Ein Neuer Naher Osten oder alter Israel-Hass?

Juden als Nazis darzustellen, israelische Premierminister als Hitler und den Davidstern mit dem Hakenkreuz gleichzusetzen ist in der islamischen Welt heute üblich

Josef Olmert und Giulio Meotti, Jerusalem Post, 27. Mai 2012

Die folgenschweren Ereignisse des Arabischen Frühlings bieten uns eine weitere Gelegenheit sich die Diskussion des Nahen Ostens in den USA und Europa anzusehen. Das aufkommende Bild sagt, dass alte Gewohnheiten nur schwer überwunden werden. Die Hauptthemen, die diese Diskussion vor dem Ausbruch bestimmten, stehen weiterhin ganz oben auf der Agenda.

Die Medien haben völlig dabei versagt, diese Ereignisse vorherzusehen, was weitgehend der exzessiven Konzentration auf den israelisch-arabisch-palästinensischen Konflikt als wichtigster Frage auf Kosten alles anderen zugeschrieben wird. Den jährlich von der UNO veröffentlichten und von Arabern geschriebenen Berichten zum Zustand der menschlichen Entwicklung in der arabischen Welt wurde keine Aufmerksamkeit gewidmet. Diese erstaunlich offenen und aufschlussreichen Berichte haben ein trostloses Bild der Angelegenheiten dargestellt und beinhalten konkrete Warnungen – dass z.B. der Status quo in der arabischen Welt nicht mehr lange andauern kann. Sie wurden von der Presse wie der akademischen Welt ignoriert. Doch sowie die Ereignisse sich zu entfalten begannen, kamen – als sei das ein pawlowscher Reflex – viele in der Presse und der akademischen Welt schnell zu den Israelis und Palästinensern zurück.

Ein typisches Beispiel sind die Texte von Thomas Friedman in der New York Times. Friedmans gut geschriebene Kolumnen hinterlassen beim Leser den definitiven Eindruck, dass trotz so vieler Faktoren, die hinter dem Arabischen Frühling stecken, der Schlüssel zu einem besseren Nahen Osten der Zukunft weiterhin eine schnelle Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts ist und dass es an Israel liegt die eine Sache zu tun, die zu einem neuen Nahen Osten führen wird.

Als aber dieselbe Times sich mit den Ereignissen in Syrien beschäftigte, wurden fünf Wissenschaftler zur Diskussion der Lage eingeladen – und keiner davon war ein Israeli. Man bleibt mit der Frage zurück, ob das nicht eine subtile Botschaft war, dass israelische Wissenschaftler irgendwie keine legitimen Teilnehmer eines Forums über Syrien sind.

Ein großer Teil dieser Diskussion beschäftigt sich mit den Fragen des Sektierertums. Das ist zwar ein entscheidender Faktor hinter dem Konflikt gewesen, doch diejenigen, die das Offensichtliche leugnen, haben eine breite Bühne.

Das war am 18. März der Fall, als die Washington Post einen typischen Artikel von Wadah Khanfar veröffentlichte, dem früheren Geschäftsführer von Al-Jazira, der behauptete, „das moderne Syrien habe niemals grundlegenden religiösen Konflikt erlebt“. Viele solch haarsträubender Verzerrungen erscheinen fast täglich an so vielen Orten, dass der Eindruck zurückbleibt, nicht Glaubenskonflikte seien das Problem, denn die Araber sind von der Notwendigkeit der Selbstverantwortung ausgenommen – womit Israel und das Beschuldigungsspiel wieder im Zentrum stehen.

Während Meinungsumfragen in der amerikanischen Öffentlichkeit in hohem Maß Unterstützung für Israel zeigen, bieten die Akademiker ein völlig anderes Bild, insbesondere bei den internationalen Beziehungen, Politikwissenschaft und Nahost-Studien. Dort spielt das Buch über AIPAC mit dem Titel Die Israel-Lobby, geschrieben von Mearsheimer und Walt, weiterhin eine große Rolle und die beiden werden von Ihresgleichen zu den einflussreichsten Wissenschaftlern auf diesem Gebiet gezählt.

In Begriffen seines Einflusses ausgedrückt, ist dieses Buch Kult.

Eine systematische Rezension des Buches, die behauptet, dass es „wie ein Sturm der Kategorie 5 in die meinungsbildende Gemeinschaft“ einschlug, dürfte alles andere als übertrieben sein.

