Ausgezeichnete Verdienste und die zugehörige – problematische – Lobhudelei

„Deutsche geben zu, der Preis war für’s Israel-Bashing“, titelt John Rosenthal auf newmajority.com und schreibt, Beleg sei ein Leserbrief von Evelyn Hecht-Galinski in der FAZ vom 23. Juli. Die Tochter sah sich genötigt der Bundesverdienstjüdin gegen jede Kritik zu Hilfe zu eilen und die Begründung für die Ordensverleihung zu zitieren – oder zu ergänzen?

In dem Brief heißt es u.a. (honestly-concerned.org hat ihn in einem temporären Verzeichnis ins Internet gestellt):

Ich möchte hiermit als Anregerin dieser Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Felicia Langer aus der Ansprache des Staatssekretärs Hubert Wickert zitieren: „23 Jahre kämpften Sie gegen Enteignung, Häuserzerstörung und Deportation. Ihre Mandanten berichteten Ihnen über Folterungen, erzwungene Geständnisse, völkerrechtswidrige Deportationen und sippenhaftähnliche Bestrafungen wie das Niederreißen der Häuser der Verdächtigen.“
Die Trägerin des Alternativen Nobelpreises Felicia Langer bekam dieses Bundesverdienstkreuz Erster Klasse von Bundespräsident Köhler und Ministerpräsident Oettinger ausdrücklich für ihr humanitäres Lebenswerk.

Das ist nun interessant. Auf der Internetseite des Staatsministeriums von Baden-Württemberg ist nichts von „völkerrechtswidrigen Deportationen“ (sondern „nur“ von Deportationen) oder „sippenhaftähnlichen Bestrafungen wie das Niederreißen der Häuser der Verdächtigen“ zu lesen. Warum?

Man könnte vielleicht vermuten, dass Die Tochter hier übertrieben hat. Allerdings wird sie wohl – als Vorschlagende – zu der Preisverleihung eingeladen gewesen und auch dort angetreten sein. Könnte es sein, dass das Staatsministerium die Äußerungen des Staatsministers geglättet hat, damit keine Erinnerungen an üblere Redeüblichkeiten zu einer anderen Zeit wach werden? Wenn von Deportation und Sippenhaft die Rede ist, dann wird bei jedem Menschen mit ein wenig Kenntnis der deutschen Geschichte im zweiten Viertel des 20. Jahrhunderts eine gedankliche Verbindung geweckt, die sagt, dass dies nur eins heißen kann: Die Juden Israels benehmen sich gegenüber den Palästinensern wie die Nazis gegenüber den Juden (und Leuten, die die Nazis nicht mochten) – genau das also, was Frau Langer immer wieder ihrem antiisrael-gläubigen Publikum einhämmert.

Ob das nun gewollt war oder nicht (der Minister wird das sicherlich vehement zurückweisen): Solche Verbindungen werden geweckt. Und das ist übel, denn damit wird auch deutlich gemacht, dass die humanitären Leistungen der Geehrten auch in der Verleumdung Israels bestehen und sie damit expressis verbis auch für diese geehrt wird.

Dabei ist es unerheblich, dass Langer so blöde war und ist ihren früheren Mandanten alles zu glauben, was sie ihr erzählten und heute noch alles glaubt, was die Terroristen und ihre Propagandisten in die Welt posaunen. Entscheidend ist, dass diejenigen, die letztlich für die Preisvergabe verantwortlich sind und sie durchgeführt haben (und das ist nicht das Bundespräsidialamt, auch wenn dieses sich hätte deutlich besser informieren müssen), Frau Langer offensichtlich für etwas loben, das nur mit antiisraelischer Hetze bezeichnet werden kann – und diese außerdem Haltung teilen. Gleichzeitig setzen sie aber auf die Internetseite des Staatsministeriums eine gefilterte Version; vielleicht wissen sie ja, was für eine Sauerei sie da nicht veröffentlichen wollen. Das spricht Bände!

(Mich würde allerdings schon noch interessieren, ob Die Tochter richtig zitiert hat oder nicht.)

8 Gedanken zu “Ausgezeichnete Verdienste und die zugehörige – problematische – Lobhudelei

  1. Hast du dir mal angesehen, wie das Thema auf „Hagalil“ besprochen wird? 😉

    • Nö, mach‘ ich aber dann wohl noch. 🙂

      Hast du irgendeinen speziellen Beitrag im Sinn? (Wie wär’s mit ’nem Link?)

  2. Ein Anwalt hat erstmal die Pflicht, den Ausführungen seiner Mandanten Glauben zu schenken – eine durchaus zwiespältige Regelung.
    Ein Anwalt ist aber nicht verpflichtet, offensichtliche Lügen seiner Mandanten in der Öffentlichkeit zu propagieren oder sich gerade diese Mandanten zu suchen.

    • Das (1. Satz) mag für die Zeit des Mandats gelten. Hinterher weiter zu glauben, dass das alles richtig war und das auch noch (2. Satz: eben!) als allen anderen vorzusetzen, damit die das ebenfalls als einzige Wahrheit zu glauben haben – würg!

      • Ich werde das Lesen der Hagalil-Seite einstellen. Dort werden mir zuviele Antisemiten, Deppen, die nur Hetze betreiben wollen und andere Blödis, freigeschaltet. Wenn ich sowas ständig lesen würde wollen, würde ich auf Naziseiten gehen und nicht auf eine jüdische.
        Mich ödet es dort meistens nur noch an. Bestimmte Dinge werde ich mir nicht mehr antun.

      • Nun, eigentlich vor allem die Kommentare… da ich aus eigener Erfahrung weiß, wie heftig dort zensiert wird wenn man nicht gerade zum Avnery-Lager zählt, wundern mich schon Kommentare wie

        #
        Jochen Kissly
        22. Juli 2009 um 16:10

        Hass auf Juden?
        Das ist diese Volksgruppe nicht wert!
        Eher Liebe für durch Juden geknechtete, geschändete, vergewaltigte, bestohlene , beraubte und entehrte Menschen.
        Und deswegen muss Israel weg – damit endlich Frieden in NahOst einkehrt.

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