War etwas anderes zu erwarten?

Die Nachrichten und sogar der größte Teil der Berichterstattung im WDR-Radio waren gestern bis Mitternacht erstaunlich neutral – wenn man davon absieht, dass die Hamas erst „seit ein paar Tagen“ mit „selbst gebastelten Raketen“ schoss. Ansonsten lieferten ja alle erwähnten europäischen Regierungsvertreter die entsprechende Rhetorik, angefangen bei Mr. Sarkozy, der die Vokabeln „unverhältnismäßig“ nicht deutlich genug verbreiten konnte, bis zu Herrn Steinmeier, dessen scheinbar beide Seiten ansprechende, riesige Worthülsen Begriffe „übertrieben“ und „unverhältnismäßig“ sowie die pal-arabische Behauptung eines Krieges gegen die Zivilbevölkerung nicht besser auf Umwegen Verwendung geben konnte. Solana stieß direkter in dasselbe Horn und die UNO-Vollversammlung, der Sicherheitsrat und der Generalsekretär haben schon gar kein anderes Thema – bis gestern hatten sie praktisch kein Wort über die Raketen und Mörser verloren. Der WDR sagte zu den Opfern der Angriffe wenigstens „nach palästinensischen Angaben“ – ansonsten hatte sich nachmittags noch einer verquasselt und erzählt, dass die PA-Fernsehbilder vor allem Tote in Tarnanzügen zeigten.

Ein Grund für die hohe Zahl der arabischen Toten könnte übrigens auch daher kommen, dass die Luftwaffe eine Vereidigungszeremonie für Absolventen eines militärischen Trainingsprogramms bombardierte und „die Absolventen ins verfrühte Märtyrertum schickte, bevor sie ihre Ausbildung für weitere Morde an jüdischen Zivilisten verwenden konnten“, wie eine Bekannte es in ihrer E-Mail grimmig kommentierte.

Die offenbar sehr hohe Zahl von toten Nicht-Zivilisten kommt bei Politikern in Deutschland, Europa und der UNO natürlich nicht vor. Dort fängt man hektisch an zu kreischen, seit Israel sich wieder wehrt. Auf einmal sind Zivilisten wichtig – pal-arabische Zivilisten natürlich, denn Israel schlägt ja zu. Seit sieben Wochen lagen israelische Zivilisten unter Dauerfeuer und genau dieselben Herren und Damen haben sich nicht gerührt. Die Heuchelei ist so offensichtlich, dass niemand sie als solche sehen will.

„Kollektive Bestrafung“ gehört zu den schwächeren Vokabeln, die verwendet werden. Natürlich sind Zivilisten mit betroffen, die sich in unmittelbarer Nähe zu Hamasführern befinden. Interessant ist, dass diese Leute getroffen werden, weil sie sich in unmittelbarer Nähe zu Terroristen bzw. deren Chefs, Planern und ideologischen Aufheizern befinden. Sie sind getroffen, weil sie sich in der Umgebung von völlig legitimen Zielen befinden. Von „kollektiver Bestrafung“ israelischer Zivilisten durch die Terroristen war nie die Rede – dabei sind die betroffenen israelischen Zivilisten nur deshalb beschossen, weil es sie gibt. Fällt den Schwadronierern hier der Unterschied nicht auf? Nein, davor verschließen sie die Augen! Und wenn dann Herr Riyad Mansur (PLO-Repräsentant bei der UNO) ins Mikrofon gibt, „wir“ [die PalAraber] seien gegen die Tötung von unschuldigen Zivilisten und das müsse sofort aufhören, dann heißt das offensichtlich, dass er nur gegen die unabsichtliche Tötung von arabischen Zivilisten durch Israel ist – die gewollte Ermordung israelischer Zivilisten durch die Terroristen ist keinesfalls abzulehnen!

Gestern Abend fand ich beim Geburtstag einer Bekannten den üblichen Schwachsinn vor, der von unseren Medien, Politikern, der „Intelligenz“ des Landes den Menschen eingeimpft wird: Die Juden sind schuld. Wenn die nicht die Palästinenser unterdrücken würden, wenn die nicht den Palästinenser immer mehr Land rauben würden, wenn die nicht… Ich habe es gewagt einzuwerfen, dass es sofort Frieden gäbe, wenn die Araber endlich aufhören würden zu schießen. Nein, dann würden die Palästinenser überall von Israel vertrieben werden, auch aus dem Gazastreifen. Die wollten sich alles unter den Nagel reißen. Auf meinen Einwand, das würde dem bisherigen Vorgehen Israels widersprechen, schließlich habe es schon eine ganze Menge wieder abgegeben, gab es große, fragende Augen. Wo haben die je etwas abgegeben? Sinai. Gazastreifen. Sagt das irgendetwas? Trotzdem, wenn die Palästinenser klein beigeben würden, wären sie weg vom Fenster.

