In einer post-amerikanischen Welt überleben

Caroline Glick, The Jerusalem Post, 9. April 2009

Man mag es mögen oder nicht, die Vereinigten Staaten von Amerika ist nicht länger der Weltpolizist. Das war die Botschaft der präsidialen Reise Barack Obamas nach Großbritannien, Frankreich, in die Tschechische Republik, die Türkei und den Irak in der vergangenen Woche.

Irgendwo zwischen den Entschuldigungen für die amerikanische Geschichte – sowohl der lange vergangenen wie der jüngeren –; dem Kniefall vor dem nicht gewählten, bigotte König von Saudi-Arabien; der Ankündigung das Atomarsenal der USA und einen Großteil der amerikanischen Raketenverteidigungsprogramme zusammenzustreichen und der Kastrierung der US Navy; Japan der Bedrohung durch Nordkorea und China gegenüber alleine zu lassen; den Tscheche, Polen und den übrigen früheren sowjetischen Kolonien „Don’t worry, be happy“ zu verkünden, während er sie im Stich lässt, damit sie sich Mokaus Gnade ausliefern; der Erniedrigung der Führer des Irak, während er vor dem Iran den Kotau macht; der Vorbereitung auf eine offene Konfrontation mit Israel; und dem Dank an den Islam für seine großartigen Beiträge zur amerikanischen Geschichte, machte Präsident Obama den Aggressoren der Welt klar, dass Amerika sich ihnen in der absehbaren Zukunft nicht entgegenstellen wird.

Ob sie Aggressoren wie Russland sind, Waffenhändler wie Nordkorea, Terror-Exporteure wie das atombewaffnete Pakistan oder Völkermord und Terror exportierende Atomstaatne wie der Iran: Heute, unter der neuen Administration, hat niemand von ihnen irgendeinen Grund Angst vor Washington zu haben.

Diese Nachricht ist Musik in den Ohren der amerikanischen Linken und ihrer Freunde in Europa. Obamas Unterstützer wie der Milliardär George Soros könnten angesichts des selbst verursachten Niedergangs der amerikanischen Supermacht nicht aufgeregter sein. Der ehemalige (anti-) Israelbüro-Chef von CNN, Walter Rodgers, schrieb am Mittwoch ekstatisch im Christian Science Monitor: „Amerikas … Status als Supermacht wird genauso rasch heruntergeschraubt wie seine Wirtschaft.“

Die amerikanischen und europäischen pro-Obama-Medien sind so zufrieden mit Amerikas Abdankung von der Macht, dass sie den seltenen Schritt unternahmen Obama auf seiner Pressekonferenz in London zu applaudieren. Statt dessen schien der Enthusiasmus der Medien für Obama mit jeder präsidialen Reue-Äußerung bezüglich Amerikas Machtgebrauch in der Vergangenheit, jeder primitiven Attacke, die er gegen seinen Vorgänger George W. Bush ritt, mit jedem Hieb gegen Israel und jeder Dankesäußerung für den Segen des Islam, die er von sich gab, zu wachsen.

Aber während die Medien nicht genug von dem neuen US-Führer bekommen konnten, begannen Amerikas verlässigste Verbündete weltweit verzweifelt nach einem Reset-Knopf zu suchen, das die Administration dazu bringen könnte, seine Preisgabe der amerikanischen Rolle als Schützer der freien Welt zurückzunehmen.

Tokio war von der Reaktion der Administration auf den koreanischen Test der dreistufigen ballistischen Rakete stark beunruhigt. Japan erkannte den Verrat in der Ankündigung von Verteidigungsminister Robert Gates vor Pjöngjangs neuester Provokation, dass die USA die Rakete nur abschießen würden, wenn sie auf US-Territorium zielte. In einem Satz, nicht in geheimen Konsultationen von sich gegeben, sondern der Welt auf CNN verkündet, setzte Gates Amerikas strategische Verpflichtung zur Verteidigung Japans außer Kraft.

