Eingebettete Gaza-Journalisten: Nur die Schlagzeilen lesen

Sheri Oz, Israel Diaries, 6. Januar 2024

Vielleicht kann Lesen dafür vergeben werden, dass sie glauben, Israel ermorde gezielt Journalisten, die über den Krieg im Gazastreifen berichten, wenn alles, was sie lesen, der lange, gewundene Titel eines Artikels von Reporter Ohne Grenzen (Reporters sans frontières – RSF) ist. Denn wer hat dieser Tage bei so vielem, das online zu lesen ist, die Zeit tatsächlich komplette Artikel zu lesen?

Von Journalisten jedoch sollte erwartet werden, dass sie den gesamten Text lesen, bevor sie ihn als Grundlage für eigene Artikel verwenden. Darf ich darüber hinaus so kühn sein vorzuschlagen, dass eine Internetsete, die Journalisten gewidmet ist, so wie diese, sorgfältiger in dem sein sollte, was sie schreibt?

Dieser Artikel wurde am 10. November veröffentlicht. Ich kritisiere ihn jetzt, fast zwei Monate später, als Teil einer Artikelserie, die gegen die Lüge kämpft, Israel würde bewusst Journalisten im Gazastreifen ins Visier nehmen, wie es in diesem gemacht wird. Ich finde Artikel, die ich kritisieren muss, entweder, wenn Journalisten auf sie als Quelle für ihre eigenen Texte verweisen oder wenn sie in Google-Suchen erscheinen.

Unter dem Banner auf ihrem „X“-Account erklärten RSF sich zu einer unabhängigen NGO, die Desinformation bekämpft. Lassen Sie uns sehen, ob der fragliche Artikel hier dieses Ziel bestätigt.

Profilbild der Organisation RSF (Reporter Ohne Grenzen) auf ihrem „X“-Account

Das ist der Titel des hier diskutierten Artikels:

Reporter Ohne Grenzen (RSF) verurteilt die Aufrufe israelischer Politiker in den letzten 24 Stunden, dass Journalisten im Gazastreifen getötet werden sollten. Von unbegründeten Spekulationen über die Integrität der Journalisten ausgelöst, fallen diese Aufrufe mit einer beunruhigenden Abänderung des israelischen Terrorismus-Gesetzes zusammen. Angriffe auf Journalisten sind ein Kriegsverbrechen, betont RSF.

Als ich das zum ersten Mal las, dachte ich, da stünde, dass Politiker in meinem Land es auf Journalisten im Gazastreifen abgesehen hätten – alle Journalisten, nicht nur Journalisten aus dem Gazastreifen – und dass sie gerade ein Gesetz verabschiedet hätten, das es ihnen erlaubt das zu tun, obwohl es das Völkerrecht verletzt. Was – laut der Überschrift – zu diesem Mordaufruf führte, war eine fadenscheinige, unbestätigte Spekulation, dass die Journalisten nicht in Übereinstimmung mit journalistischer Ethik handeln würden.

Der Artikel beginn mit:

Eine israelische Nichtregierungsorganisation postete am 9. November ein undatiertes Foto, das einen freischaffenden Fotografen mit einem Hamas-Führer zeigt; … Der Artikel deutete an, dass im Gazastreifen arbeitende Journalisten im Voraus von dem Hamas-Angriff am 7.  Oktober wussten.

Ich nehme an, man kann über die Tatsache übersehen, dass der Artikel im ersten Satz auf eine israelische NGO verweist, die tatsächlich gar nicht israelisch ist. HonestReporting ist amerikanisch und das steht dort im Fußbanner auf ihrer Website. Aber sie als „israelisch“ zu bezeichnen, macht die Rüge einfacher: „Oh! Was soll man von einer israelischen NGO erwarten?“ Und sobald man weiß, dass sie amerikanisch ist, kann mach leicht damit tadeln: „Oh! Was kann man von einer von zionistischen Juden geführten NGO erwarten!?

Wussten die Journalisten vorab von dem Angriff?

