Medien weitgehend still zu jüngster Umfrage zur palästinensischen öffentlichen Meinung

Chaim Lax, 24. März 2024

Am 20. März 2024 veröffentlichte das Palestinian Center for Policy and Survey Research die Ergebnisse seiner vierteljährlichen Umfrage zu den Ansichten innerhalb der palästinensischen Gesellschaft gegenüber Israel, dem anhaltenden Krieg im Gazastreifen, palästinensischer Politik und der internationalen Gemeinschaft.

Da ein Großteil der Medienaufmerksamkeit sich auf den Gazastreifen und die Westbank zugewandt ist und weil westliche Führer hoffen die Verhandlungen um eine Zweistaatenlösung zwischen Israel und den Palästinenser neu zu starten, sollte man glauben, dass über die Ergebnisse dieser Umfrage von allen Mainstream-Medienorganisationen berichtet würde.

Mit wenigen Ausnahmen berichtete jedoch kaum ein Mainstream-Medium außerhalb Israels über die Ergebnisse dieser Umfrage und diejenigen, die das machten (Newsweek, The New Yorker, NBC News und USA Today) berichteten nur über einige Ergebnisse und ignorieren andere.

Neue Umfrage von PCPSR zu palästinensischer Meinung in der Westbank und dem Gazastreifen.
PCPSR ist laut der meisten Experten eine zuverlässige Quelle für die palästinensische öffentliche Meinung.
Dieser Thread wird die schockierenden Ergebnisse herausheben. https://pcpsr.org/en/node/969

In ihrem Bericht über die Umfrageergebnisse hoch NBC News die Tatsache hervor, dass die Unterstützung für die Hamas bei den Palästinenser in der Westbank und dem Gazastreifen gefallen ist und dass unter Gazanern die Unterstützung für „bewaffneten Kampf“ gefallen ist, während die Unterstützung für eine Zweistaatenlösung zugenommen hat.

The New Yorker hält gleichermaßen die scheinbar vielversprechenden Ergebnisse bezüglich der schwindenden Unterstützung für „bewaffneten Kampf“ und den Anstieg der Unterstützung für eine Zweistaatenlösung bei den Gazanern fest.

Es gibt jedoch bei diesen Ergebnissen mehrere Haken.

Zum Beispiel ist die Unterstützung für die Hamas innerhalb der palästinensischen Gesellschaft zwar gefallen, aber sie ist immer noch die Organisation mit der meisten Unterstützung bei den Palästinenser sowohl des Gazastreifens als auch der Westbank und ihre Unterstützung liegt in der Westbank immer noch 20% höher als sie es im September 2023 war (vor dem Angriff der Hamas am 7. Oktober und dem folgenden israelischen Krieg gegen die Terrororganisation).

Ebenso genießt die Hamas bei der Antwort auf die Frage dazu, für wen die Palästinenserbei einer weiteren Wahl heute stimmen würden, immer noch die meiste Unterstützung der palästinensischen Wählerschaft und sie schneidet immer noch besser hab, als es im September 2023 der Fall war (30% im März 2024, 21% im September).

Insgesamt wollen die Palästinenser mit großer Mehrheit die Hamas zurück an der Macht im Gazastreifen.

Genauso stimmt es zwar, dass die Unterstützung für „bewaffneten Kampf“ bei den Befragten zurückgegangen ist, aber dieser wird immer noch vom größten Teil der Befragten und in der Westbank von der Mehrheit befürwortet.

Wie sowohl NBC News als auch The New Yorker festhielten, hat die Unterstützung für eine Zweistaatenlösung bei palästinensischen Befragten im Gazastreifen zugenommen. In der Westbank (die wahrscheinlich Teil einer Zweistaatenlösung sein würde) schwebt die Unterstützung einer Zweistaatenlösung allerdings knapp über 30%.

