Friedens(b)engel – Kritik unerwünscht

In Metzingen wirbt die Kirchengemeinde um Pfarrer Metzger für die „29. Friedenswoche 2009“. Der Eröffnungsabend ist gelaufen, hierfür wurden „Begegnungen“ und ein „kulturelles Programm“ angekündigt (Anführungszeichen, weil aus dem Programm übernommen, keine Hintergedanken):
– Afrik. Tanzgruppe und Workshopangebot
– Arabische Tänze
– Lesungen
– Griech. Volkstanzgruppe
– Cafe International und Weltladen sorgen für leckeres Essen und Getränke.
– Infostände verschiedener Initiativen.

Auch der Punkt „Workshop Konfliktprävention durch Stockkampfkunst“ ist vorbei. Am 14. November geht es weiter:
Vortrag des Oberbürgermeisters der Stadt Jena Dr. Albrecht Schröter zum Thema: „Mauern überwinden – damals und heute“. (Die Stadt Jena baut gerade auf seine Initiative hin eine Städtepartnerschaft zur palästinensischen Stadt Beit Jala auf.)
Ökumenischer Bittgottesdienst mit Hannelore Shihadeh, schwäbisch/arabische Pfarrfrau aus Beit Jala.
– Vortrag von Hannelore Shihadeh, Abrahamsherberge Beit Jala / Mauern überwinden im Heiligen Land. (Hervorhebung der leidenden Lage Beit Jalas durch „die Mauer“)
– Themen-Film-Abend „Das Herz von Jenin“ (über einen palästinensischen Vater, der die Organe seines getöteten Sohnes für Transplantationen – auch für Israelis – zur Verfügung stellte, aber auch sehr kritisch gesehen werden muss. Die Angaben des Programms über den Tod des Jungen sind deutlich unvollständiger als nötig – zum Nachteil Israels.)
– Ein Vortrag „Wirtschaftsethik und Globalisierung im Zeichen der Krise“ durch einen Unternehmer, der u.a. auch in einem Verein für christlich-jüdische Begegnung aktiv ist

Im Vorfeld dieser Veranstaltungsgruppe erschienen in der Südwest-Presse zwei Texte: Der eine ein Interview mit Pfarrer Metzger, der andere eine mahnend-kritische Betrachtung der „Ökumenischen Friedensdekade“ in Metzingen. Beide stammen aus der Feder derselben Journalistin. Das Interview mit dem Pfarrer beginnt mit der Frage, was den Theologen an Israel stört. Der legt direkt los: Ihn stört nichts an Israel als solchem, aber… Und dann kommt die ganze üblich einseitige Litanei, was Israel den Palästinensern antut: Landnahme per Mauer auf Palästinensergebiet statt der international anerkannten Grenze von 1967, Siedlungen und Siedlerstraßen, Kontaktverbot mit Palästinensern für Israelis/die Grenze zu überqueren. Die Mauer schottet ab und verhindert, dass Menschen auf beiden Seiten sich wahrnehmen und näher kommen können. An der Grenze wurden schon zahlreiche Menschen erschossen (insofern also auch vergleichbar mit Berlin). Aber er ergreift nicht Partei für die Palästinenser, sondern „für alle Menschen, die leiden. Und ich glaube, dass die Palästinenser mehr leiden als die Israelis. Ich ergreife Partei für diejenigen Juden, Christen und Moslems, die sich bemühen, einander näher zu kommen und in friedlicher Koexistenz leben wollen.“ Oh, die Angst der Israelis vor Selbstmordattentätern kann er verstehen, „auch aus der Geschichte Israels, an der Deutschland seinen dunklen Anteil hat“. Aber er redet nicht über Selbstmordattentäter, denn: „Die politischen Argumente im Palästinakonflikt kennen wir doch sowieso alle.“ (Aha, hat also keinesfalls mit Religion zu tun.)

