Die Internetseite des jordanischen Königlichen Komitees für Jerusalem-Angelegenheiten beinhaltet eine kurze Geschichte der Stadt auf Englisch, die ursprünglich 2005 veröffentlicht wurde.
Sie kehrt jegliche historische jüdische Verbindung zur Stadt unter den Teppich, indem sie Juden als einen von vielen Invasoren darstellt:
3000 v.Chr.: Die arabischen Kanaaniter gründet die Stadt im 3. Jahrtausend v.Chr., erklären Archäologen.
1879 v.Chr.: auf den ägyptischen Tafeln, die die Fluchtexte genannt werden, wurde der Name Ur Salim (die Stadt des Friedens) als Name der Stadt erwähnt. Der Name tauchte wieder im Jahr 1300 v.Chr. auf den Tal Al-Amarnah-Tafeln auf. Damals war die Stadt von den arabischen Jebusitern bewohnt.
1300 v.Chr. – 636 n.Chr.: Das war die Zeit der römischen Herrschaft, die rund 700 Jahre andauerte. Die wichtigsten Ereignisse in dieser Zeit waren:
Das Erscheinen von Jesus Christus (dem Messias) um das erste Jahr v.Chr.
Im Jahr 70 wurde die Stadt vom römischen Kaiser Titus zerstört.
Die Kanaaniter waren keine Araber.
Jüdische Königreiche, König David oder Salomo, die Tempel, noch nicht einmal die Bibel werden nicht erwähnt. Selbst der Koran sagt weit mehr über die Juden im Land als es diese Kommission tut.
Nun, es gibt eine indirekte Erwähnung der Tempel, wenn die unterschiedlichen Namen der Stadt erörtert werden:
Bayt Al-Maqdis (Al-Quds; die Heilige): Der der Stadt von den muslimischen Arabern gegebene Name.
Dieser Name ist natürlich eine Verfälschung des Hebräischen „Beit Ha-Mikdasch“ – der heilige Tempel.
Praktisch jede Erwähnung von Juden in dieser Geschichte ist eine Lüge. Ein paar Beispiele:
1882: Der Beginn der Wellen jüdischer Massenimmigration aus Russland nach Jerusalem und Palästina.
Nur aus Russland? Jede Menge Juden kamen aus vielen anderen Ländern im 19. Jahrhundert, darunter aus arabischen Ländern wie dem Jemen.
Juni 1967: Beschlagnahme von 116 Dunam innerhalb der Altstadt und der Abriss der dortigen Gebäude zum Zweck des Baus neuer als Wohnraum für die Juden.
Das ist die Wiederherstellung des Jüdischen Viertels, das von diesen Jordaniern 1948 zerstört wurden.
21. August 1969: Der Jude Michael Denis Rohan legte Feuer an der gesegneten Aqsa-Moschee.
Rohan war Christ.
Jerusalem: die Einwohner
1918 betrug die Zahl der Palästinenser im alten und neuen Jerusalem betrug ca. 30.000.
1918 betrug die Zahl der Juden im alten und neuen Jerusalem ca. 10.000.
Ich kann keine Aufzeichnungen einer Volkszählung in Jerusalem für 1918 finden, aber das ist alles eindeutig gelogen. 1922 gab es 34.000 Juden in Jerusalem; sie waren mehr als die Christen (15.000) und Muslime (13.000) zusammen.
Das offizielle jordanische Dokument sagt auch:
Im Jahr 2000 betrug die Zahl der Juden im westlichen Teil des Besetzten Jerusalem ca. 275.000 koloniale Juden.
Hier und an anderen Stellen werden alle Juden in Israel als Kolonialisten bezeichnet – nicht nur als „Siedler“.
Schließlich wird fälschlich behauptet, dass die Zahl der Christen in Jerusalem von mehr als 18.000 im Jahr 1967 auf 5.000 im Jahr 1998 zurückging. In Wahrheit fiel die Zahl unter jordanischer Herrschaft von 29.000 auf 12.000 im Jahr 1967 und ist bis heute leicht auf 16.000 gestiegen.
Das jordanischer, staatlich betriebener Antisemitismus.
Viele Beobachter sind ratlos gewesen, warum die Oslo-Friedensvereinbarungen von 1993 nicht zu Frieden, sondern genau zum Gegenteil geführt haben. Sporadische palästinensische Terroranschläge vor 1993 wurden von wiederholten palästinensischen Terrorwellen abgelöst, die mehr als 2.000 Israelis ermordeten. PMWs Bericht „Knirpsen Terror lehren2 ist der Schlüssel dazu das Post-Oslo-Terror-Mysterium zu verstehen.
Palestinian Media Watch hat die offizielle PA/Fatah-Ideologien, Politik und Botschaften über jedes Rahmenwerk verbreitet, das sie seit mehr als 20 Jahren kontrollieren und alles, was PMW aufgedeckt hat, hat Fragen zur Ernsthaftigkeit der PA/Fatah im Friedensprozess aufgeworfen. PMW veröffentlichte vor kurzem einen Bericht über das Kindermagazin Waed der Fatah für 6 bis 15-jährige, das alle Theman abdeckt, die im Verlauf der letzten acht Jahre veröffentlicht wurden. Die an über Waed an palästinensische Kinder verbreiteten Botschaften bestätigen, dass das Endspiel der PA/Fatah die Vernichtung Israels und Israels Ersetzung durch „Palästina“ war und bleibt.
Die hunderte Beispiele in dem 70-seitigen Bericht zeigt, dass die Fatah – die die PA seit ihrer Gründung dominiert und kontrolliert hat – palästinensische Kinder über Waed gelehrt hat, dass:
„Vom Fluss bis zum Meer wird Palästina frei sein“, nachdem „die zionistischen Invasoren in die Mülltonne der Geschichte gehen werden“, weil „die Periode des Zionismus schließlich vorbei sein wird“. Als letzten Schritt „werden alle jüdischen Siedler in Palästina verschwinden“.
