Islamischer Staat: Rottet die Juden und Israel aus

Manfred Gerstenfeld interviewt Jacques Neriah (direkt vom Autor)

Es ist extrem wichtig die Pläne des Islamischen Staats zu verstehen. Nach Angaben dieser Bewegung müssen sowohl der Staat Israel als auch die Juden ausgerottet werden. Im Prinzip hat der sunnitische Islam keine Feindschaft mit dem Judentum und dem Christentum. Der Islamische Staat jedoch proklamiert, dass Israel und das Judentum nicht nur Teil des westlichen Kolonialismus sind sondern auch mit dem „zionistischen Programm“ verbunden sind und deshalb ausgemerzt werden müssen.

Daher können Juden nach Ansicht dieser muslimischen Bewegung nicht von ihrem historisch schwächeren Status im Islam profitieren. (Historisch lebten Juden in islamischen Ländern im Status der Dhimmis, Bürger zweiter Klasse , denen erlaubt wird ihr Leben zu leben solange sie die Jizjah zahlen – eine Kopfsteuer.) Daher ist es für Juden und Israelis entscheidend die Ideologie und konkreten Ziele der IS-Bewegung zu verstehen und nicht nur ihre globalen Ansichten.

Jacques_NeriahOberst a.D. Dr. Jacques Neriah war früher außenpolitischer Berater von Premierminister Yitzhak Rabin und stellvertretender Leiter der Auswertungsabteilung des israelischen Militärgeheimdienstes. Heute ist er leitender Analytiker für den Nahen Osten am Jerusalem Center for Public Affairs.

Er stellt fest: Der IS ist ein Produkt sunnitischer Ideologie. Das lange, historische Zerwürfnis zwischen Schiiten und Sunniten ist nie überbrückt worden. Beide kämpfen heute um die Vorherrschaft in der islamischen Welt. Sie setzen den internen muslimischen Krieg fort, der geführt wird, seit Mohammeds Cousin Ali das Kalifat entzogen und seine Söhne getötet wurden. Die Schiiten betrachten Ali als den ersten Imam.

Der IS betrachtet Schiiten als Häretiker, die bekämpft, bestraft und vom Angesicht der Erde vertilgt werden müssen, Was Christen angeht, so kann ihnen zwar der Dhimmi-Status gegeben werden, aber islamische Kämpfer können sie in der Hitze der Schlacht weiterhin ausrauben und ausplündern. Islamische Kämpfer können die Kriegsbeute genießen, zu der Frauen als Sexsklaven, die Häuser der Menschen und ihr Vermögen gehören. Hinterher wird diesen Christen gestattet innerhalb der Grenzen des islamischen Kalifats zu leben. Allerdings sind Christentum und der Papst fundamental mit dem westlichen Kolonialismus verbunden und als solche werden sie bekämpft, bis sie besiegt sind.

Der IS ist ein Magnet, der tausende Ausländer angezogen hat, die erpicht darauf sind zu kämpfen und die Gemetzel des Krieges zu genießen. Große IS-Triumphe entstammen der Tatsache, dass die meisten arabischen Staaten keine alternativen sozialen Lösungen und Ideologien bieten. Die fehlende Geschlossenheit in diesen Ländern wie auch die zunehmende Welle sozialer Unruhen in Europa und Asien haben dem IS erlaubt ein Leuchtturm und eine Sammelkraft zu werden. Jeder Erfolg des IS auf dem Schlachtfeld lockt mehr Freiwillige an. Darüber hinaus haben verschiedene Parteien, die mit Al-Qaida verbunden waren, ihre frühere Identität aufgegeben und dem IS die Treue geschworen. Das zeigt die Anziehungskraft der IS-Bewegung.

Die extreme Ideologie des IS, der alle mit westlichen Werten verbundene Elemente bekämpft, hat in muslimischen Gemeinschaften überall in der Welt ein warmes Willkommen gefunden. Es scheint so, dass sie eine Lösung für den Verlust der nationalen Identität bietet, die einige Muslime in den verschiedenen Staaten erfahren haben, in denen sie seit Jahrzehnten leben. Auf eine gewisse Weise ist das eine Form der Rache an der materiellen und technologischen Überlegenheit des Westens. Mit der Bekämpfung des Westens und seiner vermeintlichen Speerspitzen – Israel, Saudi-Arabien, Ägypten – hat der IS eine Antwort für tausende junger Muslime vorgestellt, die das Gefühl haben in einer Kultur vom Weg abgekommen zu sein, die sie weder akzeptieren noch respektieren.