Die Journalistin Carola Eissler hatte in diesem Interview recht aggressive Fragen gestellt bzw. Positionen Metzgers und seiner Mitstreiter zugespitzt auf den Punkt gebracht, was der Pfarrer so nicht hinnehmen wollte. In ihrem Artikel „Ein umstrittener Einfluss“ über die Veranstaltungen der Ökumenischen Friedensdekade in Metzingen zeigt sie wohl auf, woher diese skeptische Haltung kommt. Hier zieht sie die Verbindungen zwischen der Veranstaltungsreihe und den übrigen Kontakten und Schwerpunkten des Pfarrers: die Abrahamsherberge in Beit Jala und deren Aktivitäten. Offiziell ist die Herberge Kontaktort für Friedens- und Begegnungsarbeit zwischen Palästinensern und Juden, zwischen Christen, Juden und Muslimen. Sie zeigt die engen persönlichen Verbindungen zwischen entscheidenden Protagonisten der Metzinger Veranstaltungen und Metzger sowie der Abrahamsherberge auf, die der Pfarrer so beschreibt: „Es bestehen eben Kontakte zu profilierten Leuten.“ Diese Beschreibung ist unehrlich, handelt es sich doch weitgehend um enge Freunde und Bekannte, die der Mann seit Studientagen kennt, sowie um Vereinskollegen der Abrahamsherberge (dem Metzger selbst auch sehr aktiv angehört). Sie beschreibt, dass die Friedensarbeit der Herberge mehr oder weniger einem Werbefeldzug für das Luxushotel gewichen ist, dass entscheidende Persönlichkeiten in zweifelhaftem Ruf stehen und/oder sich ein Profil anheften, das ihnen nicht gebührt. Und was die „eben bestehenden Kontakte“ angeht, so gehören zu diesen über die Vereins- und Studienkumpels hinaus bekannte Extremisten, die sich vor allem durch antiisraelische Tiraden und Hasspredigten auszeichnen.

Insgesamt kommt Eissler zu dem Schluss: „Die Veranstalter der Metzinger Friedenstage werden sich die Frage stellen müssen, ob es ihnen um objektive Informationspolitik geht oder schlicht um einseitige Verurteilung Israels.“ Sie stellt die ganze Veranstaltung in Frage, verurteilt sie aber (noch) nicht als Propaganda. Sie neigt aber der kritischen Darstellung zu, das ist klar, denn sie zeigt die Aspekte auf, die Pfarrer Metzger und seine Genossen eben nicht offenlegen.

Das sieht der Pastor natürlich ganz anders. Wer sich „Frieden“ auf die Fahnen geschrieben hat, lässt sich einseitige Parteinahme nicht vorwerfen, sondern gibt den Vorwurf, angereichert mit ein paar weiteren Vorwürfen, zurück. Er wirft der Journalistin vor,* sie habe „Informationsfetzen“ zusammengeklaubt und in Verbindung von „mangelnder Sachkenntnis, Spekulationen und Unwahrheiten zu rufmordartigen Unterstellungen verarbeitet“, mit anonymen Anschuldigungen gearbeitet (daher geht er davon aus, dass sie aus der Luft gegriffen sind); er beschwert sich, dass in einem Pressegespräch (also nicht dem Interview?) die Vorwürfe z.B. gegen Pfarrer Shihadeh formuliert wurden; aber er wunderte sich dabei, dass die Journalistin beim Interview allein auf den israelisch-palästinensischen Konflikt abzielte. Er behauptet, jeder Vorwurf wäre sofort widerlegbar gewesen. Metzger wehrt sich dagegen, dass seinem Vereinskollegen Blickle (Unternehmer) Einseitigkeit gegen Israel vorgeworfen wird. Er schickt ein Foto mit, um den Vorwurf der aufwändigen Wasserspiele zu entkräften. Dann fasst er zusammen, was ihn „erschreckt“ und was sich „aufdrängt“: dass die Journalistin tendenziös und schlecht recherchiert und berichtet, fragt, wer Interesse daran hat die Abrahamsherberge und ihren Leiter „im Vorfeld der Friedenstage“ „in verleumderischer und aggressiver Weise schlecht zu machen“ und ob „das Gespräch zwischen Juden, Christen und Moslems durch ein altes Schema von einseitiger Schuldzuweisung und Polarisierung“ torpediert werden soll. Zum Schluss folgt eine Themenauflistung, die zeigen soll, wie marginal „die Mauer“ im heiligen Land bei der Veranstaltungsreihe sei – was angesichts der am Anfang dieses Textes dokumentierten Veranstaltungsankündigung mit ihren Rednern und deren Verbindungen reichlich unglaubwürdig ist.

