War of a Million Cuts – Kapitel 2: Nachkriegs-Europa, Antisemitismus und Antiisraelismus

Die Geschichte des europäischen Antisemitismus reicht viele Jahrhunderte zurück. Seine Auswirkungen waren jedoch von Land zu Land unterschiedlich. Obwohl seine sich anti-israelisch darstellenden Ausformungen besonders weit verbreitet sind, sind Hass und Aufstachelung so fragmentiert, dass auch wichtige Aspekte des klassischen europäischen Antisemitismus genauer betrachtet werden müssen. Dies gilt vor allem in Anbetracht der schweren kriminellen Handlungen und Einstellungen gegenüber den jüdischen Bürgern im Europa der Vergangenheit.

In diesem Zusammenhang ist auch die Gesamtbeziehung zwischen Europa und Israel zu bewerten — deren Interaktion kann man als komplex, angespannt und historisch belastet charakterisieren. Auch die politischen Perspektiven beider driften zunehmend auseinander. Gleichzeitig sind die Beziehungen in Bereichen wie Handel, Wissenschaft, Kultur und Sport im Laufe der Jahrzehnte weiter gewachsen und nur teilweise von politischen Uneinigkeiten betroffen.

Oft wird behauptet, dass die Bewertung der europäisch-israelischen Beziehungen die Erhebung des durchschnittlichen Interaktions-Ausmaßes in den verschiedenen Bereichen erfordert. Dies als einen ausgewogenen Ansatz zu betrachten, ist jedoch falsch. Europäisches politisches Handeln kann Israel weiterhin so großen Schaden zufügen, dass das auf lange Sicht alle anderen Aspekte der Beziehungen immer stärker dominieren könnte.

Die Europäische Union (EU) besteht aus achtundzwanzig Staaten mit einer Bevölkerung von über fünfhundert Millionen Menschen auf einem Gebiet von weit über vier Millionen Quadratkilometern. Israel hat acht Millionen Einwohner. Es ist ein kleines Land, das von Feinden umgeben ist, auch wenn einige von ihnen mit ihm in Frieden leben. Israel deckt ein Gebiet ab, das nicht einmal ein Hundertstel der Größe der EU ausmacht. Vierundzwanzig EU-Mitgliedstaaten haben ein größeres Territorium als Israel. Daher sind Europa und Israel keine vergleichbaren Einheiten. Angesichts dieses Ungleichgewichts in Bezug auf Macht, Bevölkerung und geographische Größe muss sich eine Analyse in erster Linie auf die viel größere europäische Seite konzentrieren.

Diskriminierung nach dem Holocaust

Der europäische Antisemitismus ist nach dem Holocaust nicht verschwunden. In der unmittelbaren Nachkriegszeit haben wiederhergestellte demokratische Gesellschaften wie z. B. Norwegen, die Niederlande und andere Länder Juden auf verschiedene Weise und in vielen Bereichen diskriminiert.[1] Häufig waren nach Hause zurückkehrende Juden nicht willkommen. Der niederländische Politologe Isaac Lipschits sagte: „Die Nachkriegsdiskriminierung der Juden in den Niederlanden fand viele Formen. Die Behörden machten die Juden schlecht und vernachlässigten ihre Interessen. Die öffentliche Meinung war, dass die jüdische Gemeinde nichts mehr darstellte.”[2]

Der norwegische Historiker Bjarte Bruland, der Mitte der 90er Jahre eine Schlüsselrolle bei den Restitutionsuntersuchungen des Landes spielte, sagte, dass es unter den Überlebenden der kleinen jüdischen Vorkriegsgemeinde in Norwegen viele „staatenlose Juden gab, die nach Schweden geflohen waren, von denen einige bis zu 50 Jahre vor dem Krieg in Norwegen gelebt hatten. Die norwegische Regierung weigerte sich zunächst, ihnen die Rückkehr in das Land zu gestatten, eine Haltung, die sich erst später änderte.”[3]

Die Nachkriegsgesetzgebung und ihre Umsetzung in vielen Ländern begünstigte häufig diejenigen, die sich das gestohlene Eigentum der Juden angeeignet hatten, während befreite Länder ihre Kriegsgeschichte schönredeten. Die Niederlande sind eines von vielen Beispielen. Die Geschichte von Anne Frank hat viele Aspekte der negativen Behandlung von Juden in den Niederlanden weitgehend überschattet.

Johannes Houwink ten Cate, ein niederländischer Holocaust- und Völkermordexperte, berichtet, dass der belgische Historiker Pieter Lagrou das nationale Gedächtnis der Nachkriegszeit in den Niederlanden als

„hart“ gegenüber denen beschrieb, die mehr gelitten hätten als andere. „Insbesondere die jüdischen Überlebenden des Völkermords litten unter mangelnder Anerkennung. . . aus Mangel an Unterstützung“, sowohl in materieller Hinsicht als auch in Bezug auf „ihr Bedürfnis nach Integration“.[4] So hatten die wenigen jüdischen Überlebenden (75 % des niederländischen Judentums wurden nach Osteuropa deportiert, um ermordet zu werden) bedeutende Nachteile“, so der unparteiische Lagrou. „Keine Solidarität für sie, kein Trost.“[5]

Houwink ten Cate fügt hinzu:

Es dauerte lange, bis sich in Westeuropa das Bewusstsein für den Holocaust entwickelte. Akademiker, die sich mit diesem Thema beschäftigten, stellten fest, dass in diesen Ländern in den ersten Nachkriegsjahrzehnten sehr viel schief gelaufen ist. Dies manifestierte sich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen förderten prominente europäische Politiker das Selbstverständnis des heroischen Widerstands gegen die Nazis. Zum anderen waren diese Politiker nicht bereit, jüdischen Überlebenden finanziell zu helfen.

Sie verlagerten die Verantwortung für die Verfolgung und Vernichtung der Juden so weit wie möglich auf die Deutschen. Dies bedeutete, die bereitwillige Hilfe zu ignorieren, die die Deutschen von vielen der besetzten Nationen bei ihren Enteignungen und Deportationen der Juden erhielten.

Weiterhin stellt er fest:

In Frankreich prägte der bedeutende Historiker Henry Rousso 1987 den Neologismus „Résistancialisme“, um den gaullistischen Versuch zu beschreiben, Widerstand, Nation und Staat in einen Topf zu werfen. Dennoch ignorierten die französischen Historiker 35 Jahre lang die Mitverantwortung der Vichy-Regierung bei der Verfolgung der Juden. Erst 1981 haben der amerikanische Historiker Robert O. Paxton und sein kanadischer Kollege Michael R. Marrus diese Mitverantwortung umfassend beschrieben.[6]

In Westdeutschland war die Situation nicht grundlegend anders. Es waren die Behörden in verschiedenen Staaten des Sowjetblocks und später die deutsche Linke, die als erste sagten, dass die Erfolgsbilanz der Bundesrepublik Deutschland bei der Verurteilung von Holocaust-Tätern miserabel war.[7]

Diese Bilanz war ebenso schlecht wie diejenige der französischen, belgischen und niederländischen Staaten, ihre Bürokraten, die den Deutschen geholfen hatten, vor Gericht zu bringen. Diese Beamten wurden als Gruppe nicht bestraft.[8]

Latenz und Wiederauftreten von Antisemitismus

In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg bewegte sich der europäische Antisemitismus zunehmend im Verborgenen. Im 21. Jahrhundert wurde jedoch deutlich, dass viele Europäer antisemitische Ansichten sowohl neuer als auch klassischer Art vertreten. Dieses weit verbreitete Wiederaufleben des Antisemitismus, trotz der „Lehren aus dem Holocaust“ und der proklamierten Politik des „Nie wieder“, legt nahe, dass er ein integraler Bestandteil der europäischen Kultur und ihrer Wertesysteme ist. Ein großer Teil der europäischen Geschichte ist ein umfassender Beweis dafür. Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass die meisten Europäer Antisemiten wären, obwohl viele entweder gegen Juden oder gegen Israel sind. Der französische Soziologe Shmuel Trigano hat als einer der ersten den Ausbruch des Anti-Israelismus im neuen Jahrhundert analysiert. Er konzentrierte sich auf die seit 2000 stark zunehmende Gewalt gegen Juden in Frankreich. Jahre später sagte er:

Die Situation der Juden in Frankreich wurde verschärft, als verschiedene Medien Meinungen äußerten, dass die Gewalt und der Hass angesichts der Ereignisse im Nahen Osten sowie der israelischen Politik durchaus verständlich seien. Dies implizierte, dass das Schicksal der französischen Juden durch die israelische Politik und die französische Kritik an ihr bestimmt würde. In den ersten Monaten der Anschläge bat das französische Judentum um Hilfe, aber niemand hörte zu. Dies führte zu der Erkenntnis vieler französischer Juden, dass ihr Platz und ihre Staatsbürgerschaft im Land nun in Frage gestellt waren. Sie verstanden, dass die Behörden bereit waren die jüdische Gemeinschaft zu opfern, um den sozialen Frieden zu erhalten. Diese Haltung wurde durch die pro-arabische Politik Frankreichs während des Irakkriegs verstärkt.

