sie die Behauptungen gewisser Holocaust-Überlebenden und ihrer Verwandten, sie würden eine erweiterte Moral und politisches Bewusstsein besitzen, als Betrug.“[22]
Ein Alibi-Jude
Viel Einblick, wie jüdische Selbsthasser von Israels Feinden genutzt werden, kann einem Interview entnommen werden, das der belgische Ex-Trotzkist Nathan Weinstock dem Ha’aretz-Autor Adi Schwartz 2014 gab. Er sagte, er war Antizionist und Pro-Palästinenser. 1967, kurz vor dem Sechstage-Krieg, wollte er vor der palästinensischen Studentenvereinigung in Paris sprechen. Weinstock merkt an, dass er überzeugt war, dass die Palästinenser seine pazifistische Botschaft begrüßen würden.
Im Nachhinein gibt er zu, dass er ein „nützlicher Idiot“ war und fügt hinzu: „Sie hatten Besseres zu tun: Sie hörten ekstatisch Radio Kairo, kosteten jedes Wort aus und sogen die Botschaft auf, die prahlte, wie arabische Armeen die Juden bald ins Meer werfen würden.“
1969 veröffentlichte Weinstock en Buch auf Französisch, Zionismus – der falsche Messias. Dann erhielt er viele Einladungen, weil Menschen hören wollten, wie er Israel verurteilte. Er stellte fest, dass es „totale Unterstützung der öffentlichen Aktionen der schlimmsten der palästinensischen Terroristen und grenzenlosen Hass auf Israelis gab, egal, wer sie waren.“
Es dauerte sehr lange, bis Weinstock begriff, dass die Angriffe auf Israel antisemitischer Natur waren: „Ursprünglich prangerten sie die ‚Zionisten‘ an, dann die ‚zionistische Eroberung der Medien‘ und schließlich die ‚zionistische Kontrolle über die Banken‘. … Wenn ich zitiert wurde, dann wurde auch nur die geringste Kritik meinerseits an den Palästinensern immer weggelassen… Ich war für sie ein antijüdischer ‚Alibi-Jude‘.“[23]
Ein besonders aktiver Alibi-Jude ist Max Blumenthal. Sein Buch Goliath: The Life and Loathing in Greater Israel [24] beinhaltet Kapitel wie „Das Konzentrationslager“, „Die Kristallnacht“, „Das gehört dem weißen Mann“ und „Wie man Goyim tötet und Menschen beeinflusst“.[25] Im Herbst 2014 sagte die Partei der Grünen in Deutschland ein Treffen ab, bei dem Blumenthal und ein anderer Redner unter der Schirmherrschaft der Abgeordneten der Partei auftreten sollten. Das sorgte für beträchtlichen Unmut in der Partei.[26]
Jewish Voice for Peace
Die amerikanische Gruppe Jewish Voice for Peace (JVP – Jüdische Stimme für den Frieden) gibt in ihren Leitlinen an, sie sei
gegen antijüdischen, antimuslimischen und antiarabischen Fanatismus und Unterdrückung. JVP will die israelische Besatzung der Westbank, des Gazastreifens und Ostjerusalems beenden; Sicherheit und Selbstbestimmung für Israelis und Palästinenser; eine gerechte Lösung für palästinensische Flüchtlinge auf der Grundlage der Prinzipien, die im Völkerrecht geschaffen wurden; ein Ende der Gewalt gegen Zivilisten; und Frieden und Gerechtigkeit für alle Völker des Nahen Ostens. Wir gehören zu den vielen amerikanischen Juden, die den Regierungen der USA und Israels sagen: „Nicht in unserem Namen!“
Während sie behaupteten gegen antijüdischen Fanatismus zu sein, vergisst die Organisation jedoch die völkermörderischen Äußerungen der Hamas. Nach Netanyahus Rede vor der UNO-Vollversammlung im September 2014 z.B. veröffentlichten sie einen Blogeintrag, in dem sie behaupteten: „Mit der Gleichsetzung von Hamas, ISIS, Iran und den Nazis versuchte Netanyahu ein Schwarz-Weiß-Bild des globalen Bösen zu zeichnen, um Israel von jeglicher Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen zu befreien.“ JVP behauptete in diesem Eintrag, die Operation Fels in der Brandung sei nicht gerechtfertigt, denn: „Die Hamas hat mit erheblich weniger ineffektiven [sic] Waffen reagiert.“[27]
JVP ging 2014 auch zur Gesamtsynode der Presbyterianer in Detroit, wo sie auf Abzug der Investitionen aus drei Firmen drängten, die „von Operationen in besetztem palästinensischem Gebiet profizieren: Caterpillar, Motorola Solutions und Hewlett Packard“.[28]
Ha’aretz
Jonathan S. Tobin, ein leitender Redakteur beim Commentary, schrieb auf der Commentary-Internetseite über die Zeitung Ha’aretz. Seine Angaben:
Die Tatsache, dass die israelische Zeitung Ha’aretz eine wichtige Quelle der Hetze ist und oft Desinformation über den jüdischen Staat und den Nahen Osten verbreitet, ist nicht neu.
Manche ihrer Kolumnisten sind glühende Antizionisten … und bieten eine beständige Quelle von Material für Leute, die auf Israel einprügeln. Israel ist ein freies Land und wenn eine ehemals zionistische Zeitung diese Rolle spielen will, dann ist das in Ordnung. Aber manchmal geht selbst Ha’aretz zu weit und füttert nicht nur die antiisraelische Propagandamaschine, sondern überschreitet die Grenze zu Material, das Antisemitismus Hilfe und Vorschub leistet.
