Die palästinensischen Flüchtlinge – ein Realitäts-Check

Yoram Ettinger, Israel HaYom, Dec. 13, 2013

Westliche Politiker und Medien haben die palästinensische Flüchtlingsfrage fehlgedeutet/falsch dargestellt; sie ignorieren ihren globalen Kontext und Kerndaten. Darüber hinaus versagt die palästinensische Behauptung der Enteignung – was Auswirkungen auf die finanzielle Hilfe der USA für die UNRWA hat – beim Realitäts-Check.

Der globale Kontext

Ende 2012 dokumentierte die UNO-Hochkommissarin für Flüchtlinge 15,4 Millionen Flüchtlinge weltweit – ausgenommen die palästinensischen Flüchtlinge, die von der United Nations Relief and Works Agency verwaltet werden – und 28,8 Millionen intern Vertriebene. Vier Millionen der Flüchtlinge sind aus Afghanistan. Eines der Ergebnisse des Bürgerkriegs in Syrien waren 5,5 Millionen Flüchtlinge. Fünfzehn Millionen Flüchtlinge (Hindus, Muslime, Sikhs) wurden durch die Teilung Indiens 1947 geschaffen, die Pakistan schuf. Dier griechisch-türkische Krieg 1919-1922 bedeutete einen Zwangsaustausch von zwei Millionen Menschen.

Von 1990 bis 1991 vertrieben Saudi-Arabien und Kuwait 800.000 Jemeniten und fast 300.000 Palästinenser wegen Kollaboration mit Saddam Husseins Invasion von Kuwait. Rund 300.000 Palästinenser – die Verbündete von Saddam Hussein waren – flogen nach dem ersten und dem zweiten Golfkrieg aus dem Irak. Seit 1945 hat es weltweit rund 100 Millionen Flüchtlinge gegeben, von denen die meisten sich andernorts neu niederließen. Andererseits sind palästinensische Flüchtlingslager auf arabischem Territorium seit 1950 intakt geblieben, während die Palästinenserführung einen verschwenderischen Lebensstil pflegt, zu dem überall auf der Welt versteckte Bankkonten gehören.

Kerndaten

Nach Angaben eines Berichts der Ford-Stiftung von 1971 begann die Mehrheit der palästinensischen Flüchtlinge ab 1950 die Lager zu verlassen und Nichtflüchtlinge begannen einzuziehen, um von den Diensten der UNRWA zu profitieren. Beispielsweise ließ sich die Hälfte der Bevölkerung des Flüchtlingslagers Jalazone bei Ramallah dort erst nach 1950 nieder.

Ein Bericht des Rechnungshofs der US-Regierung vom 17. November 2003 dokumentierte, dass weniger als 33% der registrierten palästinensischen Flüchtlinge in Flüchtlingslagern leben.

Die tatsächliche Zahl der palästinensischen Flüchtlinge wird wie folgt bestimmt: Vor dem Unabhängigkeitskrieg von 1948/49 wohnte (in aufgeblasene Zahl von) 800.000 Arabern innerhalb der Grenzen des „Israel vor 1967“. Am Ende dieses Krieges blieben 170.000 Araber in Israel. Von den verbleibenden 630.000 Arabern wurden 100.000 durch Israels Familienzusammenführungs-Geste eingegliedert; 100.000 Mittel- und Oberklassen-Araber verließen das Land vor dem Beginn des Krieges von 1948/49 und wurden von den arabischen Nachbarstaaten absorbiert; 50.000 Migrantenarbeiter kehrten in ihre arabischen Herkunftsländer zurück; 50.000 Beduinen schlossen sich Bruderstämmen in Jordanien und dem Sinai an; und 10.000 waren Kriegstote. Damit betrug die Gesamtsumme der palästinensischen Flüchtlinge 320.000. Die meisten der Flüchtlinge folgten ihrer politischen, ökonomischen und sozialen Führung, die vor dem Ausbruch des Krieges das Land verließ. Viele wurden von arabischen Führern dazu verleitet; diese versprachen eine rasche Verwüstung des jüdischen Staates, die den Evakuierten das jüdische Eigentum verschaffen würde. Die britischen Behörden beeinflussten andere, übten Druck auf die Minderheit in gemischt jüdisch-arabischen Städten aus, dass sie diese räumten: Die Araber gingen, die Juden aber nicht.

