Nir Oz wird wieder erblühen: Die Geschichte eines legendären Kibbuz-Gärtners

In den frühen Tage litten die Mitglieder des Kibbuz Nir Oz unter furchtbaren Sandstürmen, die es problematisch machten sich zu bewegen, zu sehen und zu essen. Ran Pauker, der legendäre Landschaftsgärtner des Kibbuz, wurde gerufen, um das Problem zu lösen und nebenbei wurde Nir Oz ein grünes, ökologische Juwel. Zur Zukunft des Kibbuz gefragt, der am 7. Oktober einen verheerenden Schlag erhielt, sagt er, die Vegetation werde innerhalb eines Jahres wiederhergestellt, was die Gemeinschaft angeht: „Da müssen wir abwarten.“

Yael Ingel, the Librarians, 12. Dezember 2023

Ran Pauker, der Jahrzehnte lang als der Gärtner und Landschaftsgärtner Jahrzehnte gearbeitet hat, neben dem Schild am Eingang zum „Grünen Punkt“, dem botanischen Garten des Kibbuz, der sich auf Vegetation spezialisiert hat, die wenig Bewässerung benötigt. (Foto aus einem privaten Album)

„Ich trimme noch den Garten zu Ende und rufe dann zurück“, antwortete Ran Pauker, der 86-jährige aus dem Kibbuz Nir Oz Geflohene, als ich ihn anrief, um mit ihm über sein Lebenswerk zu sprechen. Es scheint, man kann den Gärtner nicht aus dem Garten holen, selbst wenn er weit weg von Zuhause ist. Pauker und seine Frau Carmelit sind in den Kibbuz HaSolelim in Nidergaliläa evakuiert worden. Beide waren Mitglieder der ersten Pioniergruppen Haschomer Hatza’ir, die in den 1950-er Jahren den Kibbuz Nir Oz gründeten. Das Paar war nach dem furchtbaren Angriff vom 7., Oktober gezwungen ihr Zuhause zu verlassen. Sie waren an diesem Samstag zufällig bei ihrer Tochter in Sderot und dadurch gerettet.

Wie viele Kibbuzim, die entlang der Grenze Israels aufgebaut wurden, stellte sich der Kibbuz Nir Oz in seiner Geschichte vielen Herausforderungen. Wären Sie in den 1950-ern dorthin gekommen und hätten sich umgesehen, dann hätten Sie Wildnis und Sand gesehen, die sich von einem Ende des Horizonts zum anderen erstreckten.

Kibbuz Nir Oz um 1960 (Foto: Ran Pauker, aus dem Archiv des Kibbuz Nir Oz)
„Nir Oz‘, ein neuer Kibbuz bei Nirim“ – Bericht in Herut, 30. September 1955.

„Als wir uns dort niederließen, gab es in der Gegend unerträgliche Sandstürme. Ich konnte nicht einmal ein paar Meter vor nichts sehen“, sagt Pauker. „Ich erinnere mich an einen Sandsturm, als wir im Lagerraum der Küche essen mussten, weil … der Speisesaal voller Sand und Staub war. Der Lagerraum war so klein, dass wir in Schichten aßen.“

Im Blick zurück könnte Pauker exakt die Lösung gewesen sein, die der sandgepeitschte Kibbuz brauchte. Bei seiner Ankunft dort übernahm er, obwohl der das nicht geplant hatte, das Management der Landschaftsplanung des Kibbuz Nir Oz und war verantwortlich für alle Pflanzen und die Vegetation im öffentlichen Bereich. In einem Bus von Tel Aviv stieß er auf einen alten Freund, Meir Lavi (Bürgermeister), der damals der Kibbuz-Sekretär war, und sagte ihm: „Ran, wir haben keinen Gärtner. Du bist der Sohn eines Gärtners, du hast die [bekannte israelische Landwirtschaftsschule] Kadoorie besucht, du bist als Farm-Koordinator und hast gerade keine Arbeit. Komm und arbeitet zwei oder drei Monate für uns als Gärtner, bis du etwas anderes findest.“

