Die antisemitische Ersetzungstheorie weißer und islamischer Extremisten

First One Through, 18. Mai 2022 (mit Anmerkungen des Übersetzers)

Von einem gewalttätigen Extremisten wurde ein weiteres boshaftes Hassverbrechen begangen, diesmal von einem Weißen in Buffalo (New York) an Schwarzen. Nachdem er in einem Lebensmittelladen zehn Menschen ermordete, wurde sein Online-„Manifest“ gefunden, das rassistische und antisemitische Verleumdungen sowie eine Warnung enthielt, die USA würden in eine Land verwandelt, das von Nichtweißen beherrscht wird.

Die Vorstellung einer „Ersetzungstheorie“ ist in einer ganzen Reihe von Gemeinschaften zu finden und die Medien gehen sehr unterschiedlich damit um.

Die Ersetzungstheorie der weißen Rassisten

Immigrationsfeindlicher Eifer nahm 2015 in Europa zu, als vor Bürgerkriegen im Nahen Osten und Nordafrika (MENA) fliehende Muslime begannen den Kontinent zu fluten und eine Reihe terroristischer Angriffe begingen, unter anderem in Paris (Frankreich). Weil ihm vorgeworfen wurde bei der Neuansiedlung von MENA-Flüchtlingen nicht mitzumachen, nahm Präsident Obama in dem Jahr zehntausende weitere Flüchtlinge in den USA auf. Im Juni 2015 griff Donald Trump die öffentliche Angst vor potenziellem islamischem Terrorismus auf und kündigte seine Präsidentschaftskandidatur mit anti-immigrantischen Kommentaren an.[1] Nur zwei Tage später platzte ein Weißer in eine schwarze Kirche und tötete neun Menschen.[2] Die erklärte Motivation des Mörders war eine rassistische und antisemitische Wahrnehmung des Absturzes Amerikas, nachdem er die Black Lives Matter-Proteste sah.

„Ich hasse den Anblick der amerikanischen Flagge. Moderner amerikanischer Patriotismus ist ein absoluter Witz. Menschen, die vorgeben, sie hätten etwas, auf das sie stolz sind, während Weiße tagtäglich auf den Straßen ermordet werden… Wie wäre es, wenn wir die weiße Rasse beschützen und auch den Kampf für die Juden einstellten.“

Trump trat sein Amt im Januar 2017 an und gab eine Präsidentenverfügung aus, um den Zustrom von Flüchtlingen aus sieben überwiegend muslimischen Ländern zu begrenzen, wo die Grenzkontrollen als lasch betrachtet wurden und drängte auf den Bau einer Mauer an der Südgrenze, um den Zustrom von Immigranten aus Zentralamerika einzudämmen. Ein paar Monate später[3] marschierten im August 2017 weiße Rassisten in Charlottesville (Virginia) mit Rufen „Die Juden werden uns nicht ersetzen!“; sie verunglimpften liberale jüdische Gruppen wie HIAS, die nichtweißen Immigranten die Einreise in die USA ermöglichten. Im Oktober 2018 nahm ein weißer Rassist die Sache auf und erschoss in einer Synagoge in Pittsburgh (Pennsylvania) 11 Juden. Sein „Manifest“ sagte, HIAS „bringt gerne Invasoren ins Land, die unsere Leute töten.

Die Medien haben die Rhetorik der „Ersetzungstheorie“ der weißen Rassisten scharf kritisiert. PBS beschreibt die Theorie als „ein Komplott zum Untergraben des Einflusses der Weißen. Gläubige sagen, das Ziel werde sowohl über die Zuwanderung Nichtweißer in Gesellschaften erreicht, die lange von Weißen dominiert wurden, als auch über einfache Demografie, weil Weiße geringere Geburtenraten haben als andere Bevölkerungsteile. Die rassistischsten Anhänger der Verschwörungstheorie glauben, hinter dem sogenannten Ersetzungsplan stecken die Juden.“

An der Berichterstattung der Medien über die Ersetzungstheorie der weißen Rassisten ist interessant, dass Fiktion und Fakten zusammengemischt werden, um alles als rassistische Fiktion erscheinen zu lassen. In Wirklichkeit HABEN Weiße weniger Kinder als Nichtweiße (aber Geburtenraten von Nichtweißen sind stärker rückläufig als die von Weißen). Prognosen unparteiischer Gruppen wie Pew Research schätzen, dass die US-Bevölkerung bis 2050 von jetzt 67% auf 47% Weiße zurückgehen WIRD. Die fiktive Komponente der Ersetzungstheorie ist, dass diese Entwicklungen Teil eines abgestimmten, von Juden ausgebrüteten Komplotts sind statt natürliche Trends mit einer Vielzahl an Ursachen.

Die Ersetzungstheorie der radikalen Islamisten

Die Angst vor sich verändernder Demografie beschränkt sich nicht auf weiße Rassisten. Sie ist bei radikalen Islamisten, besonders bei palästinensischen Arabern, verbreitet. Ähnlich ihren rassistischen Waffenbrüdern töten auch sie Juden wegen ihrer wahrgenommenen Notlage.

Araber begannen 1920 zu fürchten, dass Juden nach Palästina ziehen, nachdem vier Weltmächte – Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan – die Konferenz von San Remo einberiefen, um das besiegte muslimisch-osmanische Reich aufzuteilen. Zu den verschiedenen Mandaten gehörte auch das Mandat für Palästina (1922), das unter britische Kontrolle kam, wozu ein Aufruf zur Ermöglichung der Zuwanderung von Juden in ihre angestammte Heimat gehörte. Araber randalierten, metzelten Juden nieder und protestierten bei den Briten, um die Ankunft von Juden zu blockieren, obwohl Juden die einzigen waren, die während der letzten 100 Jahre osmanischer Herrschaft nach Palästina zogen.