Untersuchung der Behauptung der Enteignung

Nach Angaben von Dr. Yuval Arnon-Ohanna von der Universität Ariel und ehemaligem Leiter der Forschungsabteilung Palästinenser des Mossad („Line of Furrow and Fire: The Conflict for the Land of Israel, 1860-2010“, 2013, S. 397-415): „Die Geburt des palästinensischen Flüchtlingsproblems – in der Form einer massiven arabischen Flucht – lief während der arabischen Krawalle 1936-1939 ab, nicht im Krieg von 1947-1949. … Die Flucht wurde von britischen Generalkonsul in Beirut, G. W. Furlonge, in einem Bericht an den britischen Hochkommissar in Jerusalem vom Oktober 1938 bestätigt … ebenso von der libanesischen Tageszeitung Al-Akhbar in einem Artikel vom Dezember 1938. … Eine Dokumentation über 40.000 arabische Flüchtlinge während des Zeitraums 1936-1939 war Teil einer Doktorarbeit von Dr. Rony Gabbay aus dem Jahr 1959, die an der Universität Genf eingereicht wurde. …

Die Flucht wurde durch eine arabische Terrorwelle ausgelöst, die sich anfangs gegen britisches Personal und jüdische Gemeinden richtete, aber schnell auf arabische Ziele umgeleitet wurde. Unter den Arabern wurde gewalttätige Anarchie verübt, bar jeder jüdischer Beteiligung. Genauso wie die Flucht von 1947-1949 wurde die Flucht von 1936-1939 vom Abgang der arabischen Oberschicht ausgelöst, denen die Araber der Unter- und Mittelklasse folgten, die sich zunehmend unsicher fühlten. Viele kehrten in ihre Herkunftsländer zurück…

Die Flucht von 1947-1949 beschränkte sich zumeist auf Araber aus der Küstenebene und Tälern Israels, während die meisten Bergaraber aus Galiläa (das von Israel erobert wurde, aber sehr wenige Flüchtlinge produzierte), Samaria und Judäa unversehrt blieben. … Daher hebt der palästinensische „Anspruch auf Rückkehr“ immer die Küstenebene hervor [das Israel vor 1967]. …

Die Küstenebene wurde von Muslimen verheert, nachdem sie die Kreuzzügler besiegt hatten. … Folglich war Jaffa im 19. Jahrhundert zu einem kleinen Dorf abgesunken, Haifa hatte weniger als 1.000 Einwohner und die Täler (Jordanien, Beit Shean, Jesreel, Hule usw.) waren verödet, wie die Studien des Palestine Exploration Fund 1881-1883 dokumentierten. …

[Seit 1882] konzentrierte sich die jüdische Einwanderung auf die Küstenebene, erzeugte Wirtschaftswachstum, das massive arabische Einwanderung aus benachbarten Ländern anzog – zumeist aus Ägypten, Syrien, dem Libanon und Nordafrika. Es waren diese Küstenbevölkerung und ihre Nachkommen – die über begrenzte Wurzeln im Land Israel verfügte – die 1947 floh, bevor der Krieg ausbrach. Die Flucht wurde während des Krieges 1948-1949 beschleunigt.“

Politische Entscheidungsträger und Medien, die die Wirklichkeit ignorieren und sich die Behauptung der Enteignung der Palästinenser zu eigen machen, untergraben den Friedensprozess und vergeuden die Ressourcen der Steuerzahler des Westens.

(Teil 2 hier)