Phrasenschwein

Beim sonntäglichen Fußball-Gequassel mit Jörg Wontorra im DSF gibt es das „Phrasenschwein“, in das jeder für jeden Phrasen-Spruch der Art „die kochen auch nur mit Wasser“ etc. einzahlen muss. Ein solches Phrasenschwein wäre für den Nahen Osten sicher auch nicht falsch. Denn seit Jahren hören wir immer und immer wieder dieselben dummen Sprüche, die zu nichts anderem dienen, als dass der Status quo nicht verändert wird – oder um Israel unter Druck zu setzen. Inhaltlich haben sie nun wirklich nichts zu bieten, sondern sind eher fehlleitend. Zu diesen Phrasen gehören (die Liste ist noch lange nicht vollständig):

Der Friedensprozess muss wieder in Gang gebracht werden.

Die Gewaltspirale muss durchbrochen werden.

Der Waffenstillstand brach zusammen. (Waffenstillstände werden von einer Seite gebrochen, die haben kein Eigenleben, das sie aufgeben.)

Die USA haben im Nahen Osten so viel Vertrauen verloren, dass niemand in ihnen einen ehrlichen Makler sehen wird.

Verhandlungen auf Augenhöhe

Geste des guten Willens

Kollektive Bestrafung der Palästinenser
(alternativ: Die Israelis treffen hauptsächlich die Zivilbervölkerung;
oder: Ohne Rücksicht auf Zivilbevölkerung wird gebombt [von Israel, nicht den Terroristen])

Krieg gegen die palästinensische Zivilbevölkerung
(alternativ: Die schießen nur auf palästinensische Frauen und Kinder)

selbst gebaute Raketen

der erste derartige Anschlag seit…

Man muss doch wohl Israel kritisieren dürfen können.

Israel zu kritisieren heisst noch lange nicht Antisemit zu sein.

Ich habe nichts gegen Israel, nur gegen diese Regierung…

Beide Seiten sind zu gleichen Teilen schuld an den Problemen.

die Hardliner auf beiden Seiten/die Extremisten auf beiden Seiten
die Fundamentalisten auf beiden Seiten

Es muß dafür gesorgt werden, daß die Hardliner keinen Zulauf bekommen.

Die Welt schweigt angesichts israelischer Kriegsverbrechen.

Niemand stellt das Recht zur Selbstverteidigung infrage…

Die Verhältnismäßigkeit muss gewahrt bleiben.
(Alternativ: Die Israelis reagieren unverhältnismäßig.)

Vergeltungsaktion des israelischen Militärs

Wir müssen die Gemäßigten einbinden.
(Wohl gemerkt: die Gemäßigten der Hamas! und der übrigen Terroristen!)

Die Mauer, die die israelische Apartheid aufzeigt

Die Juden haben aus ihrer Vergangenheit nichts gelernt

Gerade vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Verbrechen muss kritisiert werden, was Israel…

Gerade die Juden müssten doch wissen, was Unterdrückung heißt

Der Gazastreifen ist ein palästinensisches Ghetto

Der Gazastreifen ist ein Freiluft-Gefängnis

Der Gazastreifen ist das am dichtesten besiedelte Stück Land der Welt
(nicht nur Phrase, sondern schlicht gelogen)

die vergessenen Menschen im Gazastreifen

Die Aufmerksamkeit muss endlich auf die Menschen im Gazastreifen gerichtet werden

dem Hass auf beiden Seiten entgegen wirken

illegale Siedlungen auf palästinensischem Gebiet

die Palästinenser sind keine Indianer

die palästinensischen Flüchtlinge
(ausschließlich für Palästinenser ist der Flüchtlingsstatus vererbbar!)

Rückkehr der Palästinenser in ihre Heimat
(die sie seit 60 Jahren nicht mehr haben)

Der Staat Israel konnte nur entstehen, indem die Palästinenser für Verbrechen bezahlten, die sie nicht begangen hatten.
(Na ja , stimmt fast: Die Verbrechen begingen ja die arabischen Armeen und Staatsmänner – und seit den 1920-er Jahren Mufti Hadsch Amin al-Husseini mit seinen Mordbuben…)

…dass die Palästinenser für den Holocaust bezahlen müssen…
(wahlweise auch: …dass die Palästinenser zu Opfern des Holocaust gemacht werden…
oder auch: …die Opfer der Opfer… / Die Opfer sind jetzt die Täter…)

Keiner redet von dem Existenzrecht des palästinensischen Staates

Die Palästinenser verdienen einen eigenen Staat [man fragt sich: womit?)

mit der Ermordung Rabins zeigten die Israelis, was sie vom Frieden halten

die Zerstörung Beiruts durch die IDF im Sommer 2006
(wahlweise „Zerstörung des Libanon“)

…das größte Konzentrationslager der Welt… (alternativ: Freiluft-KZ)

„antiislamische Aktivitäten“ (britisches Neusprech für „islamischer Terrorismus“)

Die Palästinenser haben ihr Teil getan (jetzt ist es an Israel seinen Teil zu tun)

das traditionell arabische Ostjerusalem (was ganze 19 Jahre illegale Besatzung so ausmachen…)

Eine seriöse Studie von 22 NGO`s, die in der Westbank aktiv sind,…

Der Status quo ist nicht haltbar

moderate Taliban

gemäßigte Islamisten

palästinensischer Nelson Mandela (Marwan Barghouti)

Der Konflikt in Afghanistan ist nicht allein mit militärischen Mitteln zu gewinnen

Ich lade alle Leser ein weitere leere Phrasen vorzuschlagen.