Jüdische Bürger konnten nicht verstehen, dass im Namen der 3.000 Kilometer entfernten Entwicklungen Gewalttaten gegen sie verübt wurden. Auch heute erinnert sich noch so mancher an die Worte des früheren sozialistischen Außenministers Hubert Védrine, die von anderen Politikern in verschiedenen Variationen wiederholt wurden: „Man muss nicht unbedingt schockiert sein, dass junge Franzosen mit Migrationshintergrund Mitleid mit den Palästinensern haben und sehr erregt sind über das, was mit ihnen geschieht.”[9]

Der französische Philosoph, Politikwissenschaftler und Historiker Pierre-André Taguieff gehörte zu den ersten im 21. Jahrhundert, die ausführlich darüber diskutierten, dass der Antisemitismus bis Ende 2001 in der arabischen Welt und in Europa ein Niveau erreicht hatte, das in der Zeit nach dem Nationalsozialismus beispiellos war. Seine Einsicht wurde durch das Leben in Frankreich verstärkt, wo im Vergleich mit den anderen westeuropäischen Ländern die antisemitischen Angriffe besonders heftig waren.[10]

Taguieff deckte auch den weit verbreiteten Irrtum auf, dass Islamophobie damals ein größeres Problem war als Antisemitismus. Das Risiko für Juden, in Frankreich angegriffen zu werden, war und ist um ein Vielfaches größer als für Muslime. Von den im Rahmen der FRA-Studie 2013 in acht Ländern befragten jüdischen Gemeinden erlebten die französischen Juden den größten Antisemitismus im öffentlichen Raum. Einundsiebzig Prozent der befragten französischen Juden erlebten Antisemitismus in den Medien, 84 Prozent begegneten „Äußerungen von Feindseligkeit gegenüber Juden auf der Straße oder an anderen öffentlichen Orten“, 79 Prozent hatten antisemitische Graffitis in Frankreich gesehen und 78 Prozent hatten Vandalismus an jüdischen Gebäuden und Institutionen erlebt. Diese Zahlen waren die höchsten in den acht untersuchten Ländern.[11] Darüber hinaus waren 73 Prozent der französischen Befragten der Meinung, dass der arabisch-israelische Konflikt ihr Sicherheitsgefühl „sehr stark“ beeinträchtigt.“[12]

Von allen acht EU-Ländern waren die französischen Juden am meisten besorgt über körperliche und verbale antisemitische Angriffe. Siebzig Prozent der französischen Juden hatten Angst, Opfer eines körperlichen Angriffs zu werden, und 60 Prozent hatten Angst vor verbalen Angriffen. Zusätzlich befürchteten 76 Prozent, dass ein Familienmitglied oder eine nahestehende Person Opfer eines körperlichen Angriffs wird, und 71 Prozent befürchteten, dass ein Nahestehender Opfer eines verbalen Angriffs wird.[13]

Im Mai 2014 hielt CRIF-Präsident Roger Cukierman einen Vortrag im französischen Konsulat in New York. Er verwies auf drei bedeutende Herausforderungen für das französische Judentum: „…eine zunehmend radikalisierte muslimische Einwandererbevölkerung, die die Juden zum Sündenbock macht, die wachsende Popularität der rechtsextremen Front National unter der Führung von Marine Le Pen und die weit verbreitete Anti-Israel-Stimmung unter den französischen Linken.“ Er fügte hinzu, dass in Frankreich 40 Prozent der gewalttätigen Hassverbrechen gegen Juden gerichtet sind. Cukierman stellte fest: „Es ist im Augenblick nicht angenehm, als Jude dort zu leben.“ Ebenso stellte er fest, dass Katar in der Lage wäre, die französische Wirtschaft zu beeinflussen, und obwohl dies noch nicht geschehen ist, stellt es eine weitere Bedrohung dar.[14]

Einige der vielen Anschläge erhalten mehr Aufmerksamkeit als andere. Im Dezember 2014 wurde ein jüdisches Ehepaar in Créteil angegriffen, einem Pariser Vorort, in dem die jüdische Bevölkerung mehr als 20 Prozent der rund einhunderttausend Einwohner ausmacht. Drei Leute griffen das Ehepaar in seinem Haus an, vergewaltigten die Frau und raubten das Haus aus. Die Täter nahmen an, dass die Opfer reich sein mussten, weil sie Juden waren. Die Namen der drei Verdächtigen deuten darauf hin, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit Muslime sind. Viele Verurteilungen der Tat folgten, unter anderem von Präsident François Hollande und Premierminister Manuel Valls.[15]

Man muss zwischen tatsächlichen Vorfällen und Ängsten unterscheiden. Beide haben Auswirkungen auf die Juden, da ihre Verbreitung zu weiteren Ängsten führt. Und dies führt wiederum dazu, dass viele Juden ihre Identität ganz oder teilweise geheimhalten.

Europäischer Antisemitismus: lebendig, aktiv und ansteckend

Im Jahr 2002 fasste der damalige britische Oberrabbiner Jonathan Sacks die Situation wie folgt zusammen:

Lassen Sie mich das so einfach wie möglich ausdrücken: Der Antisemitismus ist im Jahr 2002 lebendig, aktiv und virulent, und zwar nach mehr als einem halben Jahrhundert Holocaust-Bildung, interreligiösem Dialog, Erklärungen der Vereinten Nationen, Dutzenden von Museen und Gedenkstätten, Hunderten von Filmen, Tausenden von Kursen und Zehntausenden von Büchern, die sich der Aufdeckung seiner Übel widmen; nach der Stockholmer Konferenz, nach der Schaffung eines nationalen Holocaust-Gedenktages, nachdem sich 2.000 religiöse Leiter im August 2000 bei den Vereinten Nationen zusammengefunden hatten, um sich für den Kampf gegen Hass und für gegenseitigen Respekt einzusetzen. . . . Was hätte man mehr tun können? Was könnten und können wir noch tun, um Antisemitismus zu bekämpfen?[16]

Zwei Jahre später hatten sich Sacks‘ Ideen weiterentwickelt. Er behauptete, wenn Zivilisationen aufeinander treffen, sterben Juden. Seiner Ansicht nach wird in einigen europäischen Kreisen Rache an den Juden genommen, weil „niemand den Juden den Holocaust je verzeihen wird“. Sacks machte auf die Manipulation von Begriffen wie Völkermord und ethnische Säuberung durch Israels Gegner aufmerksam. Er fügte das hinzu, was man aus dem Holocaust hätte lernen sollen: „Erstens, dass schlechten Dingen eine Dämonisierung vorausgeht — und gerade jetzt werden Israelis dämonisiert — und zweitens, dass es eines der kulturellen Frühwarnzeichen ist, wenn Worte ihre Bedeutung verlieren.“[17]

Die oft vorgebrachte Behauptung, Nachkriegsausbrüche des europäischen Antisemitismus seien Parallelentwicklungen des Nahostkonflikts, ist nicht mehr wahr. Er tritt in Wellen auf, die den Entwicklungen im arabisch-israelischen Konflikt entsprechen, wobei jede Welle höher schlägt als die vorherige.[18] In der arabischen Welt wütete die antijüdische Aufstachelung parallel zum Oslo-Prozess und während des „Friedensprozesses“ 2013-2014 geschah das Gleiche. In Frankreich nahmen antisemitische Vorfälle stark zu, nachdem Mohammed Merah 2012 einen jüdischen Lehrer und drei Kinder ermordete.[19]

Die Anwendung von Doppelmoral gegen Israel ist in Europa gängige Praxis. Zum Beispiel verbieten die Richtlinien der Europäischen Kommission die Finanzierung israelischer Einrichtungen in den umstrittenen Gebieten, in denen Israel seit dem Krieg von 1967 regiert. Dennoch gibt es viele ähnliche Situationen, in denen die Europäische Union Mittel bereitstellt, z. B. in den von der Türkei besetzten Teilen Zyperns.[20]

Ein typischer Fall von europäischer anti-israelischer Aufstachelung trat nach der Veröffentlichung dieser Richtlinien auf, als eine Gruppe ehemaliger hochrangiger Persönlichkeiten einen Brief an die damalige außenpolitische Chefin der EU, Catherine Ashton, schickte. Mit einer gewissen Arroganz nannten sie sich „European Eminent Persons“ und forderten die Europäische Kommission auf, die Leitlinien uneingeschränkt zu unterstützen. Zu den Mitgliedern der Gruppe zählten der ehemalige NATO-Generalsekretär Javier Solana, die ehemalige österreichische Außenministerin Benita Ferrero-Waldner und der ehemalige französische Außenminister Hubert Védrine. Über etwaige Aktionen der Gruppe angesichts der vielfältigen Bedrohungen, die von Teilen der muslimischen Welt gegen Europa ausgehen, ist jedoch nichts bekannt.[21]

Der Jude als Opfer

Der Holocaust führte auch zu einer allmählichen Veränderung des weit verbreiteten negativen Images der Juden in Europa. Zum Teil mutierte dieses langsam zum Symbol des ultimativen Opfers.[22] So entstand in vielen, wenn auch nicht allen europäischen Demokratien Jahrzehnte lang ein Tabu des öffentlichen Antisemitismus. Dieses Tabu war in Deutschland besonders dominant; aber auch dort hat es in den letzten Jahren nachgelassen.[23] Antisemitismus blieb jedoch in allen europäischen Ländern in seiner latenten Form präsent. Hauptsächlich nach dem Sechstagekrieg — als das Ausmaß des israelischen Sieges das Bild des Juden als „Opfer“ erschütterte — und dem Libanonkrieg von 1982 entwickelte sich in Europa eine dritte Kategorie von Antisemitismus, die Israel als jüdisches Kollektiv ins Visier nahm.

