The War of a Million Cuts – Kapitel 3: Die Mutation uralter Hass-Motive

Ein Schlüsselcharakteristikum von Dämonisierung ist, wenn sowohl sehr positive als auch extrem negative Äußerungen über Menschen getätigt werden, dann werden in der Regel die negativen hängen bleiben, selbst wenn sie zahlenmäßig weit kleiner sind. Regelmäßig Wiederholung der negativen Äußerungen verstärken die Dämonisierung.

Die erste große, lange andauernde Dämonisierungskampagne gegen die Juden, die christliclhe, hilft den Dämonisierungsprozess durch die Jahrhunderte zu klären. Van der Horst erklärt:

Das Neue Testament enthält einige antisemitische Passagen. Man findet sie nur in den jüngsten Dokumenten. Das Hauptbeispiel befindet sich im Johannes-Evangelium. Es wurde geschrieben, nachdem die Spaltung zwischen Christen und Juden stattfand. Die antijüdischen Gefühle durchtränken das gesamte Buch und es beinhaltet die meisten antisemitischen Verse des Neuen Testaments.

Johannes lässt Jesus sich komplett vom jüdischen Volk distanzieren. Er lässt ihn über die Juden, ihre Gesetze und Feste sprechen, als sei er nicht länger einer von ihnen. Am schlimmsten lässt Johannes ihn in einem Streit zwischen Jesus und den jüdischen Leitern sagen: „Ich habt den Teufel zum Vater.“[1]

In späterer christlicher Literatur wurde diese Wendung aufgenommen.

Diese kurze, aber fatale Äußerung hat mehr als 2 Jahrtausende tödliche Folgen gehabt. Sie hat in der späteren Geschichte Zehntausende Juden das Leben gekostet, besonders im Mittelalter. Diese Verse wurden von christlichen Judenhassern als Lizenz zur Ermordung von Juden genommen. Dese Mörder glaubten: „Wenn Jesus sagte, dass Juden den Teufel zum Vater haben, sollten wir sie so gut wir können ausmerzen.“[2]

Ein facettenreicher Prozess

Die gegenwärtige, weistreichende Dämonisierung Israels und der weitverbreitete Antisemitismus sind das Ergebnis eines komplexen, facettenreichen Prozesses. Es gibt keinen großen, gut koordinierten Angriffe auf Israel oder die Juden, die von einer einzelnen, erkennbaren Quelle kommen, sondern eine riesige Anzahl relativ kleiner. Dieser sind manchmal von den Tätern koordiniert, genauso oft aber auch nicht. Mit anderen Worten ist das eine „Methode der Millionen Schnitte“.

Der Dämonisierungsprozess gegen Israel und die Juden haben eine Reihe gemeinsamer, uralter Motive, die im Verlauf der Jahrhunderte umgewandelt wurden. Besseres Verständnis des aktuellen Schürens von Hass erfordert die Analyse der wörtlichen Hauptthemen im Verlauf der Jahrhunderte und wie sie sich in unserer Zeit verändert haben. Danach sollte der Fokus auf die verschiedenen Kategorien der Dämonisierung verschoben werden.

Die Juden und Israel streben die Weltherrschaft an

Das Kernmotiv der Dämonisierung, nämlich dass die Juden das absolut Böse sind, ist bereits analysiert worden. Unten werden wir einige der üblichsten Untermotive dieses zentralen Themas und seiner aktuellen Mutationen genau beschreiben.

Ein wichtiges antisemitisches Motiv besteht in der „Machtgier“ der Juden. Die extremste Beschuldigung, dass die Juden die Weltherrschaft anstreben, ist in den Protokollen der Weisen von Zion enthalten. Aktuelle Versionen dieses Themas sind: „Die amerikanisch-jüdische Lobby kontrolliert die Vereinigten Staaten“ und „jüdisches Geld beherrscht die Welt“. In anderen Zusammenhängen werden Juden jedoch als schäbig und geizig betrachtet.

Malcolm Hoenlein vermerkt, dass europäische Medien von der „Macht der Juden“ besessen sind:

In jedem Interview mit der BBC und anderen europäischen und japanischen Medien läuft die Hauptfrage unweigerlich auf den Einfluss der „jüdischen Lobby“ hinaus. Sie begreifen es nicht und schreiben daher negative Konnotationen dem zu, was mit amerikanischer Demokratie vereinbar ist, die Minderheiten ein Mitspracherecht bieten, wenn es Beteiligung und Mitsprache geht.[3]

In seiner Liste der Top Ten der antisemitischen Verunglimpfungen setzte das Simon Wiesenthal Center Helen Tomas, die ehemalige UPI-Korrespondentin im Weißen Haus, auf den ersten Platz. Sie sagte 2010: „Juden sollten aus Palästina verschwinden. Sie sollten nach Hause gehen, nach Polen, Deutschland, Amerika und überall sonst hin…“[4]

Fiamma Nierenstein war, wie schon festgestellt, Vorsitzende des parlamentarischen Unterausschusses zu Ermittlung zu Antisemitismus4 des italienischen Parlaments. Sie schrieb: „Es hat zudem reichlich Belege für die zunehmende Intoleranz gegenüber unseres Ermittlungsausschusses gegeben, der beschuldigt wurde der lange Arm des jüdischen Zugriffs auf Italien und sein Parlament zu sein.“[5]

Die Täuschung der jüdischen Machtgier wiederholt sich in arabischen Fernsehsendungen, eine Kommunikationsmethode, die weit effektiver und umfassender ist, als ein geschriebenes Buch. Zusätzlich werden die „Protokolle der Weisen von Zion“ in der arabischen Welt weithin neu aufgelegt. Es ist in den letzten Jahren in vielen westlichen Ländern veröffentlicht worden, wo bei Norwegen ein Beispiel ist,[6] Frankreich ein weiteres.[7]

Wie schon erwähnt bieten Karikaturen oft raschen Einblick in weit verbreitete Stereotype. Der algerisch-amerikanische Karikaturist Bendib „entwarf einen Affen mit einem Davidstern auf der Brust, der auf einem Globus sitzt, auf dem kleine Figuren des Papstes und eines Arabers gemalt sind. Der Affe [d.h. Israel] sagt: ‚Jerusalem: von New York City bis Kuala Lumpur, ungeteilte Hauptstadt Israels; alles andere ist verhandelbar‘.“[8]

