Raymond Ibrahim, 20. Juni 2022

Was für eine Welt der Unterschiede liegt zwischen antiislamischer Polemik, die aus dem säkularen Westen kommt und der aus den emotional aufgeladenen arabischen Welt selbst kommenden. Das ist der Gedanke, den ich hatte, wann immer ich arabischsprachige Sendungen und Debatten ansehe, die dazu neigen von unbändiger und lebhafter Qualität zu sein.
Fr. Zakaria Botros, den ich nicht Arabisch Sprechenden erstmals 2008 in meinem Artikel „Islam‘s Public Enemy #1“ vorstellte, ist eine besonders passende Fallstudie. Ursprünglich war er koptischer Priester aus Ägypten und wandelte sich in einen Polemiker und Evangelisten, seit etwa dem Jahr 2000 ist er ein bedeutender Stachel im Fleisch des Islam geworden, wie die zahlreichen Mordaufrufe gegen ihn beweisen.
Zakaria tritt in einem Satelliten-Kanal auf, al- Fady TV, wo er dem Islam regelmäßig eine Lektion erteilt, in erster Linie durch Stellen harter Fragen zu vielen der höchst maßgebenden Quellen (z.B. Koran, Hadithe, Sira, Tafsirs usw.) und Lehren. Und ich meine nicht, die harten Fragen, die wir kennen – zum Beispiel, ob der Islam eine Religion des Friedens ist, warum der Koran mit Gewalt und Intoleranz getränkt ist. Nein, er hat tief in den undurchsichtigsten Büchern des Islam gegraben (die fast alle nicht aus dem Arabischen übersetzt worden sind) und grub einige der immens problematischen Offenbarungen aus.
In einer aktuellen Sendung z.B., die sich um einen bizarren Hadith drehte, der in mehreren respektierten islamischen Texten aufgezeichnet wurde, darunter der Hadith-Sammlung von Ibn Hanbal, einem Gründer der vier sunnitischen Madhabs des Islam. Darin nimmt Mohammed einen Gefährten, Abdallah bin Mas’du, nachts mit in die Wüste. Denn zieht der Prophet einen Kreis im Sand und weist Ibn Mas’ud an diesen nicht zu verlassen. Mohammed geht dann ein wenig auf Abstand, woraufhin der Gefährte und Erzähler des Hadith sagt, er sa zwei große, nackte Männer auftauchen und zu Mohammed gehen, woraufhin „sie begannen den Botschafter Allahs zu reiten [يركبون, was als besteigen übersetzt werden kann].“ Derweil und die ganze Nacht hindurch, versuchten diese fremden Männer Zugriff auf Mas’ud zu bekommen, der festhält „erschrocken“ gewesen zu sein, obwohl sie davon abgehalten wurden den von Mohammed gezogenen Kreis zu überschreiten. Dann verschwanden sie mit dem Sonnenaufgang schnell, woraufhin Mas’ud Mohammed auf sich zukommen sah, „langsame und unter Schmerzen davon geritten worden zu sein.“ Von Fr. Zakaria wurde dann auf die unvorteilhaften Folgen ausführlich eingegangen.
Eine weitere Sendung dreht sich um das jüngste Gemetzel an einem anderen koptisch-christlichen Priester in Ägypten, Fr. Arsenious Wadid. Darin versuchte Fr. Zakaria den „wahren Terroristen“ hinter diesem Verbrechen zu entlarven. Es war nicht der eigentliche muslimische Mörder, sagte er, noch nicht einmal Mohammed selbst, sondern vielmehr „der Herr Mohammeds, das ist Satan!“ Danach untersuchte er Koranvers um Koranvers – die mit der Täuschung, Tötung, Plünderung und sexuellen Versklavung von Frauen – als Beweiseiner diabolischen, statt einer himmlischen Inspiration. Wie es seine Gewohnheit war, ergänzte er seine Präsentation mit dem Anführen christlicher heiliger Schriften – er zitierte z.B. Johannes 8,44 als Vorhersage Allahs und denjenigen, die er täuschen würde:
Ihr habt den Teufel zum Vater, und ihr wollt tun, was er begehrt. Jener war ein Mörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er lügt, redet er aus dem Eigenen, denn ein Lügner ist er und der Vater der Lüge.
Obwohl diese kurze Zusammenfassung von Sendungen das Risiko birgt sie als aus rachsüchtigen und undokumentierten Verleumdungen des Islam und seines Propheten zu bestehen, bietet Fr. Zakaria während des Großteils seiner einstündigen Sendungen, einschließlich der hier erwähnten, tatsächlich umfangreiche Dokumentation: Er verlässt sich ausschließlich auf sehr respektierte und maßgebliche muslimische Quellen, aus dem al-turath al-Islami (das islamische Erbe); er bietet methodisch vollständige Verweise auf alle von ihm verwendeten Texte, zeigt Bilder der Texte, einschließlich der Seitenzahlen; und schließlich fordert er jeden einzelnen Experten des Islam heraus, er möge anrufen und ihn korrigieren, wenn er falsch liegt.
So sieht das Dilemma aus, dem die Muslime sich gegenüber sehen: Weil seine Sendungen, inzwischen sind es tausende, komplett auf Arabisch sind und seit rund zwei Jahrzehnten über Satellit und im Internet gesendet werden, sind Millionen Muslime diesem unermüdlichen Ansturm gegen ihre Religion und ihren Propheten ausgesetzt sind – während die Hüter ihres Glaubens, die Ulema, wenig als Antwort zu bieten haben, als ad hominem-Zurückweisungen und Aufrufe ihn wegen der Beleidigung Mohammeds zu töten. (Wie hier diskutiert, reagierte ein prominenter Scheik, als er von einem Talkshow-Moderator gedrängt wurde eine Antwort auf einen von Fr. Zakarias viele Anschuldigungen gegen den Islam zu geben, damit den Moderator anzuschreien und aus der Livesendung des Fernsehstudios zu stürmen.