Die Lage in Europa ist weit schlimmer.

Universitäten sind Zeuge der heftigsten Welle antiisraelischer Voreingenommenheit seit dem 6. April 2002, als 123 Akademiker einen im Guardian veröffentlichten Brief unterzeichneten, der ein Moratorium auf alle kulturellen Verbindungen zu Israel forderte. Seitdem waren Universitäten Gastgeber für von der EU finanzierten Veranstaltungen, die israelische Politik mit der Apartheid Südafrikas gleichsetzten. Darüber hinaus fördern selbst „Ivy League“-Universitäten in den USA die „Israel Apartheid Week“.

Die Definition des jüdischen Staates als „Apartheidstaat“, mit dem unterschwelligen Vergleich zwischen Arianismus und Zionismus, ist zum Codewort für das Böse geworden. Juden als Nazis darzustellen ist heute in der islamischen Welt üblich, doch diese furchtbaren Vergleiche haben auch bei westlichen Akademikern Wirkung gezeigt.

Zygmunt Baurman, der als einer der einflussreichsten Soziologen der Welt gilt, erklärte in einem Interview mit der polnischen Wochenzeitung Politika: „Israel nutzt den Holocaust aus, um gewissenlose Taten zu legitimieren.“ Dann verglich er den israelischen Verteidigungszaun mit dem Warschauer Ghetto, aus dem 400.000 Juden in die Todeslager geschickt wurden. Der deutsche Historiker Ernst Nolte sagte bei einem Vortrag in Italien: „Der einzige Unterschied zwischen Israel und dem Dritten Reich ist Auschwitz.“ Dazu: „Die Affinität zu den Palästinensern ist weiter verbreitet als die, die den Opfern des Holocaust gegeben wird.“

Kein Wunder, dass Worte wie diese Ozeane überqueren; so wird in der UC Irvine, einem der Epizentren antiisraelischer Agitation, der jüdische Staat als „das Vierte Reich“ beschrieben.

Alles in allem ist eine neue Generation westlicher Akademiker, insbesondere in den Geisteswissenschaften, getränkt mit diesen antijüdischen, antiisraelischen Ansichten. Der Zionismus wird als Ursache für Antisemitismus ausgegeben, nicht als legitime Antwort darauf. Die Weltsicht dieser Akademiker ist internationalistisch und Dritte-Welt-tümelnd.

Sie betrachten Israels Souveränität als „rassistisch“ und lehnen die Vorstellung einer jüdischen nationalen Identität ab; gleichzeitig predigen sie der gesamten Welt, die Legitimität des palästinensischen Nationalismus müsse akzeptiert werden.

Für sie ist Islamophobie die schlimmste Form des Rassismus und somit ein weiterer Grund, dass sie die einfache Tatsache nicht akzeptieren können, dass es im Nahen Osten derart viele Konflikte zwischen ethnischen und religiösen Gruppen gibt, da das zu akzeptieren – Gott behüte – einen Schatten auf die gesamte islamische Religion werfen würde.

Die meisten dieser Akademiker sind Marxisten, deren Bild der Welt zu allen Dingen in scharfen Kontrast zum islamischen steht; und doch finden sie einen gemeinsamen Nenner, da für beide Gruppen das Entscheidende im Nahen Osten die Negierung der rechtmäßigen Existenz Israels ist. So kann mit Sicherheit gesagt werden, dass viele westliche Akademiker rasch zum einflussreichsten israelischen Nachwuchs der Welt werden.

Wir wissen aus der Geschichte, dass es bei diese irrationalen Besessenheit nichts Neues gibt.

7 Gedanken zu “Ein Neuer Naher Osten oder alter Israel-Hass?

  1. Cool bleiben!
    Schon jetzt ist Israel das einzige stabile Land im Nahen Osten. Die muslimischen Länder zerfallen schneller als man zusehen kann. Ägypten wird noch in diesem Jahrzehnt seine Somalisierung erleben. Mit dem Schiefergas und dem Öl-Peak in Saudi-Arabien wird dieses Land sich bald wieder auf den Status des Tschad zuentwickeln. Der Iran ist ja bereits auf dem besten Weg und die Iraner werden am Ende feststellen, daß sie ihr Öl nicht verkauft haben, als man noch was dafür bekam.
    Die natürliche Staatsform eines muslimischen Landes ist die Tyrannei oder die Anarchie. Die Tyrannen bringen Frieden – ab und zu mal einen großen Krieg. Die Anarchie bringt massenweise tote Araber.