2003 sagte der griechische linksextremistische Mikis Theodorakis, ein sehr bekannter Komponist, auf einer Pressekonferenz, die Juden seien die Wurzel allen Übels der Welt. Zwei Minister der Regierung waren anwesend und schwiegen. Erst nach heftiger israelischer Kritik distanzierte sich die griechische Regierung von Theodorakis‘ Äußerung. Regierungssprecher Christos Protopapas fügte hinzu: „Abgesehen davon, dass wir mit seiner Meinung nicht übereinstimmen, wird Theodorakis von uns für die von ihm geleistete Arbeit und seinen großen Beitrag zu unserer Kultur und unserem Land immer hoch geschätzt werden.“[9]

Die Machtgier des radikalen Islam

Die Wahrheit über die zeitgenössischen Verschwörungen, die darauf zielen „die Welt zu beherrschen“, sieht anders aus: Wegen des Scheiterns des Nationalsozialismus und des Kommunismus kommen die wichtigen, die Weltherrschaft anstrebenden gegenwärtigen Kräfte aus der muslimischen Welt. Jihad und seine verschiedenen Anhänger sind bei weitem die stärkste ideologische Bewegung, die sich aktiv verschwören die Welt zu beherrschen. Dieses Ziel ist von vielen Jihad-Führern ausgesprochen worden.

Währen der „jüdischen Lobby“ viel Aufmerksamkeit gewidmet wird, gibt es wenige bis kein Interesse an der arabischen Lobby in den Vereinigten Staaten. Mitchell Bard, der Autor von „The Arab Lobby“[10], sagt:

Die Saudis haben fast unbegrenzt finanzielle Ressourcen, die sie dazu verwenden ehemalige Beamte zu belohnen, in der Hoffnung die zu beeinflussen, die noch im Amt sind. Als Prinz Bandar, ehemaliger saudischer Botschafter in den Vereinigten Staaten, sagte einmal, wenn die Saudis einen Ruf bekommen, dass sie für ihre Freunde sorgen, wenn sie aus dem Amt scheiden, wären sie überrascht, wie viel bessere Freund man hat, wenn man gerade ins Amt kommt.

Der ehemalige Regierungsvertreter kann die Saudis anleiten, wie sie die politischen Entscheidungsträger der USA manipulieren können. Sie können Verträge nutzen, die sie während ihrer Karriere in der Regierung entwickelt haben, um den Saudis Zugang zu Entscheidungsträgern zu verschaffen. Da die Medien sie oft auffordern als unparteiische Experten Dinge des Nahen Ostens zu kommentieren, agieren sie auch hier als Propagandisten der Saudis.[11]

Regierungen des Auslands, einschließlich der arabischen, versuchen ebenfalls die amerikanischen Think Tanks über Spenden zu beeinflussen. Im September 2014 veröffentlichte die New York Times eine Analyse dazu, wie verschieden Länder amerikanische Think Tanks finanzieren. Ein Beispiel war Qatar, das über vier Jahre der Brookings Institution eine $14,8 Million-Spende gab, die half eine Partnerinstituion des Instituts in Qatar zu finanzieren, außerdem eine Studie zu den Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der islamischen Welt. Die Zeitung sagte, einige Wissenschaftler hätte gesagt, es sei implizit verstanden worden, dass die Institution, die die Spende erhielt, den Spender nicht kritisieren dürfe.

Die Times zitierte Saleem Ali, der Gastforscher am Brookings Doha Center in Qatar gewesen war. Er sagte, ihm sei bei seinem Bewerbungsgespräch gesagt worden, er könne keine kritischen Haltungen zu Qatar einnehmen. Er bemerkte: „Wenn Mitglieder des Kongresses die Brookings-Berichte nutzen, sollten sie sich darüber im Klaren sein – dass sie nicht die ganze Geschichte bekommen…“[12]

Die palästinensische Lobby

Es wird auch wenig über die Existenz einer Palästinenserlobby in vielen westlichen Ländern gesagt. Ihr offizieller Teil besteht aus Organisationen und Einzelpersonen, die sich so identifizieren. In Großbritannien gibt es zum Beispiel eine organisierte Palästinenserlobby in verschiedenen Parteien, so die Labour Friends of Palestine and the Middle East. Es gibt auch eine Palästina-Solidaritätskampagne.

In Norwegen gibt es beispielsweise ein Palästina-Komitee. Sein offizielles Logo ist ein Bild dessen, was sie für Palästina halten – ohne die Existenz Israels. Diese Organisation war zum Beispiel entscheidend daran beteiligt, dass unter der Regierung Stoltenberg Hamas-Repräsentanten nach Norwegen eingeladen wurden.[13] Gleichermaßen gibt es einen propalästinensischen Ausschuss im norwegischen Parlament.

Nicht nur die, die sich öffentlich als propalästinensische Aktivisten identifizieren, sollten als Teil der Palästinenserlobby betrachtet werden. Es gibt auch viele andere, die in der Tat für die palästinensische Sache werben. Dazu gehören Politiker, Akademiker, Journalisten und Medien im Allgemeinen, Gewerkschaften, Kirchenführer, NGOs, in der Öffentlichkeit stehende Intellektuelle und so weiter. Das Thema der Palästinenserlobby verlangt eine detaillierte Analyse, die über das hinaus geht, was in diesem Buch möglich ist.

Geldgier

Ein Derivat des Motivs „jüdische Machtgier“ besteht darin, dass Juden nach Geld gieren und jüdisches Geld die Welt beherrscht.

