Die Hamas versucht mit unterschiedlichem Erfolg an verschiedene Stellen zu zündeln. Israel muss der Gruppe verständlich machen, dass jedem Terroranschlag, für den sie verantwortlich ist, mit einer Reaktion im Gazastreifen begegnet werden wird.
Yoav Limor, Israel HaYom, 26. April 2022
Der Monat Ramadan liefert weiter eine schwindelerregende Menge an Sicherheitsvorfällen in allen Sektoren. Der Tempelberg, der die letzten zwei Wochen über im Zentrum des Interesses stand, wurde Montag vom Norden abgelöst, in dem von der Hamas initiierte Krawalle ausbrachen.
Die über Nacht auf Westgaliläa geschossene Rakete verursachte keinerlei Verletzte oder Schäden, war aber eine Erinnerung daran, dass die Hamas beharrlich daran arbeitet alle Konfliktzonen aufzuputschen. Nachdem sie – erfolglos – versuchte bei arabischen Israelis Unruhen zu schaffen, sie nur teilweisen Erfolg der Versuche erlebte Judäa und Samaria aufzustacheln, aber großen Erfolg auf dem Tempelberg hatte, versucht die Hamas jetzt im Norden zu zündeln.
Die Organisation tut das über einen Zweig, den sie im Libanon gründete; dieser operiert unter Salah al-Arouri, einem ranghohen Hamas-Vertreter im Ausland, der beim Schalit-Deal aus dem Gefängnis entlassen und dann deportiert wurde. Seitdem ist Arouri in der Achse Türkei-Qatar-Libanon aktiv gewesen, wo er eine vom Iran finanzierte und von der Hisbollah genehmigte terroristische Infrastruktur schuf, die der Gruppe erlauben soll im Fall einer Eskalation im Gazastreifen oder in Jerusalem vom Libanon aus zu agieren.
Diese Infrastruktur soll auch der Hisbollah erlauben das Beste beider Welten zu genießen – zu erleben, dass Israel angegriffen wird, ohne selbst den Preis dafür zu zahlen. Israel kann diese Entwicklung auf keinen Fall zulassen. Letztes Jahr stockte es, bevor es auf Raketenfeuer aus dem Libanon reagierte und es war gut, dass es auf den letzten Vorfall sofort antwortete. Die Reaktion war weich, aber so gestaltet, dass sie dem Libanon und der Hisbollah ein Botschaft schickte, dass die Verantwortung sich nicht allein auf die Randelemente beschränken wird, die die Rakete abfeuerten.
Um die Botschaft hervorzuheben, verriet IDF-Sprecher Oberstleutnant Avichay Adraee am Montag auf Arabisch, dass das ranghohe Hisbollah-Mitglied Haddsch Khalil Harb Drogen und Waffen über die Grenze schmuggelte. Während es ein tiefer gehendes Motiv als den Schmuggel zu vereiteln gab die Methode aufzudecken, zielte die Botschaft darauf die Hisbollah mit Drogenhandel und Verbrechen in Verbindung zu bringen und die Organisation hauptsächlich so darzustellen, dass sie mit ihrem Verhalten den Libanon in Gefahr bringt.
Die Verbindungsmöglichkeiten zwischen den verschiedenen Fronten und der Versuch die arabische und palästinensische Öffentlichkeit aufzustacheln sind nicht allein der Hamas bekannt. Der Palästinensische Islamische Jihad macht dasselbe, wie wir nach der Aufdeckung eines PIJ- Versuchs eine Terrorinfrastruktur in Judäa und Samaria aufzubauen wissen, was der Shin Bet verhinderte. Laut einer Stellungnahme des Shin Bet schafften es Mitglieder des Netzwerks eine Bombe zu bauen, bevor sie geschnappt wurden. Das ist beunruhigend, weil der potenzielle Schaden, den Bomben wie diese anrichten können, weit größer ist als das, was ein einzelner Terrorist anrichten kann.
Seit der zweiten Intifada hat der Shin Bet Dutzende ähnliche Komplotte torpediert, Selbstmord-Bombenanschläge mit Massen an Opfern verhindert. Dennoch ist klar, dass Terrororganisationen immer noch versuchen Anschläge dieser Art zu verüben, in der Hoffnung Israel in Schockstarre zu versetzen. Sie agieren unter der falschen Vorstellung, dass sie in einer Zone – Judäa und Samaria – Eskalation verursachen können, während das in einer anderen – dem Gazastreifen – verhindert wird. Dieser Versuch schlug fehl, als die Hamas im Juni 2014 drei Teenager entführte, was zur Operation Fels in der Brandung führte; und als 2021 Krawalle auf dem Tempelberg angezettelt wurden, was zur Operation Wächter der Mauern führte. Israel muss den Gruppen im Gazastreifen deutlich machen, dass ihr Mehrfrontenspiel auch heute einen Preis hat – wenn, was der Himmel verhüten möge, ein großer Terroranschlag verübt wird, der aus dem Gazastreifen finanziert und geplant wird, es der Gazastreifen ist, wo Israel reagiert.
Wir können annehmen, dass die Versuche mehrere Sektoren aufzuheizen bis zum Ende des Ramadan weitergehen werden. Das fordert von Israel seinen hohen Bereitschaftszustand fortzusetzen und umsichtig darauf zu reagieren. Inzwischen bleiben die Streitkräfte in höchster Alarmbereitschaft. Vor uns liegen jede Mange angespannter Tage, bis Entwarnung gegeben werden kann.