PS: Keine Phrase, sondern in der Regel eine glatte Falschmeldung ankündigend: nach Aussage palästinensischer Augenzeugen

Ebenfalls keine Phrase, sondern kompletter Schwachsinn:
Araber/Muslime können keine Antisemiten sein, weil sie selbst Semiten sind.

32 Gedanken zu “Phrasenschwein

  1. Hallo …,

    diese Sammlung finde ich richtig gut – ich sammele selber und will das auch online stellen. Einiges habe ich auch u.A. von CC schon übernommen, anderes frei gesammelt.

    Meine Lieblinge sind:

    latenter Völkermord am palästinensischem Volk,

    willkürliche Verschleppung (für die Verhaftung durch IDF oder Polizei),

    Palästinenserorganisation des Kinderarztes George Habash,

    David, der inzwischen zum Goliath wurde.

    Vielleicht sollten wir uns mal zusammentun.

    Beste Grüße

    Stefan

    u.A.w.g.

    • Das mit dem Völkermord ist keine Phrase, sondern glatt gelogen – entweder von jedwedem, der das behauptet, oder von dem, von dem er das hat.

  2. Ich schlage vor min 100.000 Euro pro Phrase zu verlangen um dieses Geld dann in Friedensprojekte – z.B. von Stef Wertheimer – zu investieren
    שלום
    Liebe Gruesse!
    Bettina

  3. mh… vermutlich niemand von den, die diese Phrasen in die Welt setzen…ss zahlen nur die, die sie täglich ertragen müssen…

  4. „Israel reagiert unverhältnismässig und wider das Völkerrecht.“
    „Roadmap“
    „Israel trifft hauptsächlich die palästinensische Zivilbevölkerung.“

    Ach, einfach mal bei Ulrike Putz reinlesen, dann liessen sich 100 Schreibmaschinenseiten füllen…

  5. Die israelische Militärmaschinerie …

    Positive Signale senden (Das tut die Hamas, Israel ignoriert es natürlich.)

    Spiel über die Bande, um einen Waffenstillstand zu erreichen (= Raketenangriff der Hamas auf Aschkelon; lt. Ulrike Putz.)

    Zum Frieden bomben (Das versucht die Hamas mit Israel; lt. Ulrike Putz.)

    Hamas-Silvesterraketen

    Israel droht mit Angriff (= Israel erklärt, dem Hamas-Raketenterror nicht länger tatenlos zusehen zu wollen.)

    Verzweiflungstat (= Selbstmordanschlag gegen Israelis.)

    Eine Drohkulisse aufbauen (Das macht Israel gegenüber dem Iran.)

    Brüchiger Waffenstillstand (Waffenstillstand, gegen den die Hamas einseitig verstößt.)

    Kollektivstrafe/Kollektivbestrafung (Militärschläge Israels gegen den Gazastreifen und den Libanon.)

    Auf humanitäre Lösungen dringen (Humanitäre Lösung = von der deutschen Bundesregierung vermittelter Austausch zweiter israelischer Soldatenleichen gegen eine Meute springlebendiger und zu weiteren Schandtaten bereiter Hisbollah-Mörder.)

    Fairer Vermittler/Ehrlicher Makler (= Deutschland, wenn es –> humanitäre Lösungen zwischen Israel und der Hisbollah/der Hamas herbeiführt.)

  6. -Doch auch der Raketenbeschuss israelischer Städte durch palästinensische Gruppen wird als mögliches Kriegsverbrechen angeprangert…
    -mutwillige Zerstörungen von Schulen, Krankenhäusern und Wohnungen, das Beschießen von Zivilisten und eine kollektive Bestrafung der palästinensischen Bevölkerung.
    – Völlig zerstört wurden unter anderem das Parlament und die einzige Mehlfabrik in Gaza, deren Inhaber gute Beziehungen zu israelischen Behörden hatte.
    -…die Besatzung und die bis heute anhaltende Blockade des Gaza- Streifens..
    -unmenschliche Aktionen Israels

  7. Och, da gibts noch ne Menge mehr.

    z.B. Seit Shlomo Sands Machwerk:
    „es gibt kein jüdisches Volk, das ist eine Erfindung des 19. Jhds.“

    zu den jüngsten Anschlägen, bei denen auf der Route 60 u.a. eine Schwangere erschossen wurde: „Was hatten die [Juden] eigentlich in der Westbank verloren?“

      • Zu Sand: Auch wenn die heutigen politischen Implikationen und dementsprechend einige Übertreinungen Sands hochgradig diskutabel sind, würde ich bei der „Erfindung“ von Nationen und Nationalismen im 19. Jahrhundert nicht ohne weiteres von einer Lüge sprechen… Es kommt natürlich auf Definitionen an, wie immer, aber alles in allem ist unser moderner Volksbegriff doch recht eindeutig vom 19. Jahrhundert geprägt.