Kotek sagt:

Bendib malt Gott, der eine dicke Tasche mit Dollars hält. Darauf stehen die Namen großer jüdischer Organisationen: „ADL, AIPAC, ZOA.“ Gott streckt seine Hand [Präsident George W.] Bush entgegen, der auf dem Altar der Holland Foundation für bedürftige muslimische Kinder ein Kind schlachtet. Die Bildbeschreibung lautet: „Und der Allmächtige Dollar [repräsentiert durch Gott] sagt: ‚Opfert mir einen muslimischen Sohn, sonst…‘ Und George W. sagt: ‚Du bekommst ihn, Herr, wenn das meine Chancen auf eine zweite Amtszeit verbessert.‘“[14]

In einer Sitzung des Parteitags der britischen Liberaldemokratischen Partei behauptete das Oberhaus-Mitglied Baroness Jenny Tonge: „Die Proisrael-Lobby hat die westliche Welt in ihren Fängen, ihren finanziellen Fängen. Ich glaube, sie haben wahrscheinlich einen gewissen Zugriff auf unsere Partei.“ Sie wiederholte zudem ihre früher schon zum Ausdruck gebrachte Sympathie für palästinensische Selbstmordbomber. Mehr als zwanzig Mitglieder des Oberhauses aus den großen Parteien verurteilten ihre Ausdrucksweise als „unverantwortlich und unangemessen“.[15]

Blutlust

Ein weiteres antisemitisches Motiv der Juden als dem absolut Bösen ist: „Juden dürsten nach Blug, Kindermord und Kannibalismus“. Ritualmordvorwürfe hatten zwar Vorläufer in der vorchristlichen Welt, entwickelten sich aber hauptsächlich in christlichen Milieus.[16] Dort wurde behauptet, dass Juden das Blut eines christlichen Kindes benötigten um ungesäuertes Brot für Pesach zu backen. Obwohl sie verworfen und diskreditiert wurde, ist diese Vorstellung im Westen nicht verschwunden und tritt in säkularen Formen bezüglich Israel wieder auf.

Der Ritualmordvorwurf im christlichen Europa hat seine historischen Wurzeln in Britannien. Er wurde im zwölften Jahrhundert in Norwich erfunden. Damals wurde fälschlich behauptet, dass Juden einen zwölfjährigen christlichen Jungen namens William für rituelle Zwecke getötet hätten. Die Geschichte kursierte immer weiter. Ein paar Jahrzehnte später wurden, wie in vielen anderen Gegenden Englands, alle Juden in Norwich ermordet. Aus Britannien verbreitete sich die Ritualmordlüge in andere christliche Länder. War die erste falsche Beschuldigung erst einmal erhoben, trat sie in Europa von Zeit zu Zeit bis heute Europa auf. Von der christlichen Welt aus verbreitete sich das antisemitische Motiv später in die muslimische Welt.[17]

Der Ritualmordvorwurf erscheint in vielen Formen weiter. Mitte des letzten Jahrzehnts war Michael Howard, ein Juden, Parteichef der britischen Konservativen, die sich damals in der Opposition befand. Im April 2005 veröffentlichte der Guardian eine Karikatur von Steve Bell, die Howard mit Vampirzähnen darstellte; von einem tropfte Blut und er hielt ein Glas Blut in der Hand. Die Beschreibung lautete: „Trinkst du, was wir trinken? Wählt konservativ.“[18] Um noch einen draufzusetzen, pries Annabel Crabb von der Australian Broadcasting Corporation in einem Fernsehinterview Bell für diese Karikatur.[19] Später zeichnete Bell Howard im Guardian wieder mit Vampirzähnen.[20]

Millionen Menschen sahen im Fernsehen einen in Syrien produzierten Film, der unter anderem zeigte, wie einem Kind die Kehle durchgeschnitten wurde. Es wurde so gemacht, dass es so aussah, als würde es von einem Juden getan und durch Anwendung von Kinotechnik zeigt das Bild Blut, das in ein Stück Matzen zu strömen scheint.[21]

Der Al-Dura-Mordvorwurf

Das klassische Ritualmordmotiv ist auf verschiedene Weisen vom Antisemitismus in Antiisraelismus mutiert. Ein Beispiel ist die Verleumdung, dass israelische Soldaten am Beginn der Zweiten Intifada im Jahr 2000 absichtlich den Palästinenserjungen Mohammed al-Dura töteten. Nach Angaben einer ganzen Phalanx an Forschern wurde der Junge, wenn überhaupt, von den Palästinensern getötet. Israel hat einen sehr hohen Preis dafür bezahlt in diesem Fall so inkompetent mit arabischer Propaganda umgegangen zu sein.[22]

Charles Enderlin, Leiter des Nahost-Büros des französischen Fernsehsenders France 2 in Jerusalem, brachte die Story als erste und machte Israel für al-Duras Tod verantwortlich. Seit 2000 hat es Ermittlungen der israelischen Regierung und des Militärs gegen Enderlin und seine Quellen gegeben, außerdem unabhängige investigative Berichten und Dokumentationen zu diesem Thema. Trotzdem wird die Täuschung, dass al-Dura von der IDF getötet wurde, weiter verbreite.[23]

2012 verwarf ein französisches Gericht ein Urteil wegen Verleumdung gegen David Yehuda, einen israelischen Arzt, der von al-Duras Vater verklagt worden war, nachdem er mit dem Wissen an die Öffentlichkeit getreten war, dass Wunden an al-Duras Torso von einer Operation stammten, die Yehuda selbst durchführte. Die Operation war nötig geworden, weil die Hamas 1994 einen Angriff auf die Familie al-Dura wegen angeblicher Kollaboration mit Israel verübt hatte.[24]

Im Mai 203 stellte ein israelisches Komitee, das mit der Überprüfung des al-Dura-Vorfalls beauftragt war, fest, dass Israel nicht dafür verantwortlich war den Jungen getötet oder verletzt zu haben.[25] Dennoch wurde einen Monat später der französische Medienanalyst Philippe Karsenty, ein führender Kritiker der irreführenden Berichterstattung von France 2 zu dem Vorfall, von einem französischen Gericht wegen Verleumdung verurteilt, weil er Enderlin beschuldigt hatte Teile des Beitrags erfunden zu haben.[26]

Landes merkte an: „Man kann sich kaum eine einzelne Nachrichtenmeldung vorstellen, die derart viel Schaden angerichtet hat, nicht nur für das Image Israels in der Welt, sondern auch dem Gefüge der globalen Zivilgesellschaft. Sie öffnete die Tür dafür die Gleichsetzung Israels mit den Nazis in zum Mainstream zu machen.“[27]