Israel muss vernichtet werden, weil Juden/Israelis folgendes sind: „zionistische Diebe, die unser Land gestohlen haben“ „jüdische Invasoren“ „Ausländer von allen Enden der Erde, die Palästina nicht kennen und nicht darin leben – weder sie noch ihre Vorfahren“
Da Juden keine Rechte haben, haben die Palästinenser das „Recht einen bewaffneten Kampf zu führen, um ihre gestohlene Heimat zurückzuholen“. Das ist der einzige Weg der PA/Fatah, weil „die Befreiung Palästinas nur über bewaffneten Kampf erreicht werden wird“.
Kurz gesagt: Die Botschaft der PA/Fatah an die Kinder lautet, dass Israel durch Diebstahl geschaffen wurde, das Fortbestehen seiner Existenz ein Verbrechen und seine Vernichtung durch bewaffneten Kampf gerechtfertigt und unvermeidbar ist. Die Kinder, die Waed lesen, werden gelehrt, dass sie die Verantwortung haben die Zukunft der Welt ohne Israel herbeizuführen.
Die in dem Bericht dokumentierte PA/Fatah-Bildung ist die treibende Kraft hinter der aktuellen palästinensischen Terrorwelle, die von palästinensischen Jugendlichen angeführt wird, die mit diesen Hassbotschaften erzogen wurden. Wenn nicht gehandelt wird, um die Erziehung der PA/Fatah zu Hass und Terror zu bekämpfen, wird sie weiter für Generationen die treibende Kraft für palästinensisch Gewalt sein.
PMWs Enttarnung der Botschaften der PA/Fatah durch Waed hätte weitreichende politische Folgen haben sollen. Einstellungen gegenüber den Oslo-Vereinbarungen und der Politik gegenüber der PA müssen aufgrund der Realität dessen neu bewertet werden, was die PA ist und nicht aufgrund der Illusion dessen, was die internationale Gemeinschaft sich vorstellte, wie sie sein sollten. Wenn palästinensischer Terror gestoppt werden und Stabilität nach Israel zurückkehren soll, dann müssen die neu entlarvten Lehren der PA/Fatah der Impuls für eine neue Einstellung gegenüber der PA sein.
PMW veröffentlicht diesen Bericht auf der Jerusalemer Christlichen Medienkonferenz des Pressebüros der Regierung.
Um PMWs „Teaching Terror to Tots“ (Knirpsen Terror beibringen) zu lesen, klicken Sie hier (Englisch).
Hier folgt eine Zusammenfassung von „Knirpsen Terror beibringen“:
Die Fatah, die regierende politische Bewegung der palästinensischen Autonomiebehörde (Pa) betreibt eine Jugendbewegung für palästinensische Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren namens Löwenbaby (Jungen) und Blumen (Mädchen), das ein Kindermagazin namens Waed (Arabisch für „Versprechen“) veröffentlicht. Das Magazin wird auf der Internetseite der Jugendbewegung veröffentlicht und bei Fatah- und PA-Aktivitäten sowie in PA-Schulen verteilt.
Die Kindererziehung der Fatah über Waed ist die Antithese von Friedenserziehung. Zwar bewirbt nicht alles Material in dem Magazin Hass auf Israelis und Israel, aber aller Bezug auf Israelis und Israel ist von Hass erfüllt.
Waeds grundlegende Botschaften lauten, dass Israelis fremde, kolonialistische Invasoren sind und Israel daher kein Existenzrecht hat. Von der Fatah geführte Palästinenser werden weiter den heldenhaften bewaffneten Kampf führen, bis die Invasoren besiegt sind und das Land verlassen. Es gibt nicht die Spur eine Legitimität Israels, noch gibt es eine Möglichkeit, dass Israel neben einem befreiten Palästina vorhanden sein wird, dessen Grenzen ganz Israel umfassen werden.
Fiktive Geschichte schafft ein gewalttätiges Schicksal
Die Neuschreibung der Vergangenheit durch die Fatah schafft ihre Vision für die Zukunft. Ein fiktives, 5.000 Jahre altes „kanaanitisch-palästinensisch-arabisches“ Volk wird als Vorwand für alle Palästinenser-Rechte erfunden: „Seit dem dritten Jahrtausend v. Chr., mit anderen Worten vor 5.000 Jahren haben seine palästinensischen Einwohner es besiedelt“ (Waed, Ausgabe 37, S. 22). Die Auslöschung der authentischen jüdischen Geschichte im Land ist der Vorwand dafür Juden jegliche Rechte zu verweigern. Israelis werden als „Ausländer, die von allen Enden der Erde kamen, Fremde, die Palästina nicht kennen und nicht dort leben – weder sie noch ihre Väter und Vorväter“ gebrandmarkt (Waed, Ausgabe 36, S. 2). Von jeder Stadt in Israel und jeder Zentimeter Israels wird gesagt, dass sie Teile des besetzten Palästinas, der „gestohlenen Heimat“ sind.
Entsprechend wird Israel als der „stehlende Feind“ delegitimiert und Israelis werden als die „jüdischen Invasoren“ und „zionistischen Invasoren“ dämonisiert. Die Fatah verkündet, dass sie Israel vernichten wird, indem sie „Palästina von dem diebischen zionistischen Gebilde befreit“ (Waed, Ausgabe 32, s. 3). Israels Vernichtung wird in verschiedene Euphemismen verpackt, z.B.: „Die Zeit des Zionismus wird letztlich vorbeigehen“ und „es gibt keinen Invasoren, der es [Palästina] nicht besiegt verließ“. (Waed, Ausgabe 27, S. 23)
Diese unvermeidliche „Befreiung Palästinas2 wird nicht weniger sein, als dass palästinensische „Opfer“ Gerechtigkeit erzielen, weil Palästinenser das „absolute Recht haben sich ihre Rechte vollständig zurückzunehmen“. (Waed, Ausgabe 26, S. 12)
Ultimative Gerechtigkeit wird mit der Vertreibung aller Juden erreicht. Die Fatah legt Algerien als historischen Präzedenzfall vor: „Am Ende der Zeit des französischen Kolonialismus … flohen alle nach Frankreich… Algeriens Erfahrung stellt sicher, dass die jüdischen Siedler in Palästina am Ende verschwinden werden.“ (Waed, Ausgabe 28, S. 25; rote Hevorhebung im Original.)
