Zur Verteidigung verbündeter Christen

Warum Evangelikale Israel unterstützen

Nissan Ratzlav-Katz, National Review online, Nissan Ratzlav-Katz, 22. November 2002)

Letzten Donnerstag fuhren Delegierte einer konservativen amerikanischen Organisation, der „Christian Coalition“ in Jerusalem mit dem Bus. Eine einfache Tat, aber eine, die Unterstützung von und Bindung an Israel mehr symbolisierte, als die deutlichsten Erklärungen in Übersee. Sehen Sie, der Bus, in dem sie fuhren, war kein Reisebus; es war ein Egged-Bus der Linie 20. Dabei handelt es sich um genau die Buslinie, mit der ein arabischer Selbstmord-Bomber am selben Morgen fuhr, als er elf Menschen auf ihrem Weg zu Schule und Arbeit tötete und mehr als 50 verletzte. Dieselbe Delegation, geführt von Roberta Combs ,der Präsidentin der „Coalition“, hatte am Dienstag vorher Hebron besucht, um öffentlich ihre Unterstützung der jüdischen Gemeinde in dieser alten Stadt zu zeigen, wo am Freitagabend ein Überfall von Terroristen zwölf Israelis das Leben kostete. Die „Christian Coalition“ hat sozusagen ihre Leiber dorthin begeben, wohin ihr Geld geflossen ist.

Anders als die meisten Linken – selbst jüdische – unterscheiden diese Helfer Israels nicht Juden, die in Judäa, Samaria und Gaza leben von denen, die an Israels Mittelmeerküste leben. Ron Nachman, der Bürgermeister von Ariel – in Samaria – erklärte einmal einem Reporter der „Jerusalem Post“, dass „Gruppen evangelikaler Christen ausdrücklich deshalb nach Israel kamen um an Fahrten in die Westbank teilzunehmen, ‚dem verheißenen Land’. Viele Gruppen, sagte er, kamen direkt vom Ben-Gurion-Flughafen ins Eshel Hashomron-Hotel in Ariel.“

Wie ich selbst erkennen musste, gibt es eine Menge israelischer Flaggen neben amerikanischen Flaggen vor Kirchen und viele Pastoren tragen heute T-Shirts mit dem Aufdruck „Ich stehe zu Israel“. Ein in der „Jerusalem Post“ abgedruckter Brief von Viktor Mordecai, einem Vertreter jüdisch-christlicher Verbindung, drückte es so aus: „Ich sah Christen, weiße, schwarze, Hispanics und Indianer, die Tränen der Liebe und Buße für Israel vergossen… Ich habe 300 Kirchen und Gruppen aller Konfessionen besucht und vor ihnen gesprochen. Ich habe tausende Christen umarmt und geküsst, die uns wirklich lieben.“ Eine Umfrage der Terrance Group deckte vor Kurzem auf, was viele israelische Politiker lange gewusst haben: die Unterstützung konservativer Christen für Israel ist überwältigend – fast zehn Prozent stärker als beim amerikanischen Durchschnittsbürger.

Zusätzlich zur allgemeinen Unterstützung Israels und besonderer Affinität zu Judäa und Samaria als Land der Bibel, drückt sich christlicher Zionismus in der Ermutigung zur Aliyah aus – der jüdischen Einwanderung nach Israel. Eine Gruppe namens „Christians for Israel“ (Christen für Israel) unterhält ein Projekt, das „Exodus“ heißt und Juden aus der früheren Sowjetunion hilft nach Israel zu kommen. Die Internetseite der Organisation sagt es so: „Es ist mehr als nur ein humanitäres Projekt – es ist ein göttlicher Aufruf an die Kirche, dem jüdischen Volk bei seiner physischen Rückkehr und der Wiedererschaffung des Landes Israel zu helfen.“

Das ist noch nicht alles. Eine Organisation namens International Christian Chamber of Commerce (ICCC = Internationale christliche Handelskammer) wirbt aktiv für israelische Geschäfte und fördert die israelische Wirtschaft. Die Kammer hielt ihr jüngstes Vorstandstreffen in Tel Aviv ab und „Israel Line“, eine Veröffentlichung des israelischen Außenministeriums, berichtete, dass die Organisation im Juni „eine internationale Businesskonferenz in Jerusalem abhielt, an der 400 Geschäftsleute aus 40 Nationen sich mit israelischen Wirtschaftsunternehmen trafen… der Produktionsvereinigung, dem israelischen Export-Institut und der Vereinigung der israelischen Handelskammern“. Nach der ICCC wurden während der zweitägigen Konferenz mehr als 1000 Treffen abgehalten. Die ICCC erlaubt israelischen Firmen auch, ihre Produkte und Dienste kostenlos auf ihrer Internetseite für internationale Geschäftsverbindungen aufzuführen, berichtet „Globes“, eine israelische Finanzzeitung.