Arabische Verantwortung für den 11. September

Ein wichtiger Indikator – der nicht direkt mit Juden in Verbindung steht – des weit verbreiteten Glaubens ans Verschwörungstheorien unter Muslimen betrifft die Täter der Anschläge vom 11. September 2001. 2002 veröffentlichte Gallup eine Meinungsumfrage, die in sechs muslimischen Ländern durchgeführt wurde. Darin wurde gefragt, ob Araber für diese Anschläge verantwortlich waren. In der Türkei glaubten 46 Prozent der Befragten, dass Araber verantwortlich waren; 43 glaubten, das sei nicht der Fall. In den anderen befragten Ländern waren die entsprechenden Zahlen: 42 Prozent zu 58 Prozent im Libanon, 20 Prozent zu 74 Prozent in Indonesien, 15 Prozent zu 59 Prozent im Ian und 11 Prozent zu 89 Prozent in Kuwait. In Pakistan glaubten nur 4 Prozent der Befragten, dass Araber für den 11. September verantwortlich waren, während 86 Prozent das nicht glaubten.[28]

2006 stellte das Pew Research Center dieselbe Frage Muslimen in zehn Ländern. Dabei handelte es sich sowohl um Länder mit muslimischer Mehrheit als auch Länder im Westen. In der muslimischen Welt gab es die niedrigste Zahl an Personen, die nicht glauben, dass Muslime verantwortlich waren, mit 41 Prozent in Pakistan; die  höchste gab es mit 65 Prozent in Indonesien.

Hoch Anteile an Muslimen in der westlichen Welt glauben ebenfalls nicht, dass Araber für die Anschläge vom 11. September verantwortlich waren. Dazu gehören 46 Prozent der befragten Muslime in Frankreich, 44 Prozent der Muslime in Deutschland und 35 Prozent der Muslime in Spanien.[29]

Die norwegische Blutverleumdung

Eine weitere Variante der Blutverleumdung ist in Norwegen stark propagiert worden. Während der Operation Gegossenes Blei israelischen Verteidigungskräfte (IDF) im Jahr 2008 reisten die zwei norwegische Ärzte und Pro-Hamas-Aktivisten Mads Gilbert und Erik Foss in den Gazastreifen und halfen bei der Behandlung verletzter Gazaner. NORWAC, eine von der norwegischen Regierung finanzierte Organisation, bezahlte ihre Reise. Gilbert und Fosse wurden regelmäßig von den internationalen Medien interviewt; sie behaupteten, Israel greife Zivilisten an und verglichen das mit dem Gott der Toten und der Unterwelt aus der griechischen Mythologie, Hades.[30]

Obwohl die Krankenhäuser im Gazastreifen, in denen sie arbeiteten, als Hamas-Hauptquartier genutzt wurden, erwähnten die norwegischen Ärzte das in ihren zahlreichen internationale Interviews nicht ein einziges Mal. Allerdings entwickelten Gilbert und Fosse eine zeitgenössische säkulare Mutation der Ritualmordlüge. In ihem Buch Øyne i Gaza (Augen in Gaza) schrieben sie, dass Israel mit dem Ziel in den Gazastreifen eindrang palästinensische Frauen und Kinder zu töten.[31] Sie erzählten auch, dass Premierminister Stoltenberg von der Arbeitspartei sie anrief, während sie im Gazastreifen waren und seine Unterstützung im Namen der Regierung und des norwegischen Volks zum Ausdruck brachte. „Wir sind stolz auf euch“, sagte Stoltenberg.[32]

Der damalige Außenminister Jonas Gahr Støre von der Arbeitspartei schrieb einen Klappentext für dieses Hass schürende Buch, mit dem die Autoren für ihre Rolle während ihres Aufenthalts im Gazastreifen gepriesen wurden. Der ehemalige konservative Premierminister Kåre Willoch schrieb ebenfalls einen Klappentext.[33] 2013 machte König Harald V. die Dinge noch schlimmer, indem er Gilbert und Fosse den königlichen Orden von St. Olav (St. Olavs Orden) verlieh, der „eine Belohnung für ausgezeichnete Verdienste für das Vaterland und die Menschheit“ ist.[34] Fosse wrude die Medaille für seine „medizinischen und gesellschaftlichen Anstrengungen“ verliehen;[35] Gilbert bekam ihn für seine „umfassenden Bemühungen in der Notfallmedizin“.[36] Der norwegische König ignorierte damit das antisemitische Schüren von Hass durch die beiden Ärzte.

Die kannibalistische Variante

Es ist auch eine kannibalistische Variante des Kindermord-Motivs entstanden. 2003 veröffentlichte der Independet eine Karikatur von Dave Brown, die den damaligen israelischen Premierminister Aiel Scharon als Kinderfresser darstellte, eine neue Mutation der mittelalterlichen Ritualmordlüge. Selbst nach zahleichen Beschwerden entschied die Press Complaints Commissio (PCC), die Karikatur verstoße nicht gegen ihren Ethik-Kodex.[37] Die Karikatur erhielt den Preis als politische Karikatur des Jahres 2003 der Political Cartoon Society. Dieser Preis wurde von der früheren Ministerin Clare Short von der Labour Party im Hauptsitz der angesehenen Wochenzeitung The Economist in London verliehen.

