Der Pfarrerverband bezieht (keine) Stellung

Der Verband Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V., der das Deutsche Pfarrerblatt herausgibt, hat sich zur Veröffentlichung des antisemitischen Pamphlets seines Mitglieds Pfr. Dr. Jochen Vollmer geäußert:

Stellungnahme zur kontroversen Diskussion im Deutschen Pfarrerblatt

Altenkunstadt, 24.8.2011. Die Veröffentlichung des Artikels „Vom Nationalgott Jahwe zum Herrn der Welt und aller Völker“ von Jochen Vollmer im Deutschen Pfarrerblatt 8/2011 hat in der Leserschaft und darüber hinaus teils heftige Kontroversen ausgelöst. Immer wieder wurde in den Rückmeldungen auch eine Stellungnahme des Herausgebers des Deutschen Pfarrerblattes angefragt. Der Vorstand des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V. nimmt dies zum Anlass, als Herausgeber des Deutschen Pfarrerblattes folgende Stellungnahme zu veröffentlichen. Wir dokumentieren die Stellungnahme im Wortlaut:

1) Der Verbandsvorstand weist nachdrücklich darauf hin, dass alle im Deutschen Pfarrerblatt veröffentlichten Artikel ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers wiedergeben. Wenn der Verband eine eigene Stellungnahme oder Position veröffentlicht, ist dies in der Publikation entsprechend gekennzeichnet.

2) Das Deutsche Pfarrerblatt verstand sich in seiner langen Geschichte schon immer als „öffentlicher Sprechsaal“ von Pfarrern und Pfarrerinnen für Pfarrer und Pfarrerinnen. Es besteht darin der Freiraum, theologische Sachdiskussionen zu führen – in aller Freiheit, auch in der Freiheit, mit der eigenen Position auf Widerspruch zu stoßen und von anderen korrigiert zu werden. Die eingeräumten Spielräume machen das Deutsche Pfarrerblatt – wie wir in der momentanen Auseinandersetzung über den Artikel von Jochen Vollmer erfahren – angreifbar. Dieser Freiraum ist aber auch die Stärke des Deutschen Pfarrerblattes, die wir erhalten möchten.

3) Deutlich weisen wir darauf hin, dass das Deutsche Pfarrerblatt kein Organ einer Kirchenleitung ist. Die veröffentlichten Artikel geben nicht die Position einzelner Landeskirchen oder der EKD wieder.

4) Auf den Beitrag von Vollmer hat es eine große Zahl von Rückmeldungen – zustimmende und ablehnende – gegeben. Sie werden zum Teil schon in der Septemberausgabe des Deutschen Pfarrerblattes veröffentlicht. Wir ermutigen unsere Leser, die Diskussion zu diesem Thema weiterzuführen.

5) Der Vorstand des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland wird sich auf einer Sondersitzung in der nächsten Woche mit dem Thema ausführlich beschäftigen.

Für den Verbandsvorstand
Klaus Weber, Verbandsvorsitzender

In einer Stellungnahme meinerseits dazu habe ich mich auf einen Punkt konzentriert und einen weiteren angerissen:

Sehr geehrte Herren (und Damen?) Pfarrer vom Vorstand des Deutschen Pfarrerverbandes,

zum üblen Machwerk des Pfr. Dr. Jochen Vollmer schreiben Sie in einer Stellungnahme (http://www.pfarrerverband.de/meldungen_1468.htm):

Auf den Beitrag von Vollmer hat es eine große Zahl von Rückmeldungen – zustimmende und ablehnende – gegeben. Sie werden zum Teil schon in der Septemberausgabe des Deutschen Pfarrerblattes veröffentlicht. Wir ermutigen unsere Leser, die Diskussion zu diesem Thema weiterzuführen.

Das antisemitische Pamphlet des Pfr. Dr. Vollmer ist nicht diskutabel, es ist einzig und allein grundsätzlich zu verurteilen!

Es ist unglaublich entlarvend, wenn das Deutsche Pfarrerblatt des Verbandes Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V. einen derartigen Text ernsthaft zur Diskussion stellen will. Er ist gespickt mit Lügen, Verdrehungen und Missbrauch des Heiligen Buches unseres Glaubens. So etwas noch „diskutieren“ zu wollen, ist eine Zumutung.

Eine weitere Zumutung ist die Äußerung des Schriftleiters des Pfarrerblattes, Pfr. Peter Haigis, der „eine pro-palästinensische Einseitigkeit nicht erkennen“ kann.

Wer sich derart positioniert, hat als Mensch und Christ total versagt und entblößt sich als Feind des Volkes Gottes sowie Unterstützer der Feinde Israels, also als ideologisch-propagandistischer Helfer der Terroristen, die sich den Völkermord an Juden auf ihre Fahnen geschrieben haben. Er unternimmt nichts für den Frieden, sondern redet ausschließlich der Vernichtung der Juden (zumindest Israels) das Wort.

So lange Sie nicht klar Stellung gegen das antisemitische Pamphlet beziehen, sondern sich darauf zurückziehen, dass bei Ihnen veröffentlichte Texte nicht die Meinung ihres Verbandes wiedergeben, verhalten Sie sich nicht viel besser als Antisemiten, die Sie veröffentlichen!