Waed betont, dass das Ziel der Fatah darin besteht Israels Existenz und nicht nur Israels Kontrolle über die Westbank zu beenden. Die verweise auf „Palästina“, „gestohlene Heimat“ und „Besatzung“ beinhaltet immer den gesamten Staat Israel. Dasselbe tun alle Landkarten von „Palästina“.
Über tausende Jahre ist bewiesen worden… dass es keinen Invasoren gibt, der in dieses Land eindrang und es am Ende nicht besiegt verlassen hat und das ist das, was den zionistischen Invasoren geschehen wird. (Waed, Ausgabe 27, s. 23)
Dämonisierung
Zusätzlich zur Dämonisierung Israels als Staat dämonisiert die PA/Fatah Israelis als Individuen, bezeichnet sie als böse, rassistische, blutrünstige Killer über Ausdrücke wie die „gigantische israelische Mordmaschine“, „zionistische Banden“ und „das Blut der Kinder des Gazastreifens hat den Durst des israelischen Monsters nicht gestillt“. Neben den vielen Verleumdungen, die das Magazin verbreitet, beschuldigt es Israel Nazi-artigen Schrecken zu verbreiten.
Für die PA/Fatah ist diese fabrizierte Geschichte das, was die Vision für das palästinensische Schicksal schafft. Die Botschaft von Waed: Israel wurde durch Diebstahl geschaffen, sein Fortbestand ist ein Verbrechen und sein Ende über bewaffneten Kampf ist gerechtfertigt und unausweichlich. Die den Kindern über Waed vermittelte Bildung wird die treibende Kraft für palästinensischen Hass und Terror durch eine weitere Generation sein.
Die Geschichte der Juden in arabischen Ländern ist an westlichen Universitäten lange ein obskures oder „Nischen“-Studienfeld gewesen. Zuletzt hat allerdings eine Schar bahnbrechender junger Akademiker das zu ihrem Spezialgebiet gemacht. Es sind Bücher zu so unterschiedlichen Themen wir Jüdische Kommunisten in Marokko, Juden in Bagdad und jüdische Musiker in Nordafrika aufgetaucht.
All diese Vorstöße in vergleichsweise jungfräuliches Gebiet sind zu begrüßen. Aber junge Akademiker in den USA sind auch Produkte ihrer Bildung und ihres Umfelds. Das aktuelle Klima ist das eines modischen, postmodernen Antikolonialismus – und das spiegelt sich in Arbeiten über Juden in arabischen Ländern.
Nehmen wir zum Beispiel Joshua Schreiers Buch Arabs of the Jewish Faith (Araber jüdischen Glaubens). Schreier hat eindrucksvolle Forschungsarbeit zu Frankreichs „Zivilisierungsauftrag“ bei den Juden Algeriens geleistet. Das Buch hat seinen Titel aus einer Äußerung eines ehemaligen Präfekten von Oran, Charles du Bouzet, ein Jahr, nachdem aus innenpolitischen Wahlgründen „einheimischen“ Juden durch das Décret Crémieux von 1870 die französische Staatsbürgerschaft zugewiesen wurde. (Einheimische Muslime waren davon ausgeschlossen.)
Du Bouzet sah keinen wirklichen Unterschied zwischen Arabern und Juden. Zum Beispiel wimmeln Kolonialarchive vor Verweisen auf Juden als korrupt und unmoralisch sowie der Behauptung, dass die Prostituierten von Oran alle im jüdischen Viertel zu finden waren.
In der Praxis wurden Juden allerdings als tauglicher für „Zivilisierung“ betrachtet als Muslime. Die französischen Kolonialisten glaubten, die Juden könnten nützlicher sein, weil Juden angeblich wichtige Handelsnetzwerke beherrschten und sogar loyales Kanonenfutter für das französische Militär bieten könnten.
Als Teil seines „Zivilisierungsauftrags“ strebte Frankreich an in jüdische Häuser, Schulen, Familienbeziehungen und Synagogen vorzudringen. Schreier versucht zu zeigen, dass Juden sich nicht ohne Widerstand unterwarfen. Sie waren keine passiven Opfer des Kolonialismus.
Schreiers Arbeit betrachtet Kolonialismus eindeutig als Zwang ausübend, aufdringlich und weitgehend unwillkommen. Er impliziert darüber hinaus, dass Dinge wie staatliches Eindringen ins Familienleben bis ins 21. Jahrhundert fortbestehen. Die französische Staatsbürgerschaft ist von den richtigen französischen Werten abhängig, behauptet er. Er legt einen zeitgenössischen Fall vor: Faiza, eine Marokkanerin, die in Frankreich lebt, wurde die französische Staatsbürgerschaft verweigert, weil sie eine von Kopf bis Fuß reichende Burka trug.
Es wurde auch behauptet, dass nach dem französischen Einmarsch in Algerien 1830 Ungleichbehandlung die Juden von den Muslimen „trennte“, was unnötige Feindseligkeit und Reibereien zwischen den beiden Gruppen schuf, die in Konflikt und Exil endeten. Die Distanzierung der Juden von der arabischen Kultur und Gesellschaft ist das „erste Exil“, das der einflussreiche Historiker des algerischen Judentums, Benjamin Stora, in seinem Buch Die drei Exile des algerischen Judentums beschrieb.