Der damalige israelische Botschafter im Vereinten Königreich, Zvi Schtauber, fragte den jüdischen Chefredakteur des Independent, ob die Zeitung je eine ähnliche Karikatur zu einer Person des öffentlichen Lebens  veröffentlicht hatte. Kelner musste 18 Jahre zurückgehen, um eine zu finden.[38]

1994 veröffentlichte die jordanische Zeitung Al-Dustur eine Karikatur des verstorbenen Premierministers Yitzhak Rabin, wie der blut auf den Teppich des Friedens kippte.[39] Kotek merkte an, dass Palästinenser in antiisraelischen Karikaturen primär als Kinder oder Babys dargestellt werden. Das überschneidet sich mit dem Motiv des Juden als Kindermörder.[40]

Organernte

Beschuldigungen der Organernte durch Israel sind nur eine weitere Variante dieses postmodernen Ritualmordvorwurfs. Am 17. August 2009 veröffentlichte der Kulturteil der größten schwedischen Zeitung, des sozialdemokratischen Aftonbladet, einen Artikel von Donald Boström unter dem Titel „Våra söner plundras på sina organ“ (Unsere Söhne werden wegen ihrer Organe geplündert). Boström erzählte, wie ein junger Palästinenser, der wegen Terrorismus gesucht wurde, 1992 kurz nach dem Beginn einer Spendenkampagne erschossen wurde und wie seine Leiche der Familie zur Beerdigung zurückgegeben wurde. Boström behauptete dann, es gebe Gerüchte, dass die IDF Palästinenser tötet und ihre Organe für Transplantationen erntet – in Absprache mit den israelischen Gesundheitseinreichungen. De Artikel endet mit der Aussage, es sei Zeit sich diese makabre Aktivität zu untersuchen und die Israelis zu drängen zu diesen Vorwürfe zu ermitteln.[41]

Baroness Tonge hat ebenfalls unterstellt, dass Israel Organe erntet. Sie hat eine lange antiisraelische Geschichte. Als liberaldemokratisches Mitglied des Unterhauses von 1997 bis 2005 griff sie Israel bei vielen Gelegenheiten an. 2003 beschrieb sie nach einem Besuch des Gazastreifens mit der Labour-Abgeordneten Oona King die Situation dort: „Man hat fast eine Situation wie im Warschauer Ghetto – die Leute können weder rein noch raus. Sei können nicht arbeiten, sie können nichts verkaufen. Das ist allmähliches zusammenpressen.“[42] Im folgenden Jahr erklärte sie, sollte sie sich in einer solchen Situation wiederfinden wie der der Palästinenser, würde sie darüber nachdenken zur Selbstmordbomberin zu werden.[43]

Als Tonge 2005 Mitglied des Oberhauses wurde, nutzte sie diese Position als Plattform für fortgesetzte Attacken auf Israel. Im Februar 2010 veröffentlichte der Palestine Telegraph, eine Zeitung, für die Tonge Schirmherrin ist, einen Artikel, der die IDF beschuldigt, nach dem Erdbeben von Haiti Organe zu ernten.

In einem Interview mit dem Telegraph zu dieser Verleumdung erklärte Tonge: „Um zu verhindern, dass Anschuldigungen wie diese – die bereits auf YouTube gepostet worden sind – weiter gehen, sollten die IDF und die israelische Medical Association sofort eine unabhängige Ermittlung einreichten, um die Namen des Teams in Haiti wieder reinzuwaschen.“ Dafür, dass sie solche Ideen verbreitet, wurde Tonge als Gesundheitssprecherin de Liberaldemokraten gefeuert.[44]

Im Februar 2012 wurde Tonge von ihrer Partei gerügt, nachdem sie an einer Veranstaltung zu Israel Apartheid Week teilnahm. Sie hatte direkt neben dem ehemaligen US-Marine Ken O’Keefe gesessen und keinen Versuch unternommen sich von seinen Äußerungen zu distanzieren, darunter „Israel muss vernichtet werden“ und das der Mossad an den Anschlägen vom 11. September „direkt beteiligt“ war. Nach diesen Ausführungen kündigte Tonge der Menge an, dass Israel „nicht auf ewig da sein wird“ und dass die Israelis „ernten werden, was sie gesät haben“. Zusätzlich würden die Amerikaner „der israelischen Lobby in den USA sagen: Das Maß ist voll.“ Die britische Polizei ermittelte zu diesen Bemerkungen.[45]

Nick Clegg, der Parteichef der Liberaldemokraten, stellte Tonge ein Ultimatum sich zu entschuldigen oder den Fraktionsvorsitz zu verlieren. Sie lehnte ab und wurde zu einem unabhängigen Mitglied des Oberhauses.[46]

Weitere Ritualmordlügen

In einer Karikatur, die 2001 in der führenden ägyptischen Zeitung Al-Ahram erschien, wird ein Araber von zwei israelischen Soldaten mit Helmen mit Davidstern durch eine Mühle geschoben. Das Blut des Arabers sickert heraus und zwei Juden mit Käppchen  trinken lachend. Das ist wieder eine Illustration dessen, wie Antisemitismus und Antiisraelismus zusammenlaufen.[47]

Eine griechische Karikatur zeigt ebenfalls ein solches Zusammenlaufen. Sie wurde 2002 in der griechischen Tageszeitung Ethnos veröffentlicht, die der damals regierenden sozialistischen Partei PASOK nahe steht. Die Karikatur zeigt zwei wie Nazis gekleidete israelische Soldaten mit Davidsternen an den Helmen, die Araber erstechen. Der Text dazu lautet: „Fühl‘ dich nicht schuldig, Bruder. Wir waren nicht in Auschwitz und Dachau um zu leiden, sondern um zu lernen.“[48]

2013 veröffentlichte die britische Wochenzeitung The Sunday Times am internationalen Holocaust-Gedenktag eine antisemitische Karikatur. Die Zeichnung von Gerald Scalfe zeigte den israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu beim Bau einer Mauer unter Verwendung von Zement, der das das Blut von Palästinensern zu sein scheint. Die Bildbeschreibung lautete: „Wird die Zementierung des Friedens weitergehen?“ Später entschuldigte sich die Zeitung und erklärte, die Karikatur „war ein Fehler und überschritt die Linie“; sie gestand ein, dass sie „historische Ikonografie spiegelte, die verfolgend oder antisemitisch ist“.[49]

Vergifter

Ein weiteres antisemitisches Untermotiv des „absoluten Bösen“ charakterisiert Juden als Vergifter. Dieses Thema geht seit dem frühen 14. Jahrhundert um, als die Vorstellung, Juden würden Brunnen vergiften, in Teilen von Deutschland und Frankreich propagiert wurde.[50] Eine palästinensische Variante der Vergiftungsverleumdung ist von Raphael Israeli in seinem Buch Poison: Modern Manifestations of a Blood Libel beschrieben worden. Es analysiert die Massenhysterie, die im März 1983 in der nördlichen Westbank ausbrach. Eine Reihe Mädchen einer Oberschule im arabischen Dorf Arrabeh erkrankte. Zu den Symptomen gehörten Ohnmachten, Benommenheit, Übelkeit, Kopfschmerzen, Magenschmerzen und Sehstörungen. Fast sofort beschuldigten Palästinenser Israel dafür verantwortlich zu sein. Während der folgenden Wochen stieg die Zahl der Patienten – zumeist junge Frauen – in der Westbank auf fast zweitausend an. Sowohl von Palästinensern als auch von Israelis durchgeführte Untersuchungen fanden keine Spuren von Gift. Allmählich kam ans Licht, dass viele der späteren „Patienten“ ihre Krankheiten vorgetäuscht hatten, oft auf Veranlassung von Palästinenserführern.