Als Antwort auf diese unbeschränkte Unterstützung haben einige jüdische Kolumnisten ihre Zweifel oder offene Feindseligkeit geäußert, wenn es um die pro-israelische Haltung der christlichen Rechten geht. Ihre Hauptsorge ist unterstellter, in der Theologie eingegrabener „Antisemitismus“, der diese Christen nach Israel treibt. Gershom Gorenberg drückt das in einem Artikel in der „Jerusalem Post“ so aus: „Die ‚Liebe‘ der konservativen Christen wurzelt in ihrer Theologie. Klassischer antijüdischer christlicher Doktrin folgend, betrachten sie Juden als geistlich blind, weil sie Jesus ablehnen. Aber sie betrachten Israels Existenz auch als Zeichen der Endzeit – in der die Juden sterben oder sich zu Jesus bekehren werden.“ Josh Ruebner, einer der Gründer der Washingtoner Gruppe „Jews for Peace in Palestine and Israel“ (JPPI – Juden für Frieden in Palästina und Israel) drückte sich grober aus und nannte die Allianz zwischen christlichen Evangelikalen und amerikanischen Juden zur Unterstützung Israels „widerlich“. Er sagte: „Die meisten der Rechtsaußen-Elemente, die die Christian Coalition ausmachen, sind im Inneren wahrlich antisemitisch.“ Sie verdienen dieses Attribut, weil sie „glauben, dass jüdische Seelen nicht in den Himmel kommen können und dass Juden vor dem Ende der Zeit bekehrt werden müssen“, so Ruebner gegenüber einem Reporte der Religion News Service im letzten Monat.

Der christliche Glaube, dass die Juden sich letztlich bekehren, ist nicht anders als die jüdische Vorstellung, dass alle falschen Theologien letztlich als das erkannt werden, was sie sind. Während solche Ansichten bei nicht-religiösen Leuten aller Gemeinschaften nicht gut ankommen, bleiben sie – solange ihre Gläubigen andere nicht dazu nötigen – eine religiöse Meinungsverschiedenheit. Herr Mordecai drückte das in seinem bereits erwähnten Brief an die „Jerusalem Post“ so aus: „Wollen sie, dass wir Christen werden? Ja, denn sie lieben uns. Und das ist Teil des christlichen Glaubens… Macht das die Christen zu unseren Feinden? Als loyal zur Thora stehender und Mitzwen beachtender Jude denke ich das nicht… Die Christen sind einfach nur ihrem Glauben gegenüber treu, dem Glauben an denselben Gott der Juden, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Sie glauben an dieselbe Bibel.“

Weiterhin: Mag auch Endzeit-Theologie bei der Unterstützung des modernen Israel eine Rolle spielen, ist die Hauptmotivation solcher Unterstützung eher der biblische Bund mit den Juden, statt das Versprechen zukünftiger Bekehrung. Der Evangelist Jerry Falwell sagte letzten Monat auf einer Konferenz der Christian Coalition in Washington, die auf Video aufgezeichnet wurde: „Ich habe an den abrahamitischen Bund geglaubt und ihn unterstützt, dass Gott die segnet, die Israel segnen und die verflucht, Israel verfluchen.“ Ähnlich listet Material, das von John Hagee Ministries produziert wird – die Organisation spendet Gelder spendet um jüdische Immigration nach Israel zu finanzieren – sieben Gründe für Christen auf, den jüdischen Staat zu unterstützen. Der erste ist der Vers aus dem ersten Buch Mose, auf den Falwell sich bezog: „Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ Einer von vielen anderen Gründen aus derselben Quelle: die Anweisung in Psalm 122: „Wünscht Jerusalem Frieden! Alle, die dich lieben, sollen hier glücklich leben!“