Dem Kontext der Diskussion fehlt jegliche tiefgehende Untersuchung dessen, wie Juden vor der Kolonialzeit behandelt wurden, als unter osmanischer Herrschaft das muslimische Scharia-Recht galt: Die Juden waren Dhimmis, institutionell gegenüber Muslimen minderwertig und mit wenig juristischen Rechten.
Schreier räumt ein, dass Juden in dieser Zeit nicht vor Erniedrigung, zusätzlichen Steuern und Kleiderordnungsgesetzen gefeit waren. Wenn sie in den Genuss wichtiger Posten kamen, dann nicht als Entscheidungsträger. Sie konnten Anordnungen ausführen. Juden konnten von Kontrahenten ermordet und von Wellen an Mob-Gewalt ins Visier genommen werden.
Schreier behauptet allerdings: „Eine buchstäbliche Interpretation des Dhimmi-Status sollte nicht für Sozialgeschichte stehen“, was „nahelegt, dass Juden relativ sicher und ein integraler Bestandteil der späten osmanischen und frühen kolonialen algerischen Gesellschaft waren“. Er verweist auf die mächtige merkantile jüdische Elite, die mit Getreide, Feldfrüchten, Wolle und Vieh handelte – sagte aber nicht, dass mehrere dieser erfolgreichen Händler den Schutz fremder Nationalitäten genossen. Er legt auch Beispiele für semitisch-nomadische Juden vor, „die wie Araber bewaffnet und gekleidet waren“, insbesondere im südlichen Algerien.
Andere Forscher, die oft in arabischen Ländern geboren waren, haben argumentiert, dass koloniale Emanzipation eine Befreiung vom Dhimmi-Status war. Soweit es die meisten Juden betraf, hatte der Kolonialismus viel, was für ihn sprach. Er gab den Juden in ihren Ländern zum ersten Mal mehr Sicherheit, Gleichberechtigung und juristische Rechte. Er führte Grundstandards in Gesundheitsvorsorge und Hygiene ein und setzte körperlichen Strafen in Schulen ein Ende. Er gab Juden eine westliche Bildung, die ihnen erlaubte in der modernen Welt Erfolg zu haben.
Den Dhimmi-Status herunterzuspielen bedeutet, die umfangreichen Zeugenberichte europäischer Reisender zu ignorieren, die die Eintreibungen und Misshandlungen beschreiben, die Juden in der vorkolonialen Zeit erlitten. Schreier tut diese Berichte als „übertrieben“ ab. Er behauptet, dass sie mit Skepsis behandelt werden sollten, weil sie geschrieben wurden, um einer kolonialen Agenda zu dienen, um die Emanzipation und Assimilation in französische Werte zu bewerben. Schreiers Verdacht erweitert sich auf Forscher wie den verstorbenen, respektierten, in Algerien geborenen französischen Professor Richard Ayoun, dessen Werk Schreier als „Beispiel für Forschung, die das koloniale Modell der Emanzipation von einem orientalischen Zustand der Demütigung wiedergibt“ bezeichnet.
In Wirklichkeit sollte es in erster Linie die jüdischen Gemeinden in muslimischen Ländern mit dem Nötigsten versorgen, damit sie um ihre Rechte als emanzipierte Bürger kämpfen können, die 1860 eine Gruppe französischer Juden in der Alliance Israelite Universelle einrichteten. Diese Institution war nicht nur eine jüdische Version des französischen „Zivilisierungsauftrags“. Es war eine Antwort auf die sehr reale Erniedrigung, die in der vorkolonialen Zeit beobachtet und festgehalten wurde und von Ritualmordlügen und Zwangskonversionen bis zu Prügel und abgebrannten Synagogen reichten. Das Buch Exile in the Maghreb von David Littman und Paul Fenton bietet reichlich Belege dafür – nicht nur aus europäischen, sondern auch aus jüdischen und muslimischen Quellen.
Dennoch finden die Bemühungen der Allianz den muslimischen Antisemitismus zu bekämpfen in Arabs of the Jewish Faith kaum Erwähnung, weil die erste Schule der Allianz in Algerien erst im frühen 20. Jahrhundert gegründet wurde.
Allzu oft macht der Antikolonialismus dieser modernen Wissenschaftler sie blind oder lässt sie arabischen und muslimischen Antisemitismus bagatellisieren. „Soziale Geschichte“ sollte keine Ausrede für Wunschdenken sein.
Dr. Najib Qaddoumi, ein in Jordanien lebendes Mitglied des Palästinensischen Nationalrats, hat in arabischen Medien eine Artikelreihe mit dem Titel „Palästina: das Land von Milch und Honig“ veröffentlicht.
Weil er ein offizieller Vertreter der palästinensischen Regierung ist, stellt seine Meinung von Juden staatlich sanktionierten Antisemitismus dar.
Er beginnt mit der Idee, dass Kanaan ein friedlicher, progressiver Staat war, in dem das Schreiben erfunden wurde. (War er nicht.) Er erwähnt nicht die vielen Kriege, Besatzungen und Invasionen. Und er behauptet, die Kanaaniter hätten den Begriff „Land von Milch und Honig“ erfunden. (Äh: nein.)
Dieser historische Revisionismus setzt sich im zweiten Teil fort, wo er sagt, die Philister hätten sich friedlich in die Kanaaniter integriert und gaben der Region edelmütig den Namen Palästina.
Juden? Welche Juden? Qaddoumi sagt, es gebe keine Belege dafür, dass die Kinder Israels jemals das Land Kanaan betraten; sie blieben auf der Arabischen Halbinsel und die Rabbiner erfanden die gesamte Thora, als sie in der babylonischen Gefangenschaft waren. Aber er räumt ein, dass es einige Meinungen gab, es habe ein Königreich Juda und Israel gegeben.