Die jüngste Strategie zum Umgang mit Fr. Zakaria scheint zu sein, dass Muslime kollektiv so tun, als würde er nicht existieren. Jeder, der seinen Namen in einer Fernsehsendung aufbringt, wir auf der Stelle angegriffen, weil er es wagt eine solch „abscheuliche“ Persönlichkeit zu erwähnen. Dennoch ist seine stille, fortlaufende Wirksamkeit seines Auftrags erkennbar, wie durch die regelmäßigen Anrufer bezeugt wird, die ihm erzählen, dass sie früher Muslime waren, die wünschten seinen Kopf auf dem Silbertablett serviert zu bekommen, aber dass sie im Verlauf der Jahre dazu kamen den christlichen Glauben anzunehmen.
Was zum vielleicht effektivsten Aspekt von Fr. Zakarias Dienst an Muslimen führt: Er spricht ihre Sprache auf mehr als eine Weise. Anders als die meisten westlichen Kritiker kritisiert er den Islam nicht von einem säkularen Standpunkt aus, indem er zum Beispiel argumentiert, dass der Islam nicht zu „Menschenrechten“ oder „Gendergleichheit“ führt, Konzepten, die bei Muslimen keinerlei Resonanz haben und niemals ihre fundamentaleren Sehnsüchte ersetzen können.
Er verhält sich auch nicht wie viele westliche Christen, die den Islam nie kritisieren, sondern hoffen mit „Gemeinsamkeiten“ „ökumenische“ Brücken zu Muslimen zu bauen, ein Ansatz, der von Papst Franziskus und seinesgleichen durchaus versinnbildlicht wird. Was die sehr wenigen westlich-christlichen Kritiker angeht, die mutig an den Islam herangehen, so fehlen ihnen leider die Sprachkenntnisse, um überhaupt Einfluss auf die muslimische Welt zu haben oder von ihr auch nur anerkannt zu werden – nicht zuletzt, weil sie keinen Zugang zu den vielen nicht übersetzten arabischen Texte des großen islamischen Erbes haben, wo so viele dieser weniger bekannten, aber genauso wirkstarken Schwächen liegen.
Und so scheint Fr. Zakaria seinen Originalumhang beizubehalten, den eines christlichen Evangelisten, der mutig das Evangelium zur Wahrheit erklärt, um so viele muslimische Seelen wie möglich aus, wie er es ausdrückt, „den Klauen Satans“ zu retten. Dazu hat er so viele, wenn nicht mehr Sendungen produziert, die nichts mit dem Islam und alles damit zu tun haben, Muslime zu Christus zu bringen.
Eine letzte Zutat hinter dieser Effektivität ist ironischerweise das, was zweifelsohne viele im Westen abstößt: Er geht sein Thema genauso an, wie die Muslime es tun – mit Leidenschaft, unbändig und ungefiltert, ohne sich zurückzuhalten, mit nicht wenig Sarkasmus, wenn nicht unverblümtem Spott. In seiner aktuellen Sendung, in der er z.B. behauptet er, dass Allah Satan ist, schrie er seine Zuschauer ernsthaft und leidenschaftlich an: „Wann werdet ihr gegenüber der Wahrheit aufwachen?! Hört auf Narren zu sein! … Der Islam ist ein Krebs in euren Körpern, der entfernt werden muss, bevor es zu spät ist!“ Dass Fr. Zakaria aktuell 87 Jahre alt ist und immer noch bei Kräften ist, verstärkt die Wirkung nur.
Aufgrund all dieser Faktoren – dass Fr. Zakaria ihre Sprache spricht (buchstäblich wie bildlich); dass er ein Expertenwissen hat und regelmäßig die esoterischsten arabischen Texte und Lehren des Islam entlarvt; dass die Hüter des Islam nicht in der Lage sind ihm zu antworten, abgesehen davon ihn zu beschimpfen und ihm mit dem Tod zu drohen; dass er seine Argumente nicht in säkularen, sondern in religiösen Paradigmen artikuliert, den Muslimen eine echte Alternative zum Iran bietet (das Christentum, im Gegensatz zu vorgegebenen westlichen Paradigmen menschlichen Materialismus) – wegen all dem hat Zakaria Botros einen fundierten, wenn auch dem Westen unbekannten Einfluss auf die muslimische Welt.
Er ist auch nicht allein. Dieser Artikel hat sich zwar auf Fr. Zakaria Botros konzentriert, nicht zuletzt, weil er einer der ersten ist, die diese Methode als Pionier nutzt sich an Muslime zuwenden – zuerst dank des Satelliten und dann des Internets – ist er heute einer von vielen. In den letzten Jahren haben viele weitere, darunter muslimische Konvertiten zum Christentum – von denen Bruder Rachid der Prominenteste ist – einen ähnlichen Ansatz in ihren Fernsehsendungen übernommen: Sie präsentieren, hinterfragen und kritisieren seltsame und problematische Aspekte des Islam – was alles auf den Texten des Islam selbst basiert.
So sieht damit eine de effektivsten Herangehensweisen an den Islam aus – eine, die natürlich vom Westen übersehen wird, insbesondere wegen der Sprachbarriere, aber noch mehr, weil der Westen, ganz ähnlich der muslimischen Welt eine „grobe“, „respektlose“ und letztlich „allzu christliche“ Herangehensweise an den Islam ablehnt.