Aber dann müssen wir fragen: Wie viel Zeit vor dem Ereignis stellt Wissen im Voraus darüber dar? Ein Monat? Eine Woche? Ein Tag? Eine Stunde? Es scheint so, dass Nasrallah von dem Angriff erst 30 Minuten vor seinem Beginn wusste. Das bedeutet, dass die Organisatoren des Pogroms außergewöhnlich gut darin waren es unter Verschluss zu halten.

Es ist möglich, dass die Journalisten eingeladen wurden, aber ihnen nicht gesagt wurde, zu was sie eingeladen waren – und vielleicht waren sie in den bevorstehenden Grenzdurchbruch erst Minuten vor dessen Eintreten eingeweiht worden. Allerdings fuhr mindestens einer auf einem Motorrad mit, das von einem Terroristen gefahren wurde, der genau wusste, was sie tun würden. Ist es möglich, dass sie vor dem eigentlichen Durchbruch die sie begleitenden, eingebetteten Journalisten weder darüber informierten, dass sie nach Israel einfallen würden, noch über das, was in den Gemeinden auf der anderen Seite des Zauns passieren würde?

„Yo, AP, Reuters, CNN – was mach euer Freischaffender im Gazastreifen Hassan Eslaiah auf einem Motorrad mit einer Granate auf seinem Weg zum Massaker an Frauen und Babys? Ist eine Granate Teil der von euch zur Verfügung gestellten Ausrüstung?“

Laut der Times of Israel sagte Eslaiah, er wurde zurück in den Gazastreifen gefahren, nicht aus Gaza nach Israel und er sei nicht derjenige, der die Granate hielt. Ich überlasse es dem Leser zu entscheiden, welche Version er glaubt, weil das kein Fall ist der vor einem Gericht verhandelt worden ist. Von Eslaiah vorgelegtes Material wird von AP und CNN nicht mehr angenommen; sie führen dafür sein Foto mit dem Hamasführer Yahya Sinwar als Grund an, nichts, das wer am 7. Oktober machte.

Lassen Sie uns den eingebetteten Journalisten einen Vertrauensvorschuss geben und annehmen, dass sie abgesehen – vielleicht – von Eslaiah vor dem Angriff nichts wussten.

Weitere Probleme des Artikels

RSF schreibt:

Israel hat behauptet, es ziele nicht auf Journalisten. Aber 36 Journalisten sind seit dem 7. Oktober durch israelische Luftangriffe im Gazastreifen getötet worden; …

Das „aber“ lässt es hier so aussehen, als ob die Autoren glauben, dass Israel auf Journalisten zielt.

Das israelische Militär sagte vor kurzem internationalen Presseagenturen, es „kann die Sicherheit ihrer Reporter im Gazastreifen nicht garantieren“ – ein Eingeständnis, dass komplett im Widerspruch zum Prinzip des Schutzes von Zivilisten steht, wie es im Völkerrecht definiert ist.

Vielleicht war es oberflächlich und dumm von der IDF Nachrichtenagenturen zu sagen, dass sie die Sicherheit der Reporter nicht garantieren kann: Ich frage mich, ob es irgendeine vernünftige Erwartung geben kann, wenn Reporter ein Kriegsgebiet betreten. Hat irgendein anderes Land gesagt, es würde die Sicherheit eingebetteter Journalisten an der Front zu garantieren? Und wenn Journalisten im Gazastreifen eine Sicherheitsgarantie haben wollen, vielleicht sollten sie sich den anderen Zivilisten anschließen, die in von der IDF ausgewiesene Sicherheitszonen zogen und berichten, was in diesen geschieht.

Etwas später im Artikel schreibt RSF:

Derweil genehmigte das israelische Parlament am 7. November einen Zusatz zum Terrorirismusgesetz, gemäß dem eine Strafe von bis zu einem Jahr Gefängnis gegen jeden verhängt werden kann, der „systematisch und kontinuierlich Terrorpublikationen konsumiert“, die als „direkter Aufruf zum Begehen eines Terroraktes“ oder „Worte des Lobes, der Sympathie oder der Ermutigung für einen Akt des Terrorismus“ definiert werden.

