Tod für christliche „Gotteslästerer“ im muslimischen Pakistan

Raymond Ibrahim, 18. Juli 2022 (Gatestone Institute)

Ashfaq Masih, oben rechts

Am 4. Juli wurde ein christlicher Handwerker, der die letzten fünf Jahre auf sein Verfahren wegen einer falschen „Blasphemie“-Anschuldigung wartete, von einem pakistanischen Gericht zum Tod durch Hängen verurteilt, weil er angeblich den muslimischen Propheten Mohammed beleidigt haben soll.

Fünf Jahre zuvor, am 5. Juni 2017, geriet Ashfaq Masih (34) in einen Streit mit Muhammad Naveen, einem Rivalen, der nahe der von Masih eine Werkstatt eröffnet hatte. Nach Angaben von Masihs Nichtschuldig-Plädoyer war Muhammad „eifersüchtig, weil mein Geschäft besser lief“. Am folgenden Tag, dem 6. Juni kam ein weiterer muslimischer Mann

in mein Geschäft, um an seinem Motorrads ein Rad auswuchten zu lassen. Ich wuchtete das Rad aus und forderte meine Bezahlung für meine Arbeit wie sie zwischen uns vereinbart war. Muhammad Irfan lehnte es ab mir Geld zu geben und sagte: „Ich bin ein Anhänger von Peer Fakhir [einem muslimischen Asketen] und du darfst kein Geld von mir verlangen.“ Ich sagte ihm, dass ich an Jesus Christus glaube und ich glaubt nicht an Peer Fakhir und bitte bezahle mich für meine Arbeit.“

An diesem Punkt ging Muhammad Irfan zum Laden von Muhammad Naveen – oder kehrte vielleicht dorthin zurück – und einige Augenblicke später hatte sich ein muslimischer Mob um den Laden des Christen gebildet. Maish erklärt:

Beide verschworen sich gegen mich und reichten eine unwahre FIR [First Incident Report – erste Anzeige eines Vorfalls] gegen mich ein. Ich erzählte einem Polizisten die wahre Geschichte, aber er zeichnete meine Version nicht auf, sondern führte eine Ermittlung gegen mich durch. Ich habe weder irgendein abfälliges Wort gegen den Propheten Mohammed geäußert, noch kann ich daran denken.

Neben dem konkurrierenden Landeinhaber Muhamad Naveed brachte Muhammad Irfan zwei weitere Muslime – Muhammad Nawaz und Muhammad Tahir – dazu zu lügen und der Polizei zu erzählen, sie hätten „Masih abfällige Worte gegen den muslimischen Propheten sagen gehört“, obwohl keiner von ihnen bei dem Streit dabei war.

Masih wurde unter Abschnitt 295-C des pakistanischen Strafgesetzbuchs angeklagt, in dem es heißt:

Wer immer mit Worten, gesprochen oder geschrieben oder durch sichtbare Darstellung oder durch Beschuldigung, Anspielung oder Unterstellung, direkt oder indirekt, den heiligen Namen des Heiligen Propheten Mohammed (Friede sei mit ihm) beschmutzt, soll mit dem Tod oder lebenslanger Inhaftierung bestraft werden und auch eine Geldstrafe zahlen müssen.

Das Problem mit diesem Gesetz ist weniger, dass seine Strafen extrem und unwiderruflich sind, sondern dass Muslime es regelmäßig ausnutzen, um persönliche Missgunst gegen nichtmuslimische Minderheiten in Pakistan zu regeln, wie es hier der Fall ist. Tatsache ist, dass Pakistans nichtmuslimische Minderheiten, zumeist Christen und Hindus, es besser wissen als etwas zu sagen, was als für den muslimischen Propheten beleidigt fehlgedeutet werden könnte – da sie mit den fatalen Auswirkungen durchaus vertraut sind. Sie werden von kleinauf gelehrt nichts als Hochachtung für den Propheten des Islam zu zeigen. Aber das hält Muslime nicht davon ab diese „Ungläubigen“, gegenüber denen sie einen Groll hegen, fälschlich zu beschuldigen Mohammed lautstark beleidigt zu haben.

Amnesty International hielt diese Dynamik ein einem Bericht fest, der vor fast drei Jahrzehnten, 1994, zusammengestellt wurde.