Dass er Eissler Einseitigkeit und Verleumdung vorwirft, passt ins Bild derer, die Frieden brüllen und Kritik nicht zulassen. Offensichtlich hat Eissler mehr Quellen benutzt als Metzger & Co. Eine begründet anonym angeführte Aussage als „aus der Luft gegriffen“ zu bezeichnen, ist eine Unverschämtheit. Bis auf den Versuch mit dem Foto die „Wasserspiele“ zu widerlegen findet sich in der Stellungnahme Metzgers kein einziges Argument, das einen der Vorwürfe widerlegt. Stattdessen erfolgen Vorwürfe, die ihrerseits wiederum Rufmord nahe kommen. Dazu eine Ablenkung, was die Anschuldigungen der Einseitigkeit angeht – Karl-Hermann Bickle selbst wird mitnichten Einseitigkeit vorgeworfen, sondern dem Verein Abrahamsherberge und dem dortigen Pfarrer.

Wie berechtigt solche Vorwürfe sind, zeigt ein Brief des Pfr. Peter Keller vom 31.07.2006* an alle Mitglieder des Fördervereins Abrahamsherberge, in dem er – im März des Jahres erst wieder zum Vorsitzenden gewählt – seinen Rücktritt vom Vorsitz sowie seinen und seiner Frau Austritt aus dem Verein verkündet und begründet: „Ich beobachte nämlich seit geraumer Zeit, dass unserem Verein die Balance verloren gegangen ist.“ Der Basisarbeit, die für eine Versöhnung zwischen Palästinensern und Israel nötig ist und wie sie in der Gemeinde von Beit Jala praktiziert wurde, wurde Einhalt geboten, „so dass das inhaltliche Wirken des Vereins an seine Grenze kam. Demgegenüber wurde dem ‚Hotelbetrieb‘ der AH deutliche Priorität eingeräumt“, dem nun alles dienen und zuliefern muss. Vorrangige Aufgabe wurde das Sammeln von Hotelgästen. Weil Kellers Standpunkt im Vorstand nicht mehrheitsfähig ist, zieht er sich aus dem Verein zurück.
Könnte es sein, dass Frau Eissler diesen Brief auch kennt? Und weiter nachgehört hat, um zu wissen, wie sie den Förderverein, den Hotelbetrieb und den Pfarrer Shihadeh einzuschätzen hat? Davon kann man wohl ausgehen. Und wenn sie das getan hat, dann hat sie recherchiert, nicht einseitig, sondern in der richtigen Richtung, so wenig das Herrn Metzger gefällt.

Die Reaktionen Metzgers im Interview sowie in seiner „persönlichen Einschätzung“ von Eisslers Artikel sorgten dafür, dass sich Ulrich Sahm in die Diskussion einzuschalten versuchte. Er schrieb am 2. November eine E-Mail (die mich auf Umwegen erreichte):

Sehr geehrter Herr Pastor,

ich habe mit großem Interesse Ihr Interview gelesen.

Sie behaupten da:
„Die Sperranlagen verlaufen zum größten Teil nicht auf der international anerkannten Grenze von 1967.“
Seit wann und von wem ist die sogenannte grüne Linie als eine „international anerkannte Grenze“ bestimmt worden?

„Dazu kommen die Siedlungen und die Siedlerstraßen.“
Sie scheinen die Osloer Verträge zwischen der PLO und Israel nicht zu kennen. Über die Siedlungen muss noch verhandelt werden und die sogenannten „Siedlerstraßen“ wurden auf ausdrückliche Bitte von Jassir Arafat errichtet, damit die Israelis nicht mehr durch palästinensische Autonomiegebiete wie Bethlehem oder Ramallah fahren müssen, um zu den Siedlungen zu gelangen. Falls sie diese Straßen kritisieren, sollten Sie ihre Kritik in erster Linie gegen die PLO richten, nicht aber gegen Israel.