In Teil 3 sagt er jedoch, dass die Juden sich in Babylon irgendwie selbst überzeugten, ihre Vorfahren hätten wirklich ein reiches, gründliches Leben im Land Israel gehabt, das sei also eine frühe Form des Zionismus. Dann sagt er:
Der Religionsreformer Martin Luther sagt, ihr Talmud und ihre Rabbiner lehrten ihn, dass Mord nicht als Sünde betrachtet wird, wenn der Mörder ein Jude und der Ermordete ein Nichtjude ist, sondern er gilt nur als Sünde, wenn der Jude seinen jüdischen Bruder tötet.
Die Juden hängen immer noch diesem Glauben an und folgen dem Bespiel ihrer Eltern und lehren ihre Kinder das zu tun und das ist es, was die israelischen Lehrpläne beinhalten, die sie versuchen den arabischen Schulen, besonders in Jerusalem, aufzuzwingen.
So, wie sie den Gemütern ihrer Kinder Hass auf den Palästinenser, den Araber und den Muslim einsäen… Durch Fälschung und Erfindung versuchen sie die Vorstellungen der palästinensischen Schüler auszulöschen, die in ihrem Land mit ihren Familien standhaft sind und die Fakten zu vergiften und ihre Ideen zu verzerren und sich von ihrem Erbe und ihrer uralten Vergangenheit zu distanzieren.
Dann wird in Teil 4 eine wahrlich bizarre Analogie gezogen, allerdings eine, die keine Zweifel darüber lässt, dass „Zionisten“ und Juden für Qaddoumi ein und dasselbe bedeutet:
Der Hass zwischen der jüdischen und der christlichen Seite vertiefte sich, als die Juden Jesus kreuzigten…
Es lohnt sich festzuhalten, dass der Zionismus sich große Mühe gegeben hat die Juden vom Blut Christi, Friede sei mit ihm, freizusprechen, und das trotz der Tatsache, dass die UNO 1975 eine wichtige Resolution verabschiedete, die besagte, dass Zionismus eine Form von Rassismus und Rassendiskriminierung ist. Aber der amerikanische und zionistische Druck und die Erpressungskampagnen und der Skeptizismus versetzte den Zionismus und Israel in die Lage mit Unterstützung der USA und Großbritanniens eine Resolution auszugeben, die die Juden vom Blut Christi, Friede sei mit ihm, freispricht, ausgegeben von Papst Paul VI. 1965 und eine Entscheidung der Vereinten Nationen von 1991, den Beschluss zur Verurteilung des Zionismus zu streichen.
Diese mächtigen Juden schafften es die UNO zu übernehmen – und die römisch-katholische Kirche!
Qaddoumi schreibt für viele palästinensische und arabische Medien.
Anmerkung: Elder of Ziyon hat den Text aus Jordanien unkommentiert eingestellt. In den Artikel habe ich trotzdem ein paar Kommentare (nicht eingerückt, kursiv) eingefügt. Die Selbsttäuschung des jordanischen Autors ist schlicht irre, die Verzerrung der Geschichte schlichter Wahn.
Das ist sehr, sehr typisch und ein Hirngespinst der Geschichte und des israelisch-jüdischen Denkens aus dem palästinensischen Mainstream. Aus Sawalief (Jordanien):
1917 gab der britische Außenminister von denen, die nichts hatten, an die, die es nicht verdienten, die Balfour-Erklärung, damit Britannien das Übel, die Bösartigkeit und den Betrug der Juden loswird, indem sie für sie ein Heim weit weg von Europa in Palästina gründeten, wenn Britannien den Ersten Weltkrieg gegen das Osmanische Reichgewinnen würde.
Klar, deshalb waren ja auch Juden vorher schon nach Eretz Yisrael gekommen und deshalb hat der Völkerbund das dann auch genehmigt, nicht wahr?
Als der Krieg endete, besetzte Großbritannien Palästina und kolonisierte es und begann Juden aus jedem Land dorthin zu deportieren, bis sie sich darin vermehrten.
Deportieren? Komisch, dass die Engländer den Zuzug immer – unter Missachtung des Mandatsauftrags – gewaltig deckelten.
Allmählich und mit den boshaften britischen Methoden, die mit den üblen jüdischen Methoden zusammentrafen, gründete Großbritannien 1948 erfolgreich einen Staat für die Juden auf einem Teil des Landes Palästina, darunter der palästinensischen Küstenebene, indem sie die Haganah-Bande und ihre bewaffneten Geschwisterterroristen zu einem Staat namens „Israel“ machten.
Großbritannien bewaffnete sie, also bildeten sie bewaffnete Terrorbanden wie die Haganah, den Palmach und die Irgun, um die wehrlosen Palästinenser im Land zu ängstigen und zu terrorisieren.
Irre. Die Briten bewaffneten die Juden? Das Gegenteil war der Fall (mit Ausnahme von Orde Wingate in den 30-er Jahren). Terrorbanden waren vor allem bei Arabern zu finden und die Engländer unternahmen kaum etwas dagegen, solange nur Juden die Opfer waren.
Danach machten Großbritannien und seine Helfer damit weiter Juden und Findelkinder aus verschiedenen Pflegehäusern in Europa einzuladen und nach Palästina zu immigrieren. Dann war der entstehende jüdische Staat mit theatralischen Kriegen in der Lage, alle Teile Palästinas zu kontrollieren, nachdem er diejenigen getötet hatte, die getötet hatten, und diejenigen vertrieben hatte, die vom palästinensischen Volk vertrieben worden waren.
Wieder gelogen. Die Briten deckelten die jüdische Zuwanderung, weil die Araber Terror machten.