In der muslimischen Welt war dies seit der Gründung Israels in extremer Form präsent, kombiniert mit klassischem Antisemitismus. Da der Anti-Israelismus nicht auf den Widerstand der beiden vorhergehenden Typen stößt, die viele für politisch falsch halten, hat er in den letzten Jahren rasant zugenommen. Taguieff verstand auch schon früh einige Schlüsselaspekte der Methoden der Verleumder Israels und der Juden. Er legte den Prozess offen, durch den die Verbrechen der angeblich Benachteiligten, zu denen die Palästinenser zu gehören behaupten, stillschweigend gebilligt werden. Er beschrieb auch die Rolle der Medien bei der Rechtfertigung von Gewalt und der Darstellung von Tätern als Opfer. Er zeigte, dass der nächste Schritt im Verzerrungsprozess darin besteht, die als Opfer verkleideten Straftäter für ihre Taten nicht verantwortlich zu machen, mit der Begründung, sie seien durch ihre sozioökonomischen Bedingungen geprägt — eine aktualisierte Version des marxistischen Determinismus. Ein weiterer Schritt besteht darin, dass die islamistische Version des Islam in den Augen der Öffentlichkeit zur Religion der Armen und Opfer wird. Eine weitere Facette ist die Erklärung, dass Muslime oder Araber sich so verhalten, weil sie angeblich gedemütigt oder verfolgt werden.[24] Was Taguieff hier sagt, passt gut zu dem bereits erwähnten „humanitären Rassismus“.

Der neue Mythos vom „wesenhaft guten Palästinenser“ geht oft Hand in Hand mit extremem Antizionismus, der auf die Zerstörung Israels abzielt. Die Palästinenser sind zu den Fahnenträgern der Feinde der Demokratie geworden; Israel und der Westen werden kriminalisiert.

Taguieff bemerkte auch, dass der blinde Pazifismus Angreifer und Opfer auf die gleiche moralische Ebene stellt und legitime Selbstverteidigung in kriminelle Übertretung verwandelt. Abstrakter Utopismus und „blinder Engelismus“ bevorzugen nach wie vor das multinationale Modell, obwohl multinationale Länder zu ethnisch teilweise gesäuberten Staaten geführt haben, wie sich besonders in Jugoslawien gezeigt hat.[25]

Anti-Israelismus

Das Hass-Phänomen des Antiisarelismus hatte seit Jahrzehnten auf sehr niedrigen Ebenen existiert; dass er Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts explodierte, überraschte Israel und die jüdische Welt. Diverse Autoren hatten jedoch früher bereits einige Aspekte der antizionistischen Mutation des Antisemitismus beschrieben.

1979 schrieb Jacques Givet in der französischen Originalfassung seines Buches The Anti-Zionist Complex: „Der Anti-Zionist wird ein offener Antisemit, sobald er über die Kritik an der Politik der Regierung in Jerusalem (eine Lieblingsaktivität der Israelis selbst) hinausgeht und die Existenz des Staates Israel in Frage stellt.“[26]

In Frankreich — wo häufig neue Mutationen des Antisemitismus vorangetrieben werden — kam es schon früh zu Überschneidungen von Antisemitismus und Anti-Israelismus. Das war zum Teil mit der großen Zahl der kommunistischen Intellektuellen verbunden. Beispielsweise geschah dies 1953 während der so genannten „Ärzteverschwörung“. In der Sowjetunion wurden Ärzte — die meisten von ihnen Juden — beschuldigt, durch falsche Diagnose und Behandlung den Tod führender Politiker verursacht zu haben. Damit einher ging eine Kampagne gegen „Kosmopolitismus“ und Zionismus.

Französische kommunistische Intellektuelle organisierten ein großes Solidaritätstreffen in Paris. Mehrere Redner erklärten, dass es normal sei, Ärzte der Vergiftung zu verdächtigen, wie es Mengele in Auschwitz getan habe. Ein jüdischer Arzt erklärte öffentlich, dass man nicht ausschließen könne, dass Juden oder Zionisten beschlossen hätten, sowjetische Persönlichkeiten zu vergiften.[27] Es war eine weitere Mutation des uralten antisemitischen Vorwurfs, Juden seien Giftmörder.

David Zohar, ein pensionierter israelischer Diplomat, der Anfang der 1980er Jahre in der israelischen Botschaft in Oslo eingesetzt war, erzählte, dass er im Hauptquartier der norwegischen Armee über Israels Militärstrategie sprechen sollte. Während der Zeit für Fragen wollte einer der Generäle wissen, warum die Juden „unseren Herrn gekreuzigt haben“. Der israelische Diplomat fragte, was das mit dem Thema seines Vortrags zu tun habe. Der General antwortete, er habe die Gelegenheit genutzt, weil der Diplomat der erste Jude sei, den er je getroffen habe und vermutlich eine Antwort geben könne, da seine Vorfahren wahrscheinlich dafür verantwortlich seien. Der Diplomat schlug dann vor, den italienischen Botschafter anzurufen, da er wahrscheinlich ein Nachkomme der Römer war, die das Urteil gesprochen hatten.[28]

Komplexe Gesellschaften

Die EU ist ein Paradebeispiel für ein großes, komplexes System ohne angemessene Gegenkontrolle. Es bedarf dringend einer drastischen Überarbeitung, statt weiterer unkontrollierter Integration.

Hätte man die Nachteile zunehmender Komplexität bereits vor einigen Jahrzehnten erkannt, wäre von den europäischen Gemeinschaften die unselektive Masseneinwanderung nichtwestlicher Menschen mit radikal unterschiedlichem kulturellem Hintergrund nicht zugelassen worden, zumal Fremdenfeindlichkeit in Europa allgegenwärtig ist. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Großteil dieser Einwanderer Anhänger antidemokratischer Ideologien, Rassisten, Antisemiten und religiöse Missionierer sind. Angela Merkel, Nicolas Sarkozy, David Cameron sowie einige andere haben – leider viel zu spat – erklärt, dass der Multikulturalismus fehlgeschlagen ist.[29]

In einer so komplexen und undurchsichtigen Situation ist es nicht schwer, Israel mit zweierlei Maß zu messen. Der britische Schriftsteller Frederic Forsyth fragte sich 2006, wie europäische Politiker es wagen könnten, die israelische Reaktion auf die Hisbollah-Angriffe als „unverhältnismäßig“ zu bezeichnen, wenn sich ihre eigenen Länder im Jugoslawienkrieg weitaus heftiger verhalten hätten.

Warum haben die Ankläger Serbien nicht erwähnt? 1999 begannen fünf NATO-Luftstreitkräfte — USA, Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland – Jugoslawien zu bombardieren, insbesondere die kleine und wehrlose Provinz Serbien. Wir standen nicht im Krieg mit den Serben, wir hatten keinen Grund sie zu hassen, sie hatten uns nicht angegriffen und es gab keine serbischen Raketenangriffe auf uns.[30]

Europäische Politiker fördern Doppelmoral

Solche Doppelmoral gegenüber Israel ist bei vielen europäischen Politikern völlig normal.[31] Erschwerend kommt hinzu, dass einige von ihnen diese Doppelmoral gegenüber Israel sogar ausdrücklich fördern. Im Dezember 2014 sagte der dänische Israel-Botschafter Jesper Vahr auf der Jerusalem Post Diplomatic Conference in Jerusalem: „Europa sollte Israel mit zweierlei Maß messen, wenn es sein Handeln im Vergleich zu anderen Ländern des Nahen Ostens beurteilt. . . Israel sollte darauf bestehen, dass wir Sie diskriminieren, dass wir Sie mit zweierlei Maß messen, denn ihr seid einer von uns.“[32]

An Vahrs Aussagen ist viel falsch, aber das kann hier nicht im Detail diskutiert werden. Zyniker könnten sagen, dass die Juden mehr als ein Jahrtausend lang diskriminiert wurden, weil „sie nicht zu uns gehörten“, und jetzt sollen sie plötzlich diskriminiert werden, weil sie „einer von uns“ sind. Die Bemerkung über Doppelmoral ist auf jeden Fall ein Wiederaufflammen der kolonialen Einstellung gegenüber den anderen Nationen des Nahen Ostens, wo die Westler die Menschen in zwei Kategorien unterteilen — die höher stehenen weißen Klassen und die niedriger stehenden nicht weißen Klassen.

Vahr ist nicht der einzige, der die verzerrte Auffassung vertritt, Europa solle Israel mit zweierlei Maß messen. Bei einem Vortrag an der Universität Tel Aviv im Dezember 2013 sagte der niederländische Außenminister Frans Timmermans: „Im Verhältnis zwischen Israel und Europa wird mit zweierlei Maß gemessen. Warum? Weil die Europäer Israel als ein europäisches Land betrachten. Israel wird genauso beurteilt wie andere europäische Länder sich selbst und andere europäische Länder beurteilen.“[33]

Deutschland

Vor dem Hintergrund der Entwicklungen in Europa bedarf Deutschland einer besonderen Analyse. Die Art und Weise, wie die Deutschen die Geschichte des Landes im vorigen Jahrhundert und insbesondere in der Zeit des Zweiten Weltkriegs wahrnehmen, ist ein Faktor, der die deutsche Haltung gegenüber Israel und den Juden beeinflusst. Dies führt zu einem gewissen Dualismus, auf den bereits viele Autoren eingegangen sind.