In allen Amnesty International bekannten Fällen scheinen die Blasphemie-Vorwürfe [in Pakistan] unbegründet erhoben worden zu sein, sich einzig auf die religiösen Überzeugungen des Einzelnen zu gründen. … Die verfügbaren Beweise in all diesen Fällen legen nahe, dass Anklagen als Maßnahme zur Einschüchterung und Bestrafung von religiösen Minderheitsgemeinschaften erhoben wurden. … Feindlichkeit gegenüber religiösen Minderheitsgruppen schienen in vielen Fällen von persönlichen Feindschaften, beruflicher oder wirtschaftlicher Rivalität verstärkt zu sein oder von dem Wunsch politischen Vorteil zu gewinnen. Amnesty International ist als Konsequenz zu dem Schluss gekommen, dass die meisten Einzelpersonen, die sich heute Blasphemie-Klagen gegenüber sehen oder wegen solcher Anklagen verurteilt wurden, politische Häftlinge sind, die einzig wegen ihrer tatsächlichen oder unterstellten religiösen Überzeugungen inhaftiert wurden, was ihre Gedanken- und Gewissens- sowie Religionsfreiheit verletzt. [Hervorhebung hinzugefügt]

Die Schlussfolgerung, dass pakistanische Gerichtssäle, wenn es um Blasphemiefälle geht, zu Scheingerichten werden, scheint eine adäquate Beschreibung des aktuellen Verfahrens gegen Ashfaq Masih zu sein. Trotz der dem gesunden Menschenverstand entsprechenden Tatsache, dass man weiß, dass Christen in Pakistan ultravorsichtig deswegen sind irgendetwas zu sagen, das als Mohammed beleidigend fehlgedeutet werden könnte, argumentierte die Staatsanwaltschaft: „Am 15. Juni 2017 um 12 Uhr mittags äußerte der beschuldigte Ashfaq Masih, als er in seinem Geschäft saß, gotteslästerliche Worte über den Propheten Mohammed und sagte Worte, die nicht wiedergegeben werden können.“

Was Khalid Wazir angeht, den muslimischen Richter, der die Verhandlung des Falls leitete, so ging dieser so weit zu erklären: „Es war nicht zu glauben, dass ein Muslim diesbezüglich eine Geschichte erfinden würde.“ Gleichzeitig beschrieb er die von Masihs Verteidigungsteam vorgelegten Beweise als „nicht glaubhaft“. Und so verkündete Khalid am 4. Juli 2022, dass der 34-jährige Christ, der eine Ehefrau und eine kleine Tochter hat, „am Hals aufgehängt werden soll, bis sein Tod durch ein Ehrenwertes Hohes Gericht bestätigt wird“.

Angesichts der Tatsache, dass Masih die letzten fünf Jahre im Gefängnis bereits genug gelitten hat, war seine Familie entsetzt, als der Richter die Todesstrafe verkündete. Er wurde sogar daran gehindert seine Mutter zu sehen oder bei ihr zu sein, bevor sie 2019 starb, weil er hinter Gittern war. Seitdem „ist der Fall mehrfach unterbrochen worden, es hat Terminverschiebungen gegeben, der Richter kam nicht, Zeugen tauchten nicht auf und selbst der Anwalt der Beschwerdeführer registrierte seine Anwesenheit nicht.“

Laut Masihs älterem Bruder Mehmood,

verblüffte mich das Urteil und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte mich kaum zusammenreißen und verließ den Gerichtssaal und begann zu weinen, weil das für mich das Ende der Welt war. Ich eilte nach Hause und informierte meine Familie. Meine Frau und Kinder fingen auch an zu weinen. Als sich die Nachricht verbreitete, begannen meine Verwandten zu Besuch zu kommen, um mich zu trösten, aber es war für mich nicht einfach, weil Masih mein einziger Bruder ist und ich ihn sehr liebe.

In der Besprechung dieses Urteils sagte Nasir Saeed, der Direktor des Center for Legal Aid Assistance and Settlement, einer gemeinnützigen Organisation, die verfolgte Christen in Pakistan unterstützt, das Urteil sei „sehr traurig, aber erwartet“ und fügte hinzu:

Ich erinnere mich an keinen Fall, in dem das untere Gericht beschloss für jemanden, der der Blasphemie beschuldigt war, Kaution zuzulassen oder ihn freizulassen. Die Richter sind sich bewusst, dass solche Fälle dafür da sind das Gegenüber, insbesondere bei Christen,  zu bestrafen oder wegen persönlichen Grolls zu erledigen. Wegen des Drucks islamischer Gruppen zögern die Richter unterer Gerichte das Opfer auf freien Fuß zu setzen, sondern fällen beliebte Urteile, um ihre eigene Haut zu retten und die Last dem höheren Gericht zuzuschieben. Masihs Fall war sehr klar – der Ladeninhaber wollte ihn weghaben und Naveed war ein Konkurrent, der ihn fälschlich der Blasphemie anklagte. Er ist unschuldig und hat bereits fünf Jahre im Gefängnis verbracht, für ein Verbrechen, das er nie begangen hat.