        • Der Autor Sand. Da gibt es sogar eine „Ermahnung“ in der Bibel.

          Matthäus 7:26 Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der ist einem törichten Manne gleich, der sein Haus auf den Sand baute.

  8. „Es gibt sogar Juden, die gegen Israel sind!“ (Der Verweis auf manche Charedim, der immer als ultimativer Beweis angesehen wird dass sogar Juden „wissen“ dass Israel keine Existenzberechtigung hat)

    „Militante Siedler…“

    „Die Geschichte des Holocaust wiederholt sich an den palästinensischen Kindern“

    „*verletztes Kind demonstrativ in die Kamera halt*“

    „Die meisten Palästinenser wollen doch genauso Frieden“ bzw. „Es ist doch nur eine Minderheit der Palästinenser, die Krieg will“

    „Die Grenzen von vor 1967…“

    „Die palästinensischen Autonomiegebiete“

    „Waffenstillstand“

    uvm. 😀

  9. Ich bin gegen ein Nahoststphrasenschwein!
    Das würde bei unserer Journaille schnelle zu einem Schuldenstand führen, gegen den Griechenland ein Klacks ist. 🙂

  10. ich bin zu spät, aber egal. endlich kann man sich auf alle Phrasen vorbereiten. Bin aber der Meinung wir sollten auch mal welche erfinden. Entweder positive für Israel oder was die Hamasliebhaber angeht. Knallharte Phrasen für diese finden

    • „Die Isrealis drehen den Palästinensern das Wasser ab…“

      Israel hat beim Bau von der ersten Entsalzungsanlage eine Abzweigung von Mio. Kubikmeter Wasser für den Gazastreifen einberechnet!
      Doch die Gazaner wussten nichts besseres, als die Baustelle zu beschiessen.

      Ist Israel verpflichtet, die Gazaner trotz erzeugter Unfallgefahren zu unterstützen?

  11. Immerzu bemüht einer solche Phrasen, transportiert Klischees völlig undifferenziert, zumal in einer (selbst-)manipulativen Absicht.

    Sie sind Codes, intrapsychische Tranquilizer, Autosuggestion.
    Sie sind Selbstlügen, die Trost und Genugtuung/Rechtfertigung verschaffen sollen;
    sie sind Versuche, Zeit zu gewinnen; sie sind Trägheit, sich Informationen zu besorgen;
    sie sind Unwille und Ungeduld, sich (k)ein Bild zu machen.

    Die hundert(undein)mal wiederholte Lüge müsse doch zur (letzten) Wahrheit werden! Und das möglichst nicht nur für einen selbst. Denn, wer darin nicht einstimmt, der verunsichert und mahnt, der stört die Moral, der erschüttert und gefährdet die Illusion.

    Dem Achtsamen geben Phrasen Aufschluss. Sie sind teilweise nicht ungefährlich, aber das ist Humor bekanntlich auch nicht. – Ein guter Artikel, habe schon schlechter gelacht. Und die Kommentare darunter: Exzellent! Danke J.

  12. „Mit Steinwürfen gegen Panzer“
    „das muß man differenzierter sehen“ (für „das Gegenargument ist nicht zu widerlegen, passt aber nicht ins ideologische Konzept“)
    „die Ursache(n) des Terrors (bekämpfen)“

    (den letzten hat das Buch „Schöner Denken“ gefunden; ISBN 978-3-492-05016-6)

    • Ja, mit dem in den letzten Tagen gehörten Moderatoren-Geschwätz im DeutschlandFunk und ZDF (und vieles habe ich bei meinem geringen Medien-Konsum wohl gar nicht gehört) habe ich eine bereits seit längerem existierende Journalisten-Klassifizierung formuliert: „Menschenleben verachtender und Terroristen-Versteher Journalismus“.

  13. Die Juden haben aus ihrer Vergangenheit nichts gelernt.

    ist keine leere Phrase, sondern schlicht falsch. Sie haben gelernt, und deshalb gibt es Israel, deshalb gibt es eine starke israelische Armee, die auch handelt, und deshalb wird Israel den Teufel tun, sich nach dem zu richten, was die selbsternannten Friedensengel von ihm fordern, was sich auch auf etwaige Nukis erstreckt. Kein zweites Hebron, kein zweites Babi Yar, kein Rwanda auf israelischem Boden.

  14. Mein absoluter Favorit aus dieser Sammlung: Humanitäre Lösung. im Gebrauch dieser Phrase treffen sich wirklich alle, von den begütigenden Wohlwollern bis zu den Vernichtungsantisemiten. Es muss eine humanitäre Lösung gefunden werden. Passt ins „Wort zum Sonntag“ (gibt es das noch?) genauso wie in einen Hetzartikel der taz. Passt immer. Überall. Passt vor allem ins Wörterbuch des Unmenschen. Und jeder, der die Phrase benutzt, weiß in streitbarer Entrüstung: Aber ich bin doch kein Antisemit, ich doch nicht!

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..