UNRWA twitterte eine Lüge:

Woher hatten sie das?
Offenbar nutzten sie den aktuellen UNO-Bericht zu „Kindern in bewaffneten Konflikten“.
Nur gibt es ein Problem: Der UNO-Bericht beinhaltet Zahlen nur da, wo sie verifiziert wurden; hat man keine Vorstellung, macht man sich dort nicht einmal die Mühe eine Schätzung anzugeben.
So sagt die UNO z.B. über Syrien:
197 Willkürliche Angriffe auf die von Zivilbevölkerung bewohnten Gebiete gingen weiter, und verursachten weitverbreitet Tod und Verstümmelung. Die Vereinten Nationen verifizierten die Tötung von 368 Kindern (184 Jungen, 66 Mädchen, bei 118 ist das Geschlecht unbekannt) durch syrische Regierungstruppen (221), ISIL/ANF (44), zur FSA gehörenden Gruppen (24), internationale Luftangriffe (4) und unbekannte Parteien (75). … Man schätzt, dass die tatsächliche Zahl weit höher liegt.
Das ist eine Untertreibung. Die Syrien Observatory of Human Rights zählte 3.501 getötete Kinder in Syrien – das Siebenfache derer, die 2014 im Gazastreifen starben. Viele davon waren zweifellos palästinensischer Herkunft.
Die UNRWA schert sich nicht um sie.
Was ist mit anderen Konflikten? Associated Press zählte 5.000 von Dezember 2013 bis September 2014 in der Zentralafrikanischen Republik getötete Zivilisten. Es gibt keine Zweifel, dass mehr als 10% davon Kinder waren, da die meisten bei verschiedenen Massakern an gesamten Dörfbevölkerungen getötet wurden. Doch die UNO hat keine bestätigten Zahlen, also berichtet man dort nur die 146 dokumentierten Fälle, ein Bruchteil der tatsächlichen Todesfälle. So schrieb AP:
Sowohl Leben als auch Tod werden in der zentralafrikanischen Republik, einem Land mit ca. 4,6 Millionen, das sich lange am Rande der Anarchie bewegte, oft nicht aufgezeichnet. Niemand weiß, wie viele Menschen bei der ethnischen Gewalt aufgerieben wurden und selbst die Zahl von AP ist mit Sicherheit ein geringer Teil des Gesamtzolls.
AP zählt Leichen und sammelt Zahlen von Dutzenden Überlebenden, Priestern, Imamen, Menschenrechtsgruppen und örtlichen Rotkreuz-Mitarbeitern, darunter solche in einem riesigen, abgelegenen Streifen des Westens, der ein Drittel des Landes ausmacht. Viele Tote wurden nicht offiziell gezählt, weil die Region weiter gefährlich ist und wegen sturzflugartigen Regengüssen kaum erreicht werden kann. Andere wurden von überforderten Entwicklungshelfern ausgelassen, aber in Moscheen und bei privaten christlichen Beerdigungen gezählt.
Die UNO verzeichnet zivile Tote nicht selbst, anders als z.B. im Irak oder in Afghanistan.
Die Aufständischen von Boko Haram töteten 2014 mehr als 11.000 Zivilisten, aber es gibt keine besondere Zählung der Kinder; die UNO schätzt nicht, wie viele davon unter 18 Jahren alt sind.
Im Südsudan, wo 50.000 bis 100.000 getötet worden sind, zählt auch niemand:
Die International Crisis Group (ICG), eine Think Tank für Konflikte, schätzt, dass bereits mindestens 50.000 Menschen starben, gesteht aber ein, dass tatsächlichen Zahlen sich sogar auf das Doppelte belaufen könnten. Sie sagt außerdem, dass das Versagen die Toten zu zählen ein Skandal ist – sowohl eine Schmach für die Opfer als auch etwas, das das Leiden des Landes vom internationalen Radar gehalten hat.
Es ist schockierend, dass im Jahr 2014 in einem Land mit einer der größten UNO-Friedenserhaltungsmission in der Welt Zehntausende Menschen getötet werden können und niemand überhaupt auch nur anfängt die Zahl der Todesopfer zu bestätigen beginnt“, sagte ICG-Rechercheurin Casie Copeland der AFP. „Es kann doch mehr getan werden, um zu verstehen, ob die Zahlen näher an 50.000 oder an 100.000 liegen?“
Andere Konflikte hatten eine deutlich höhere Zahl an Toten als der Gazastreifen und wahrscheinlich eine höhere Rate an toten Kindern, darunter die Ukraine, Libyen und Darfur, möglicherweise auch Pakistan.
Und ja: Dieser Tweet einer UNO-Organisation ist eine glatte Lüge.
Das zeigt auch, dass die UNO, indem sie es vermeidet auch nur eine Schätzung der tatsächlichen Zahl der 2014 getöteten Kinder anzusetzen, zum Problem beiträgt, denn sie macht das Leben von Kindern in Gebieten der schlimmsten Konflikte billig, in die zu gehen es für Beobachter zu gefährlich ist.