Ich empfehle Ihnen eine dreiteilige Analyse und Erwiederung auf die Ergüsse des Dr. Vollmer; diese ist nicht immer ganz höflich gehalten, aber es ist dringend notwendig, dass sie zumindest eine ausführliche Entgegnung auf die Hetze des Mannes veröffentlichen: Evangelischer Theologe: Du sollst falsch Zeugnis reden gegen die Juden und Israel
https://heplev.wordpress.com/2011/08/16/evangelischer-theologe-du-sollst-falsch-zeugnis-reden-gegen-die-juden-und-israel-1/
https://heplev.wordpress.com/2011/08/17/evangelischer-theologe-du-sollst-falsch-zeugnis-reden-gegen-die-juden-und-israel-2/
https://heplev.wordpress.com/2011/08/18/evangelischer-theologe-du-sollst-falsch-zeugnis-reden-gegen-die-juden-und-israel-3/

Ein weiterer Hinweis: Sie schreiben:
Deutlich weisen wir darauf hin, dass das Deutsche Pfarrerblatt kein Organ einer Kirchenleitung ist. Die veröffentlichten Artikel geben nicht die Position einzelner Landeskirchen oder der EKD wieder

Es mag ja noch so wenig die Position einer Kirchenleitung oder einzelner Landeskirchen sein, die da veröffentlicht wird/wurde. Aber alle, die dort schreiben sind in Positionen der Landeskirchen tätig. Von daher wäre es Aufgabe der Kirchen sich diese antisemitische Verleumdung sehr gut anzusehen und sich klar dagegen zu positionieren, um nicht doch Verantwortung dafür übernehmen zu müssen.

Nehmen Sie gefälligst selbst Stellung – Sie als Pfarrer, als Verband, als Veröffentlichungsorgan – statt sich feige darauf zu berufen, dass das nicht Ihres ist und andere diskutieren sollen! Wer sich derart „neutral“ geriert, steht im Verdacht Partei zu sein. Und zwar auf der Seite der Verleumder und Hetzer der Marke Vollmer!

Mit großer Enttäuschung

Der Pfarrerverband gibt als Kontakte an:

Geschäftsstelle des Verbandes
Mainbrücke 16
93264 Altenkunstadt
E-Mail: geschaeftsstelle@pfarrerverband.de

Vorsitzender
Pfarrer Klaus Weber
Mainbrücke 16
93264 Altenkunstadt
Tel.: (09572) 79 05 00
Fax: (09572) 79 05 01
E-Mail: vorsitz@pfarrerverband.de

Pressereferat
Pfarrer Christian Fischer
Friedrich-Naumann-Str. 44
34131 Kassel
Tel.: (0561) 340 70
Fax: (0561) 340 71
E-Mail: pressesprecher@pfarrerverband.de

Ich denke, die Herrschaften sollten höfliche, aber bestimmte Stellungnahmen bekommen.

17 Gedanken zu “Der Pfarrerverband bezieht (keine) Stellung

  1. Es besteht darin der Freiraum, THEOLOGISCHE Sachdiskussionen zu führen

    ich habe nur die Überschriften verfolgt, aber theologisch erschien mir das Ganze eher nicht.

    • Doch, das ist theologisch. Vollmer argumentiert in seinen Teilen 3 bis 5 theologisch, führt die Bibel als angeblichen Beweis dafür an, dass Juden nach Gottes Willen keinen eigenen Staat haben dürfen usw.
      Das ist Theologie – üble Theologie, nicht nicht vom Glauben an Jesus getrieben ist, sondern von einer bösartigen Einstellung gegenüber dem Volk Gottes.

  2. War zu erwarten oder? Noch mehr Antisemitisches – wäre vielleicht einen eigenen Artikel wert?

    Nachdem acht Israelis von islamistischen Terroristen aus Gaza ermordet wurden, und Israel seine Toten gerade beerdigt, treffen sich vor der israelischen Botschaft in London die antizionistischen Antisemiten, zeigen ihre Solidarität mit der Hamas, beschuldigen Israel des Terrorismus und rufen zur Zerstörung Israels auf. Sogar kleine, verhüllte Mädchen werden für ihre Zwecke missbraucht.

    Mit freundlicher Unterstützung des Irans:
    http://elderofziyon.blogspot.com/2011/08/iranian-sponsored-anti-israel-march-in.html

    Und Lauren Booth setzt dem allen die Krone auf……

    Schaut Euch mal diesen Irrsinn an.

    http://richardmillett.wordpress.com/2011/08/22/lauren-booth-lebanon-jordan-and-egypt-must-liberate-jerusalem/

  3. Dies ist die übliche Methode.
    Angefangen von Zionazi, Hartliner, Hasbara usw. war ich dort bei manchen Typen schon alles.
    Ich sag mir dann halt immer, wenn diese Typen so ausrasten, habe ich mit meinen Beiträgen einen Nerv getroffen und liege mit meinen Beiträgen richtig.