Die israelischen Behörden riefen Experten aus den Zentren für Seuchenkontrolle und Vorbeugung (CDC) in Atlanta, die weltführende Experten für Epidemiologie sind. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Krankheiten der meisten Patienten „psychogener Herkunft und von Stress hervorgerufen“ seien.[51] Sie stellten fest, dass der anfängliche Fall in Arrabeh von einer schwachen Konzentration an Schwefelwasserstoffgas in einer schlecht gereinigten Toilette der Schule verursacht gewesen sein könnte.

In einem der ersten Artikel zu dem Vorgang deutet Ha’aretz an, es habe Hinweise gegeben, dass Israel Nervengas einsetzt hätte. Der Generalsekretär der Arabischen Liga beschuldigte Israel des Einsatzes von Giftgas gegen palästinensische Schüler. Das Motiv des Juden als Vergifter kehrt auch in den zeitgenössischen europäischen Mainstream-Medien wieder. Eine Karikatur der Stuttgarter Zeitung vom August 2013 zeigt Netanyahu, wie der den Nahost-Friedensprozess vergiftet. Er sitzt auf einer Parkbank und hält ein Stück Brot in der Hand, um Tauben zu füttern, das er mit einer Flüssigkeit aus einer Flasche vergiftet, auf der ein Etikett „Siedlungsbau“ klebt.[52]

Am 11. November 2013, dem Gedenktag für die Kristallnacht, veröffentlichte eine weitere deutsche Regionalzeitung – die Badische Zeitung – eine Karikatur, die Netanyahu als die Atomgespräche mit dem Iran mit Gift tötend zeigt. Ein Redakteur der Zeitung sagte, er habe keine Verbindung zwischen der Karikatur und der mittelalterlichen Beschuldigung der Brunnenvergiftung durch Juden gesehen. Am wahrscheinlichsten ist, dass er sie nicht sehen wollte.[53]

Juden als Untermenschen

Noch ein weiteres extremes Motiv ist das des Untermenschen. Der Koran bezeichnet die Juden als „Affen und Schweine“. Dieses Motiv des Juden als Untermensch mutierte zum Beispiel in der Nazi-Beschuldigung, Juden seien Untermenschen und hätten einen „schweren genetischen Defekt“. Christliches Lehren besagten, dass Juden schuldig geboren wurden, weil ihre Vorväter bekanntlich für den Tod des Gründers ihrer Religion verantwortlich waren. Der christliche Antisemitismus bot allerdings ein Entkommen: Juden konnten sich bekehren du damit, wenn alles gut ging, ihren „Geburtsfehler“ loswerden.

In den letzten Jahrzehnten ist das genetische Motiv noch weiter mutiert; es ist Israel, das „unmenschlich“ oder „minderwertig“ ist. Den antisemitischen Vorwurf „Israel ist in Sünde geboren, indem es die Palästinenser vertrieb“ ist hauptsächlich von Arabern und westlichen linken Kritikerkreisen zu hören Doch in den Augen dieser Beschuldiger haben alle anderen Staaten en existenzrecht, selbst die brutalsten und kriminellsten wie Syrien, der Iran usw.

Das ist einer der vielen Angriffe auf Israels fundamentale Legitimität. Die Holocaustleugnung des früheren iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad entstammt dem Trugschluss, Israels Gründung sie ein direktes Ergebnis des Holocaust. Er glaubte, wenn er das europäische Narrativ zum Massenmord an Juden aushöhlen könnte, indem er behauptete, er sei eine Fälschung, dann würde die Grundlage, auf der der Staat Israel gegründet wurde, verschwinden.

Der israelische Politologe Schlomo Avineri merkte zu Israels „Geburt in Sünde“ ironisch an: „Im Gegensatz dazu sind die arabischen Staaten makellos konzipiert worden.“[54] Der antisemitische Charakter der Beschuldigungen wird klarer, wenn man bedenkt, dass, sollte zusätzlich zum ersten in Jordanien ein zweiter palästinensischer Staat entstehen, seine Ursprünge in völkermörderischer Propaganda, Terrorismus, Kriegsverbrechen und Korruption liegen werden.

Das Motiv des untermenschlichen Juden manifestiert sich auf viele Weisen. Eine besteht in der auch von vielen Muslimen im Westen vertretenen zeitgemäßen Wahrnehmung, dass „Juden Affen und Schweine sind“.[55] Die Top Ten-Liste des Simon Wiesenthal Center zu antisemtischen Verleumdungen für 2013 enthält ein Beispiel: „Der irakische Kleriker Qays bi Khalil al-Kalbi sagte während eines Besuchs in den USA: ‚Allah wählte euch zum minderwertigsten aller Völker. Allah wählte euch als das Beste aus, was aus Schweinen und Affen werden kann. … Allah erwählte Hitler, um euch zu töten, wer ist also besser, ihr oder er?“[56] Andere Beispiele gibt es zuhauf, hauptsächlich arabische Karikaturen, in denen Juden als Tiere dargestellt sind.