Indien seinerseits ist besorgt von Obamas wiederholten Behauptungen, seine Weigerung die Kontrolle über die umstrittenen Provinzen Jammu und Kaschmir an Pakistan zu übergeben, stachele pakistanischen Terror gegen Indien an. Es ist gleichermaßen besorgt, weil die Weigergung der Obama-Administration Pakistan dazu zu bringen seine Unterstützung für jihadistische Terrorgruppen zu beenden, die Indien angreifen, zur zentralen Strategie gemacht wird, um Pakistan und Afghanistan fertig zu werden. Im Allgemeinen haben Indische Offizielle ihre tiefe Besorgnis wegen dem offensichtlichen Fehlen von Rücksichtnahme auf Indien als Verbündetem und signifikantem strategischen Gegengewicht zu China seitens der Obama-Administration zum Ausdruck gebracht.

Dann ist da der Irak. Während seines kurzen Besuchs in Bagdad am Dienstagnachmittag gab Obama nicht einmal vor, er würde sicherstellen, dass Demokratie und Freiheit im Irak gesichert werden, bevor die US-Streitkräfte sich nächstes zurückziehen. Die am stärksten unterstützende Äußerung, die er von sich zu geben in der Lage war, kam während seines Gesprächs mit türkischen Studenten in Istanbul. Dort sagte er: „Ich habe eine Verantwortung sicherzustellen, dass wir die Truppen rausholen, dass wir das auf so sorgfältige Weise tun, dass wir keinen völligen Zusammenbruch in Gewalt erleben werden.“

Weil sie Obamas Äußerungen hören und sehen, wie er und seine Ratgeber täglich Freundschaftserklärungen an den Iran abgeben, überlegen die irakischen Führer ihre Möglichkeiten für das eigene Überleben angesichts des schnell aufkommenden Sturms.

Dann gibt es Europa. Obwohl Obama von seinem Publikum in Prag enthusiastischen Applaus erhielt, als er seine Absicht verkündete das Atomarsenal der USA zu vernichten, ihre Raketenverteidigungsprogramme drastisch zu kürzen und eine neue Allianz mit Russland zu schmieden, waren seine Worte alles andere als Musik in den Ohren der Staatslenker der jetzt von Russland bedrohten früheren sowjetischen Satelliten. Die tschechische, polnische, georgische und ukrainische Regierung haben schnell begriffen, dass Obamas großer Wunsch sich beim Kreml einzuschleimen und sein eigenes Land zu schwächen ihre Fähigkeit gefährden wird der russischen Aggression Widerstand zu leisten.

Es ist zum Beispiel kein Zufall, dass am Tag, als Obama nach Washington zurückkehrte, Georgiens von Moskau gesponserte Opposition ihren Plan verkündete in Tbilisi massive Proteste zu veranstalten, um den Rauswurf des pro-westlichen, antirussischen georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili zu erzwingen.

Und was Russland angeht, so reagierte es wie der Iran – der auf Obamas jüngste Ode an die Mullahs mit der Eröffnung einer atomaren Aufarbeitungsanlage antwortete und verkündete, dass es 7.000 arbeitende fortschrittliche Zentrifugen hat – auf Obamas Feigenblatt mit einem Maschinengewehr, indem es seine Weigerung verkündete Sanktionen gegen Nordkorea zu unterstützen und der Wiederholung der falschen Behauptung, dass Irans Atomprogramm unaggressiv sei.

Schließlich ist da Israel. Als ob Obamas Behauptung Israel müsse die sofortige Gründung eines palästinensischen Staates unterstützen, seine Unterstützungserklärung für den so genannten saudischen „Friedensplan“, der von Israel den nationalen Selbstmord im Austausch für „Frieden“ mit der arabischen Welt verlangt, und sein ständigen und zunehmenden hektischen Appelle an den Iran sich auf seine Regierung einzulassen nicht genug wären, um Israel zu zeigen, dass Obama das Bündnis mit der USA mit dem jüdischen Staat opfert, um die Araber und den Iran zu beschwichtigen, machte Vizepräsident Joseph Biden am Dienstag diese Politik offiziell.