Heute erstreckt sich der Einfluss des IS von Marokko über Afghanistan, Usbekistan, Tadschikistan bis nach China. Islamische Gruppen in Afrika und vor allem Boko Haram sind Teil dieser Gemeinschaft. Die IS-Präsenz in jedem der arabischen Staaten höhlt beständig die Autorität der Zentralregierungen aus. Selbst radikalmuslimische Staaten wie Saudi-Arabien, die das Scharia-Recht anwenden, sind nicht immun. Nach Jahren, in denen sie von den Geldern profitierten, die aus radikalen arabischen Staaten in salafistische Bewegungen flossen, hat der IS sich jetzt gegen diese Gönner gewandt. Er behauptet, dass sie illegal und antimuslimisch sind. Selbst die Türkei, die maßgeblich für den Aufbau des Militärapparats des IS gewesen ist, wird heute als ultimativer Kollaborateur der „Kreuzfahrer“ betrachtet und muss daher bekämpft werden.

Israel weiß, dass IS-Zellen in Jordanien aktiv sind. In Syrien kämpfen IS-Militäreinheiten nicht weit entfernt von Israels Grenze auf dem Golan. Im Libanon hat der IS Vorteile aus dem existierenden Hass zwischen libanesischen Sunniten und der vom Iran finanzierten schiitischen Organisation Hisbollah genutzt. Der IS hat zahlreiche Zellen gegründet, die hauptsächlich im Nordlibanon und dem Beeka-Tal agieren. Im Gazastreifen predigen IS-Unterstützer offen für ihre Sache.[1]

Die Präsenz des IS ist bisher in Israel nur in begrenztem Maß sichtbar. Nach Angaben des Inlands-Geheimdienstes (Shabak) haben rund dreißig arabische Israelis sich dem IS in Syrien und dem Irak angeschlossen. IS-Zellen existieren und funktionieren jedoch zumeist im Untergrund. In Städten wie Umm el-Fahm und Bakaah el-Gharbiyya kann man von Zeit zu Zeit die Flaggen des Islamischen Staats auf Hausdächern gehisst sehen. IS-Zellen sind außerdem in Südisrael in Beduinengemeinden wie Rahat und Tel-Sheva enttarnt worden.

Im Sommer 2015 brachte Muhammad Abd al-Ghani, Imam einer Moschee in Umm el-Fahm, seiner Unterstützung des IS zum Ausdruck. Er nannte Premierminister Benjamin Netanyahu einen „jüdischen Hund“ und machte Israel für alle Probleme in der muslimischen Welt verantwortlich.[2]

All das zeigt, dass wir uns in einer extrem dynamischen Situation befinden. Daher muss Israel den Entwicklungen auf einer im Fluss befindlichen Grundlage folgen. Die Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) brachten vor kurzem ein Dokument heraus, das die Bedrohungen umreißt, denen Israel sich derzeit gegenüber sieht. Eine wichtige Veränderung in der Haltung der IDF zu wahrgenommenen Bedrohungen betrifft ihre Einstellung gegenüber dem IS. Die IDF betrachtet den IS heute als Feind. Israel wird IS-Kämpfern nicht gestatten seinen Grenzen nahe zu kommen, selbst wenn das israelische Einfälle auf syrisches Territorium auf den Golanhöhen erfordern sollte.

[1] http://www.timesofisrael.com/gaza-imam-weapons-will-help-us-build-islamic-state/

[2] http://www.timesofisrael.com/israeli-imam-backs-islamic-state-in-anti-semitic-rant/

10 Gedanken zu “Islamischer Staat: Rottet die Juden und Israel aus

  1. Anmerkung AhuvaIsrael: zu diesem Beitrag mal ein ganz anderer Kommentar meinerseits mit zwei Versen aus Psalm 68, 35.36 – in meiner Luther-Übersetzung ist der Psalm überschrieben mit “Der Sieg GOTTES”

    35 Gebet GOTT die Macht! Seine Herrlichkeit ist über Israel, und Seine Macht in den Wolken.

    36 Wundersam ist GOTT in Seinem Heiligtum. ER ist Israels GOTT; ER wird dem Volk Macht und Kraft geben. Gelobt sei GOTT! Psalm 68, 35.36
    Dazu sage ich: HALLELUJA – AMEN!__________________________!