„Mich stört, dass der Staat Israel seinen eigenen Bürgern bei Strafe verbietet, die Grenze zu überqueren, um Kontakt zu Palästinensern zu haben.“
Ja, mich stört das auch, nur haben Sie mal geprüft warum und seit wann diese Weisung erfolgte?
Warum stört Sie nicht die Ermordung jener Israelis, die beim Besuch in Tulkarem ermordet wurden, weil sie Hummus essen wollten, während ihre arabischen Begleiter laufen gelassen wurden, warum stört Sie nicht die Ermordung des (jüdischen) Besitzers des Everest Hotels in Bet Jala, der trotz enger und freundschaftlicher Kontakte in Beth Jala ermordet wurde, warum stört Sie nicht die Ermordung eines jungen Israeli, der nach Ramallah gelockt wurde, per Internet Chat, und viele weitere Fälle. Solange die pal. Autonomiebehörde diese Morde nicht geahndet hat, um die Mörder als solche dingfest zu machen und zu verurteilen, können Sie es wirklich den israelischen Behörden verdenken, ihren eigenen Bürgern, zu ihrem eigenen Schutz, zu verbieten, jene Gebiete zu betreten, in denen Mord an Israelis und insbesondere an Juden als Heldentat und nicht als Verbrechen gilt?

„aber auch an den israelischen Sperranlagen wurden schon zahlreiche Menschen erschossen.“
Haben Sie dazu Angaben? Bitte erwähnen Sie jetzt nicht Fälle, in denen bewaffnete Palästinenser Anschläge auf Israelis an den Straßensperren verübt haben. Mir ist kein einziger Fall bekannt, bei dem ein Mensch erschossen wurde, weil er versuchte, die Sperranlagen zu überwinden.

„Ich ergreife nicht Partei für die Palästinenser, sondern für alle Menschen, die leiden.“
Sehr gut. Wann und wo haben Sie mal die israelischen Terroropfer besucht oder einen Kranz an jenen Stellen niedergelegt, wo einige der über tausend Israelis von Selbstmordattentätern in die Luft gesprengt worden sind? Oder ist das aus Ihrer Sicht kein „Leiden“?

„Darin steckt auch meine Arbeit für die Abrahams Herberge.“
Sie behaupten selber, dass Juden nicht in die Autonomiegebiete einreisen dürfen. Welche Friedensarbeit kann unter diesen Umständen diese Institution leisten?

„Aber nur durch Lebensperspektiven für die Menschen in Israel und Palästina kann man verhindern, dass junge Menschen ihr Leben als Selbstmordattentäter wegschmeißen.“
Richtig, nur wieso haben die Menschen seit dem Bau der Mauer offenbar mehr „Lebensperspektiven“ als vorher? Die Mauer wurde rein chronologisch errichtet, wegen und infolge der Selbstmordattentate und seitdem herrscht einigermaßen Ruhe.

„Deshalb spreche ich nicht über Selbstmordattentäter, sondern unterstütze Menschen in Israel und Palästina, die miteinander am Gemeinsamen anknüpfen und friedliches, gerechtes Zusammenleben von zwei Völkern im Heiligen Land gestalten wollen.“
Warum verschweigen Sie, oder reden nicht, über jene Vorfälle, die das friedliche und gerechte Zusammenleben seit 2000 ziemlich gründlich unmöglich gemacht haben?  Weil es nicht in Ihr Konzept passt?

Mit Ihrer einseitigen Sicht und der entsprechenden Geschichtsklitterung schüren Sie nur den Konflikt, was einem Pastor, der angeblich Mitgefühl mit den Menschen (auf beiden Seiten) hat, nicht gut ansteht.