Dr. Arthur F. Glasser, Dekan emeritus am Fuller Theological Seminary in Pasadena (Kalifornien), zitierte einen anderen, säkulareren Grund in seiner Abhandlung über die evangelikale Unterstützung Israels. Er schreibt: „Warum also sollten besonders Evangelikale Israel unterstützen? Zuerst einmal sollten sie sich um alles kümmern, was das jüdische Volk betrifft. Das kommt zum Teil durch die massive Verpflichtung, die alle Völker an jedem Ort ihnen gegenüber haben. Was können Menschen überall auf der Erde schon ehrlich sagen, wodurch sie den Juden die Verpflichtung für ihre Beiträge zur Weltkultur absprechen? Diese Beiträge betreffen jeden Aspekt der menschlichen Gesellschaft und des persönlichen inneren Reichtums.“

Als Gegensatz dazu diese kleine Begebenheit: „Jews for Peace in Palestine and Israel“ war neulich in den Nachrichten, als die israelischen Einreisebehörden einer neun-köpfigen Delegation von Mitarbeitern des UNO-Kongresses die Einreise verweigerte; die Reise wurde u.a. von JPPI und den American Muslims for Jerusalem (AMJ – amerikanische Muslime für Jerusalem) gesponsert. Die AMJ ist ein Projekt, das u.a. von der American Muslim Alliance (AMA – Amerikanische Muslim-Allianz), dem American Muslim Council (AMC – Amerikanischer Muslim-Rat) und dem Council on American Islamic Relations (CAIR – Rat für amerikanisch-islamische Beziehungen) finanziert. CAIR entstand 1994 aus der Hamas und zwei seiner drei Gründungs-Direktoren hielten hochrangige Posten in der Islamic Association for Palestine (Islamisches Bündnis für Palästina), einer Tarngruppe der Hamas. 1998 bezeichnete ein Redner auf einer von CAIR mitfinanzierten Demonstration in Brooklyn die Juden als „Nachkommen der Affen“. Gleichermaßen hielt die AMA eine Konferenz ab, auf der Literatur verbreitet wurde, die den Holocaust leugnet. Der AMC verwendet währenddessen Zeit und Geld regelmäßig darauf zu erklären, dass Hamas „keine terroristische Gruppe“ ist und spielte Gastgeber für Redner, die Selbstmordbomber priesen und zu Unterstützung solcher „Märtyrer-Operationen“ drängten. Issa Smith, stellvertretender Direktor des AMC, sagte der „Los Angeles Times“ am 24. Januar 1991: „Wir sagen oft, dass wir nicht gegen Juden sind, sondern gegen Zionisten, gegen diejenigen, die das Ziel hatten einen Staat zu schaffen, der von Juden betrieben wird.“

All dies war offensichtlich aus der Sicht von Josh Ruebner von JPPI nicht als widerlich anzusehen, anders als die Unterstützung der christlichen Rechten für Israel. Es könnte sein, dass JPPI voreilig handelten oder aus Ignoranz, als sie sich mit solchen Organisationen einließen. Aber haben sie nie ihre früheren Verbündeten zu den Koan-Versen befragt, die besagen (Sure 5,51): „Gläubige, macht weder die Juden noch die Christen zu euren Freunden“? Oder zu den muslimischen Lehren (Hadith, Sahih Bukhari, Band 4, Buch 52, Nr. 177): „Allahs Apostel [Mohammed] sagte: ‚Die Stunde [des Endes der Zeiten] wird nicht kommen, bis ihr die Juden bekämpft. Und der Stein, hinter dem ein Jude sich verstecken wird, wird sagen: ‚Oh Muslim! Das ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt, also töte ihn.‘“ Was sagen sie zu diesem Stück „Endzeit-Theologie“? Ist das für Ruebner nicht wenigstens ein wenig „widerlich“?

Ich glaube nicht, dass Linksaußen-Gruppen wie JPPI es je in Betracht ziehen werden, sich die Mühe zu machen sich über echten, aus tiefem Herzen kommenden Antisemitismus aufzuregen, der in der heutigen muslimischen Welt nur allzu weit verbreitet ist. Was eher hinter ihrer vorgeschobenen Besorgnis steckt, ist, dass die Organisation nach dem, was auf ihrer Internetseite steht „Israel aufruft, seine brutale militärische Besetzung der Westbank, des Gazastreifens und Ost-Jerusalems zu beenden… das Recht des palästinensischen Volks auf Selbstbestimmung unterstützt… die Evakuierung der [jüdischen] Siedlungen unterstützt… das Rückkehrrecht der [arabischen] Flüchtlinge anerkennt…“ – alles, was dem festen Glauben vieler in der christlichen Rechten entgegen steht, was Senator James Inhofe aus Oklahoma so ausdrückt: „Israel hat ein Recht auf dieses Land.“