Jerusalem neu erbaut

Der 24. Mai ist Yom Yerushalayim — der Jerusalem-Tag — und gleichzeitig der 50. Jahrestag der Wiedervereinigung von Israels Hauptstadt im Sechstagekrieg. Oft wird Jerusalem „die ewige Stadt“ genannt. Sie entwickelt sich beständig weiter, obwohl sie bereits seit 3000 Jahren existiert.

Zwei Tage nach Yom Yerushalayim können Besucher des Davidsturm-Museums an einer Führung teilnehmen, welche ihnen den Einfluss des Sechstagekrieges auf die Architektur der Stadt nahebringt, denn ab Juni 1967 ist es in Jerusalem zu euphorischen Bautätigkeiten gekommen. Jerusalems Stadtbild verändert sich auch weiterhin, z. B. wurde mit dem Bau des neuen 364 Mio. Dollar teuren und 70 Hektar großen „Jerusalem Gateway„-Geschäftspark begonnen — mit neun 36stöckigen Hochhäusern, mit Geschäftszentren, Hotels und 70.000 m² Freizeit- und Kulturbereich. Auch das Talpiot-Viertel verändert sich: Bislang war es für seine bunten Garagen bekannt, aber Tech-Startups ersetzen diese Garagen nach und nach durch moderne Bürogebäude und Ausstellungsräume.

Zu den neuesten in Jerusalem gebauten öffentlichen Einrichtungen zählen der Schottenstein National Campus for the Archaeology in Israel (das weltgrößte Zentrum für das archäologische Erbe des Staates Israel) oder das hochmoderne und interaktive Jewish Music Museum (das 1000 Besucher pro Monat anzieht). Eine weitere Entwicklung ist der 50 Mio. Dollar teure und 1 Hektar große Jerusalem Arts Campus mit 4 Schulen und 650 Schülern, der im Jahr 2020 eröffnet werden soll.

Sea Israel: The Gottesman Aquarium“ in Jerusalems Bibelzoo eröffnet am 19. Juni. Robert Kraft, der Eigentümer der New England Patriots, hat 6 Mio. Dollar für Jerusalems „Kraft Family Sports Campus“ gespendet. Und wir müssen auch den Neubau der 144 Jahre alten Tiferet-Yisrael-Synagoge erwähnen — der Bau wird bestimmt großartig aussehen, wenn man die Hurva-Synagoge zum Vorbild nimmt, die genau wie Tiferet Yisrael von der jordanischen Armee im 1948er Unabhängigkeitskrieg zerstört wurde.

Jerusalem bekommt ein technisches Upgrade: Sein größter öffentlicher Park, der 16 Hektar große Gan Sacher, erhält intelligente Beleuchtung, eine neue Bewässerungsanlage, Solarflächen, Elektrofahrräder, intelligente Handyaufladestationen und öffentliches Wi-Fi. Kostenloses Wi-Fi gibt es bereits in der German Colony und in der Ben-Yehuda-Straße, es wird jetzt aber in allen vier Altstadtvierteln installiert und kommt Millionen von Touristen, Händlern und Einwohnern zugute. 2018 soll Israels erster Hochgeschwindigkeits-Elektrozug zwischen Tel Aviv und Jerusalem verkehren, was Israels Transportsystem revolutioniert und einen Wirtschaftsboom zur Folge haben wird. In nur 28 Minuten fährt der Zug über Israels längste Brücke, durch den längsten Tunnel und über die höchste Brücke, bevor er in Israels tiefstgelegenem Bahnhof (und einem der größten der Welt) eintrifft.

Zwar wird für 2018 ein Wirtschaftsboom erwartet, aber laut dem Time Magazine ist Jerusalem bereits jetzt eine der bedeutendsten technologischen Drehscheiben der Welt. Das in Jerusalem ansässige OurCrowd veranstaltete Israels größtes Investmentereignis mit über 6.000 Teilnehmern aus 82 Ländern, darunter Startups, Investoren und 200 globale Unternehmen. Der multinationale Medizingerätehersteller Medtronic eröffnet ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum in Jerusalem. In der Zwischenzeit hat das Jnext-Programm der Jerusalemer Entwicklungsbehörde allein im vergangenen Jahr bei der Gründung von 110 neuen Startups geholfen, was zweifellos auch durch die Senkung der Körperschaftssteuer von 25% auf 9% gefördert wurde. Ebenso fanden auch Israels größte Firmenverkäufe in Jerusalem statt — Cisco erwarb NDS, und Intel erwarb Mobileye.

Jerusalem errichtet sich auf festen Fundamenten neu. Fast jede Woche gibt es Nachrichten über archäologische Entdeckungen, welche die uralten jüdischen Wurzeln in der heiligen Stadt beweisen — Beweise, gegenüber denen sich die UNESCO und Israels Gegner blind stellen. Dazu zählen Gehäuse der Seeschnecke Murex trunculus, die in biblischer Zeit zur Herstellung des blauen Farbstoffs Tekhelet verwendet wurde, der die Fransen der jüdischen Gewänder und der Roben der Hohepriester, die im Jerusalemer Tempel dienten, färbte. Oder auch eine 2.100 Jahre alte Schüssel mit Inschrift aus der Hasmonäerzeit; Münzen mit griechischen, römischen und jüdischen Führern, die in antiken jüdischen Aufzeichnungen erwähnt werden. Es gibt sogar Waffen und Schleudersteine, mit denen die Römer vor fast 2000 Jahren die Mauern Jerusalems bezwungen haben. Wo sind die Römer jetzt?

Die antiken Straßen Jerusalems werden ausgegraben und wiederbenutzt, wie z. B. der 2000 Jahre alte „Pilgerweg“ in der Davidsstadt, auf dem die Pilger zum Tempeleingang gewandert sind. Eine weitere neue Route, die ebenfalls von Pilgern benutzt wurde, ist der Jerusalemer Park-Weg, auf dem man viele der 200 Reinigungsbäder (Mikwot) der Hauptstadt passiert, von denen 50 direkt an den Tempelberg angrenzend ausgegraben wurden. Und das unten verlinkte Video beschreibe die Entdeckung von Fragmenten von Zierkacheln durch das Temple Sifting Project, mit denen König Herodes den Boden des zweiten Tempels runderneuert hat.

Kein Wunder, dass Jerusalem eines der besten Reiseziele ist — was auch das Magazin Travel & Leisure bestätigt. Das goldene Jerusalem hat nie schöner ausgesehen. Die Aufregung rund um den Jerusalem-Tag ist fast körperlich greifbar — letztes Jahr haben sich wahre Menschenmassen an der Klagemauer versammelt, um den Yom Yerushalayim zu feiern, also kann man sich die freudvollen Szenen beim baldigen 50. Jahrestag der Wiedervereinigung der Stadt nur vorstellen.

Eines noch: Das Jerusalemer Hadassah-Krankenhaus und die Hebräische Universität Jerusalem haben viele tausend Leben (aller Religionen) mit ihren medizinischen Innovationen und Entdeckungen lebenswerter gemacht.

Am Ende des Pessach-Seder sprechen Juden in der ganzen Welt: „Nächstes Jahr in Jerusalem“. In meinem Zuhause sagten wir stets:

„Dieses Jahr im neu erbauten Jerusalem.“

Michael Ordman schreibt einen kostenlosen und (fast) wöchentlich erscheinenden Newsletter mit guten Nachrichten rund um Israel, der hier im „Abseits vom Mainstream“-Blog auf Deutsch erscheint, übersetzt von Yvaine De Winter.
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