Die deutsche Gesellschaft und viele Angehörige ihrer kulturellen Elite zeigen ein äußerst komplexes Verhältnis zu Israel und den Juden. Der Nationalsozialismus war mehr als ein Jahrzehnt lang in der deutschen Gesellschaft weit verbreitet. Die von Deutschland initiierten und begangenen Verbrechen waren so extrem und massiv, dass es undenkbar ist, dass diese Weltanschauung mit der Niederlage Deutschlands 1945 gänzlich aus der deutschen Gesellschaft verschwunden ist und heute in Deutschland völlig fehlt.

Viele ehemalige Nazis sprachen mit ihren Kindern nie über die Verbrechen, die sie begangen hatten. Aber was Nazi-Vorstellungen betrifft, da blieben sie nicht unbedingt still. Diese Vergangenheit, die so viel Einfluss auf die deutsche Geschichte hatte, muss zwangsläufig eine Rolle in den aktuellen Einstellungen und Überzeugungen vieler Deutscher spielen.

Heute spricht Deutschland mit vielerlei Zungen. Es gibt die zunehmende Tendenz, die Vergangenheit des Landes zu bereinigen, indem man anderen Fehlverhaltens vorwirft. Eine deutlich vernehmbare Botschaft ist die der falschen moralischen Äquivalenz der Verbrechen des Zweiten Weltkriegs damals und des Verhaltens anderer heute.

Mitglieder der Elite des Landes haben verschiedene Methoden entwickelt, um die dunkle Geschichte Deutschlands zu beschönigen. Eine wichtige davon ist zuzugestehen, dass die Deutschen zwar Nazis waren, aber wie bedeutsam ist diese Tatsache, wenn sich so viele andere in der Vergangenheit vergleichbar verhalten haben oder sich jetzt ähnlich verhalten? Wenn sich so viele andere einer solchen Kriminalität schuldig machen, warum dann die Deutschen dann herausheben?[34] Dies äußert sich zum Beispiel in der bösartigen Einstellung der Hälfte der deutschen Bevölkerung, die fälschlicherweise glaubt, Israel beginge Völkermord an den Palästinensern oder verhalte sich ihnen gegenüber so wie die Nazis gegenüber den Juden.[35]

Der effektivste Ansatz, um die immensen Verbrechen der Vergangenheit in Deutschland zu säubern, besteht darin, Israel des vergleichbaren Handelns zu beschuldigen. Der israelische Psychologe Nathan Durst merkte an:

Wenn der Schuldige schlecht ist, wird das jüdische Opfer gut. In dem Moment, in dem sich zeigen lässt, dass auch das Opfer schlecht ist, wird der „andere“ — also der Europäer — von seinen Schuldgefühlen befreit. Zu behaupten, Israelis würden sich wie Nazis verhalten, mindert die Schuld der Großeltern. Dann können die Kinder der Opfer nicht mehr die Kläger sein. Das macht alle gleich.[36]

Jeffrey Gedmin, damals Direktor des Aspen Instituts in Berlin, sagte im Jahr 2005:

Das vielleicht wichtigste Element der zunehmend feindseligen Haltung Europas gegenüber Israel ist die Geschichte des Kontinents. Jedes Mal, wenn ein europäischer Redakteur, Intellektueller oder Politiker darauf hinweist, dass Palästinenser Opfer und Israelis kriegslüsterne Aggressoren sind, entlasten sich diese Europäer von ihrer Vergangenheit. In ihrer diskriminierenden Haltung gegenüber Israel dominieren die pathologisch-psychologischen Elemente über die ideologischen. Hinzu kommt, dass es unter den Europäern viel eindeutigen Antisemitismus gibt, wie meine Erfahrung als Nichtjude beweist.[37]

Die deutsche Historikerin Susanne Urban sagt:

Deutschland errichtete zahlreiche Gedenkstätten und Museen in ehemaligen Konzentrationslagern sowie auch für die ermordeten Juden. Das Ausmaß der Aufmerksamkeit, die der Holocausterziehung in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen geschenkt wird, ist herausragend. Gleichzeitig beobachtet man aber auch ein zunehmendes Selbstverständnis der Deutschen als Opfer — wegen der alliierten Bombenangriffe, der Flucht und Vertreibung aus Osteuropa und so weiter. Auch Vorurteile wie „die Juden verdienen immer noch Geld mit dem Holocaust; sie nutzen den Holocaust gegen Deutschland und Europa zu ihrem eigenen Vorteil“ bleiben weiterhin bestehen[38]

Sie fügt hinzu:

Antizionismus als eine Variante des Antisemitismus manifestiert sich oft als „Kritik an israelischer Politik, Strategien und Taten“. Er findet sich in allen Bereichen der deutschen Gesellschaft, ob links oder rechts, ob muslimisch oder christlich. Antizionismus und sekundärer Antisemitismus überschneiden sich oft, etwa durch Gleichsetzungen von Nazis und israelischer Politik oder vonHolocaust-Opfern mit Palästinensern. Damit wird auch die heutige Verantwortung für die deutsche Geschichte oder das Gedenken an die Opfer verweigert. Antizionistische Einstellungen unterscheiden sich nicht, egal ob man ideologisch links, rechts oder liberal ist.[39]

Falsche „politische Korrektheit“

Der deutsche Journalist Daniel Killy sagt:

Die stille Tyrannei der politischen Korrektheit führt oft zu interner Zensur, wenn über Israel berichtet wird. Dies geht zusätzlich mit der deutschen Neurose des „Gerechtseins“ einher. Im Hinblick auf Israel bedeutet dies, dass man es kritisch betrachten muss. Sonst könnte man aufgrund der deutschen Geschichte als pro-israelisch gelten. Darüber hinaus herrscht bei den öffentlich-rechtlichen Sendern und anderen Medien ein weit verbreiteter linker Antizionismus vor. Dieser „Antizionismus“ ist ein Synonym für Deutschlands blanken und „trendigen“ Antisemitismus.

Der heimliche Kodex für politisch korrektes Verhalten beginnt weit entfernt vom israelisch-palästinensischen Konflikt. In Deutschland werden Juden meist als „jüdische Mitbürger“ bezeichnet. Dieser Ausdruck „Mitbürger“ wird nur verwendet, um Menschen zu beschreiben, die nicht wirklich zur Gesellschaft gehören. Man hört auch „türkische Mitbürger“. Aber niemand spricht jemals z. B. von „evangelischen Mitbürgern“.[40]

Der Journalist Benjamin Weinthal hat darauf hingewiesen, dass verschiedene anti-israelische Aufhetzer von hochrangigen deutschen Gremien mit hohen Auszeichnungen bedacht werden. Er sagt:

In der Bundesrepublik wächst die Gleichgültigkeit gegenüber Judenhass und Angriffen auf Israel. Einer der vielen Indikatoren dafür ist die Verleihung von Preisen durch deutsche Organisationen und Politiker an Israelankläger, darunter auch Juden. Einige der Ausgezeichneten haben Erklärungen abgegeben, die unter die Definition des Antisemitismus fallen.[41]

Zu ihnen gehört die ehemalige Israelin Felicia Langer, die israelische Militärgefängnisse mit Konzentrationslagern verglich. Bundespräsident Horst Köhler überreichte ihr für ihre zivile und humanitäre Arbeit das Bundesverdienstkreuz. Weinthal bemerkt: „Ihre Gleichsetzung Israels mit Nazi-Deutschland hilft, die deutsche Schuld am Holocaust zu mildern. Die Nachfrage des Marktes nach den ‚Dienstleistungen‘ dieser Frau ist groß.“[42]

Im Jahr 2012 wurde der Adorno-Preis an Judith Butler verliehen, eine jüdische antiisraelische Rhetorik-Professorin an der University of California in Berkeley. Sie hat behauptet, dass Hamas und Hisbollah progressive linke Organisationen sind. Und der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog überreichte dem evangelisch-palästinensischen Pfarrer Mitri Raheb 2012 den Deutschen Medienpreis. Raheb ist einer der Autoren des Kairos-Dokuments, das zum Boykott Israels aufruft.[43]

Die damalige christdemokratische Frankfurter Bürgermeisterin Petra Roth lud den in Deutschland geborenen französisch-jüdischen Intellektuellen Alfred Grosser ein, die Kristallnachtrede 2010 in der Pauluskirche zu halten. Dort zog Grosser Parallelen zwischen dem Verhalten der Nazis und Israel.[44]

Finanzierung von Antiisraelismus

Damit in etwa vergleichbar ist die Tatsache, dass deutsche Parteien über Stiftungen antiisraelische NGOs und Organisationen in den umstrittenen Gebieten finanzieren. Der Leiter von NGO Monitor, Professor Gerald Steinberg von der israelischen Bar-Ilan-Universität, sagt, ein ausführlicher Bericht seiner Organisation zeige, dass „deutsche politische Stiftungen zwar ein Mandat zur Förderung von Demokratie, Frieden und Menschenrechten für sich in Anspruch nehmen, ein erheblicher Teil ihrer Aktivitäten im Zusammenhang mit Israel aber unmoralisch sind.“[45]

Das deutsche Verhältnis zu Israel und Juden wird noch lange Zeit problematisch bleiben. Die Grundelemente sind dabei relativ simpel. Eine riesige, breit abgestützte kriminelle Bewegung wie der Nationalsozialismus hinterlässt über viele Generationen hinweg Rückstände in einer Gesellschaft. Und solch schwere Verbrechen lösen auch Schuldgefühle aus. Die heutigen Deutschen sind nicht schuldig an dem, was ihre Vorfahren getan haben. Sie sind auch nicht dafür verantwortlich, denn man kann nur für seine eigenen Taten verantwortlich gemacht werden. Doch die heutigen Deutschen müssen dafür sorgen, dass die Geschichte ihres Landes nicht verfälscht wird; und sie müssen sich seiner häufig versuchten Reinwaschung und Verharmlosung widersetzen.