Seitdem und bis heute leben die eindringenden Juden in einem Zustand ständigen Krieges, in dem Terror sie Tag und Nach beherrscht, weil jeder einzelne von ihnen erwartet morgen getötet zu werden, entweder weil sie zerdrückt, niedergetrampelt oder erstochen werden oder durch einen Herzinfarkt aus Angst und Panik oder eine Massenpanik, wenn sie in die Bunker fliehen, in denen sie ihr halbes Leben verbracht haben.
Stolz darauf Menschen zu terrorisieren. Das ist anscheinend die „Tugend“ des Islam. Und offenbart, wer tatsächlich die Terroristen sind. Ansonsten: Wie kommt es, dass die Israelis immer wieder zu den glücklichsten Menschen der Welt gehören?
Das liegt daran, dass diejenigen des palästinensischen Volks, die in ihrem Land und ihrer Heimat Palästina geblieben sind, bei Gott, dem Höchsten, dem Großen schwören, dass die Invasoren nicht glücklich sein werden in ihrem Land zu leben und sie werden sich nicht sicher fühlen, egal, wie lange es dauert.
Guck mal, wer die Terroristen sind!
Die Siedler, die in die Bunker flohen, sind nichts anderes als der Beweis für den Erfolg dieses großen palästinensischen Bereichs, der jetzt an die neuen Generationen weitergegeben wird.
Wunschdenken, Selbsttäuschung, Wahnsinn: Wenn es den behaupteten „Erfolg“ gäbe, wieso gibt es Israel immer noch und wieso sind die Juden noch da?
Daher raten wir Britannien noch einmal nach einem anderen sicheren Heimatland für seine Juden zu suchen.
Träumt weiter. Israel ist da, um zu bleiben. Ihr werdet die Juden nicht los und könnt sie nicht vertreiben.
Großimam Ahmed al-Tayed wäscht vor Präsident Sisi und anderen ägyptischen Würdenträgern islamische Geschichte rein.
Am 24. April 2022 hielt der Großimam der renommiertesten Universität, al-Ahzar, eine Ansprache vor Staats- und Regierungschefs, bei der der ägyptische Präsident al-Sisi in der ersten Reihe saß. Das geschah während der Staatsfeiern zu Laylat al-Qadr (die „Nacht der Macht“), was nach islamischer Lehre die Nacht ist, in der Allah Mohammed den Koran erstmals offenbarte.
Bedenkt man den Anlass der Rede und den Redner, Großimam Scheik Ahmed al-Tayeb selbst – „der wohl einflussreichste Muslim der Welt“ – dann wurde der Islam in den Himmel gelobt. Von besonderem Interesse war jedoch al-Tayebs Wiedergabe von Geschichte. An einer Stelle sagte er:
In nur ein paar Jahren nach dem Tod des Propheten Mohammed (Allah betete über ihm und gebe ihm Frieden) verursachten die islamischen Eroberungen [wörtlich: „Öffnungen“, futuhat] den Zusammenbruch der zwei mächtigsten Imperien, die sich jede Ecke des Nahen Ostens teilten und kontrollierten und dass ihre Ländereien im Irak, Syrien, Ägypten und Nordafrika bis heute islamisches Land werden.
Das stimmt natürlich. Die zwei Imperien, auf die der Scheik sich bezieht, sind das Oströmische Reich („Byzanz“) und das Sassanidenreich Persien. Die meisten der von al-Tayeb angeführten Länder – von Syrien und Ägypten im Osten bis zu Marokko und Algerien im Westen – waren christlich und vom oströmischen Reich regiert. Nur der Iran und Teile des Iran waren unter Sassaniden-Herrschaft und die Religion zoroastrisch. Im siebten Jahrhundert eroberten Muslime all diese Länder und islamisierten sie.
Wie üblich werden Fakten jedoch, wann immer es um islamische Wiedergaben geht, schnell mit Fiktion vermengt. Nach der Äußerung oben bot al-Tayeb dies an:
Diese [muslimischen] Eroberungen waren keine kolonisatorischen Eroberungen, die sich auf die Methoden Plünderung, Unterdrückung, Kontrolle und die Politik der Dominierung und Abhängigkeit verließen, [die allesamt] Staaten in den Abgrund stürzen.
Er fuhr mit der Verurteilung von Kolonialisierungs-Eroberungen fort, bei denen es um Unterdrückung und Plünderung geht – eine bissige Bemerkung in Richtung der historischen Kolonisierung des Nahen Ostens durch Europa – bevor er fortfuhr:
Ja, die islamischen Eroberungen war anders – Völker zu beherrschen und mit der Arroganz der Gewalt und Waffen zu kontrollieren; stattdessen führten sie zu einer neuen Lawine des Lebens – voller Wissen, Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit – die in den Venen dieser einst machtlosen Völker flossen.
Es ist schwer zu betonen, wie völlig surreal solche Behauptungen sind, zumindest für die, die mit der wahren Geschichte des Islam vertraut sind. Die vom Großimam erwähnten Eroberungen all der christlichen Länder (von Syrien im Osten bis Marokko im Westen) sowie der später erfolgten islamischen Eroberung christlicher Länder (von al-Tayeb ignoriert, da sie irgendwann gekippt wurden) – Spanien, die Mittelmeerinseln, Kleinasien, der Balkan usw. – wiesen Blutvergießen, Massaker, Versklavung, Plünderung und die Unterdrückung der Eroberten und Ausbeutung ihrer Ressourcen in großem Stil auf. Dies wird in Sword and Scimitar: Fourteen Centuries of War between Islam and the West Seite um Seite klar und deutlich dokumentiert, gestützt auf christliche und muslimische Quellen.
Noch absurder ist die Behauptung des Großimams, die christlichen und zoroastrischen Völker, die unter den Imperien Ostroms und der Sassaniden lebten, seien froh gewesen vom Schwert des Islam „befreit“ zu werden und dass sie – da sie sahen, dass der Islam eine Religion des „Wissens, der Gerechtigkeit, der Freiheit und der Gleichheit“ war – eifrig reagierten, indem sie in Scharen konvertierten.