Als Biden CNN sagte, Israel wäre „schlecht beraten“ die iranischen Atomanlagen anzugreifen, machte er deutlich, dass aus der Sicht der Administration ein israelischer Schlag, der verhindert, dass der Iran zur Atommacht wird, weniger akzeptabel ist als ein nuklear bewaffneter Iran. Das heißt, die Obama-Administration zieht es vor dem Iran zuzusehen, wie er zur Atommacht wird, als zuzusehen, wie Israel seine Existenz sichert.

Amerikas Verrat an seinen demokratischen Verbündeten macht jeden von diesen verletzbarer für Aggressionen durch die Hand ihrer Feinde – Feinde, die die Obama-Administration jetzt aktiv zu beschwichtigen versucht. Und während die Vereinigten Staaten ihre Gegenspieler auf eigene Kosten stärken, müssen diese verschmähten Demokratien über ihre Möglichkeiten für das Überleben als freie Gesellschaften in dieser neuen, bedrohlichen, post-amerikanischen Umgebung nachdenken.

Zum größten Teil fehlt den verachteten Verbündeten Amerikas die Fähigkeit ihre Feinde selbst zu besiegen. Indien kann das atomar bewaffnete Pakistan nicht einfach besiegen, das selbst in unvereinbare antiindische, Atomwaffen schwingende Islamisten und die Islamisten unterstützende Parteien fragmentiert ist.

Das heutige Japan kann sich nicht Nordkorea entgegenstellen – das als Strohmann Chinas agiert – ohne selbst einen Konflikt mit China zu riskieren. Russlands Invasion Georgiens im vergangenen August zeigt deutlich, dass die früheren sowjetischen Republiken und Satelliten keine Möglichkeit haben aus eigener Kraft dem Zugriff Moskaus zu entgehen. Die Konferenz der Arabischen Liga in Dohan diese Woche demonstrierte den Führern des Irak, dass ihre arabischen Brüder nicht in der Lage und nicht willens sind sich dem Iran zu stellen.

Und die intensiven Bemühungen der Obama-Administration dem Iran mit ihrem Plan den Hof zu machen die US-Raketenabwehr-Progamme zu kürzen – einschließlich derer, an denen Israel beteiligt ist – und, wie berichtet, auf Israel Druck auszuüben, damit es das eigene behauptete Atomarsenal abzubauen – machen klar, dass Israel heute alleine gegen den Iran steht.

Die Risiken, die die neu ins Amt eingeführte post-amerikanische Welt für Amerikas bedrohte Freunde darstellt, sind klar. Aber realisierbare Möglichkeiten zum Überleben sind vorhanden und Israel kann und muss eine zentrale Rolle dabei spielen sie zu entwickeln. Insbesondere muss Israel rasch handeln, um aktive strategische Bündnisse mit Japan, dem Irak, Polen und der Tschechischen Republik zu entwickeln; und es muss sein Bündnis mit Indien erweitern.

Mit seinen technologischen Möglichkeiten, seiner Geheimdienst- und Militär-Sachkenntnis kann Israel eine lebensnotwendige Rolle dabei spielen, die Fähigkeiten dieser Länder zu stützen die Schurkenstaaten in Schach zu halten, von denen sie bedroht werden. Und damit, dass sie Länder wie Russland, Nordkorea und Pakistan im Zaum halten, werden sie es Israel leichter machen den Iran in Schach zu halten, sogar angesichts der US-Unterstützung für die Mullahs.

