Blätterwald der Gaza-Gräuel

Mehrere israelische Tageszeitungen haben Berichte abgedruckt, dass die Aussagen von israelischen Soldaten zeigten, Soldaten hätten sich nicht entsprechend dem Ehrenkodex der IDF verhalten. U.a. werden wüste Gemetzel behauptet. Die deutschen Qualitätsmedien konzentrieren sich auf nicht einmal wahllose, sondern massenhafte gezielte Ermordung von Zivilisten.

Als ich das zum ersten Mal sah, habe ich mit Unglauben reagiert. Ich weiß bisher noch nicht, was ich davon halten soll. Ein Troll meinte natürlich sofort, ich wolle die Völkermordmaschinerie totschweigen. Als wenn das ginge. Ist immer wieder „erheiternd“ die Antisemiten hetzen zu sehen, die Freunde Israels würden jegliche Grausamkeit nicht nur dulden, sondern auch noch gut heißen.

Bezüglich der erhobenen Vorwürfe stellen sich auch Fragen. Die erste kommt, wenn ein israelischer Fernsehsender einen von zwei Zeugen der YNetNews auftut und sich herausstellt, dass der nicht einmal im Gazastreifen war, sondern nur Gerüchte erzählt, die ihm erzählt wurden. Damit fällt schon mal wieder ein Stück Glaubwürdigkeit weg. Das heißt nicht, dass der Lügen erzählt; oder dass nichts von dem passiert ist, was er behauptet. Aber Hörensagen ist nun mal keine verwertbare Zeugenaussage.

Interessanterweise werden diese Probleme natürlich in unseren Qualitätsmedien nicht berichtet. Widersprüchliches, das die furchtbaren Anschuldigungen in ein anderes Licht stellt, fällt hier sofort unter den Tisch – es passt nicht ins antiisraelische Bild. Dass sogar Ha’aretz, das führende Organ der Antiisrael-Hetze in Israel, den Fall des YNet-„Zeugen“ bringt, lässt hier niemanden der offiziellen Journaille aufhorchen – sollte es denn überhaupt registriert worden sein.

Die Berichte widersprechen allem, was ich von Israel weiß und wie ich Israel kenne. Deshalb halte ich mich mit einer Bewertung zurück und warte ab, was an Fakten herauskommt. Denn Fakten gibt es bisher nicht, sondern nur Erzählungen. Ob diese so stimmen oder nicht, können wir hier bisher nicht sagen.

Ein paar Anmerkungen möchte ich trotzdem schon machen; sie stellen natürlich heraus, was für Israel positiver sein könnte – warum soll ich auch die Vorwürfe alle nachplappern, die sieht man eh überall.

Wenn z.B. gesagt wird, dass Soldaten die Türen von Häusern einfach eintreten und hineinfeuern sollten, so ist das ein Bild, das ich aus allen Kriegen kenne, in denen die Eigensicherung der kämpfenden Truppe vorging. Der Roten Armee in Berlin oder den amerikanischen GIs an der Westfront würden das wohl nur notorisch Ahnungslose vorwerfen. Es spricht außerdem für die IDF, dass sie eine solche Vorgehensweisen untersuchen will und als ethisch fragwürdig einstuft.

Widersprüchlich ist auch, wenn angegeben wird, israelische Soldaten hätten kaltblütig und gewollt Zivilisten ermordet, wenn dann im nächsten Abschnitt klar, wird, dass es sich um ein Versehen handelte, wie Melanie Phillips anhand von Ha’aretz aufzeigt.

Die Berichterstattung lässt den Eindruck zurück, dass sich die Soldaten durch die Bank so schlimm verhalten haben sollen; ein Hinweis darauf, dass es Einzelfälle sein könnten, entfällt. Das kommt gar nicht erst in die Tüte. Das Grundproblem mit dem hiesigen Umgang mit Fehlern bzw. falschem Handeln Israels beschreibt der Lindwurm recht treffend. Das macht Fehler nicht besser, entschuldigt sie keinesfalls, zeigt aber einmal mehr, mit welch bösartig unterschiedlichen Maßstäben hier grundsätzlich gemessen wird.

Die nächsten Tage bis Wochen werden „interessant“. Die Terror-Propagandisten und ihre Helfershelfer in den Medien werden nichts unversucht lassen alles zu unterdrücken, was ihre Verdammung Israels in die tiefste Hölle verhindern könnte. Was immer Israel und die IDF an Fakten bringen wird, die die Vorwürfe nicht als das erscheinen lassen, was die selbst definierten „Antizionisten“ haben wollen, werden diese Fakten ignoriert, abgestritten und umgedeutet werden. Die IDF wird langsam reagieren, weil sie umfangreiche Untersuchungen anstellen muss. Propagandistisch ist das eine extreme Niederlage Israels, die auszubügeln nicht mehr möglich ist. Sollte es sich um tatsächliche Morde handeln, die nicht zu rechtfertigen sind, wird die israelische Militärjustiz sich der Täter annehmen (und die Hetzer werden alles tun, um das niederzureden). Sollte es sich um eine neues „Jenin“ handeln, dann haben wir das Problem, dass die Fakten nicht mehr durchdringen werden. Aber ich bin gespannt, wie das Ergebnis der Untersuchungen aussehen wird. Meine Trolle werden sich davon nicht stören lassen – für sie ist jedes Ergebnis so deutbar, dass es Israel maximalen Schaden zufügt.