Tobin schrieb dies im Oktober 2014, als Ha’aretz eine Karikatur von Amos Biderman veröffentlichte, die ein von Netanyahu geflogenes israelisches Flugzeug zeigte, das kurz davor war in das World Trade Center zu krachen. Damit setzte sie Netanyahus Politik mit dem mörderischen Verhalten der Terroristen vom 11. September und mit Bin Laden gleich. Es gab viel Kritik, aber Biderman und Ha’aretz lehnten es ab sich zu entschuldigen.[29]
Jüdische Antisemiten erfüllen eine besondere Rolle im Krieg der millionen Schnitte, weil nichtjüdische Antiisraelis sie als Feigenblatt für ihre Delegitimationskampagnen gegen Israel benutzen. Dasselbe gilt für Artikel in israelischen Zeitungen, die einen ausgeprägt antisemitischen Charakter des antiisraelischen Typs haben.
Fußnoten:
[1] Manfred Gerstenfeld: Jews against Israel. Post-Holocaust and Anti-Semitism, 30, 1. März 2005.
[2] Tony Judt: Israel: The Alternative. New York Review of Books, 23. Oktober 2003.
[3] Benjamin Balint: Future Imperfect: Tony Judt Blushes for the Jewish State. In: The Jewish Divide over Israel, S. 65-75, wie bei Rosenfeld zitiert (s. nächste Fußnote).
[4] Alvin Rosenfeld: “Progressive” Jewish Thought and the New Anti-Semitism. New York (American Jewish Committee) 2006.
[5] Richard Landes/Benjamin Weinthal: The Post-Self-Destructivism of Judith Butler. The Wall Street Journal, 9. September 2012.
[6] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Afshin Ellian: Het Midden-Oosten, islam en joden. In: Het Verval, Joden in een stuurloos Nederland. Amsterdam (Van Praag) 2010, S. 132.
[7] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Leon de Winter: Het joodse aan mij is dat ik me met Israel identificeer. In: Het Verval, Joden in een stuurloos Nederland. Amsterdam (Van Praag) 2010, S. 138
[8] S. den Eintrag „Paulus de Santa Maria“ in: Jüdisches Lexikon, Band 4, S. 842.
[9] Robert Wistrich: From Ambivalence to Betrayal: The Left, the Jews, and Israel. Lincoln/London ( University of Nebraska Press) 2012, S. 479.
[10] ebenda, S. 488.
[11] ebenda, S. 489.
[12] Robert Wistrich: The Strange Case of Bruno Kreisky. Encounter, Mai 1979.
[13] Sander Gilman: Jewish Self-Hatred: Anti-Semitism and the Hidden Language of the Jews. Baltimore (
Johns Hopkins University Press) 1990, S. 1-2.
[14] Das Oslo-Syndrom: Wahnvorstellungen eines belagerten Volkes. Kenneth Levin: The Oslo Syndrome: Delusions of a People under Siege. Hannover, NH (Smith & Kraus Global) 2005.
[15] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Kenneth Levin: The Psychology of Jews Who Embrace their Enemies. In: Demonizing Israel and the Jews. New York (RVP Press) 2013, S. 79-80.
[16] Post-Zionismus, Post-Holocaust: Drei Aufsätze zu Leugnung, Vergessen und die Delegitimierung Israels.
[17] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Elhanan Yakira: The Communalities of Holocaust Deniers and Anti-Zionists. In: Demonizing Israel and the Jews. New York (RVP Press) 2013, S. 82.
[18] ebenda, S. 82-84
[19] Norman Finkelstein: The Holocaust Industry: Reflections on the Exploitation of Jewish Suffering. London (Verso) 2000.
[20] Ronald Zweig: The Holocaust Industry: Reflections on the Exploitation of Jewish Suffering. Journal of Israeli History 20, 2-3 (Sommer/Herbst 2001), S. 208-216.
[21] More than 350 Survivors and Descendants of Survivors and Victims of the Nazi Genocide Condemn Israel’s Assault on Gaza. International Jewish Anti-Zionist Network, 23. August 2014.
[22] Alvin Rosenfeld: The True Face Behind a New York Times Ad. Jewish Daily Forward, 28. August 2014.
[23] Weinstock’s ground-breaker, out in Hebrew. Englische Übersetzung des Original-Interviews auf Hebräisch auf http://jewishrblogspot.co.il/2014/05/weinstocks-ground-breaker-out-in-hebrew.html; Originalartikel auf: http://www.haaretz.co.il/ magazine/.premium-1.2315763.
[24] Goliath: Leben und Hassen in Großisrael
[25] Max Blumenthal: Goliath: Life and Loathing in Greater Israel. New York (Nation Books) 2014.
[26] Ben Cohen: German Opposition Party Cancels Event Featuring American Anti- Semite Max Blumenthal. The Algemeiner, 6. November 2014.
[27] Naomi Dann: Netanyahu plays the blame game at the UN to avoid responsibility for Israeli human rights violations. Jewish Voice for Peace, 29. September 2014.
[28] Presbyterian Divestment. Jewish Voice for Peace.
[29] Jonathan Tobin: Haaretz’s 9/11 Truther Gift to Anti-Semites. Commentary, 30. Oktober 2014.