  2. Vieles von dem, was Sie bzw. Neriah sagen, ist zweifellos richtig – in einigen Punkten jedoch sollte das Problem „Islamischer Staat“ m.E. ein wenig differenzierter betrachtet werden.
    Zum einen hat der „IS“ ausschlaggebend aufgrund der ungeheuren, unkontrollierten Waffenlieferungen in die Region und durch die militärischen Vorstöße des Westens profitiert und zum anderen fällt es dem „IS“ sehr leicht, die israelischen Massaker in 2014 und 2009 im Gaza-Streifen als fundamentalen Angriff von Juden auf Muslime zu „verkaufen“. Dem „IS“ ist mit den israelischen Kriegsverbrechen jede Menge Material anhand gegeben worden, das populistisch aufbereitet und extremistisch ausgeschmückt werden kann.
    Das alles macht den „Islamischen Staat“ nichts besser und das ändert auch nichts daran, dass der selbsternannte „Kalif“ samt seiner Schergen nichts als ein Lügner, Metzger und Scharlatan ist.
    Eine in der genannten Richtung gesteigerte Differenzierung hilft nach meiner Überzeugung jedoch, ein weiteres Prosperieren dieses Terrors womöglich (doch noch) verhindern zu können.

    • Ich verstehe nicht, was es da zu differenzieren gibt. Die angeblichen „Massaker“ Isaels haben mit der Einstellung der IS-Fanatiker nichts zu tun. Die Waffenlieferungen – wer betreibt die? Und wenn man die „militärischen Vorstöße des Westens“ als Mitgrund für sein Entstehen nehmen will, ändert das nichts daran, dass es den IS gibt und er niedergekämpft werden muss, bis es ihn nicht mehr gibt. Ein vollkommener militärischer Sieg ist die einzige Möglichkeit der Welt und besonders den für diese Ideologie anfälligen Muslimen zu zeigen, dass es sich nicht um einen Sieger handelt (für den ggf. schon Überleben ein Sieg ist, nach dem wieder angefangen und der nächste Kriegszug vorbereitet werden kann), sondern um einen absoluten Verlierer.

      • Prinzipiell gebe ich Ihnen Recht: der „IS“ muss mit allen Mitteln bekämpft werden! Der militärische Kampf darf aber nur eine Komponente der Aktionen gegen ihn sein – es gilt den Zustrom von Kämpfern, jeden Öleinkauf vom „IS“ und jedwede Waffenlieferungen zu stoppen. Das kann nur durch ein internationales Zusammenarbeiten geschehen. Ein solches Bündnis sollte in der Lage dazu sein, den Metzgern ihr übles Handwerk zu legen. Gerade Israel könnte da eine Schlüsselstellung einnehmen!

        • Da frage ich mich, wie Israel diese Rolle spielen kann. Die Araber sind lauthals dagegen, es könnte nur „unter der Hand“ geschehen, auch wenn deren Staatsführungen einverstanden sind. Gerade die antisemitische Ideologie würde da doch wohl noch mehr gestärkt: Seht, die Juden sind…
          Die internationale Einigkeit, wie gegen den IS vorgegangen werden muss, fehlt tatsächlich und wäre dringend nötig.
          „Militärischer Kampf“ heißt auch – denn meist kann er nur dann vollkommen erfolgreich geführt werden – dass der Nachschub für den IS ausgetrocknet werden muss. Der IS muss kampfunfähig gemacht werden, auf allen Ebenen. Und dazu gehört die Lieferung von Waffen wie sonstigen Ressourcen und im Zuge dessen auch, dass die kein Öl mehr verkaufen können.

