Ehemaliger deutscher Bundespräsident soll anti-israelischen Theologen loben

Malcolml Lowe, Stonegate Institute, 24. Januar 2012

Seit 1992 vergibt der deutsche Konzern Media Control jährlich den Deutschen Medienpreis. Laut Website des Unternehmens geht der Preis an „eine Person, die im vergangenen Jahr herausragende Bedeutung in den Medien hatte“. Erstaunlicherweise entsprach die Liste der jährlichen Preisträger meist jener anspruchsvollen Beschreibung. Will sagen, bis auf das jetzige Jahr.

In einer Pressemeldungvom 13. Januar 2012 wurden für das Jahr 2011 vier Preisträger ernannt. Drei von ihnen scheinen ziemlich verdienstvoll zu sein, der vierte dagegen ist ein palästinensischer Pastor, der sein ganzes theologisches Tun der Delegitimierung des Staates Israel gewidmet hat. Nein, er widersetzt sich nicht allein „der Besatzung“. Er meint, Israel sei ein europäischer Fremdkörper, dem es seiner eigenen DNA-Verbindung zum Volk der Bibel fehlt. Dazu noch hat Media Control einen ehemaligen deutschen Bundespräsidenten eingeladen, der die Laudatio auf ihn halten soll.

Das Problem entstand wohl teilweise deshalb, weil Media Contol in diesem zwanzigsten Jahr des Preises auf die bisher erfolgreiche Formel verzichtet hat. Wie jene Pressemeldung sagt: „Zum Jubiläum des Medienpreises wird diese Tradition durchbrochen, um Persönlichkeiten zu ehren, die leise Friedensstifter sind und deren Wirken ohne große mediale Beachtung stattfindet.“ D.h. Leute, über die wir wenig wissen und die vielleicht in letzter Zeit nichts Bemerkenswertes geleistet haben.

Der Lutheraner Mitri Raheb aus Bethlehem ist aber in Deutschland alles andere als unbekannt. Hier hat er Bücher veröffentlicht und zahllose Reden in Kirchen und kirchenverwandten Einrichtungen gehalten. Am kommenden 19. Februar soll er im Berliner Dom – der bekanntesten evangelischen Kirche Berlins – predigen und am Nachmittag in einer anderen wichtigen Kirche – dem Französischen Dom – einen Festvortrag halten. Gut gelegen für die Preisverleihung am 24. Februar.

Um eine Probe seiner Theologie anzubieten, geben wir hier einen Auszug aus seiner Rede im März 2010 in Bethlehem wieder. Seit fast zwei Jahren kann jeder Computerbesitzer, darunter auch die Leute von Media Control, jene Rede lesen und sogar anhören.

Raheb sagte: „Israel verkörpert das Rom der Bibel, nicht das Volk des Landes. Ich bin sicher, wenn wir einen DNA-Abgleich von David, der aus Bethlehem war, und Jesus, der in Bethlehem geboren wurde, sowie Mitri machen, der gegenüber von dort geboren wurde, wo Jesus geboren wurde, dann bin ich sicher, dass die DNA zeigen wird, dass es eine Spur gibt. Aber wenn man König David, Jesus und Netanyahu abgleicht, wird man nichts finden, denn Netanyahu kommt aus einem osteuropäischen Stamm, der im Mittelalter zum Judentum übertrat.“

Er fuhr dann in ähnlicher Weise fort. Über Rahebs Rede habe ich in einem anderen Artikel geschrieben, der auch auf Deutsch zugänglich ist. Dieser Artikel wurde zudem im vorigen Dezember vom Freundeskreis Kirche und Israel in Baden e.V. in ihrer Information 84 veröffentlicht. Media Control und die preisverleihende Jury des Unternehmens hätte diese Leitansichten Rahebs kennen sollen. Doch wird er in der Pressemeldung als „leiser Friedensstifter“ zitiert, der „sich trotz vieler Rückschläge und Bedrohungen für die Verständigung von Christen, Moslems und Juden einsetzt“. „Dr. Rahebs Wirken ist die Alternative zu Gewalt und Radikalisierung“, heißt es.

Schreiben wir jene Stellen in Worte um, die die Wirklichkeit nicht verhüllen: Raheb ist ein lautstarker Verneiner gerade der Legitimität des Staates Israel, den er nicht mit physischer Gewalt, sondern mit einer radikalen Theologie zu untergraben versucht, die bei Christen, Muslimen und einer kleinen Handvoll Juden, die Israel von der Weltkarte verschwinden lassen möchten, Enthusiasmus erweckt.

Wo die Nazis von „Rasse“ und „Blut“ sprachen, ist Raheb modern genug, um „DNA“ zu benutzen. Was ist aber da der Unterschied? Es ist nicht nur so, dass für die Nazis die Juden wegen deren nicht-arischen Blutes nicht zu Deutschland gehörten, sonder für Raheb gehören sogar nirgends in seine Nähe, weil er deren DNA für europäisch hält. Der Unterschied besteht auch darin, dass Prof. Herzog das erneuerte Deutschland vertritt, das aus den Ruinen von Nazideutschland entstand; doch am 24. Februar soll er vorbeikommen, um einen solchen Mann zu loben. Ein ehemaliger deutscher Bundespräsident wird den Pastor loben, der einen gewählten Ministerpräsident wegen falscher DNA für nicht legitim erklärt.

Prof. Herzog wurde durch die Entscheidung der Jury von Media Control in eine heikle Lage gebracht. Da er zweifellos zu vielen Gelegenheiten eingeladen wird, um eine solche Laudatio zu halten, kann man nicht von ihm erwarten, dass er persönlich über all diejenigen Recherchen angestellt hat, über die er reden soll. Aber nicht für ihn allein ist die Sache heikel. Er ist auch Schirmherr des Roman-Herzog-Instituts in München, das von Freunden gegründet wurde, die seine Ideale teilen. Das Lob für den DNA-Theologen Raheb wird dem Institut (übrigens auch Media Control) keine Ehre bringen.

Deutschsprachige Christen haben schon angefangen, Prof. Herzog in Briefen zu warnen, in was er da hineingeraten ist. Wir erwarten die Reaktion der internationalen jüdischen Organisationen.

(Ergänzung 05.02.2012: Bisher haben schon B’nai B’rith International und das Simon Wiesenthal Center an Prof. Herzog mit der Bitte geschrieben, er möchte auf die Laudatio verzichten. Die beiden vertreten hunderttausende von Mitgliedern weltweit. Auch andere jüdische Organisationen stellen in der Sache Überlegungen an.)

3 Gedanken zu “Ehemaliger deutscher Bundespräsident soll anti-israelischen Theologen loben

  1. Wird Prof. Herzog die Laudatio ablehnen?
    Bei Frau Felicia-Amalia Langer aus Tübingen haben seinerzeit alle Einwände leider auch nichts genützt. Sie bekam dennoch das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Auch so ein Fehlgriff, ohne vorher genau zu recherchieren.
    Margot

  2. Der Stamm, von dem Raheb redet, dürften die Chasaren sein. Nach beliebter Auffassung sind osteuropäische Juden also Konvertiten und keine ethnischen Juden. Dass das dem aktuellen Erkenntnisstand widerspricht und natürlich pure Rassenideologie ist, die man sich anderswo hysterisch verbitten würde, wird ungern bis garnicht wahrgenommen.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Chasaren
    Auffassungen, nach denen ein großer Teil der Chasaren im osteuropäischen Judentum aufgegangen sei, widersprechen genetische Untersuchungen

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