    Übrigens, vom Deutschen Pfarrerblatt habe ich auf meine e-mail nach keine Antwort bekommen.

    • Da solltest du auch nicht so schnell was erwarten. Die treffen sich erst, um die Reaktionen zu besprechen. Das nennen die dann Diskussion (die Reaktionen), obwohl keiner der Diskutanten weiß, was andere geschrieben haben. 🙂
      Nee, warte ab, im nächsten Heft soll ja was kommen.

    • Meines Wissens stimmt das nicht. Die Berichterstattung ist auf „Fachpresse“ (christliche Medien und auch dort nur eingeschränkt) beschränkt.

  4. Ich habe übrigens gerade auf „evanglisch.de“ einen weiteren Kommentar hinterlassen. Da meinte einer wegen meiner Wortwahl, ich sei unsachlich und nur auf Krawall gebürstet, an sachlicher Auseinandersetzung nicht interessiert, anders als Herr Vollmer. Ich habe ihm seine Sachlichkeitsforderung in den Hintern geschoben: Das antisemitische Hetzwerk von Vollmer ist NICHT DISKUTABEL.

  5. Es wundert mich nicht, dass es in der evangelischen Kirche solch eine negative Einstellung zu Israel und dem jüdischen Volk gibt, da leider auch Martin Luther, der Gründer der ev. Kirche, schon antisemitische Äußerungen schriftlich abgelegt hat. So sehr ich seine Bibelübersetzung liebe, muss ich doch sagen, dass ich über seine Einstellung Israel und den Juden gegenüber sehr enttäuscht war. Eine wirkliche Zurücknahme dieser Äußerungen und eine echte, stellvertetende Buße für diese Negativeinstellung habe ich von der Evangelischen Kirche noch nicht laut gehört. Kein Wunder also, dass sich unter solch einem Mantel auch noch andere verstecken können.
    Gabriele Grünwald, Hemmingen-Hannover

    • Ich denke nicht, dass es an Luther liegt. Vollmer schreibt sein antisemitisches Teil auch ganz anders, als Luther die Juden verdammt hat.
      Meiner Sicht nach sind die evangelischen Landeskirchen – zumindest in den Führungen, besonders aber auch im akademischen Bereich – Windbeutel, die dem jeweiligen Zeitgeist hinterherrennen und ihn vorantreiben. In Preußen waren sie staatstragend, unter den Nazis mit dem Hakenkreuz verheiratet, in der Bundesrepublik sind sie im linken, später grün-linken Spektrum enorm aktiv; sie hängen ihre Theologie daran auf und instrumentalisieren die Bibel entsprechend. Es ist einfach nur bodenlos traurig.

  6. Werde denen morgen meine Meinung dazu schreiben und mich höchlichst bemühen, nicht so zu tönen als sei ich auf Krawall aus.

  7. In dem Artikel steht nichts Falsches. Er ist auch kein Aufruf zum Antisemitismus. Die Selbstgerechtigkeit des Staates Israel sollte bald ein Ende finden. Ich habe selbst einige Erfahrungen in Palästina machen dürfen und kann einige nur als Staatsterror bezeichnen.
    Ein Beispiel ist hier zu finden.
    http://www.amnesty.de/2010/3/22/israel-muss-palaestinensern-freien-zugang-zu-wasser-gewaehren?destination=node%2F2994

    Solange die Israelis es nicht schaffen sich von ihrer Geschichte zu emanzipieren werden sie keinen Frieden finden.

    • Das sind mir die Richtigen, die zum Beweis ihrer eigenen Schieflage eine Organisation als Zeuge aufrufen, die seit Jahren einseitig gegen Israel hetzt.

    • 1. In dem Artikel steht nur Falsches. Wenn Sie das Gegenteil behaupten, dann zeigt das nur Ihre Ahnungslosigkeit.
      2. Der Artikel ist kein Aufruf zum Antisemtitsmus. Der Artikel ist Antisemtismus in Reinform.
      3. Ein Staat kann nicht selbstgerecht sein, sondern nur eine Person. Was Sie hier eigentlich sagen wollen ist, dass der Staat Israel nach Ihrer Meinung bald ein Ende finden soll. Nun, der Staat Israel wird Sie sicherlich überdauern und das ist auch gut so!
      4. Sie haben keine Erfahrungen in Palästina machen können. Das Mandatsgebiet Palästina gibt es schon seit über 63 Jahren nicht mehr. Es sei denn, Sie sind heute mindestens 75 Jahre alt. Dann könnte ich diese Aussage akzeptieren.
      4. Zu AI als Quelle brauche ich an dieser Stelle nichts mehr zu sagen. Dazu findet man allein auf diesem Blog schon mehr als genug Informationen.
      5.Warum sollen sich die Israelis von ihrer Geschichte emanzipieren? Und welche Geschichte meinen Sie eigentlich genau? Ich vermute, Sie spielen eher auf die Geschichte der Juden an und nicht auf diejenige der Israelis. Offenbar haben Sie ein Problem damit, diesen Begriff überhaupt zu verwenden. So etwas nennt man dann Antisemitismus. Alles klar?

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