    Die „antiisraelischer Voreingenommenheit“ hat keine Zukunft, weil auch die intelligentesten Intellektuellen erkennen werden, daß nur in einem jüdischen „KZ/4. Reich“ Araber den Vorzug haben in Frieden und Wohlstand zu leben.

    Wir werden womöglich noch erleben, daß die Gaza-Araber die Hamas ins Mittelmeer werfen wird und alles nur Mögliche versuchen werden, wieder unter israelische Besatzung zu kommen.

    • „Die ‚antiisraelischer Voreingenommenheit‘ hat keine Zukunft, weil auch die intelligentesten Intellektuellen erkennen werden, daß nur in einem jüdischen ‚KZ/4. Reich‘ Araber den Vorzug haben in Frieden und Wohlstand zu leben.“

      Bezweifel ich dann doch sehr stark, worin mich auch die Bestrebungen des postmodernen Akademiker-Milieus, die grundlegenden Bürgerrechte die Israel Homosexuellen gewährt, als „Israeli Pinkwashing“ bzw. gezieltes Propagandainstrumentarium der Israelis zur Abwertung der Araber umzulügen, oder der Versuch einer palästinensischen Soziologin, den niedrigen Grad an Vergewaltigungen in der IDF mit dem „puren Rassismus“ ihrer Angehörigen zu erklären, bestärkt. Der Nexus von Antisemitismus und Antizionismus ist doch gerade der alles beherrschende Irrationalismus, der Juden und Israelis permanent dämonisiert – und bisher gegen jegliche Realität immun ist.

      In dieser perversen Logik ist es auch nur logisch den demokratischen Judenstaat als Nazireich zu verklären

      • „In dieser perversen Logik ist es auch nur logisch den demokratischen Judenstaat als Nazireich zu verklären“
        Im Gegensatz zu den Nazis führen die Israelis ihre Kriege nicht gegen die USA und Rußland sondern nur gegen Schwächlinge und Idioten. Das sehen die Judenfeinde natürlich auch und erklären das entsprechend zu jüdischer Hinterlist.
        Da haben sie natürlich in gewisser Weise sogar recht. Wobei es ganz objektiv natürlich viel intelligenter ist, sich starke Freunde ins Boot zu holen als (wie die Nazis) Krieg gegen die ganze Welt zu führen.

        Wer Schächlinge und Idioten als Feinde hat, muß ja irgendwas richtig machen. Der Nachteil ist ja nur, daß es so viele davon gibt. Der Vorteil ist, daß das genau die sind, die sowieso nie was hinkriegen.

  2. Jetzt muß ich doch einmal kritisieren. Die Aufgabe der Medien ist es gerade nicht „Ereignisse vorherzusehen“. Die Aufgabe der Medien ist es Geld zu verdienen, nicht Propheten auf anderen Gebieten zu sein.

    Medien erzielen Einkünfte von zwei Seiten, aus der Werbung und vom Leser. Die Einkünfte aus der Werbung dominieren, die Leserschaft zahlt ins gesamt wenig. Deshalb verzichten viele Medien bereits freiwillig auf den Geld-Beitrag der Leser, wenn diese nur die Werbung beachten.

    Aufgabe des Journalisten – Entschuldigung heute gibt es nur noch Redakteure und Chefredakteure – ist es den Leser auf die Werbung hinzuführen. Der durchschnittliche Leser möchte unterhalten werden und seine Meinung bestätigt sehen.

    Um die Aufnahme der Werbebotschaft zu festigen, wird sie in den unterhaltenden und Meinung bestätigenden Teil des Mediums mit hinein gezogen.

    Das sollte jeder sich selbst ernst nehmende Leser wissen.

    • „Der durchschnittliche Leser möchte unterhalten werden und seine Meinung bestätigt sehen. “
      Der Satz ist genial.
      Und vermutlich richtig.
      Jetzt wissen wir warum im SPIEGEL soviel bösartiges über Israel steht. Nicht weil die Journalisten Israel und Juden hassen sondern weil die Leser Israel und Juden hassen.

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