Dieser Kritik hat der Friedensjünger anscheinend nichts entgegenzusetzen. In einer Folgemail vom 4. November fragte Sahm erneut an, wobei er weitere Vorgänge anreißt, die für Friedenshetzer nicht ganz untypisch sind (s. meine Unterstreichung):

Sehr geehrter Herr Pastor Metzger,

vor einigen Tagen hatte ich Ihnen eine Email geschickt als Reaktion auf Ihr Interview bei der Südwestpresse.

Ich habe volles Verständnis, dass Sie dieser Tage sehr beschäftigt sind. Gleichwohl wäre ich dankbar, wenn die mir wenigstens eine Empfangsbestätigung schicken könnten.

Da Sie offenbar weiterhin politisch aktiv sind, und einer Ihrer Freunde offenbar bemüht ist, mit einem Brief an den Chefredakteur der Südwestpresse, die Meinungsfreiheit und die journalistische Freiheit in Deutschland zu beschränken, reagiere ich hier empfindlich und bin der Meinung, dass dies in den Medien möglichst breit bekannt werden sollte. Es wurde einer Journalistin unterstellt, „für die israelische Regierung zu arbeiten“, eine ungeheuerliche Behauptung über eine Kollegin, die noch nie in Israel war und gemäß eigenen Recherchen nur einen Bruchteil der „Wahrheiten“ über die Abrahams-Herberge aufgedeckt hat.

Ich hatte Ihnen lediglich eine sachliche Kritik auf einige Ihrer öffentlichen Behauptungen geschickt und im Wesentlichen um Beweise für Ihre (aus meiner Sicht völlig falschen) Behauptungen gebeten.

Es befremdet mich, dass Sie keine Antwort schicken.

Da die Abrahams Herberge in weiten Kreisen in Deutschland bekannt ist, haben Sie gewiss keine Einwände, wenn ich diesen Brief als Kopie noch an weitere interessierte Personen schicke, denen der Friedensdialog zwischen Israel und den Palästinensern sehr am Herzen liegt.

(Einige der interessierten Personen sind meine Quellen.)
Diesmal kam eine Antwort:

Sehr geehrter Herr Sahm!

Hiermit bestätige ich den Eingang Ihrer zwei E-Mails.

Bitte haben Sie Verständnis, dass ich mich z.Z. nicht mit Ihnen über Standpunkte austauschen kann, die schon seit Jahren in aller Ausführlichkeit genannt sind, auch in der Diskussion zwischen Ihnen und dem Förderverein Abrahams-Herberge.

Wir haben uns jetzt um die Klärung hier vor Ort zu kümmern.

Mit freundlichen Grüßen

K.P.Metzger

Er mag keine Zeit für eine Auseinandersetzung haben. Aber der Duktus dieses Schreibens zeigt: Er will auch nicht. Er hat anderes, wichtigeres zu tun. Als echter Friedens(b)engel verbittet er sich Kritik und will in Ruhe gelassen werden; sich so verhalten, wie er es anderen fälschlich vorwirft, aber dieses Verhalten nicht selbst vorgehalten bekommen. Auf konkrete Fakten, die ihn widerlegen, geht er praktisch nicht ein. Seine Einseitigkeit weist er empört zurück – doch sein Umfeld und seine Argumentationsmuster verraten ihn. Was ein friedliebender Israelfeind aber niemals zugeben wird. Nein, Kritik ist unangebracht, böswillig und falsch. Wie bei allen üblich, die sich „Frieden“ ganz besonders groß auf die Fahnen geschrieben haben.

Die Argumentationsmuster sind immer wieder die gleichen: Wenn die „Mauer“ beklagt und verurteilt wird, dann „vergessen“ die Friedens(b)engel immer nur zu gerne, dass es keinen palästinensischen Staat gibt, dessen Grenzen anerkannt sind (sie sind Verhandlungssache über einen Endstatus) – und vor allem die Ursache ihres Baus; bestenfalls wird die nicht anerkannt. Wer aber „die Mauer“ für einen Skandal hält, der hat gefälligst die Massenmorde an Israelis durch Selbstmord- und sonstige Attentäter ebenfalls als völkerrechtlichen Skandal zu kennzeichnen. Das geht Pfarrer Metzger und seinen Mitstreitern völlig ab.