Gleichzeitig gibt es aber auch viele positive deutsche Einstellungen gegenüber Juden und Israel, unter anderem den Wunsch, die Verbrechen der damaligen Zeit aufzudecken. Einige große Unternehmen haben Historikern freie Hand gelassen, um zu dokumentieren, was während des Krieges in diesen Unternehmen geschah.

Frankreich

Frankreich ist ein weiteres Land, das besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Ein Grund dafür ist, dass die Welle des Antisemitismus, die dort ab Herbst 2000 ausbrach, intensiver war als anderswo in Europa. Die damals amtierende sozialistische Regierung versuchte, den antisemitischen Charakter schwerer verbaler und körperlicher Angriffe auf Juden zu bestreiten oder kleinzureden, obwohl der Antisemitismus dort in großem Umfang ausgelebt wurde. Nach der Wahlniederlage der sozialistischen Regierung änderte sich diese Haltung.

Im Juni 2002 forderte der damalige rechte Innenminister Nicolas Sarkozy einen umfassenden Kampf gegen Antisemitismus. Präsident Jacques Chirac hielt jedoch an seiner Haltung fest, dass Antisemitismus in Frankreich gar nicht existiere, bis im November 2003 eine jüdische Institution der Chabad-Bewegung in Gagny niedergebrannt wurde. Nun gab Chirac endlich die Wahrheit zu – da hatte es jedoch schon drei Jahre lang Angriffe auf Juden gegeben. Von da an wurde der französische Antisemitismus von den meisten französischen Behörden öffentlich angeprangert.

Judenmorde durch französische Muslime

Ein zweiter Grund, warum Frankreich erhöhte Aufmerksamkeit erfordert, lautet, dass dort einige brutale Judenmorde stattgefunden haben, verübt durch Muslime und motiviert durch Antisemitismus. So tötete Mohammed Merah, ein Franzose algerischer Herkunft, am 19. März 2012 einen Lehrer und drei Kinder vor der jüdischen Schule Otzar Hatorah in Toulouse. Anfang desselben Monats hatte er drei französische Soldaten ermordet. Einige Tage nach den Morden an der Schule wurde Merah bei einer Schießerei mit der französischen Polizei getötet.[46] Später veröffentlichte sein Bruder Abdelghani ein Buch, in dem er erzählte, dass ihre Eltern sie zu fanatischen Antisemiten erzogen hatten. Seine Schwester Souad und sein Bruder Abdelkader seien ebenfalls extreme Antisemiten.[47]

Merahs Morde führten zu einem Nachamungseffekt an Anschlägen auf französische Juden. 2012 erlebte Frankreich eine Zunahme antisemitischer Vorfälle von 58 Prozent gegenüber dem Vorjahr, besagt ein Bericht der jüdischen Verteidigungsorganisation Service de Protection de la Communauté Juive (SPCJ). Sie erklärte: „2012 ist ein Jahr nie da gewesener Gewalt gegen Juden in Frankreich gewesen.“[48]

Ein weiterer Grund für Frankreichs Sonderstellung sind die Ergebnisse der FRA-Studie 2013, die belegen, dass der Prozentsatz der französischen Juden, die antisemitische Vorfälle befürchten, höher ist als in jedem anderen befragten Land.[49] Die gleiche Studie ergab, dass 88 Prozent der französischen Juden glaubten, der Antisemitismus habe in den letzten fünf Jahren zugenommen. Einundfünfzig Prozent der französischen Juden vermeiden es „häufig“ oder „ständig“ etwas zu tragen, was sie in der Öffentlichkeit als Juden erkennbar machen würde.

Der Antisemitismus in Frankreich hat im Jahr 2014 durch die enorme Zunahme teils extremer Vorfälle stark zugenommen. In den Sommermonaten gab es massive Angriffe auf Synagogen, von denen der auf die Synagoge La Roquette in Paris die schwerste war. Zudem gab es Angriffe auf jüdische Geschäfte.[50] Im Januar 2015 wurden vier Juden in einem koscheren Supermarkt in Paris ermordet.[51]

Am Tag dieser Morde, einem Freitag, schlossen die Behörden die Große Synagoge von Paris. Deren letzte Schließung durch die Behörden an einem Freitagabend fand während der deutschen Besatzung statt und die Symbolik blieb nicht unbemerkt.[52] Der einzige annähernd ähnliche Präzedenzfall von Synagogen, die aufgrund von Drohungen an einem Sabbat geschlossen wurden, war ein abgesagter Synagogen-Gottesdienst im Jahr 2010 in der kleinen konservativen Synagoge der niederländischen Stadt Weesp. Dort wurde die Entscheidung von den Gemeindeleitern getroffen, nachdem sie eine Drohung erhalten hatten.[53] Im Jahr 2006 verlegte die jüdische Gemeinde im schwedischen Malmö den Gottesdienst von der Synagoge an einen geheimen Ort.[54]

Skandinavien

Besondere Aufmerksamkeit verdienen auch die skandinavischen Länder, insbesondere Schweden und Norwegen. Eine breite Palette antisemitischer und antiisraelischer Vorfälle zeigt, dass diese Länder zu Unrecht als „vorbildliche demokratische Gesellschaften“ betrachtet werden. Das liegt zum Teil daran, dass sie keine Kolonien hatten. Im Jahr 2009 fanden während der Operation Gegossenes Blei im Gazastreifen in Oslo die größten antisemitischen Unruhen in der Geschichte Norwegens statt. Ein Christ, der mit israelischer Flagge zu einer pro-israelischen Demonstration ging, wurde verprügelt und schwer verletzt. Projektile, die Menschen hätten töten können, wurden auf pro-israelische Demonstranten geworfen. Alle oder fast alle der Täter waren Muslime. Eirik Eiglad hat dies in seinem Buch „The Anti-Jewish Riots in Oslo“ ausführlich beschrieben.[55]

Die norwegische Arbeitspartei war von 2005 bis 2013 im Amt und ignorierte meist die ausländische Kritik am Antisemitismus und dem weit verbreiteten extremen Antiisraelismus im Land. Unterstützt wurde sie dabei von den führenden Medien, die solche Kritik in der Regel verschweigen. Dieses Mauern wurde jedoch unmöglich, als im Sommer 2012 eine dreiköpfige OSZE-Delegation Norwegen besuchte.

Nach ihrem Besuch veröffentlichte die Delegation einen Bericht, in dem sie Norwegen wegen seiner intoleranten Haltung sowohl gegenüber Juden, als auch gegenüber Muslimen kritisierte. Die Autoren gaben an, dass die Polizei Hassdelikte nicht beobachtete oder in irgendeiner messbaren Weise bekämpfte. Der Bericht empfahl auch die Schaffung verstärkter Sicherheitsmaßnahmen für die jüdische Gemeinde in Norwegen. Ferner äußerte sich die OSZE-Delegation zur Haltung der norwegischen Regierung gegenüber dem israelisch-palästinensischen Konflikt und warnte davor, dass sich eine „stark anti-israelische Haltung zu Antisemitismus entwickeln kann“.

Die Delegation forderte den Außenminister auf, zu einem Diskurs zu ermutigen, der eine weniger einseitige Sichtweise des Konflikts fördert und nicht zu einer Verteufelung des israelischen Staates führt. Sie bemerkte auch, dass das fortgesetzte Verbot der koscheren Schlachtung negative Auswirkungen auf das Ansehen Norwegens in Bezug auf Toleranz und Integration habe.[56] Der OSZE-Bericht und seine vielfältige Kritik an Norwegen fanden in der norwegischen Presse einige Beachtung.[57] [58]

In jedem Geschichtswerk über den europäischen Antisemitismus der Nachkriegszeit wird Norwegen wegen extremer Schriften, Zwischenfälle und Hass-Karikaturen einen bedeutenden Platz einnehmen. In einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem die Zivilgesellschaft und die meisten Medien stark damit beschäftigt sind, was man bestenfalls als moralischen Relativismus – wenn nicht sogar als rassistische Voreingenommenheit – bezeichnen kann, können extremste antisemitische Ansichten, getarnt als Anti-Israelismus, auch im Mainstream geäußert werden. Ein Beispiel dafür ist die Veröffentlichung eines Artikels des international bekannten Schriftstellers Jostein Gaarder während des Zweiten Libanonkriegs 2006 in der großen Tageszeitung Aftenposten.

Gaarder schrieb: „Israel ist Geschichte. Wir erkennen den Staat Israel nicht an. Es gibt keinen Weg zurück. Der Staat Israel hat die Anerkennung der Welt vergewaltigt und bekommt keinen Frieden, bevor er seine Waffen niederlegt. Der Staat Israel in seiner heutigen Form ist Geschichte.“[59] Gaarder griff zudem die Juden im Allgemeinen an.