Beim iranischen Karikaturenwettbewerb Hamschari im Jahr 2006 bestand ein weit verbreitetes antisemitisches Motiv in der Darstellung der Juden und Israels als Tiere. Der Iraner Mehdi Sadeghi zeichnete einen Käfer mit einem Davidstern auf seinem Rücken, der einen gigantischen Ball aus Exkrementen mit einem Hakenkreuz darauf vor sich herschob. Das war eine Variante des Nazi-Motivs die Juden als „Ungeziefer“ zu bezeichnen. Das Zoomorphismus-Motiv erschien auch in einer Karikatur von Sadic Pala aus Indien, die einen religiösen Juden mit Vampirzähnen zeigte, der direkt neben einer Vampir-Fledermaus an einem Zweig über der Al-Aqsa-Moschee hing.[57]

Kotek stellte fest:

Israel, ein ganzer Staat an „minderwertigen Kreaturen“, hat militärische Siege gegen die arabische Welt erzielt. Gemäß ihrer Logik war das nur möglich, so glauben sie, weil Juden „satanische Wesen“ sind. IN den von mir gesammelten Karikaturen wird der Jude als unmenschlich und Feind der Menschheit dargestellt. Diese Entmenschlichung ist notwendig, um die erhoffte Eliminierung zu rechtfertigen.[58]

Das Motiv Gottesmord

Gottesmord, die Juden als „Mörder Jesu“, ist ebenfalls ein Hass-Motiv, das bis heute einsetzt wird. Im November 2013 veröffentlichte die Anti-Defamation League die Ergebnisse einer Umfrage, die von Amerikanern etwas über antisemitische Einstellungen erfahren wollte. Sie stellte fest, dass 26 Prozent der Befragten glauben, dass die Juden für den Tod Jesu verantwortlich sind. Diese Zahlen liegen niedriger als bei einer Umfrage von 2011, bei der 31 Prozent der Befragten diese Abwegigkeit glaubten.[59] Diese Ergebnisse waren allerdings höher als 2004, als 25 Prozent der Befragten diese Äußerung glaubten.[60] Diese Ergebnisse zeigen, dass Dämonisierungsmotive Gesellschaften seit 2 Jahrtausenden  auf Dauer durchdringen, können nicht beseitigt werden.

Kotek vermerkt, dass – etwas überraschend – das Motiv des Gottesmordes in der arabischen Welt wiederholt auftritt. Im Islam ist Jesus ein Prophet, aber nicht der Sohn Gottes. Zu den vielen arabischen Bespielen für Karikaturen, die das Gottesmord-Motiv ist eine jordanische Karikatur, die Jesus am Kreuz zeigt; von den Nägeln durch seine Hände tropft Blut und formt einen Davidstern.[61] Eine Karikatur des Jordaniers Jihad Awrtani im Karikaturen-Wettbewerb Hamschahri, kombinierte zwei antisemitische Motive, indem er blutender Araber gemalt wurde, gekreuzigt an einem Kreuz, das den Buchstaben T im Wort „Holocaust“ bildet.[62]

Eine der europäischen Karikaturen, die auf dem Gottesmord-Motiv basiert, obwohl sie als antiisraelisch gedacht war, lässt Raum für eine antichristliche Interpretation. Zur Zeit der israelischen Belagerung palästinensischer Terroristen, die sich 2002 in der Geburtskirche in Bethlehem verschanzten, zeigte einer der führenden Karikaturisten Italiens, Giorgio Forattini – in La Stampa, die als eines der Qualitätsmagazine des Landes gilt – das Kind Jesus in einer Krippe, während ein israelischer Panzer mit Davidstern draußen wartete. Der Titel der Zeichnung lautete „Panzer an der Krippe“. Das Jesuskind sagt: „Willst du mich wieder töten?“ – ein Verweis auf die Beschuldigung des Gottesmords, der seit den Juden seit Jahrhunderten vorgeworfen wird. Die Terroristen, die in der Kirche Zuflucht suchte, ware allerdings Muslime. Wollte Forattini unterstellen, dass aus seiner Sicht palästinensische Mörder die Söhne Gottes sind? Oder setzte der den Gründer des Christentums diesen Kriminellen gleich?[63]

 

[1] Johannes-Evangelium 8,44.

[2] Manfred Gerstenfeld, Interview with Pieter van der Horst. In: The Origins of Christian Anti-Semitism. in: Post-Holocaust and Anti-Semitism 81, 5. Mai 2009.

[3] Malcolm Hoenlein, persönliches Gespräch.

[4] Top Ten Anti-Semitic Slurs of 2010. In: Anti-Semitism Goes Mainstream. Simon Wiesenthal Center.

[5] Einführung der Vorsitzenden des Unterausschusses zur Untersuchung von Antisemitismus, Fiamma Nierenstein, 14. Oktober 2011. (http://www. jewishresearch.org/quad/10-11/images/documents/Antisemitismo_introduc- tion%20Nirenstein_EN.pdf.)

[6] Erez Uriely: Jew-Hatred in Contemporary Norwegian Caricatures. in: Post-Holocaust and Anti-Semitism, 50, 1. November 2006.

[7] Guy Millière: France: Anti-Semitism Now Mainstream. Gatestone Institute, 30. Oktober 2013.

[8] Manfred Gerstenfeld, Interview with Joel Kotek: Major Anti-Semitic Motifs in Arab Cartoons. in: Post-Holocaust and Anti-Semitism, 21, 1. Juni 2004; Joël et Dan Kotek: Au nom de l’antisionisme: L’image des Juifs et d’Israël dans la caricature depuis la seconde Intifada. Brussels (Éditions Complexe) 2003.

[9] Herb Keinon: Greece repudiates Theodorakis‘ anti-Semitism. The Jerusalem Post, 14. November 2003.

[10] Mitchell Bard: The Arab Lobby. New York (HarperCollins) 2010.

[11] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Mitchell Bard: The Powerful Saudi Lobby in the United States. In: Demonizing Israel and the Jews. New York (RVP Press) 2013.

[12] Eric Lipton/Brooke Williams/Nicholas Confessore: Foreign Powers Buy Influence at Think Tanks. In: The New York Times, 6. September 2014.

[13] The Palestine Committee of Norway. Palestine Committee of Norway.

[14] Joël et Dan Kotek: Au nom de l’antisionisme, S. 71.

[15] Jenny Booth: Offensive words. The Times Online, 23. September 2006.

[16] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Pieter van der Horst: The Egyptian Beginning of Anti-Semitism’s Long History. in: Post-Holocaust and Anti-Semitism, 62, 1. November 2007.