Wie altbekannt ist, konnten die angeblich „befreiten“ Völker – jedenfalls diejenigen, die die anfänglichen Massaker und Versklavungen überlebten – und es vorzogen christlich, zoroastrisch oder jüdisch zu bleiben, das nur tun, indem sie Dhimmis wurden, Bürger zweiter Klasse, die einen regelmäßigen Tribut [jizya] zahlen und jede Menge erniedrigenden sozialen Einschränkungen einhalten mussten (wie es in den „Bedingungen des Omar“ festgehalten ist). Der Wunsch finanziell nicht geschröpft oder schlechter behandelt zu werden – oder sporadisch verfolgt, wie es vielen Dhimmis abhängig davon ging, ob der nächste Herrscher „radikal“ war oder nicht – ist das, was so viele Nichtmuslime im Verlauf der Jahrhunderte dazu veranlasste zum Islam zu konvertieren.
Das war die einzige Möglichkeit, wie sie „Gerechtigkeit, Freiheit oder Gleichheit“ erfahren konnten – zumindest eine Art davon.
Besonders aberwitzig ist, dass al-Tayeb die muslimischen Eroberungen als etwas darstellt, das tugendhafter ist als europäische Kolonisierung des Nahen Ostens. In Wirklichkeit schafften die europäischen Kolonisatoren, während Jihade in Sklaverei, Entvölkerung und Verwüstung gipfelten – gewisse Regionen, besonders in Nordafrika, Spanien und Anatolien erholten sich nie – die Sklaverei ab und führten ihre muslimischen Untertanen in die Gaben der Moderne ein, von wissenschaftlichem und medizinischem Fortschritt bis zu den radikalen Konzepten von Demokratie und Religionsfreiheit.
Obwohl es schwierig ist in der westlichen Geschichte eine Analogie zu finden, die den Irrsinn von al-Tayebs Behauptungen einfängt, bedenken sie einen Moment lang, was der schlimmste Punkt der amerikanischen Geschichte sein könnte – sagen wir: die Sklaverei. Jetzt stellen Sie sich einen Staatsakt vor, an dem der US-Präsident teilnimmt, bei der ein führender Christ eine Rede darüber hält, dass die Versklavung von Schwarzen etwas Wunderbares und Altruistisches war – natürlich nicht zu vergleichen mit der grausamen Versklavung, die diese üblen Nichtchristen praktizierten – und dass es in Wirklichkeit darum ging den versklavten Afrikanern „Wissen, Gerechtigkeit und Gleichheit“ zu bringen.
Das ist das Niveau der Absurdität von al-Tayeps Behauptungen.
Warum aber all diese Lügen? Hier kommen wir zum Kern der Sache. Um sich wegen sich selbst gut und ihrer Religion gut zu fühlen, müssen Muslime diese Glücksfiktion pflegen – dass ihre nichtmuslimischen Vorfahren vom Islam „befreit“ wurden und dass sie nur allzu begierig waren ihn anzunehmen, an welchem Punkt sie anfingen „Wissen, Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit“ zu genießen.
Die Alternative, die Wahrheit – dass ihre Vorfahren Christen oder andere Nichtmuslime waren, die erobert und wegen sporadischer Anfällen der Verfolgung und systematischen Diskriminierung gezwungen wurden den Islam anzunehmen – ist nicht wirklich so befriedigend, ganz zu schweigen davon, dass es sie zum Nachdenken bringen könnte.
Konvertierten die Chasaren zum Judentum? Die Ansicht, dass einige oder alle Chasaren, ein Volk in Zentralasien, im 9. oder 10. Jahrhundert Juden wurden, ist weithin akzeptiert. Aber nach ausgiebiger Analyse ist der Forscher Prof. Shaul Stampfer von der Hebräischen Universität in Jerusalem zu dem Schluss gekommen, dass ein solcher Übertritt „zwar eine prächtige Geschichte“ ist, aber niemals stattfand.
Prof. Shaul Stampfer ist der Inhaber der Rabbi Edward Sandrow-Professur für sowjetisches und osteuropäisches Judentum in der Fakultät für die Geschichte des jüdischen Volks am Mandel Institut für Jüdische Studien der Hebräischen Universität. Die Forschungsarbeit ist gerade erst im Jewish Social Studies Journal, Band 19 Nr. 3 veröffentlicht worden (online auf http://bit.ly/khazars).
Ab etwa dem 7. bis 10. Jahrhundert herrschten die Chasaren über ein Reich, dass die Steppen zwischen dem Kaspischen Meer und dem Schwarzen Meer umfasste. Über die Kultur der Chasaren und ihre Gesellschaft ist nicht viel bekannt: Sie hinterließen keine schriftlichen Überlieferungen und die archäologischen Funde sind dürftig gewesen. Das Chasaren-Reich wurde von Swatoslaw von Kiew um das Jahr 969 überrannt und danach hörte man nur noch wenig von ihnen. Dennoch hält sich eine weit verbreitete Überzeugung, dass die Chasaren oder ihre Führer irgendwann zum Judentum konvertierten.