Selbst im Gazastreifen, wo die Unterstützung einer Zweistaatenlösung auf 62% gestiegen ist, sind 52% der Befragten gegen den Wiederbeginn der Verhandlungen um eine Zweistaatenlösung.

Einige interessante Ergebnisse aus der jüngsten Umfrage des Palestinian Center for Policy and Survery Research mit massiven Verschiebungen bei Gazanern.
Vielleicht am Interessantesten ist der bedeutende Rückgang der öffentlichen Unterstützung für „bewaffneten Kampf“, um palästinensische Ziele zu erreichen.

Zu weiteren bemerkenswerten Ergebnissen dieser Umfrage gehört:

  • Die Zahl der Befragten, die glauben, dass die Angriffe der Hamas vom 7. Oktober richtig waren, stieg im Gazastreifen gegenüber dem Dezember 2023 um 14%, fiel in der Westbank aber um 11 Prozentpunkte auf 71%.
  • Die weit überwiegende Mehrheit der Befragten glaubt, dass die Hamas während des Angriffs vom 7. Oktober keine Gräueltaten beging. Bei denen, die Videos von dem Angriff gesehen haben, glauben 81%, dass die Hamas keine Gräueltaten beging, während diese Zahl bei denen, die dies Videos nicht sahen, auf 97% steigt.
  • Unter den Befragten des Gazastreifens berichtete die weit überwiegende Mehrheit (70%), dass die Verteilung von Hilfen im vom Krieg geschundenen Gebiet diskriminierend sei. Aufgeschlüsselt sagte 90%, dass die von lokalen Palästinensergruppen verteilte Hilfe auf diskriminierende Weise ausgegeben werde, während 70% sagte, dasselbe gelte für Hilfe, die die UNRWA ausgibt.
  • Sowohl im Gazastreifen als auch in der Westbank ist die weit überwiegende Mehrheit mit der Art zufrieden, wie die Hamas und Yahya Sinwar sich während des aktuellen Kriegs verhalten haben. Während die Zufriedenheit mit der Leistung der Hamas in der Westbank auf 75% fiel, stieg die Zufriedenheit mit der Hamas bei Gazanern seit Dezember 2023 sogar um 10 Prozentpunkte auf 62%.
Es hat eine Menge Diskussion über die Ergebnisse einer aktuellen palästinensischen Umfrage gegeben, die von @KShikaki durchgeführt wurde, aber hier ist eine Grafik aus der Umfrage, über die niemand spricht.
70% der obdachlosen Menschen in UNRWA-Schutzunterkünften sagen, dass der Prozess der Verteilung der Hilfe auf diskriminierende Weise erfolgt.
Sogar höhere Anteile als in Regierungs- (d.h. Hamas) Unterkünften
Aber klar, behauptet weiter, dass Geld an die UNRWA zu schleusen das Nötige ist, um das Hungerproblem im Gazastreifen zu lösen.

Indem die Gesamtumfrage entweder ignoriert wird oder man sich auf ein paar ausgewählte Ergebnisse konzentriert, scheinen die Medien die Absicht zu haben weiter das Narrativ zu verbreiten, eine Zweistaatenlösung sei in naher Zukunft machbar (und dass ein Scheitern sie zu erreichen weithin Israels rechter Regierung auf die Füße fallen gelassen wird), dass die Hamas nicht die Palästinenser repräsentiert und dass die UNRWA ein legitimer Lieferant von Hilfe im Gazastreifen ist.

Indem sie sich entscheiden mit dem grob vereinfachten Bild der palästinensischen Gesellschaft weiterzumachen, indem die unbequemen Ergebnisse dieser Umfrage weithin ignorieren, haben die Medien nicht nur versagt ihrem Publikum ein komplettes Bild der Situation im Gazastreifen und der Westbank zu liefern, sie helfen auch ein falsches Paradigma zu erstellen, über das außenpoltische Entscheidungsträger und inländische Wähler den Konflikt zwischen Israel und der Hamas betrachten.

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