Mona Levin, eine norwegische Kulturjournalistin, war eine der profiliertesten Kritikerinnen von Gaarders Artikel: „Das ist der schlimmste Beitrag, den ich seit Mein Kampf gelesen habe. . . In einem Absatz spricht er über Israel, nur um im nächsten das jüdische Volk anzugreifen.“[60]

Ein weiterer norwegischer Skandal (von mehreren, der internationale Aufmerksamkeit erregten) ereignete sich gegen Ende 2008. Der Komiker Otto Jespersen sagte in einer Sendung im TV2, dem größten kommerziellen Sender des Landes: „Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um an all die Milliarden Flöhe und Läuse zu erinnern, die in deutschen Gaskammern ihr Leben verloren haben, ohne etwas Falsches getan zu haben, außer sich auf Personen jüdischer Herkunft niederzulassen.“[61]

Zwei Jahre zuvor hatte derselbe Komiker Seiten aus dem Alten Testament live im Fernsehen verbrannt. Obwohl es Kritik gab, sah der Fernsehsender darin keinen Grund, das Arbeitsverhältnis mit Jespersen zu beenden. Jespersen erklärte dann auch, dass er den Koran nicht verbrennen werde, da er gerne noch länger als eine Woche leben möchte.[62]

Während Operation Fels in der Brandung im Jahr 2014 gab es in Norwegen viel antiisraelische Hetze. Der norwegische Arzt Erik Fosse, der während der Kriegshandlungen in Gaza war, behauptete: „Die Leute jubeln, wenn Raketen Tel Aviv treffen … die Leute hier sitzen um den Fernseher herum und jubeln und ich denke, das liegt daran, weil sie nichts mehr zu verlieren haben. Sie werden entweder langsam durch Verhungern getötet oder schnell durch die [Luft-] Angriffe. Das ist ihre Entscheidung.“[63] Im Gazastreifen war Hunger jedoch kein Problem und Hilfsgüter flossen während der Kriegshandlungen sogar schneller hinein.[64]

Schweden

Schwedens drittgrößte Stadt Malmö wird oft als Hauptstadt des europäischen Antisemitismus bezeichnet. Die Verursacher der vielen antisemitischen Handlungen dort sind meist Muslime. Hannah Rosenthal, Sonderbeauftragte der US-Regierung für die Bekämpfung von Antisemitismus, besuchte die Stadt im Jahr 2012 und sprach über antisemitische Äußerungen des sozialdemokratischen Bürgermeisters Ilmar Reepalu. Rosenthal bemerkte auch, dass Malmö unter diesem Bürgermeister ein „Paradebeispiel“ für „neuen Antisemitismus“ sei, da anti-israelische Gefühle als Deckmantel für Judenhass dienen.[65] Eine Rekordzahl von Anzeigen wegen Hassverbrechen in der Stadt in den Jahren 2010 und 2011 führte zu keinerlei Verurteilungen.[66]

Es ist nicht verwunderlich, dass die FRA-Studie 2013 zum Ergebnis hatte, dass 51 Prozent der schwedischen Juden die Feindseligkeit gegenüber Juden auf der Straße und im öffentlichen Raum als ein ziemlich großes oder sehr großes Problem betrachten. Vierunddreißig Prozent der schwedischen Juden vermeiden es „stets“, Dinge zu tragen oder zu zeigen, die sie öffentlich als Juden identifizieren; weitere 26 Prozent vermeiden dies „häufig“. Dies sind die höchsten Zahlen für jedes von der Studie erfasste Land. Zweiundzwanzig Prozent glaubten, dass sie „ständig“ für das, was Israel tut, als schuldig hingestellt werden; 27 Prozent sagten, dass dies „häufig“ vorkommt. Fünfundzwanzig Prozent sagten, dass Antisemitismus ein großes Problem ist.[67]

Dänemark

Infolge der vielen Probleme für Juden und wegen des Israelhasses in Norwegen und Schweden wird Dänemark in der Öffentlichkeit nur wenig Beachtung geschenkt. Das könnte ein Fehler sein. Ein Zeichen dafür stellte sich ein, als Anfang 2014 Dänemarks größte Bank, die Danske Bank, ihre Beziehungen zur israelischen Bank Hapoalim abbrach.[68]

Im Jahr 2012 wurde Israels Botschafter in Dänemark, Arthur Avnon, von der französischen Nachrichtenagentur AFP zitiert: „Wir raten Israelis, die nach Dänemark kommen und in die Synagoge gehen wollen, mit dem Aufsetzen der Kippa zu warten, bis sie das Gebäude betreten und sie nicht auf der Straße zu tragen – unabhängig davon, ob die Gegenden, die sie besuchen, als sicher angesehen werden“. Er riet den Besuchern auch, sich icht laut auf Hebräisch zu unterhalten oder sichtbaren Schmuck mit Davidsternen zu tragen.[69] Die Anschläge auf Juden werden vorwiegend von Arabern verübt. Die jüdische Gemeinde hat sich vergeblich über die Untätigkeit der Behörden beschwert.[70]

Finn Schwarz, Präsident von Mosaisk Troessamfund, der dänischen jüdischen Gemeinde, sagte in einem Interview im Jahr 2013, dass die organisierte Gemeinde in den letzten fünfzehn Jahren 25 Prozent ihrer registrierten Mitglieder verloren habe und nur noch 1.899 Mitglieder aufweise. Er sagte, dies sei zum Teil auf Antisemitismus zurückzuführen.[71]

Anfang 2014 verbot Dänemark das rituelle Schlachten. Gleichzeitig erlaubt das Land weiterhin Sex mit Tieren. Sodomie wird von den Besitzern von Tierbordellen gefördert.

Eine Umfrage in Dänemark im Herbst 2014 ergab, dass 74 Prozent der Bürger der Ansicht sind, die Beschneidung von Männern solle verboten werden. Nur 10 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Entscheidung den Eltern überlassen werden sollte. Hans Christian Schmidt, früher Gesundheitsminister und heute Parlamentarier, behauptete, dass die Beschneidung gegen die UN-Konvention über die Rechte des Kindes verstößt.[72] Die überwältigende Mehrheit der Beschneidungen in Dänemark wird von Muslimen vorgenommen.

In dem Buch „Behind the Humanitarian Mask: The Nordic Countries, Israel and the Jews“ liefert der Autor des vorliegenden Buches eine weit detailliertere Analyse des Anti-Israelismus und Antisemitismus in den nordischen Ländern Europas.[73] Ein neues Buch behauptet, dass dänische Nazis aktiv an der Ermordung von 1.400 Juden in einem Gefangenenlager in der weißrussischen Stadt Bobruisk während des Zweiten Weltkriegs beteiligt waren. Dies schadet dem Image Dänemarks während des Krieges erheblich.[74]

Auf dem Weg zu einem neuen kriminellen Europa?

Die Haltung der Europäischen Union gegenüber Antisemitismus ist zweischneidig. Mit ihren diskriminierenden anti-israelischen Erklärungen spielt die EU die Rolle eines Brandstifters, der die Flammen des Antisemitismus schürt. Sie dient auch als Feuerwehrmann, indem sie gleichzeitig versucht, die Flammen des klassischen religiösen und ethnischen Antisemitismus zu löschen. Neben dem Wandel sorgen oft politische Entwicklungen für Verwirrung. Ein wesentlicher israelischer Einwand gegenüber Europa betrifft seit vielen Jahren dessen häufige politische Doppelmoral gegenüber Israel. Dieser Vorwurf beruht auf Vergleichen, wie Europa sich selbst beurteilt, wie es sich gegenüber den Feinden Israels verhält und wie es sich gegenüber Dritten verhält.

Die Statistiken aus verschiedenen Umfragen über weitverbreitete Überzeugungen in der EU, Israels Handlungen seien kriminell sowie über den Mangel an Sicherheit, den die europäischen Juden empfinden, sind Indikatoren für ein sich neu entwickelndes ideologisch kriminelles Europa. Alles in allem reißen diese Daten dem neuen „humanitären“ Nachkriegseuropa die Maske herunter.

Ein französischer nichtjüdischer Philosoph hat diese negativen Urteile über Europa einen Schritt weitergeführt. Jean-Claude Milner betitelte eines seiner Bücher mit “The Criminal Inclinations of Democratic Europe”. In einem Interview verwies er auf Antisemitismus in Europa – und zwar den nicht-muslimischen:

Ich glaube, es gibt einen einheimischen Antisemitismus in Europa, der seine Wurzeln nicht in der Vergangenheit, sondern in der Zukunft hat….. Heute sehen wir einen Antisemitismus, der nicht von alten Menschen ausgeht, sondern von Jugendlichen und somit nicht verschwinden, sondern stärker wird…. Das ist ein echtes Problem. Wir haben es mit einem modernen Antisemitismus zu tun.[75]

Wenn 150 der 400 Millionen erwachsenen EU-Bürger ungerechtfertigte und ausgesprochen bösartige Meinungen über Israel haben, bedeutet das, dass sie eine kriminelle Einstellung haben. Die EU sollte erforschen, wie diese Menschen zu ihren Überzeugungen gelangt sind. Wer hat sie ermutigt? Welche Medien, Politiker, führende Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft usw. sind dafür verantwortlich? Und die Anschlussfrage lautet: Was wird die EU dagegen unternehmen? Dies wird zu einer Büchse der Pandora, die Europa nicht aufmachen will. Es überrascht, dass die israelische Regierung die EU in dieser Frage nicht kritisch hinterfragen will – eine Haltung, die den Interessen Israels schadet.