Berichte darüber, dass die Chasaren Juden waren, erschienen erstmals in muslimischen Arbeiten Ende des 9. Jahrhunderts und in zwei hebräischen Berichten im 10. Jahrhundert. Die Geschichte erreichte ein breiteres Publikum, als der jüdische Denker und Poet Yehuda Halevi sie als Rahmen für sein Buch Die Kuzaris verwendete. Dem Thema wurde in den folgenden Jahrhunderten wenig Aufmerksamkeit gewidmet, aber eine Schlüsselsammlung hebräischer Quellen zu den Chasaren erschien 1932, gefolgt von einer wenig bekannten, sechsbändigen Geschichte der Chasaren, die vom ukrainischen Gelehrten Ahatanhel Krymski geschrieben wurde. Henri Gregoire veröffentlichte skeptische Kritiken der Quellen, aber 1954 brachte Douglas Morton Dunlop das Thema mit The History of the Jewish Khazars in den Mainstream akzeptierter historischer Forschung. Arthur Koestlers Bestseller The Thirteenth Tribe (Der dreizehnte Stamm, 1976) machte die Erzählung einem breiteren westlichen Publikum bekannt; er argumentierte, dass das osteuropäische aschkenasische Judentum weitgehend chasarischer Herkunft sei. Viele Studien folgten und die Geschichte hat auch beträchtliche nichtakademische Aufmerksamkeit gewonnen; z.B. beförderte Schlomo Sands Bestseller von 2009, The Invention of the Jewish People (Die Erfindung des jüdischen Volks), die These, dass die Chasaren Juden wurden und ein Großteil des osteuropäischen Judentums von den Chasaren abstammte. Aber trotz all des Interesses gab es keine systematische kritische Besprechung der Belege für die Konversionsbehauptung, außer einen stimulierenden, aber sehr kurze und eingeschränkten Text von Mosche Gil von der Universität Tel Aviv.
Stampfer hält fest, dass Forscher, die zum Thema beigetragen haben, ihre Argumente auf einem eingeschränkten Corpus an Texten und numismatischen Belegen stützen. Physische Belege fehlen: Archäologische Ausgrabungen im Chasarenland haben fast keine Artefakte oder Grabsteine gefunden, die eindeutig jüdische Symbole zeigen. Er begutachtet auch verschiedene Schlüssel-Beweisstücke, die in Bezug auf die Konversionsgeschichte angeführt wurden, darunter historische und geografische Berichte sowie dokumentarische Belege. Zu den Schlüsselartefakten gehören ein scheinbarer Briefwechsel zwischen dem spanischen jüdischen Leiter Hasdai ibn Shaprut und Joseph, König der Chasaren; ein scheinbar historischer Bericht der Chasaren, der oft das Cambridge-Dokument oder Schechter-Dokument genannt wird; verschiedene Beschreibungen von Historikern, die auf Arabisch schrieben; und viele andere.
Zusammengenommen, sagt Stampfer, bieten diese Quellen ein Hupkonzert an Verfälschungen, Widersprüchen, Kapitalinteressen und Anomalien in einigen Bereichen und nichts als Schweigen in anderen. Eine sorgfältige Untersuchung der Quellen zeigt, dass einige fälschlich ihren angeblichen Autoren zugeschrieben werden und andere sind von fragwürdiger Zuverlässigkeit und nicht überzeugend. Viele der verlässlichsten zeitgenössischen Texte, wie der ausführliche Bericht des Übersetzers Salim, der von Kalif al-Wathiq 842 geschickt wurde, um nach der mythischen Alexander-Mauer zu suchen; und ein um 914 geschriebener Brief des Patriarchen von Konstantinopel Nicolas, der die Chasaren erwähnt, sagt nichts über ihren Übertritt.
Unter Berufung auf das Fehlen jeglicher verlässlicher Quellen zur Konversion und dem Fehlen glaubwürdiger Erklärungen für Quellen, die etwas anderes vermuten lassen oder unerklärbar still sind, kommt Stampfer zu dem Schluss, dass die einfachste und überzeugendste Antwort lautet, dass die Konversion der Chasaren eine Legende ohne Faktenbasis ist. Es gab nie eine Konversion des Chasaren-Königs oder der Chasaren-Elite, sagt er.
In diese Arbeit sind Jahre der Forschung gesteckt worden und Stampfer hielt reumütig fest: „Der größte Teil meiner Forschung drehte sich bis jetzt darum zu entdecken und klarzustellen, was in der Vergangenheit geschah. Ich hatte keine Vorstellung davon, wie schwierig und herausfordernd es sein würde zu beweisen, dass etwas nicht geschah.“
In Begriffen historischer Konsequenzen sagt Stampfer, das Fehlen einer glaubwürdigen Grundlage für die Konversions-Geschichte bedeutet, dass viele Seiten der jüdischen, russischen und Chasaren-Geschichte neu geschrieben werden müssen. Wenn es nie einen Übertritt gab, müssen Fragen wie der jüdische Einfluss auf das frühe Russland und ethnische Kontakte überdacht werden.
Stampfer beschreibt die Hartnäckigkeit der Legende der Konversion der Chasaren als faszinierende Anwendung der These Thomas Kuhns über wissenschaftliche Revolution der historischen Forschung. Kuhn wies auf den Widerwillen von Forschern hin sogar angesichts von Anomalien die vertrauten Muster aufzugeben, statt Erklärungen zu finden, die, wenn auch erfunden, es nicht nötig machen bekannte Denkstrukturen aufzugeben. Nur dann, wenn sich „zu viele“ Anomalien anhäufen, ist es möglich ein völlig anderes Paradigma zu entwickeln – so wie die Behauptung, dass die Konversion der Chasaren niemals stattfand.
Stampfer schließt: „Wir müssen eingestehen, dass nüchterne Studien von Historikern nicht immer gut zu lesen sind und dass die Geschichte des Chasarenkönigs, der zum frommen und gläubigen Juden wurde, eine prächtige Geschichte war.“ Seiner Meinung nach „gibt es jedoch viele Gründe, warum es nützlich und notwendig ist Fakt von Fiktion zu trennen – und das ist ein solcher Fall.“
Quelle: von der Hebräischen Universität Jerusalem zur Verfügung gestellte Materialien. Hinweis: Inhalte können aus stilistischen Gründen und wegen der Länge bearbeitet sein.
Fachzeitschrift: Did the Khazars Convert to Judaism? Schaul Stampfer, Jewish Social Studies, 2013; 19 (3), S. 1-72. DOI: 10.1353/jss.2013.0013