Masihs Fall ist jetzt seit Jahresbeginn mindestens das dritte Todesurteil seiner Art.

Im Februar 2022 wurde gegen Zafar Bhatti (58) – ein weiterer Christ, der nach einer falschen Blasphemie-Anschuldigung gegen Mohammed in einem Text eine lebenslängliche Strafe verbüßt – die Todesstrafe verhängt.

Im Januar 2022 wurde Aneeqa Atteq, eine muslimische Frau, zum Tode verurteilt, nachdem ein pakistanisches Gericht sie der Beleidigung Mohammeds in Textbotschaften für schuldig befand, die sie einem Mann per WhatsApp schickte. Sie bot allerdings eine plausiblere, wenn nicht gar prosaische Erklärung: Der Mann, der sie anzeigte, „rächte“ sich an ihr, weil sie seine Avancen zurückgewiesen hatte.

Es lohnt sich festzuhalten, dass, so erschreckend es ist in einem pakistanischen Gerichtssaal der Blasphemie beschuldigt zu werden, es sogar noch viel schlimmer ist einem pakistanischen Mob in die Hände zu fallen. Ein zehn Jahre alter Bericht hielt fest, dass in Pakistan allein von 1990 bis 2012 „52 Menschen außergerichtlich aufgrund von Blasphemie-Vorwürfen ermordet worden sind“.

Erst vor kurzem, im März 2022, griffen eine muslimische Frau und ihre zwei Nichten Safoora Bibi an und schlitzten ihr die Kehle auf, nachdem eine Verwandte der drei Mörderinnen lediglich träumte, Bibi habe Mohammed gelästert.

Im Februar 2022 steinigte ein muslimischer Mob einen geistig behinderten Mann zu Tode, nachdem ein Gerücht aufkam, er habe einen Koran verbrannt.

Im Dezember 2021 brach ein wilder Mob über eine Fabrik herein, ermordete und verbrannte dann die Leiche eines Mannes aus Sri Lanka, wegen Gerüchten, er habe Mohammed gelästert. (Zumindest scheint es so, dass der Mob ihn tötete, bevor er ihn anzündete, anders als bei einem jungen christlichen Paar, das ein anderer pakistanischer Mob 2015 langsam bei lebendigem Leib wegen des Gerüchts verbrannte, sie hätten den Islam beleidigt.)

Diese horrende Art der Ermordung angeblicher „Gotteslästerer“ wurde vor kurzem tausende Meilen entfernt von Pakistan zur Schau gestellt – in Nigeria. Vor zwei Monaten wurde Deborah Emmanuel, eine christliche Studentin, von einer Reihe Studenten gesteinigt und in Brand gesetzt; sie hatte zuvor die Avancen eines muslimischen Mannes zurückgewiesen. Der rächte sich, indem er laut verkündete, sie habe Mohammed, den Propheten des Islam, gelästert; und kurz darauf hatte sich ein mörderischer Mob gebildet und nahm Rache.

Das ist eine Mahnung: So unterdrückerisch „Blasphemie-Gesetze“ in Pakistan auch sind, sie sind nicht auf die Kultur dieses Staates beschränkt oder ihr Nebenprodukt. Sie sind vielmehr Nebenprodukte des Islam und treten überall in der islamischen Welt auf und spalten sogar den Westen; aktuelle Beispiele stammen aus Bangladesch, Frankreich, Indonesien, dem Iran, Malaysia, dem Oman, Spanien usw.

In den Worten eines muslimischen Klerikers, der den Mob-Mord und die Verbrennung von Deborah Emmanuel in Nigeria verteidigte: „Wenn du den Propheten anrührst, werden wir tollwütige Leute … Jeder, die den Propheten anrührt, bestraft ihn nicht – tötet ihn einfach!“

2 Gedanken zu “Tod für christliche „Gotteslästerer“ im muslimischen Pakistan

  1. …..grausam, ungerecht, empörend. Diese Kultur schwappt seit vielen Jahren nach Europa.

    Was tun ? Werden wir von der eigenen Justiz in Schutz genommen ?

    Was ist mit den Frauen in muslimischen Ehen, Zwangsverheiratungen etc.

    Mehrehen die eigentlich hier bei uns verboten sind aber beispielsweise in SH ( Schleswig – Holstein ) bei Asylanten anerkannt wurden. Anerkannt weil die Ehe in einem arabischen Land nach muslimischem Recht geschlossen wurden.

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