Pauker sagte zu. „Es heißt, es gibt nichts Dauerhafteres als das Vorübergehende. Das stimmt. Ich bin seitdem Gärtner gewesen.“

Buchdeckel eines 2015 veröffentlichten Buchs zu 60 Jahren Kibbuz Nir Oz. Das Foto zeigt einen bekannten hebräischen Slogan von Meir Ya’ari, der den Kibbuz seine Geschichte hindurch begleitet hat und der in etwa so übersetzt werden kann: „Wir sind nicht reisemüde, wir sind vielmehr Vorreiter.“
Ein Plakat hängt nach den Angriffen vom 7. Oktober am Silo von Nir Oz; es trägt denselben Slogan, der auf dem Buchdeckel oben steht. (Foto: Mosche Yolovich)

Die Sandstürme ließen ihn erkennen, dass seine Rolle weit wichtiger war, als er gedacht hatte. Sie würde nicht nur sein Leben verändern, sondern ihn zu einem Guru der grünen, wirtschaftlichen du ökologischen Planung  machen.

Am Beginn seiner Reise sah sich Pauker einer zweifachen Herausforderung gegenüber: Wie konnte er das Leben in der heißen, staubigen Wüste erträglich machen und auch Geld und Wasser sparen, denn die Ausgaben kosteten den jungen Kibbuz ein Vermögen. Tüchtig, wie er war, fand Pauker heraus, wie: Er plante seine Baumpflanzungen  sorgfältig und gescheit und wählte wohlüberlegt Vegetation aus, die zu den Wüstenbedingungen passten. Das Grün, das dem Kibbuz Nir Oz beherrscht, wurde zu seinem Markenzeichen und selbst nach der Tragödie vom 7. Oktober stehen die Pflanzen immer noch neben den zerstörten, niedergebrannten Häusern. Pauker sagt, sein Geheimnis sei die Kombination aus Geduld, der Bereitschaft aus Fehlern zu lernen, ständiger Beachtung der Umstände und die richtigen Pflanzen für das Terrain zu finden.

Einer der beeindruckenden Ficus-Bäume, die überall in Nir Oz verbreitet sind. (Foto: Ran Pauker)
Eine Liste der Mitwirkenden am Buch, das vom den Gründern des Kibbuz veröffentlicht wurde um seinen 60. Jahrestag zu begehen. Eine Reihe dieser Leute wurden am 7. Oktober verschleppt. Einige sind freigelassen worden und wir warten mit Sorge darauf, dass der Rest nach Hause kommt.

Im Lauf der Jahre sah Pauker, dass seine Arbeitsmethoden weitere Vorteile boten: Mit der Einsparung von er Geld, Zeit und Arbeitskraft war er auch in der Lage ökologischer zu arbeiten, was besser zu einem Planeten passt, der allmählich wärmer wird. Seine Ideen und Entwicklungen machten aus Nir Oz ein Vorbild für die Kultivierung natürlicher Räume auf eine Weise, die ein angenehmes und bequemes Leben zulässt, aber auch ökologische und wirtschaftliche Anliegen berücksichtigt.

„Ich erkannte, dass ich dadurch, dass ich den Rasenschnitt [vom Rasenmäher] nicht aufsammele und wenn ich einen Recycler-Mäher verwende [der das Gemähte auf dem Feld lässt] Kehrkosten und Benzin einspare. Ich ließ auch Minerale im Boden und brauchte keinen Dünger. Wir setzten Pflanzen, die Trockenheit gegenüber hoch resistent sind; wir schufen überall in dem relativ flachen Kibbuz Drainage-Sammelbecken und wir nutzten Wasser aus den Klimaanlagen, um die Pflanzen zu bewässern. Das zahlte sich finanziell und ökologisch aus.“

