Aber bei einem echten Völkermord schweigen sie

In einer Region, in der mehr als 200.000 Menschen vor nur zwanzig Jahren abgeschlachtet wurden, schienen all die Aktivisten, die Israel anbrüllen, plötzlich ihre Stimme verloren zu haben. Warum?

Sudanesische Flüchtlinge, die im Zuge des Völkermords in Darfur nach Israel kamen, besuchen 2009 Yad Vaschem, das Museum der Holocaust-Geschichte, in Jerusalem (Foto: Kobi Gideon/Flash90.

Rafael Medoff, JNS.org, 20. Mai 2024

Überall im Land haben wütende Demonstranten Autobahnen blockiert, Führungspolitiker mit Zwischenrufen gestört und an Universtäten Zeltlager aufgeschlagen, alles, um gegen einen nicht existenten Völkermord zu protestieren.

Aber wenn sich ein echter Völkermord auftut, interessiert das niemanden.

Nicholas Kristof, Kolumnist der New York Times, berichtete letzte Woche, dass der Völkermord in der sudanesischen Region Darfur wieder auszubrechen scheint. „Einige derselben arabischen Kräfte, die für den Völkermord in den 2000-er Jahren verantwortlich waren, machen da weiter, wo sie aufgehört haben“, schreibt Kristof. „Sie massakrieren, foltern, vergewaltigen und verstümmeln Angehörige der nichtarabischen Gruppen – dieselben Opfer wir zuvor – während sie ihre Dörfer niederbrennen oder mit Bulldozern platt machen.“

Bei der Verfolgung gibt es ein unverkennbar rassistisches Element, betont Kristof: „Arabische Milizen verspotten ihre Opfer als ‚Sklaven‘ und verhöhnen sie mit radikalen Schimpfnamen – die Nichtaraber haben oft dunklere Haut. Die Militanten scheinen zu versuchen die nichtarabischen Stämme systematisch aus der Gegend zu eliminieren.“

Das ist wirklich Völkermord, motoviert durch Rassismus, in einer Region, in der vor gerade mal 20 Jahren mehr als 200.000 Menschen abgeschlachtet wurden. Doch all die Aktivisten, die Israel angebrüllt haben, schienen plötzlich ihre Stimme verloren zu haben. Warum?

Ein Hinweis ist vielleicht in einem beunruhigenden Vorfall zu finden, der sich schon 2010 ereignete. In diesem Jahr pries der Leiter der palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, öffentlich den sudanesischen Präsidenten Omar al-Baschir, der vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschheit angeklagt wurde. In einem Brief an Baschir schrieb Abbas, er habe „völliges Vertrauen in [Baschirs] Weisheit“ und versprach „völlige Bereitschaft bei allem, was er will und wie er es will an der Seite des Sudan zu stehen“.

Meine Kollegen und ich am David S. Wyman Institute for Holocaust Studies dachten, es würde Abbas vielleicht beeindrucken, wenn er einen Protestbrief von amerikanischen Juden erhält, die die Kampagne für einen Palästinenserstaat aktiv unterstützten. Vielleicht würde er sie ernst nehmen, denn sie waren so hilfreich dabei gewesen seine Sache zu fördern.

Wir kontaktierten tausende potenzieller Unterzeichner. Kein einziger Funktionär einer jüdischen Friedensorganisation war bereit zu unterschreiben. Eine prominente Persönlichkeit antwortete, er sei „zu beschäftigt“, um sich die Sache anzusehen. Andere lehnten es ab sich anzuschließen, weil ein Protest Abbas in Verlegenheit bringen und daher die Chancen auf der Gründung eines Palästinenserstaats schaden könnte.

Am Ende waren gerade mal 19 Friedensaktivisten bereit zu unterschreiben. Von tausenden. Für den Rest war sogar Abbas‘ Umarmung eines Völkermord-Begehers verzeihbar. Für sie war nur wichtig Abbas‘ öffentliches Image zu schützen.