Politiker, die Israelis als Nazis betrachten

Das antisemitische Motiv Israelis als Nazis zu betrachten taucht schon seit Jahrzehnten im europäischen Mainstream auf. Führende europäische Politiker wie der verstorbene schwedische sozialistische Ministerpräsident Olof Palme[76] und der verstorbene griechische sozialistische Ministerpräsident Andreas Papandreou haben Israel beschuldigt Nazi-Praktiken anzuwenden.[77]

Recht ähnliche Bemerkungen wurden von anderen Politikern gemacht. Franco Cavalli, der damalige Fraktionschef der Schweizer Sozialdemokraten, sagte bei einem Treffen im Jahr 2002, dass Israel „sehr gezielt ein ganzes Volk massakriert“ und „die systematische Vernichtung der Palästinenser“ betreibt.[78]

Der Politologe Efraim Karsh stellte fest, dass der sozialistische Außenminister Finnlands, Erkki Tuomioja, 2001 in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Suomen Kuvalehti die Versuche Israels verurteilte, seine Bürger vor dem von der Palästinensischen Autonomiebehörde Arafats im September 2000 begonnenen Terrorkrieg zu schützen.

Tuomioja, derzeit wieder finnischer Außenminister, verglich israelische Abwehrmaßnahmen mit der nationalsozialistischen Verfolgung des europäischen Judentums: „Es ist ziemlich schockierend, dass gewisse Menschen die gleiche Art von Politik gegenüber den Palästinensern betreiben, der sie selbst in den 1930er Jahren zum Opfer gefallen sind.“[79]

Im März 2002 verwies der griechische sozialistische Parlamentspräsident Apostolos Kaklamanis auf den israelischen „Völkermord“ an den Palästinensern, wonach Regierungssprecher Christos Protopapas sagte, Kaklamanis habe die Gefühle des Parlaments und des griechischen Volkes zum Ausdruck gebracht.[80]

Auch die antisemitischen Israel-Ansichten der politischen Elite sickern in die breite Öffentlichkeit durch und verbreiten sich dort weiter. Hinweise auf diese anti-israelische Haltung gibt es in Europa zuhauf. Im Jahr 2004 stand auf der städtischen Informationstafel in Oleiros, einer kleinen Stadt in Nordspanien, in leuchtend roter Schrift: „Halten wir das Tier auf, Sharon den Attentäter, stoppt die Neonazis.“ Als der israelische Botschafter den Bürgermeister von Oleiros, Angel Garcia Seoane, anrief, um diesen Vorfall zu besprechen, sagte ihm dieser, er stehe voll hinter der Botschaft. Die Gemeinde verkaufte auf ihrer Website auch T-Shirts mit Anti-Sharon-Parolen.[81]

Dies geschah in einem Land, in dem im März desselben Jahres muslimische Anhänger einer internationalen islamistischen Organisation in Madrid fast zweihundert Menschen ermordeten und viele weitere verletzten.[82] Warum beschloss der Bürgermeister, dieses Plakat Sharon zu widmen? Warum nicht Bin Laden oder einem anderen islamistischen Terrorführer, der die ideologische Infrastruktur für die Ermordung und Verletzung so vieler Spanier gelegt hatte?

Es gibt noch weitere politische Aspekte. Im Juli 2004 besuchte der in Qatar lebende ägyptisch-muslimische Kleriker Yusuf al-Qaradawi London. Dort pries er die palästinensischen Selbstmordattentate und wurde vom damaligen Londoner Labour-Bürgermeister Ken Livingstone, der gemeinsam mit ihm auftrat, herzlich empfangen. Vor seiner Ankunft gab das Board of Deputies of British Jews der Polizei ein Dossier mit den Texten der Interviews des Klerikers. Die britischen Behörden entschieden, dass es „nicht genügend Beweise“ für eine Straftat gab, um diesen Besuch im Vereinigten Königreich zu untersagen.[83]

Karikaturisten: Israelis als Nazis

Von Zeit zu Zeit erscheinen in gängigen europäischen Zeitungen Hass-Karikaturen. Einige norwegische Karikaturen illustrieren die Überschneidung zwischen Antisemitismus und Anti-Israelismus. 2002 veröffentlichte der in Norwegen geborene deutsche Karikaturist Finn Graff im Dagbladet, Norwegens drittgrößter Tageszeitung, eine Karikatur, der Ariel Sharon als Nazi zeigt.[84]

In einer seiner späteren Karikaturen porträtierte Graff den damaligen israelischen Premierminister Ehud Olmert als Nazi-Lagerführer aus dem Film Schindlers Liste. Sie wurde 2006 von Dagbladet veröffentlicht.[85] Im Jahr 2011 zeichnete der gleiche Karikaturist eine Zeichnung zum Gefangenenaustausch, der für den israelischen Soldaten Gilad Shalit unternommen wurde. Die Illustration schien anzudeuten, dass palästinensische Gefangene mit der Inschrift des KZ Buchenwald „Jedem das Seine“ in ein anderes „Gefängnis“ (den Gazastreifen) entlassen werden.[86]

Im Jahr 2007 verlieh König Harald V. von Norwegen Graff die höchste Auszeichnung des Landes, die Medaille des Ritters im St. Olav-Orden, für seine Arbeit.[87] Haakon Lie, pensionierter Generalsekretär der norwegischen Arbeitspartei, schrieb in seiner Autobiographie: „Die Arbeitspartei unternahm schwere Angriffe auf Israel; sie benutzte Karikaturen von Finn Graff, die im Detail an die antisemitischen Illustrationen von Der Stürmer zu Hitlers Zeiten und von Das Krokodil in Moskau erinnerten.“[88]

[1] Manfred Gerstenfeld, Europe’s Crumbling Myths: The Post-Holocaust Origins of Today’s Anti-Semitism (Jerusalem: Jerusalem Center for Public Affairs, Yad Vashem, World Jewish Congress, 2003).

[2] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Isaac Lipschits, “The Dutch Government: Discriminating against the Survivors through a So-Called Egalitarian Approach,” in Europe’s Crumbling Myths.

[3] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Bjarte Bruland und Irene Levin, “Norway: The Courage of a Small Jewish Community; Holocaust Restitution and Anti- Semitism,” Post-Holocaust and Anti-Semitism, 10, 1. Juli 2003.

[4] Pieter Lagrou, The Legacy of Nazi Occupation: Patriotic Memory and National Recovery in Western Europe, 1945-1965 (Cambridge: Cambridge University Press, 2000), 293. Zitiert von Johannes Houwink ten Cate im Interview mit Manfred Gerstenfeld, “Holocaust Awareness Arrived Late in Western Europe,” Israel National News, 26. Januar 2014.

[5] ebenda, S. 303. Siehe auch Manfred Gerstenfeld, Interview mit Johannes Houwink ten Cate, “Holocaust Awareness Arrived Late in Western Europe,” Israel National News, 26. Januar 2014. (deutsch)

[6] Michael Marrus und Robert O. Paxton, Vichy France and the Jews (New York: Basic Books, 1981).

[7] Dick de Mildt, In the Name of the People: Perpetrators of Genocide in the Reflection of Their Post-War Prosecution in West Germany: The “Euthanasia” and “Aktion Reinhard” Trial Cases (Den Haag/London/Boston: Martinus Nijhoff, 1996), S. 18-40.

[8] Gerstenfeld, Interview mit Houwink ten Cate.

[9] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Shmuel Trigano, “Contemporary French Anti-Semitism: A Barometer for Gauging Problems in Society,” in Demonizing Israel and the Jews (New York: RVP Press, 2013). (deutsch)

[10] Pierre-André Taguieff, Rising from the Muck: The New Anti-Semitism inEurope (Chicago: Ivan Dee, 2004). Die original französische Version erschien mit dem Titel La Nouvelle judéophobie (Paris: Fayard/Mille et Une Nuits, 2002).

[11] “Discrimination and hate crime against Jews in EU Member States: experiences and perceptions of anti-Semitism,” Agentur der Europäischen Union für Grundrechte, 2013, S. 18.

[12] ebenda, S. 38

[13] ebenda, S. 33

[14] Julie Wiener, “French Jewish leader: It’s not so pleasant living there as Jews,” The Jerusalem Post, 14. Mai 2014.

[15] Manfred Gerstenfeld, “What Should French Jews Do?” Israel National News, 11. Dezember 2014.

[16] Jonathan Sacks, “The New Anti-Semitism,” Haaretz, 8. September 2002.

[17] Douglas Davis, “Sacks: Nobody Will Ever Forgive the Jews for Holocaust,” The Jerusalem Post, 16. Juni 2004.

[18] Simon Epstein, “Cyclical Patterns in Anti-Semitism: The Dynamics of Anti-Jewish Violence in Western Countries since the 1950s,” Analysis of Current Trends in Anti-Semitism, 2 (Jerusalem: Hebrew University, 1999), S. 1.

[19] Murray Wardrop, Chris Irvine, Raf Sanchez, and Amy Willis, “Toulouse Siege as it Happened,” The Telegraph, 22. März 2012.

[20] Eugene Kontorovich, “How the EU directly funds settlements in occupied territory,” The Jerusalem Post, 28. Dezember 2013.

[21] Raphael Ahren, “Former European Leaders Call on EU to Enact Settlement Ban,” The Times of Israel, 16. September 2013.

[22] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Shmuel Trigano, “French Society Views Jews through the Prism of Shoah,” Israel National News, 23. Januar 2014. (deutsch)

[23] Andrei Markovits, “A New (or Perhaps Revived) ‘Uninhibitedness’ toward Jews in Germany,” Jewish Political Studies Review 18, 1-2 (Frühling 2006): S. 57-70.

