Schaut mal, was alle übersehen haben

Yaakov Lozowick, 26. März 2009

Letzte Woche Freitag brachte Ha’aretz einen Artikel über die ekelhaften T-Shirts, die einige IDF-Einheiten drucken. Das nach Angaben des Artikels schlimmste entstammt einer Scharfschützen-Einheit und beinhaltet die Darstellung der falschen Palästinenser im Fadenkreuz: ein Kind, eine schwangere Frau, ein fliehender Teenager, der mit einem Spruch verhöhnt wird: „Renn‘ schneller, sonst kriegen wir dich.“

Nun, die Soldaten selbst gaben zu, dass sie diese T-Shirts niemals in der Öffentlichkeit tragen würden, wegen der Missbilligung, die ihnen entgegenschlagen würde; ebenso stimmt, dass die Scharfschützen sorgfältig kontrolliert werden und strikte Einsatzregeln haben; ich kann mich an keinen Fall erinnern, dass auch nur einem von ihnen vorgeworfen wurde jemals eines der Dinge getan zu haben, die auf diesen T-Shirts abgebildet wurden; und doch ist das eine widerwärtige Geschichte und jemand muss eindeutig diesem Ausbildungsgang etwas gesunden Menschenverstand hinzusetzen. Sehen Sie das nicht falsch: Ich verurteile diese T-Shirts.

Und doch: Achikam kam gestern Abend nach Hause und stand gegen 13 Uhr auf, um zu frühstücken. Er trug ein T-Shirt, das vor kurzem von seiner Einheit gemacht wurde; darauf war eine Hand abgebildet, die Blitze über Gaza abschießt. Er las den Artikel und stimmte mir zu, dass es eine üble Geschichte ist; aber er zeigt etwas auf, das ich mit allen anderen übersehen hatte: In dem meisten Fällen, in denen die Bilder palästinensische Zivilisten im Fadenkreuz zeigten – waren sie keine Zivilisten. Die in dem Link oben gezeigte schwangere Frau [Ha’aretz hat den Text inzwischen gelöscht – heplev] schwingt ein Gewehr, genauso das Kind („wenn sie klein sind, sind sie schwieriger zu treffen“), während der Teenager, dem geraten wird wegzurennen, das ganze Set hat: ein gezogenes Messer, eine Handgranate und einen Selbstmord-Bombengürtel (diese Bilder sind nicht online, finden sich aber in der Druckversion).

Die Quintessenz: Wir haben unangenehme T-Shirts, die von Scharfschützen getragen werden, deren tatsächliches Kampfverhalten die Botschaft Lügen straft, während die Botschaft selbst viel komplexer ist, als alle anerkennen. Einschließlich der intellektuellen Journalisten bei der intellektuellen Zeitungen, deren wichtigster Marketing-Slogan lautet, sie sei „eine Zeitung für denkende Leser“.