Die Organisatoren der heutigen Proteste wegen des Gazastreifens scheinen genauso mehr an ihrer beschränkten Agenda interessiert zu sein als am Leben und den Rechten menschlicher Wesen, ob nun in Darfur oder sogar im Gazastreifen. Wenn ihnen die Gazaner wirklich wichtig wären, dann hätten sie schon vor Jahren gegen die faschistische Diktatur der Hamas protestiert. Der einzige Grund, dass sie wegen Gaza rumbrüllen, ist der, dass es eine Gelegenheit ist Israel anzubrüllen.

Das ist der Grund, dass sie für Darfur nicht so bald Zeltstädte aufbauen. Die Darfuris, die „massakriert, gefoltert, vergewaltigt und verstümmelt“ werden, haben das Unglück die Opfer von Verfolgung durch Araber zu sein – und für die Demonstranten an amerikanischen Universitäten könnte über arabische Verfolger zu reden eine Ablenkung von all der negativen Aufmerksamkeit sein, die sie halfen auf Israel zu lenken.

Erwarten Sie aus demselben Grund nicht, dass irgendeiner der Universitäts-Protestler oder Autobahn-Blockierer Interesse an irgendeinem anderen der Kämpfe um „Selbstbestimmung“ zeigen – so wie die Menschen aus Neukaledonien, einer französischen Kolonie bei Australien. Die New York Times berichtete letzte Woche, dass die indigenen Menschen von Neukaledonien Selbstbestimmung fordern, Frankreich das aber ablehnt. Die Franzosen wollen eine Insel nicht aufgeben, die sie die letzten 170 Jahre ausgebeutet haben. Das ist buchstäblich ein Fall von weißen Kolonialisten, die die Selbstbestimmung eines dunkelhäutigen, eingeborenen Volks unterdrücken. Dennoch schweigen alle amerikanischen Campus-Protestler, die angeblich gegen Kolonialismus sind – weil für Selbstbestimmung der Neukaledonier den Mund aufzumachen Israel nicht schadet.

Es sind nicht nur Darfur und Neukaledonien. Was ist mit Saudi-Arabien? Die Times vom selben Tag berichtete auch, dass die Administration Biden immer noch versucht eine Vereinbarung auszuhandeln, die Saudi-Arabien zur Atommacht machen und einen Palästinenserstaat schaffen würde. Vor nur vier Jahren sagte Präsident Biden, das saudische Regime sollte als „Paria“ behandelt werden, weil es einen seiner führenden Kritiker zerstückelt hatte. Und im letzten Sommer berichtete die Times, dass die Saudis hunderte afrikanische Migranten massakriert hatten – und dass die Administration Biden versuchte das zu verschleiern, als sie von den Tötungen erfuhr.

Man sollte glauben, dass die Campus-Protestler darüber empört sein würden. Dem ist nicht so. Sie bezeichnen der Präsidenten nur dann als „Völkermord-Joe“, wenn es Israel schadet. Saudische Massaker und Verstümmelungen zu vertuschen schade Israel nicht – vielmehr könnte saudische Gräueltaten einen Deal mit den Saudis ermöglichen, der einen Palästinenserstaat schafft. Also haben die Campus-Aktivisten wieder einmal nichts zu sagen.

Ein letztes Wort zu diesem tragischen Zustand von Danielle Haas, einer ranghohen Vertreterin von Human Rights Watch, die neulich angeekelt von der extrem israelfeindlichen Einseitigkeit der Organisation zurücktrat. Nach 13 Jahren als Herausgeberin des jährlichen HRW-Berichts kam sie zu dem Schluss, dass HRWs Empörung „nicht von Menschenrechtsprinzipien abhängig ist, sondern davon, wer misshandelt und wer beschuldigt wird“. Das scheint auch für die Zelt-Protestler und Autobahn-Blockierer zu gelten – wie ihre Gleichgültigkeit gegenüber der Not der Völkermord-Opfer in Darfur, dem unterdrückten Volk von Neukaledonien du den massakrierten Migranten in Saudi-Arabien vorgeführt wird.

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