Islamische Radikale massakrierten 1921, 1929 und während der mehrjährigen Pogrome von 1936 bis 1939 Juden im Heiligen Land im Versuch in Palästina eine mehrheitlich muslimische Bevölkerung zu erhalten. Als Holocaust-Überlebende nach dem Krieg nach Palästina kamen, brachen arabische Armeen über sie hinein, um sie für immer auszulöschen. Die Gegenden, in denen Islamisten Land eroberten – dem Gazastreifen und der „Westbank“ – säuberten sie alle Juden ethnisch aus der Gegend.


Zerstörte Synagoge in Berlin (10. November 1938)
Arabisches Treffen in London, um jüdische Zuwanderung zu stoppen.
Proteste gegen das von den Arabern unterstützte britische Weißbuch nach der Kristallnacht.

Palästinensische Araber gedenken immer noch der „Nakba“ von 1948, als sie damit scheiterten den jüdischen Staat bei seiner Gründung zu vernichten und konnten die Juden nur aus einem Teil des Landes tilgen. Bis heute fordern arabische Führer von den Briten sich von der Balfour-Erklärung zu distanzieren.

Aber die Medien merken nichts dazu an, dass die Ersetzungstheorie der Islamisten inhärent antisemitisch ist. Wenn muslimische Extremisten einen jüdischen Zivilisten mit einem Beil töten, übernehmen die Medien das Narrativ der Killer, sie würden „auf Gewalt zurückgreifen“, weil die Muslime „frustriert“ seien. Die Hamas-Charta – die schlimmste aller antisemitischen Programmschriften – und die Aufstachelung der Palästinenserführung zu Gewalt werden gewollt aus dem antisemitischen Narrativ der Medien weggelassen.

“United the Right” in Virginia August 2017
Israelfeindliche Kundgebung in New Jersey, Dezember 2017

Der demografische Aufbau des Großteils der Welt entwickelt sich weiter, besonders weil Menschen an andere Orte übersiedeln, die Freiheit und Chancen bieten. Die USA sind lange schon Ziel für Zuwanderer gewesen, wobei die Zusammensetzung der Herkunftsländer sich mit der Verabschiedung des Immigration and Naturalization Act von 1965 von Europa nach Asien und Lateinamerika verschiebt. In den 1950-er Jahren setzten sich die Zuwanderer zu 75% aus Europäern, 5% Asiaten und 9% Lateinamerikanern zusammen. Bis zu den 1980-er Jahren veränderten sich die Anteile auf jeweils 23%, 26% und 44%.

Die sich verändernde Demografie fand auch in Palästina statt, wo Muslime 1945 60% der Bevölkerung stellten und Juden eine Minderheit von 31% waren. Heute ist das Land zweigeteilt; Israel ist zu 74% jüdisch und zu 21% muslimisch, während von der PA kontrollierte Gebiete ihrem Streben nach einem judenreinen Land zu 100% arabisch sind. Juden zogen ins Land, bevor der jüdische Staat wiedergegründet wurde, weil es das Zentrum des Judentums und seit 1948 eine sichere Zuflucht vor Antisemitismus ist.

Die Angst vor rassistischen Weißen und Muslimen ist nicht unbegründet, weil sie sich auf verändernde Demografie bezieht. Die Giftigkeit ihrer Emotionen zeigt sich jedoch in dem Glauben, dass ihre neuen Nachbarn inhärent problematisch sind und dass die frühere Mehrheit Opfer sind, die Schutz benötigen.

  • Für weiße Rassisten sind die Opfer Weiße, die unter einer nichtweißen Invasion leiden; für radikale Islamisten sind die Opfer die arabischen Muslime, die mit jüdisch-„europäischen Kolonialisten“ klarkommen müssen (obwohl aus Europa gekommene Juden weniger als ein Drittel der Israelis ausmachen).
  • Weiße Herrenmenschen töten Schwarze und Juden im Versuch ihre Vision eines weißen Amerika zu schützen; Jihadisten töten Juden im Versuch „Palästina vom Fluss bis zum Meer“ von jüdischen Invasoren zu befreien.
  • Die Medien prangen den Rassismus und Antisemitismus der weißen Rassisten an; die Medien und die UNO prügeln JEDOCH auf jüdische Opfer ein und schützen palästinensische Rassisten, weil sie Angst haben, das offensichtlich Böse anzuprangern würde die Möglichkeit einer Zweistaatenlösung behindern.

Die Große Ersetzungstheorie wird in den Medien falsch dargestellt. Die Grundannahme stimmt, dass die Mehrheit zur Minderheit wird. Falsch ist: Eine solche Dynamik ist von Natur aus ein Problem; ist ein ausgemachtes „Komplott der Juden“; sie beschränkt sich nicht auf weiße Rassisten; und der giftige Hass wird nur in sozialen Medien genährt, denn die Mainstream-Presse und die UNO fördern ständig Antisemitismus und die islamistische Große Ersetzungstheorie.

In der Synagoge in Pittsburgh getötete Juden, Pennsylvania 2018
Mit dem Beil getötete Juden in einer Synagoge, Jerusalem 2014

[1] Anmerkung des Übersetzers: Das ist zu pauschal verkürzt: Er sprach sich gegen illegale und unkontrollierte Zuwanderung aus, nicht gegen Immigration allgemein.
[2] Anmerkung d. Übers.: Das suggeriert, der Mann habe auf Motivation von Trump gehandelt; das halte ich für sehr unseriös.
[3] Auch hier wird Trump als Ursache suggeriert, was ich für nicht seriös erachte.