          • Wir sind uns da weitestgehendst einig, stelle ich fest.Israel hat ganz zweifellos eine eminent wichtige Schlüsselposition inne; es kann die Situation mit leichter Hand kurzfristig verschlimmern – und verbessern. Die augenblickliche Regierung scheint mir nur wenig hilfreich in dieser Frage zu sein. Sobald die rechtsgerichtete Radikalität einem … sagen wir: gesteigerten Bedürfnis nach Frieden und Dialog wiche, könnten entscheidende Weichen gestellt werden. Schauen Sie: die Einebnung des bedeutenden Mamilla-Friedhofs nebst der Vernichtung der sterblichen Überreste dort kann nur zu einer weiteren Radikalisierung und Distanzierung von einem absolut unverzichtbaren Friedensprozess führen. Man darf einigermaßen verzweifeln, denn diese Einebnung stellt eine ganz und gar unnötige Provokation dar. Die Wasserverteilung im Westjordanland und eine deutliche Lockerung der Blockade von Gaza wären bestens geeignete Mittel, die radikalen Teile der Hamas zu isolieren und progressiven wie moderaten Kräften in den genannten Gebieten Aufwind zu verleihen. Die vorhandene und vorherrschende Feindseligkeiten verhindern, dass effektiv gegen den „IS“ vorgegangen werden könnte. Die Aufnahme eines produktiven Dialogs mit der Arabischen Liga währe m.E. ebenfalls sehr erfolgversprechend.
            Ich denke, dass der „IS“ mit vereinten Kräften innerhalb eines Jahres bis zur totalen Auflösung gebracht werden könnte – vorausgesetzt, man ergriffe DIE Mittel, über die WIR uns bereits einig sind!

            • Och nee, bitte nicht schon wieder einer, der dem Märchen vom Mamilla-Friedhof aufsitzt!
              Und wie wäre es, wenn die Friedensverweigerung der sogenannten Palästinenser mal thematisiert würde statt der angeblichen Netanyahus?
              Und das Thema Wasser darf natürlich auch nicht fehlen – nur dass hier absoluter Unsinn behauptet wird.
              Mal ganz abgesehen von der Blockade, die zu lockern nur eine einzige Folge hätte: Mehr Terrormöglichkeiten für Hamas und Co.! Statt dass sie die hunderte LKW täglich für den Wiederaufbau der zivilen Infrastruktur und Häuser verwenden, wird fast alles in die Stärkung der Terrormöglichkeiten gesteckt.
              Wenn hier eine nicht friedenswillig ist, dann Fatah, Hamas, PLO usw. Jeder, der etwas anderes behauptet, hat keine Ahnung von den Realitäten vor Ort oder argumentiert böswillig.

              • Die Wahrheit liegt wie so oft auch hier sicherlich in der Mitte …. ganz sicherlich haben beide „Seiten“ ein größeres Potenzial, wirksame Friedensverhandlungen aufzunehmen, als beide verlauten lassen. Böswilligkeit existiert und verhindert eine Beruhigung des Konflikts. Sehen Sie nur auf einer der Seiten Ansätze, um zu einer Basis zu gelangen, auf der Vertrauen wachsen kann – oder denken Sie vielleicht, wie ich, dass beide aufeinander zugehen können?

              • Es geht nicht anders, nicht wahr? Die Araber dürfen einfach nicht die Hauptschuld und schon gar nicht die Alleinschuld haben, egal, wie sie agieren.
                Diese Äquidistanz ist eklig. Sie ist scheinheilig. Sie ist Mainstream. Völlig unangebracht und falsch. Erst heute wieder hat die PA Netanyahus Aufruf zu Gesprächen ohne Vorbedingungen abgelehnt.
                Wissen Sie was, lieber (liebe?) echsenwut? Leute wie Sie tragen mehr zu der aufgeheizten Hass-Stimmung im Westen bei, die Frieden nur durch Vernichtung Israels sucht, als die Lügenbarone der Araber. Denn Sie versuchen damit ums Verrecken die Schuldigen nicht schuldig oder zumindest nicht allein schuldig sein zu lassen und machen damit die Opfer zu Tätern; Sie sind nicht an der Wahrheit interessiert, sondern an einem Weltbild, das den Fakten nicht entspricht.
                Leben Sie ruhig weiter in ihrer Fantasiewelt, aber belästigen Sie andere nicht damit. Bitte!

              • Hahaha… ich hatte schon die ganze Zeit darauf gewartet, wann echsenwut endlich
                die Katze aus dem Sack lässt. 😉

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