Auf Nachfragen bestätigt Ulrich Sahm, dass die Angaben in Eisslers Artikel samt und sonders zutreffend sind; einzige Ausnahme ist der letzte Absatz zu den Verhältnissen in Metzingen, denn die kennt er nicht. Er kann bei Bedarf Belege liefern. Wie sieht das bei Pfarrer Metzger aus?

* Die gekennzeichneten Dokumente liegen mir in Kopie vor.

Nachtrag (14.11.09):

Pfr. Metzger legt nach und lässt nachlegen. Dabei wird alles ignoriert, was Ulrich Sahm aus Jerusalem zu sagen und bestätigt hatte. Stattdessen wird Frau Eissler weiter Böswilligkeit und Unkenntnis unterstellt. Der Medienbeauftragte der Prälatur Reutlingen, Pfarrer Peter Steinle, plappert dabei in erster Linie alles nach, was Pfr. Metzger in seiner Einschätzung des Artikels „Ein umstrittener Einfluss“ schrieb. Das gilt besonders für die „Beweisführung“ über die Erwähnung von Karl Hermann Bickle. Eine Auseinandersetzung mit dem Schreiben Sahms hat offensichtlich nicht stattgefunden.

Pfr. Metzger hebt wieder auf die Anonymität der Quellen ab. Dass es nötig sein kann, diese zu schützen, akzeptiert er nicht. Will er behaupten, kritische Stimmen in den Palästinensergebieten seien überhaupt nicht gefährdet? Beweise dafür legt er nicht vor (um mal seine Argumentationsweise zu übernehmen). Dass die Abrahamsherberge von der EKD anerkannt und unterstützt ist, ist ein Scheinargument. Ich kenne Organisationen, die sehr anerkannt sind und trotzdem zum Miesesten gehört, was sich denken lässt. Auch die Unterstützung des Luxushotels durch jede Menge Pfarrer, Bischöfe, Pröpste, Dekane usw. sagt nichts über die Seriosität, Neutralität oder tatsächliche Friedensabsichten aus – es gibt haufenweise seriöse Leute, die fehlgeleitet wurden. Die Fakten kontern die beiden frommen (?) Herren jedenfalls nicht. Es steht hier maximal Aussage gegen Aussage.

Ulrich Sahm hat wieder einmal noch etwas mehr, das er direkt an die Herren Pfarrer schickte (honestly-concerned, Nahost-Mailing vom 13.11.2009, 00:36 Uhr):

Mein Kommentar zum Eissler Bericht

Sehr geehrter Herr Pressepfarrer, sehr geehrter Herr Pastor Metzger,

heute erhielt ich per Google einen Hinweis zu Ihrer Gegendarstellung in der Südwestpresse automatisch zugeschickt.

http://www.suedwest-aktiv.de/region/metzingerurachervolksblatt/metzinger_volksblatt/4722198/artikel.php

Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Obgleich ich Ihnen meine Kommentare zu dem Artikel von Frau Eissler zugeschickt hatte, scheinen Sie nicht einmal lesen zu können:

Ich hatte Ihnen den Link zu meiner Kritik an dem Film „Ein Herz von Jenin“ eingefügt, den, wie ich von Frau Eissler nach der Veröffentlichung ihres „umstrittenen“ Artikels erfahren habe, sie durch eine einfache Google-Suche entdeckt habe.

Sie behaupten nun, der sei auf der Homepage von N-24 erschienen. Das ist falsch und ich bitte Sie, dieses unbedingt öffentlich zu korrigieren. Oder, falls Sie bessere Informationen haben, mir den Link zuzuschicken, damit ich ein Honorar einfordern kann.

Ich bin erstaunt, dass Sie meine Reaktion vermeintlich „mit Interesse gelesen haben“, in Ihrer öffentlichen Reaktion aber offensichtlich gar nichts davon beachtet haben.

Als ganz besonders schlimm empfinde ich Ihre Kritk, dass Frau Eissler „anonyme Informanten“ zitiert hatte.