[24] Taguieff, Rising from the Muck.

[25] ebenda

[26] Jacques Givet, The Anti-Zionist Complex (Englewood, NJ: SBS, 1982), S. 39.

[27] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Simon Epstein, “Fifty Years of French Intellectual Bias against Israel,” Post-Holocaust and Anti-Semitism, 4, 1. Januar 2003. (deutsch)

[28] David Zohar, private Kommunikation.

[29] Manfred Gerstenfeld, “European mistakes offer Israel important lessons on avoiding social breakdown,” Ynetnews, 17. August 2011.

[30] Frederic Forsyth, Daily Express, 11. August 2006.

[31] Manfred Gerstenfeld, “Double Standards for Israel,” Journal for the Study of Antisemitism 4, 2 (2012): S. 613-638.

[32] Tovah Lazaroff, “Danish ambassador, JPost’s Caroline Glick exchange verbal blows over EU attitude toward Israel,” The Jerusalem Post, 12. Dezember 2014.

[33] Rede von Frans Timmermans, Universität Tel Aviv, 9. Dezember 2013.

[34] Manfred Gerstenfeld, “Rewriting Germany’s Nazi Past: A Society in Moral De- cline,” Jerusalem Viewpoints, S. 530, 1. Mai 2005.

[35] Andreas Zick, Beate Küpper und Andreas Hövermann, Intolerance, Prejudice and Discrimination: A European Report (Berlin: Friedrich Ebert Stiftung Forum Berlin, 2011).

[36] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Nathan Durst, “Europe: From Guilt Feelings to Repackaging Anti-Semitism,” in Europe’s Crumbling Myths, S. 35.

[37] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Jeffrey Gedmin, “Experiencing European
Anti-Americanism and Anti-Israelism,” in Israel and Europe: An Expanding Abyss? (Jerusalem: Jerusalem Center for Public Affairs, Adenauer-Stiftung, 2005), S. 142-158.

[38] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Susanne Urban, “Changes in German Holocaust Education,” Israel National News, 8. Juni 2012.

[39] ebenda

[40] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Daniel Killy, “The Tyranny of Political Correctness,” Israel National News, 30. Juli 2013. (deutsch)

[41] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Benjamin Weinthal, “Germany Bestows Awards upon Anti-Israel Inciters,” in Demonizing Israel and the Jews, S. 122. (deutsch)

[42] ebenda, S. 123.

[43] ebenda, S. 124.

[44] ebenda, S. 123.

[45] Benjamin Weinthal, “Study: Main German political party foundations fund anti-Israel activity,” The Jerusalem Post, 26. Oktober 2013. (deutsch)

[46] Wardrop et al., “Toulouse Siege.”

[47] John Lichfield, “How my hate-filled family spawned Merah the Monster,” The Independent, 12. November 2012.

[48] JTA, “Report: France saw 58% rise in anti-Semitic attacks in 2012,” TheJerusalem Post, 20. Februar 2013. Für den französischen Text siehe “Rapport sur l’Antisémitisme en France,” Service de Protection de la Communauté Juive (SPCJ), 2012, http:// dl.antisemitisme.org/RAPPORT%202012.pdf.

[49] “Discrimination and hate crime against Jews in EU Member States: experiences and perceptions of anti-Semitism,” Agentur der Europäischen Union für Grundrechte, 2013, S. 32.

[50] Auriéle A., “‘Yesterday, a Part of My Love for France Left Me,’” Tablet, 18. Juli 2014.

[51] Manfred Gerstenfeld, “Paris Killings Aftermath: Symptoms of French Disease,”
Israel National News, January 15, 2015. (deutsch)

[52] Michael Wilner, “Landmark Paris synagogue closes on Shabbat for first time since World War II,” The Jerusalem Post, 9. Januar 2015.

[53] Karel Berkhout, “Synagoge schrapt viering sabbat na dreiging,” NRC Handelsblad, 9. Juni 2010. (Niederländisch)

[54] Mikael Tossavainen, “Arab and Muslim Anti-Semitism in Sweden,” in Manfred Gerstenfeld, Behind the Humanitarian Mask: The NordicCountries, Israel and the Jews (Jerusalem: Jerusalem Center for Public Affairs, 2008), S. 97.

[55] Eirik Eiglad, The Anti-Jewish Riots in Oslo (Oslo: Communalism, 2010).

[56] Andrew Baker, Adil Akhmetov und Catherine McGuinness, “Report of the Personal Representatives of the OSCE Chair-in-Office on tolerance and non- discrimination issues [on the country visit to] Norway,” 11.–15. Juni 2012, Tolerance and Non-Discrimination Information System, published by OSZE, Wien, 14. Dezember 2012.

[57] NTB, “OSSE:—Norge viser intoleranse mot jøder og muslimer,” NRK, 21. Oktober 2012. (Norwegisch)

[58] Per Anders Johansen, “Reagerer sterkt på holdninger til jøder,” Aftenposten, 21. Oktober 2012. (Norwegisch)

[59] Jostein Gaarder, “Guds utvalgte folk,” Aftenposten, 5. August 2006 (Norwegisch). Für Englisch siehe wiesenthal.com/site/apps/s/content.asp?c=fwLYKnN8LzH&b=253162&ct=2869779.

[60] “-Styggeste jeg har lest,” Aftenposten, 5. August 2006 (Norwegisch)

[61] “Otto Jespersen reported for offense against Jews,” Aftenbladet, 29. November 2008.

[62] Nina Berglund, “Comedian burns Bible as cameras roll,” Aftenposten, 28. März 2006.

[63] https://wyoutube.com/watch?v=LyBS6j5WR-c.

[64] “Humanitarian aid to Gaza continues,” Israelisches Außenministerium, 27. August 2014.

[65] Cnaan Liphshiz, “In Scandinavia, kipah becomes a symbol of defiance for Malmo’s Jews,” JTA, 24. September 2012.

[66] Cnaan Liphshiz, “In Malmo, record number of hate crimes complaints but no convictions,” JTA, 9. Januar 2013.

[67] “Discrimination and hate crime against Jews in EU Member States: experiences and perceptions of anti-Semitism,” Agentur der Europäischen Union für Grundrechte, 2013, S. 19.

[68] Barak Ravid, “Denmark’s largest bank blacklists Israel’s Hapoalim over settlement construction,” Haaretz, 1. Februar 2014.

[69] JTA, “Israeli envoy warns against wearing skullcaps in Copenhagen,” TheTimes of Israel, 13. Dezember 2012.

[70] Hannes Gamillscheg, “Dänemark: Juden fühlen sich unter Druck,” Die Presse, 1. Januar 2013.

[71] JTA, “Danish Jewry dwindling due in part to anti-Semitism, community leader says,” The Jerusalem Post, 8. Oktober 2013.

[72] JTA, “Poll: 74% of Denmark’s citizens want to outlaw circumcision,” Haaretz, 23. Oktober 2014.

[73] Manfred Gerstenfeld, Behind the Humanitarian Mask (Jerusalem: Jerusalem Center for Public Affairs and Friends of Simon Wiesenthal Center for Holocaust Studies, 2008).

[74] “Danish Nazis killed 1,400 Jews in WWII: new book,” The Local DK, 15. Oktober 2014.

[75] Claude Meyer, Interview mit Jean-Claude Milner, Actualité Juive Hebdo, 823, 11. Dezember 2003. (Französisch)

[76] Per Ahlmark, “Palme’s Legacy 15 Years On,” Project Syndicate, Februar 2001.

[77] Moses Altsech (Daniel Perdurant, Pseudonym), “Anti-Semitism in Contemporary Greek Society,” Analysis of Current Trends in Anti-Semitism, 7 (Jerusalem: Hebräische Universität, 1995), S. 10.

[78] „Israel-Kritik oder Antisemitismus?“ Neue Zürcher Zeitung, 26. April 2002.

[79] Efraim Karsh, “European Misreading of the Israeli-Palestinian Conflict: Finnish Foreign Minister Tuomioja—A Case Study,” Jerusalem Issue Brief, 27, 12. Juli 2005.

[80] “Antisemitism Worldwide, 2002-3,” Stephen Roth Institute for the Study of Contemporary Anti-Semitism and Racism, Universität Tel Aviv, 2004.

[81] Herb Keinon, “Spain: Anti-Sharon Municipality Sign,” The Jerusalem Post, 16. November 2004.

[82] “Islamic cell is accused of 191 Madrid murders,” Daily Mail, 15. Februar 2007.

[83] Faisal al Yafai, “Cleric Hits Back at Uniformed Critics,” The Guardian, 12. Juli 2004.

[84] “Sharon der Nazi” (Karikatur von Finn Graff, Dagbladet, April 2002), nachgedruckt in Erez Uriely, “Jew-Hatred in Contemporary Norwegian Caricatures,” Post-Holocaust and Anti-Semitism, 50, 1. November 2006.

[85] “Olmert der Nazi” (Karikatur von Finn Graff, Dagbladet, 10. Juli 2006), nachgedruckt in ebenda.

[86] Jan-Erik Smilden, “Århundrets fangebytte,” Dagbladet, 19. Oktober 2011. (Norwegisch)

[87] “St. Olavs Orden til Finn Graff,” Dagbladet, 7. März 2007. (Norwegisch)

[88] Haakon Lie, Slik jeg ser det, Teil 2 (Oslo: Tiden Norsk forlag, 1983), 132 (Norwegisch), zitiert in Uriely, “Jew-Hatred.”