[17] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Meir Litvak: The Development of Arab Anti-Semitism. in: Post-Holocaust and Anti-Semitism, 5, 2. Februar 2003.

[18] Steve Bell: Are you drinking what we’re drinking? Vote conservative. in: The Guardian, 7. April 2005.

[19] Insiders, Transkript der Fernsehsendung: Cartoonist follows UK contest. Annabel Crabb takes Talking Pictures to London and chats with the Guardian’s Steve Bell, Australian Broadcasting Corporation, 1. Mai 2005.

[20] Steve Bell: Michael Howard and the Tory party. The Guardian, 5. Oktober 2005.

[21] Anti-Semitic Series Airs on Arab Television. Internetseite des ADL-Archivs, 9. Januar 2004.

[22] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Richard Landes: The Muhammad Al-Dura Blood Libel: A Case Analysis. in: Post-Holocaust and Anti-Semitism, 74, 2. November 2008.

[23] ebenda.

[24] Avi Issacharoff: Israeli physician acquitted of libel against Mohammed al-Dura’s father. Haaretz, 16. Februar 2012.

[25] Yonah Jeremy Bob: Committee finds IDF didn’t kill Palestinian al-Dura. in: The Jerusalem Post, 19. Mai 2013.

[26] Times of Israel Staff/AP: Leading critic of French al-Dura coverage convicted. in: The Times of Israel, 26. Juni 2013.

[27] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Simon Epstein: Fifty Years of Frechn Intellectual Bias agains Israel. in: Post-Holocaust and Anti-Semitism, 4, 1. Januar 2003.

[28] Gallup Poll Editorial Staff: Blame for 11 Attacks Unclear for Many in Is- lamic World. Gallup, 1. März 2002.

[29] Pew Global Attitudes Project: Spring 2006 Survey. Pew Research Center, 2006, S. 40.

[30] Gjermund Glesnes: Sammenligner Gaza med dødsriket Hades. VerdensGang, 4. Januar 2009

[31] Mads Gilbert/Erik Fosse: Øyne i Gaza. Oslo (Gyldendal) 2009.

[32] Erlend Skevik: Regjeringen støttet Gaza-legene. Verdens Gang, 18. September 2009.

[33] ebenda.

[34] St. Olavs Orden. Det Norske Kongehus, 6. November 2012.

[35] NTB: St. Olavs Orden til Mads Gilbert. Verdens Gang, 6. Mai 2013.

[36] Ida Louise Rostad: Gilbert får kongens medalje. Nordlys, 6. Mai 2013.

[37] http://www.original-political-cartoon.com/

[38] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Zvi Shtauber: British Attitudes toward Israel and the Jews. in: Israel and Europe: An Expanding Abyss? Jerusalem (Jerusalem Center for Public Affairs/Konrad-Adenauer-Stiftung) 2005, S. 188.

[39] Al-Dustur (Jordan), 4. April 1994: Arie Stav, Peace, the Arabian Caricature: A Study in Antisemitic Imagery. Tel Aviv (Gefen) 1999, S. 146.

[40] Gerstenfeld, Interview mit Kote.

[41] Donald Boström: Våra söner plundras på sina organ. Aftonbladet, 17. August 2009. S. auch: Mikael Tossavainen: The Aftonbladet Organ-Trafficking Accusations against Israel: A Case Study. in: Post-Holocaust and Anti-Semitism, 95, 1. März 2010.

[42] Press Association: MPs compare Gaza to Warsaw ghetto. in: The Guardian, 19. Juni 2003.

[43] Nicholas Watt: Lib Dem MP: Why I would consider being a suicide bomber. in:The Guardian, 24. Januar 2004.

[44] Baroness Tonge fired over outburst against Israeli soldiers in Haiti. in: TheTelegraph, 13. Februar 2010.

[45] Marcus Dysch: Police to probe Tonge’s Israel Apartheid Week rant. The Jewish Chronicle Online, 29. Februar 2012.

[46] Janet Daley: Jenny Tonge loses the Lib Dem whip for anti-Israel rant—and about time too. in: The Telegraph, 29. Februar 2012.

[47] Al-Ahram (Ägypten), 21. April 2001; s. Joël Kotek: Cartoons and Extremism: Israel and the Jews in Arab and Western Media. Edgware, UK (Vallentine Mitchell) 2008, S. 63.

[48] Toliadis: Ethnos. 7. April 2002. Kotek, ebenda S. 129.

[49] Sunday Times apologizes for Netanyahu cartoon. Ynetnews, 3. Februar 2013.

[50] Joshua Trachtenberg: The Devil and the Jews. Cleveland (Meridian) 1961, S. 159.

[51] Raphael Israeli: Poison: Modern Manifestations of a Blood Libel. Lanham, MD (Lexington Books) 2002.

[52] German newspaper shows Netanyahu as Peace Poisoner. JTA, 8. August 2013.

[53] Benjamin Weinthal: German anti-Netanyahu cartoon sparks anti-Semitism row. in: The Jerusalem Post, 14. November 2013.

[54] Bemerkung während einer Sendung, bestätigt im persönlichen Gespräch mit diesem Autor.

[55] Manfred Gerstenfeld, Interview mit Samar: Dans Les Coulisses De L’Antisémitisme Musulman Aux Pays-Bas. Lessakele, 23. Oktober 2012.

[56] 2013 Top Anti-Semitic/Anti-Israel Slurs. Simon Wiesenthal Center 2013.

[57] Manfred Gerstenfeld: Ahmadinejad, Iran, and Holocaust Manipulation: Methods, Aims, and Reactions. in: Jerusalem Viewpoints, 551, 1. Februar 2007.

[58] Gerstenfeld, Interview mit Kotek.

[59] JTA: Poll: 26% of Americans believe Jews killed Jesus. in: The Jerusalem Post, 1. November 2013.

[60] ADL Poll: One in Four Americans Believe Jews Were Responsible for the Death of Christ. Anti-Defamation League, 23. Februar 2004.

[61] Al-Rai (Jordan), 26. Dezember 1991; Stav: Peace, S. 161.

[62] Gerstenfeld: Ahmadinejad.

[63] Giorgio Forattini: La Stampa (Italy), 3. April 2002; s. Kotek: Cartoons.