Selbst wenn Publikationen, „die der Öffentlichkeit Informationen bieten“, ausdrücklich ausgeschlossen sind, ist die lockere Wortwahl der Ergänzung für breite Interpretation offen und stellt daher eine Bedrohung der Pressefreiheit dar.

Ich würde meinen, selbst wenn eine bestimmte Nachrichtenseite der Öffentlichkeit Informationen bietet, wenn sie Terrorakten Lob, Sympathie oder Unterstützung bietet, dann stellt das Aufstachelung zu Terrorismus dar. Aufstachelung zu Terrorismus innerhalb des Staates Israel zu verhindern ist exakt der Zweck des Gesetzes zur Terrorbekämpfung. Bisher ist Israel bei der Festnahme, Ermittlung zu und/oder Einstellung von Anklagen gegen Mitglieder der Bevölkerung (einschließlich Abgeordneten der Knesset), die Märtyrertum und „Widerstand gegen die Besatzung“ unterstützen, nicht sehr effektiv darin gewesen, was eine modische Art ist zu sagen, dass Juden getötet und Israel von der Landkarte gewischt werden soll. Es brauchte den 7. Oktober, damit die Regierung aufwacht und man kann nur hoffen, dass es dieses Gesetze in unserer Gesellschaft jetzt konsequent angewendet wird.

Es gibt in diesem Artikel zwei relevante Punkte, die hier angeführt werden müssen:

  • In demokratischen Ländern gilt die Verhinderung aufrührerischen Reden oder Schriften und die Aufstachelung zu Gewalt nicht als Teil der geschützten freien Meinungs- und Pressefreiheit.
  • Es gibt an diesem Gesetz nichts, das nahelegt, Journalisten jeglicher Art würden auf dem Schlachtfeld ins Visier genommen.

Der Aufruf Journalisten zu töten, geäußert von einigen Politikern unmittelbar nach dem Exposé von HonestReporting, war ein Aufruf diejenigen zu töten, die am 7. Oktober bei den Terroristen eingebettet waren, womit sie als Terroristen betrachtet wurden, die von denen, die sie an diesem Tag fotografierten, nicht zu unterscheiden waren. Tatsächlich gelten alle Bürger, die keine offiziellen Hamas-Militanten waren, aber Israelis niedermetzelten, folterten, vergewaltigten, verbrannten und verschleppten oder sie anstachelten, ebenfalls  als Terroristen und sind können als solche aufgespürt und getötet werden. So ist Krieg.

Israel führt im Gazastreifen keinen Krieg, weil es Vergeltung für den 7. Oktober üben will. Nein. Der 7. Oktober hat Israel gezeigt, dass der allgemein akzeptierte Ansatz den Terror und die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen zu kontrollieren – sprich „den Rasen zu mähen“ – unvernünftig war. Aus diesem Verständnis heraus entstand ein neuer Ansatz – die totale Eliminierung der Hamas-Kämpfer und -Anhänger. Wenn zu diesen Journalisten gehören, dann sind sie nicht EINFACH NUR Journalisten, sondern auch Terroristen. Und als Terroristen haben sie ihre eigenen Todesurteile unterschrieben. Israel hat nichts, für das es sich hier entschuldigen muss.

Und RSF sollte sich für die Veröffentlichung eines Artikels schämen, der von der Überschrift an derart falsch liegt.

2 Gedanken zu “Eingebettete Gaza-Journalisten: Nur die Schlagzeilen lesen

  1. Das ist der übliche Tonfall und die übliche Propaganda von RSF bei diesem Thema. Auch andere Themen werden in einer ähnlichen, für mich völlig inakzeptablen und voreingenommenen Art und Weise behandelt. Irgendwelche Publikationen von RSF lese ich daher schon seit längerer Zeit grundsätzlich nicht mehr.

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