Meine Tochter wurde am 7. Oktober getötet – hier ist meine Botschaft an die Welt

Hannie Ricardo, The Algemeiner, 16. Mai 2024

Das persönliche Eigentum der Festivalbesucher sind am Ort des Angriffs von Hamas-Terroristen aus dem Gazastreifen auf das Nova-Festival an Israels Grenze zum Gazastreifen im südlichen Israel zu sehen – 12. Oktober 2023 (Foto: Reuters/Ronen Zvulun)

Hannie Ricardos Tochter Oriya wurde am 7. Oktober 2023 beim Massaker auf dem Nova-Musikfestival ermordet. Es folgt die überarbeitete Version einer Rede, die Hannie zum Yom HaZikaron und Muttertag hielt – ihre ersten ohne Oriya.

Seit ich eine junge Frau war, bin ich eingeladen worden an Gedenkfeiern teilzunehmen – ein Gedicht vorzulesen oder ein Lied zu singen. Viele Jahre lang habe ich mit Eltern zusammengestanden, die ihre Lieben verloren haben, hielt ihre Hände und stützte sie.

Ich nehme heute zum ersten Mal in meinem Leben an dieser Gedenkfeier als אמא שכולה teil, als Mutter, die das Kostbarste in ihrem Leben verloren hat – meine Tochter.

Ich widme meine Worte heute dem Gedenken an meine geleibte Oriya, die mir 26 Jahre Licht, Liebe und Glück gab und dem an ihre engen Freunde, das Paar Sharon Refai und Schahar Manzur sowie dem mutigen Eli Refael, Sharons Bruder, der sie retten wollte und auch er wurde mit ihnen ermordet; und im Gedenken an Mapal Adam und Hilly Solomon, Omrai Aharak, Yarden Buskila und all die wunderbaren Menschen, die am 7. Oktober auf dem Nova-Musikfestival brutal ermordet wurden.

Nie wieder – das Wortpaar, das ich seit meiner Kindheit gehört habe – ist seit dem Massaker vom 7. Oktober zu einem Konzept ohne Inhalt geworden. Jetzt müssen wir es mehr als je zuvor mit stärkerem Inhalt füllen.

Nie wieder bedeutet, dass wir als Juden in dem Verständnis einig sein müssen, dass wir mit Recht und nicht durch aus Gnade hier sind, nicht durch die Gnade der Leute, nicht wegen anderer Religionen oder der schamlosen UNO, die den Eindruck vermittelt, dass ihre gesamte Rolle darin besteht den Hassern des jüdischen Volks zur Hand zu gehen, wer immer die auch sind.

Nie wieder heißt, dass wir aufhören uns für unsere Existenz zu entschuldigen oder Ausflüchte für alles zu finden, was wir tun, um unsere Nation aufstrebend und erfolgreich zu machen – und vor allem uns selbst zu schützen.

Nie wieder bedeutet, dass kein Rabbiner seinen Schülern sagt, sie sollten ihr Jüdisch sein verbergen, weil er Angst vor gewalttätigen Mobs hat, wie es viele in Nazi-Deutschland und seinen Partnern machten.

Nie wieder bedeutet, dass wir unsere Stimmen hörbar machen, einzeln wie in einer Gruppe.

Nie wieder bedeutet, dass es an der Zeit ist Verantwortung zu übernehmen, sich den Stimmen zu stellen, die unsere Vernichtung fordern und das auf jede mögliche Weise zu bekämpfen.

Nie wieder. Es bedeutet, dass man die Zeichen nicht ignoriert, die sich direkt vor unseren Augen befinden oder sie als „da wird vorbeigehen“ abtut – weil es das nicht wird, außer man unternimmt etwas.

Nie wieder bedeutet, dass man anerkennt und begreift, dass islamischer Terrorismus der Nazi-Unterdrücker des 21. Jahrhunderts ist und all die Studenten, Professoren und ihre begeisterten Anhänger genauso wie Hitlers „Braunhemden“ sind, die die Straßen mit Terror und extremer Gewalt beherrschten, indem sie die Juden als Vorwand benutzten.

Nie wieder. Ich habe immer gesagt, jedes Mal, wenn ich an meine Vorfahren dachte, die Opfer von Judenhass unter der Nazi-Besatzung waren und in Auschwitz vergast und verbrannt wurden. Nie wieder, sage ich mir jedes Mal, wenn es mich zerreißt, weil ich weiß, dass ich meine Tochter durch Judenhass und islamische Terroristen verloren habe, die sie nur ermordeten weil sie Jüdin war.

Judenhass ist ein beschönigendes Wort für Antisemitismus – und wir müssen geschlossen dagegen auftreten.

Antiisraelisch, antizionistisch und anti-was-auch-immer sind alle dasselbe und sie alle fordern die Auslöschung des jüdischen Volks. Sie rufen zu Völkermord auf – Völkermord an uns.

Ich stehe heute hier in Schmerz und Qual, mit blutendem Herzen – aber ich stehe und ich rufe euch alle auf aufzustehen, erhobenen Hauptes und laut und deutlich ausrufen, damit die Welt es hört und versteht: Nie wieder.

Jeden Tag höre ich in der Nova-Ausstellung Leute sagen: Wir werden nie vergessen. Ich korrigiere sie: Ihr müsst aktiv sein. Nicht zu vergessen ist passiv. Ihr müsst gedenken und ihr müsst erinnern. Ich weiß, dass ich das tun werde, solange ich lebe.

Und ich werde mit den Worten enden, mit dem ich das Oratorium Kaddisch Oriya und Terezin zu beenden, das ich für Oriya schrieb und ihr widmete und das am 7. Oktober 2024 auf dem israelischen Opernfest in Tel Aviv Premiere haben wird:

אוריה, האם את שומעת? זאת אני, אלייך קוראת. אמא מתגעגעת, ותפילה אלייך נושאת.

עשי שלום עלינו, אוריה, שלום עלינו ועל כל ישראל, ונאמר אמן

Und ich werde es auf Englisch wiederholen, damit es jeder versteht:

Oriya, kannst du mich hören? Ich bin es, die dich ruft. Mama vermisst dich und hat ein Gebet für dich:

Schenke uns Frieden, Oriya, uns und ganz Israel und wir werden Amen sagen.

Hannie Ricardo ist eine israelische Musikerin, Historikern und Pädagogin. Sie hat einen Master-Abschluss in jüdischer Geschichte, in dem sie sich auf Holocaust-Studien konzentrierte und hat in Israel, Italien und Deutschland privat Gesang studiert. Sie ist als Sängerin bei Festivals und privaten Veranstaltung in Israel, Europa, dem Fernen Osten und den USA aufgetreten.

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