„Die Gründung einer jüdischen nationalen Heimstatt in Palästina wird für die ganze Welt ein Segen sein.“
Lee Pollock, Land of Israel, 24. März 2021

Am 24. März 1921 traf ein Zug aus Kairo in Gaza ein, einer Stadt, mit rund 15.000 arabischen und weniger als 100 jüdischen Einwohnern, die knapp vor der südwestlichen Grenze zwischen dem neu geschaffenen britischen Mandatsgebiet Palästina lag. Das Völkerbund-Mandat war Großbritannien elf Monate zuvor unter den Bedingungen der Konferenz San Remo erteilt worden.
In dem Zug befanden sich drei wichtige britische Passagiere, darunter Sir Herbert Samuel, ein erfahrener jüdisch-liberaler (und zionistischer) Politiker, der zum ersten britischen Hochkommissar für Palästina ernannt worden war, sowie ein gerissener Oberst der Armee, der über unvergleichliche Vertrautheit mit dem Nahen Osten verfügte, T. E. Lawrence.

Der dritte Passagier war Winston Spencer Churchill, ein weiterer erfahrener Politiker, der nur ein paar Wochen zuvor Kolonialminister geworden war, verantwortlich für Britanniens Verwaltung sowohl Palästinas als auch für das, was als geplantes Parallel-Mandat in Mesopotamien vorgesehen war.
Churchill, Samuels und Lawrence hatten fast drei Wochen in Kairo verbracht, wo sie sich mit anderen ranghohen britischen Amtspersonen trafen, um die Überbleibsel des osmanischen Reichs neu zu formen und die neuen arabischen Königreiche Irak und Transjordanien zu schaffen.
Churchill blieb acht Tage in Palästina; das war sein einziger offizieller Besuch im Heiligen Land. Er war jüdischen Zielen für eine nationale Heimstatt in Palästina, die Großbritannien im November 1917 in der Balfour-Erklärung zugesichert hatte, bereits wohl gesonnen, obwohl seine Unterstützung von Bedenken zu den Kosten der Verwaltung des neuen Mandats und eine noch stärkere Besorgnis bezüglich der Fähigkeit der jüdischen Gemeinschaft und ihrer bevölkerungsstärkeren arabischen Nachbarn zur Koexistenz gedämpft war.
Ungeachtet seiner Zweifel dienten Churchills Erfahrungen während dieses Besuchs dazu sowohl seine Bewunderung für das jüdische Volk als auch seine Unterstützung des Zionismus zu festigen. Er quartierte sich im Government House in Jerusalem ein, traf sich sowohl mit arabischen als auch mit jüdischen Delegationen. Als talentierter Amateurmaler fand er noch Zeit ein wunderschönes Landschaftsbild eines Sonnenuntergangs über der Stadt zu malen, eine Arbeit, die sich immer noch im Besitz seiner Nachkommen befindet.
Am 27. März weihte er den neuen britischen Militärfriedhof auf dem Ölberg ein und am folgenden Tag traf er sich mit Emir Abdallah, dem neu vorgesehenen König von Transjordanien, um dessen Sorge wegen des Tempos der jüdischen Zuwanderung in das Gebiet zu lindern. Während Abdallah nicht ganz besänftigt war, stimmte Churchill zu, dass jüdische Siedlung östlich des Jordan verboten wird.
Churchill mit Bischof MacInnes von Jerusalem bei der Gedenkfeier auf dem Miltärfriedhof auf dem Skopusberg, 26. März 1921 (American Colony Photo Dept. / Library of Congress)

Zwei Tage später pflanzte er auf dem Skopusberg an der Stelle der zukünftigen Hebräischen Universität einen Baum, wobei er den versammelten Würdenträgern sagte: „Mein Herz ist voller Sympathie für den Zionismus. Die Gründung einer jüdischen nationalen Heimstatt in Palästina wird für die ganze Welt ein Segen sein.“


Am Tag darauf empfing Churchill eine Delegation des Kongresses der palästinensischen Araber, deren 35 Seiten starker Protest gegen zionistische Aktivitäten eine Vielzahl antisemitischer Sprachbilder enthielt: „Der Jude ist klüngelhaft und unnachbarlich. Er wird die Privilegien und Vorteile eines Landes genießen, aber nichts zurückgeben.“
Churchill wies ihre Behauptungen energisch zurück und sagte:
„Es ist offenkundig richtig, dass die Juden eine nationale Heimstatt haben sollten, wo einige von ihnen wiedervereint werden. Und wo sonst könnte das sein, als in diesem Land Palästina, mit dem sie mehr als 3.000 Jahre aufs Engste vertraut und zutiefst verbunden sind.“
Der danach kommenden jüdischen Delegation sagte Churchill:
„Die Sache des Zionismus ist eine, die viel mit sich bringt, das für die ganze Welt gut ist und nicht nur für das jüdische Volk; er wird der arabischen Bevölkerung Wohlstand und Fortschritt bringen.“
Bevor er am Abend des 30. März nach Kairo zurückkehrte, besuchte Churchill die zwölf Jahre alte jüdische Stadt Tel Aviv, wo er sich mit Bürgermeister Meir Dizengoff traf und dann die landwirtschaftliche Siedlung Rischon LeZIon. Bei seiner Rückkehr nach London sagte er dem Unterhaus:
„Jeder, der die Arbeit der jüdischen Siedlungen gesehen hat, wird von den enorm produktiven Ergebnissen beeindruckt sein, die sie auf dem höchst unwirtlichen Boden erreicht haben.“

Churchill hoffte, dass die Juden Palästinas – und der mehrheitlich jüdische Staat, der nach seiner Vorstellung eines Tages daraus hervorgehen könnte – in einer friedlichen und produktiven Beziehung mit ihren arabischen Nachbarn leben würden.
Diese Erwartung ist teilweise mit einem kalten Frieden mit den großen Staaten Wirklichkeit geworden, mit denen Israel nach 1948 drei Kriege ausfocht und heute mit einem neuen, wärmeren mit den Golfstaaten. Trotzdem würde er – hundert Jahre nach seinem Besuch – feststellen, dass friedliche Koexistenz zwischen innerhalb der Grenzen dessen lebenden Menschen, was damals das Mandat Palästina war, herausfordernd und ungewiss bleibt.