Die Möglichkeiten strategischer Kooperation zwischen und unter all diesen Staaten und Israel deckt die ganze Bandbreite ab, von Informationsbeschaffung bis zu militärischem Training, zu Raketenabwehr, maritimer Entwicklung, Zusammenarbeit bei und mit Satelliten bis hin zu atomarer Zusammenarbeit. Zusätzlich kann natürlich die Ausdehnung wirtschaftlicher Verbindungen zwischen und unter diesen Staaten jedem von ihnen im Kampf helfen, während der derzeitigen globalen Wirtschaftskrise den Kopf über Wasser zu halten.

Diese Möglichkeiten sind zwar nicht frei von Risiko, aber doch realistisch, denn sie gründen auf stabilen, gemeinsamen Interessen. Das ist trotz der Tatsache der Fall, dass wahrscheinlich keiner dieser potenziellen Verbündeten zu verstärkter Unterstützung Israels in internationalen Gremien beitragen wird. So abhängig, wie sie vom arabischen Öl sind, kann man von diesen potenziellen Verbündeten nicht erwartet werden, dass sie in der UNO-Vollversammlung für Israel stimmen. Aber das sollte Jerusalem nicht kümmern.

Das einzige, worum sich Jerusalem heute kümmern sollte, ist die Frage, wie der Iran geschwächt werden kann, sowohl direkt über einen Angriff auf seine Atomanlagen und indirekt über seine internationalen Partner in Moskau, Pjöngjang, Islamabad und jenseits der fehlenden Unterstützung durch die USA. Wenn Japan in der Lage ist Nordkorea in Schach zu halten und so Pjöngjangs Freiheit seine Atomwaffen und Raketen zu Iran, Syrien und weiter zu verbreiten, ist das gut für Israel. Genauso ist es für Israel gut, wenn Russland von demokratischen Regierungen in Ost- und Mitteleuropa eingegrenzt wird. Diesen Staaten geht es im Gegenzug besser, wenn der Iran in Schach gehalten und davon abgehalten wird sie sowohl direkt als auch indirekt über seine strategischen Partner in Nordkorea, Syrien und Russland und deren Terror-Partner im Irak, Pakistan und Afghanistan zu bedrohen.

In den vergangenen 16 Jahren hat eine israelische Regierung nach der anderen fälschlicherweise geglaubt, dass Politik die strategischen Interessen aussticht. Der Glaube, der israelische Entscheidungsträger informierte – nicht unähnlich dem Glauben, der jetzt die Obama-Administration bestimmt – bestand darin, dass Israels strategische Interessen als Folge der Beschwichtigung seiner Feinde sichergestellt würden, indem man sich selbst schwächt. Weil sie Israels Opfer für den Frieden würdigen, würden die Nationen der Welt – und besonders die USA, die Araber und Europa – in der Stunde der Not zu Israels Verteidigung kommen. Jetzt, da die Stunde der Not eingetreten ist, ist Israels politische Strategie als völliges Fiasko entlarvt worden.

Die gute Nachricht: Ohne Zweifel wird Obamas gleichermaßen katastrophale Versuch die USA ihrer militärischen Macht zu berauben, weil er so naiv ist davon auszugehen, dass sie in der Lage sein werden ihr neues Prestige als moralisch sauberer strategischer Schwächling nutzen können, ihre Feinde auf ihre Seite zu ziehen, spektakulär fehlschlagen und Amerikas Außenpolitik wird zu strategischer Rationalität zurückkehren.

Aber um die derzeitige Periode amerikanischen strategischen Wahnsinns zu überleben, müssen Israel und die anderen ungewollten US-Verbündeten miteinander eine Allianz aufbauen – notfalls verdeckt – um ihre Gegenspieler in Abwesenheit Amerikas in Schach zu halten. Wenn sie das erfolgreich tun, dann wird der durch Obamas Entmannung seines Landes verursachte Schaden für die globale Sicherheit begrenzt sein. Wenn sie aber versagten, dann wird Amerikas schließliche Rückkehr zur Vernunft für seine Verbündeten wahrscheinlich zu spät kommen – wenn nicht gar für Amerika selbst.