Experimente mit unterschiedlichen Grassorten innerhalb einer wie einer Blume geformten Parzelle vor dem Speisesaal, die sich bis heute dort befindet. (Foto: Ran Pauker, aus dem Archiv des Kibbuz)

Ran erbte seinen Liebe zur Gärtnerei von seinem Vater. Er wurde in Nahariya geboren, seine Eltern gehörten zu den Gründern der Stadt. Sein Vater arbeitete ebenfalls als Gärtner und Gartenplaner und selbst als Kind half Pauker im Alter von nur vier Jahren seinem Vater bei der Arbeit aus. Sein Vater gab ihm einen kleinen Eimer Kalk und schickte ihn die Baumstämme zu tünchen.

Als er an der Landschaftsgestaltung des Kibbuz Nir Oz zu arbeiten begann, bat er seinen Vater, er möchte ihm bei der Planung zu helfen kommen. Der erfahrene, in Deutschland geborene Gärtner bot ihm eine geordnete, methodische Arbeitsweise an. Als Ran als Leiter der Landschaftsgestaltung anfing, hatte er eine Vision und klare Pläne und er stellte sicher, dass er seine Arbeit dokumentierte, damit er in der Lage sein würde den Mitgliedern der Gemeinschaft seine Leistungen und später der breiten Öffentlichkeit den vorzulegen. Innerhalb des ansprechenden, grünen Kibbuz gründete Ran einen botanischen Garten namens Kekuda Yeruka oder „Grüner Punkt“, der zu einem Pflanzenforschungszentrum wurde, das von Experten und Studenten aus aller Welt besucht wurde.

Und wie traf er seine Frau Carmelit? Natürlich als die beiden zusammen in der Rosenzüchterei arbeiteten. Sie züchteten verschiedenen Arten aus den Rosenbüschen und ihrer Zusammenarbeit blühte in Liebe, was sie zu einer glücklichen Ehe und einer großen, unterstützenden Familie führte.

Carmelit Menashe und Ran 1964 in der Rosenzüchtung des Kibbuz Nir Oz (Foto aus einem privaten Album)

Am 10. Oktober sollte Pauker die Veröffentlichung seiner Autobiografie Sipuro schel Tzabar BeHafrachat HaMidbar („Die Geschichte eines Sabre, der die Wüste erblühen ließ“) feiern. Das Buch beschreibt seine bedeutenden Beiträge zum Kibbuz sowie zum Bereich der Gärtnerei und Umweltstudien, da Experten bis heute immer noch in den Kibbuz kommen, um von ihm zu lernen. Zusammen mit uns allen hofft Pauker, dass er eines Tages, wenn alle Geiseln einschließlich derer aus dem Kibbuz wieder Zuhause sind die Gemeinschaft den Wiederaufbau beginnt, die Veröffentlichung seines Buches feiern kann.

Der schwarze Einband von Ran Paukers Autobiografe, die bald veröffentlicht werden soll.

Der botanische Garten und das satte Grün von Nir Oz sind eine Erfolgsgeschichte darüber, wie man die Wüstenöde erblühen lässt. Nach der Zukunft gefragt, sagt Ran: „Der Kibbuz selbst ist zerstört, die Häuser sind zerstört, aber die Pflanzen stehen immer noch und die Bewässerung funktioniert komplett, Dank Na’amit, der jetzt für die Landschaftsgestaltung zuständig ist, und den erstaunlichen Kibbuz-Mitglieder die zum Helfen gekommen sind. Wenn sie uns lassen, werden wir die gesamte Landschaftsgestaltung innerhalb eines Jahres dahin zurückbekommen, wie es war. Aber die große Frage ist die Gemeinschaft von Nir Oz; wofür wird sich die Gemeinschaft entscheiden und wie können wir sie wiederherstellen? Was das angeht, werden wir abwarten müssen.“

Der satt grüne Kibbuz Nir Oz von oben, 2019. (Foto aus dem Archiv des Kibbuz Nir Oz)

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