Ich hatte Ihnen geschrieben, das ich (mindestens vier) „anonyme Informanten“ kenne, die ähnliches bezeugen können. Ich würde jedoch den Teufel tun, deren Namen zu veröffentlichen. Es gehört zu den höchsten journalistischen Pflichten, unsere Quellen zu schützen, insbesondere, wenn denen Schaden entstehen könnte. Ihre Vorwürfe sind eine böswillige Attacke auf die Pressefreiheit.

Und wenn Sie manche Behauptungen als „ehrenrührig“ bezeichnen, so wissen Sie genauso wie ich, dass Sie da nicht die Wahrheit sagen.

Sie wissen genauso wie ich, wer da Ihren Förderverein aus genau diesen Gründen verlassen hat und seine Rücktrittsgründe mit einem weit verbreiteten Brief erklärt hat.

Zudem kenne ich eine weitere Geschichte, mit der bezeugt werden könnte, dass Schehade einerseits Spendengelder nahm und dann Menschen, denen er eigentlich mit den Spendengeldern helfen sollte, saftige Übernachtungspreise abverlangte. Auch diese Geschichte ist Ihnen wohlbekannt. Wegen dem oben genannten Problem, meine Quellen schützen zu müssen, kann ich keine Namen nennen.

Mich ärgert auch, dass Sie hier blauäugig, offenbar ohne die Lage vor Ort zu kennen, von der „Friedensarbeit“ auch mit Juden den deutschen Lesern ein falsches Bild vorgaukeln. Offenbar wissen Sie nicht, dass es jüdischen Israelis strikt verboten ist, die palästinensischen Autonomiegebiete zu besuchen, nachdem mehrmals jüdische Israelis und in Bet Jala sogar ein jüdischer Amerikaner (der Besitzer des Everest Hotels) ermordet worden sind.

Evangelische Pfarrer, die mehr daran interessiert sind zu verleumden und lieber vertuschen als aufzuarbeiten (falls sie nicht sogar bei unredlichen Machenschaften bewusst mitmachen) sind keine würdigen Vertreter ihrer Kirche!

5 Gedanken zu “Friedens(b)engel – Kritik unerwünscht

  1. Hallo heplev, wollte das schon die ganze Zeit machen: dir danken, dass du davon berichtest. Ich bin in die ganze Angelegenheit auch involviert. Daher hatte ich für einen Kommentar noch keine Zeit. Ich habe den link zu diesem Bericht an alle meine Bekannte weitergeleitet.
    Auch Freund Bernd Dahlenburg hatte schon mal über Jadallah Shihade berichtet.
    Die ganze Sache hat auch in kirchlichen Kreisen größere Dimensionen angenommen. Gleichzeitig tut sich vor uns ein Sumpf aus Ungereimtheiten auf. Jetzt müssen sozusagen alle Farbe bekennen, auf welcher Seite sie stehen.
    Wir können dir gerne weitere Informationen zusenden, wenn du mal wieder das Neueste aus Metzingen posten willst.
    Danke noch mal und weiter so….:-)
    Mirjam

  2. «Ökumenischer Bittgottesdienst mit Hannelore Shihadeh, schwäbisch/arabische Pfarrfrau aus Beit Jala.»

    Sollte es da nicht „Ökumenischer BIGOTTENdienst …“ heissen, wie ich irrtümlicherweise ? zuerst gelesen hatte? Käme der Wahrheit ja gewiss viel näher …

    • Bigottendienst – herrlich!
      Es ist schon manchmal witzig, was das Unterbewusstsein verursacht.
      Ich frage mich, wie viele von den Leuten, die diesen Gottesdienst besucht haben, wissen, wer sie da wirklich beglückte.

  3. Herzlichen Dank für diesen ausführlichen Artikel. Ich stieß auf ihn während der Recherche vom Hamas-Minister in der Akademie Bad Boll. Ich bin auf dieser Tagung, auch wenn mir dann die ganze Woche versaut ist. Es ist einfach widerlich was wir für offizielle Kirchenfürsten und Abgeordnete haben.

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