Ahnungslosigkeit und Unwissen (nicht nur) beim „Focus“

Der Focus nahm am Freitag, 9. Oktober 2015 die aktuelle Terrorwelle als Anlass für eine Fotostrecke, die das Ganze Unwissen der deutschen Qualitätsjournaille in Sachen Israel/Nahost-Konflikt offenbart.

Es geht schon mit der Eingangsseite dazu los:

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Das Bild ist ziemlicher Unsinn, denn es zeigt nicht, dass Juden beschützt werden, sondern dass Polizei den Hinternhebern gegenüber stehen. Die Schwäbische Zeitung macht das zunächst schon minimal besser: Dort schreibt man „beim Freitagsgebet“. (Gegen 13.30 Uhr am 10. Oktober wurde beim Focus die Bildbeschreibung geändert; jetzt heißt es „Schwer bewacht: Gläubige Muslime beim Freitagsgeben in Jerusalem.“) Ob sie wohl von selbst drauf gekommen sind…?

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Nur, dass das immer noch keine gläubigen Juden sind, sondern Muslime…
Zur „Ehrenrettung“ von Focus und Schwäbischer: Die anderen machen es auch nicht besser – web.de, Stimme.de, RuhrNachrichten, Tageblatt.de, Bonner General-Anzeiger, Abendzeitung München, Weserkurier, Der Westen.

Noch etwas, dass allen gleich ist (aber sie verwenden ja alle dieselbe Fotostrecke eines arabischen Fotojournalisten): Im Text, manchmal in der Überschrift, manchmal in der Unter-Überschrift steht etwas von Unruhen und Messerattacken (auf Israelis), die Bilder zeigen aber als Bewaffnete und Gewalt Nutzende nur israelische Soldaten (und einen Zivilisten) mit Schusswaffen (beim die Bilder 3, 4, 5 und 7 am liebsten im Anschlag, teilweise schießend und dann auch noch mit der Bemerkung versehen „zielt auf Palästinener“. „Palästinenser“ hingegen – die die Messerangriffe ausführen, kommen nur einmal vor, als harmloser Teenager, der durch einen Metalldetektor gehen muss.

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Was allen zu entgehen scheint: Das ist kein normales (Freitags-) Gebet, denn das würde in einer Moschee stattfinden. Vielleicht auf dem Tempelberg in Jerusalem auch außerhalb der Moscheegebäude, aber auf dem Plateau. Hier sehen jedoch wir Muslime, die irgendwo auf einer Straße beten und diese damit blockieren. Das ist auch eine Art seinen Vorherrschaftsanspruch zu demonstrieren. Aber unsere Medien bemerken das nicht einmal, die übernehmen blind und ohne auch nur im Geringsten nachzudenken, was ihnen vorgesetzt wird…

Die Ahnungslosigkeit geht weiter: Bild 6 zeigt „Spezialisten der israelischen Polizei“, die „nach einer Messerattacke in Jerusalem Spuren“ sichern.

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Das ist sind keine Polizisten, sondern Mitarbieter von ZAKA, der Freiwilligenorganisation zur Identifizierung von Unfallopfern“, die auch bei Terroranschlägen immer vor Ort geht, um sorgfältig alle Leichenteile einzusammeln und den Opfern zuzuordnen, damit diese entsprechend der jüdischen Halacha möglichst vollständig beerdigt werden können. Sie reinigen manchmal auch die Tatorte, leisten häufig Erste Hilfe oder helfen bei der Suche nach Vermissten. Das ist eine Arbeit, die vorwiegend orthodoxe Juden tun.

Endgültig völlig am Thema vorbei ist das letzte Bild: „Eine Rauchwolke steht über einem umkämpften Dorf in Syrien.“

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Das ist die Qualität, mit der der Michel informiert wird. Diesmal nicht öffentlich-rechtlich. Allerdings habe ich bei denen lieber gar nicht erst gesucht…

2 Gedanken zu “Ahnungslosigkeit und Unwissen (nicht nur) beim „Focus“

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