Weiter kann man die Lage nicht auf den Kopf stellen. Und mit Fakten darf man offensichtlich überhaupt nicht kommen. Oder doch, darf man, aber die werden ignoriert und als nicht stimmend weggeredet. Das Bild hat zu stimmen. Dabei kann ich den Leuten keinen wirklichen Vorwurf machen, die glauben das, was sie aus den Medien vermittelt bekommen.

Anders sieht es aus, wenn man sich die Kommentare der Online-Leser des deutschen Blätterwaldes ansieht. DIE WELT hat ihren Kommentarbereich wegen „massiver Verstöße gegen die Netiquette“ geschlossen. Vorher schon wurden offenbar wüst antisemitische Kommentare gelöscht, zumindest an einer Stelle ist ohne erkennbaren Grund davon die Rede, dass ein Kommentar die „Protokolle der Weisen von Zion“ als Argumentationshilfe benutzt.

Es gibt ähnlich unreflektierte Bejubelung der israelischen Angriffe – und da frage ich mich, was es zu jubeln gibt. Diese Angriffe sind eine Erlösung, weil endlich etwas gegen die Terroristen unternommen wird, aber jubeln über die arabischen Toten kann ich nicht. Das ist kein Fußballspiel, bei dem man jubelt, wenn die eine Seite „trifft“. Es ist furchtbar, dass Israel keine andere Wahl hat als auf diese Weise zu versuchen den Dauerterror aus dem Gazastreifen zu beenden.

Wenn man das Lügenschwein vom Gaza-Innenministerium hört, vergeht einem allerdings die Laune endgültig (Originalton in SkyNews): Wir haben sechs Monate Waffenstillstand gemacht, die Israelis nicht. Die haben 22 von uns ermordet, ohne einen Grund dafür zu haben. Die haben uns belagert, wir haben nichts, sie haben keine Waren reingelassen. Niemand hat Israel auch nur ein Wort gesagt, dass es die Belagerung aufheben soll. Spätestens bei dem letzten Satz müsste ihm jeder Politiker, NGOler, UNO-Repräsentant, Staats-Repräsentant bei der UNO, Gutmensch und sonstiger Parteigänger der Terroristen eine schallende Ohrfeige verpassen, denn es gibt unter ihnen keinen, der nicht genau das ständig getan hätte: Israel die „Belagerung“ vorzuwerfen, Israel als Ursache einer (imaginären) „humanitären Katastrophe“ zu verleumden und den armen Terroristen zu attestieren, dass sie die Opfer der Juden sind!

Eines wird angesichts dieses Lügenschwalls deutlich: Die Hamas und ihre Kumpels haben ein völlig anderes Verständnis davon, welche Gründe es gibt eine Feuerpause zu veranstalten, als es jeder im Westen hat. Denn auf die Frage, warum die Hamas einer Feuerpause nicht zustimmt, befindet er, das ginge nicht, schließlich werde man beschossen und für eine Feuerpause müssten die Israelis erst einmal aufhören zu schießen. Der Typ bekam fast 20 Minuten Zeit für seinen ununterbrochenen Lügenschwall, abgesehen von ein paar Gelegenheiten freundlichen Nachfragens (mit Ausnahme der kritischen Frage, wieso eine Feuerpause nicht in Frage kommen soll). Ein seltsamer Unterschied zu den ständigen Unterbrechungen, die die Sprecherin des israelischen Verteidigungsministeriums sich gefallen lassen musste. Dabei ist Sky News noch der neutralste Sender, den ich erlebt habe; man legte ansonsten Wert darauf beide Seiten darzustellen und zu betonen, dass der Korrespondent vor Ort die Meinung pal-arabischer Vertreter bzw. israelischer Sprecher wiedergegeben habe. (Wenn da nicht die Lastigkeit zu arabischen Medienvertretern wäre, die in London sitzen.)

Ein Gedanke zu “War etwas anderes zu erwarten?

  1. Herzliches Beileid… solche Familienfeiern und ähnliche Feierlichkeiten kenne ich. Wie kann ich nur wagen, den allwissenden Spiegel, SZ und vor allem den öffentlich-rechtlichen Volkserziehern zu wiedersprechen! 😉

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