Die letzten 7 Monate haben demonstriert, dass die Israelis auf viele Weisen außergewöhnlich sind.
Rolene Marks, Lay of the Land, 11. Mai 2024
Es sind mehr als 7 Monate der Qual gewesen. Es fühlt sich wie Jahre an. Ich erinnere mich nicht an das Laben vor dem 7. Oktober – ich glaube, die meisten anderen Leute auch nicht. Das ist der 7.10. – und das Leben davor, das undeutlich und verschwommen ist. Wir sind nicht mehr dieselben Leute, die am 6. Oktober schlafen gingen. Werden es nie wieder sein. Wie könnten wir auch?
Dieses Jahr haben die nationalen Feiertage einen deutlich anderen Ton. Es sind heilige Tage, mit Trauer gefüllt – und mit Grauen. Der Yom HaSchoa (Holocaust-Gedenktag) war im Schatten des 7.10. extrem ergreifend und schwierig. Die Bilder unserer Brüder und Schwestern, die zu Asche verbrannt oder auf die Ladeflächen von Trucks getrieben und weggebracht wurden sowie der rohe und ungezügelte Hass, der den Angriff anheizte, erinnerten an die Erfahrungen unserer Vorfahren – und Familie.
Am 7. Oktober wollte die Hamas terrorisieren. Und das machten sie. Das Trauma, das wir haben, geht sehr tief; es befindet sich auf zellulärer Ebene. Sie kamen in eine sichere Zuflucht des jüdischen Volks, unserem kollektiven Zuhause und in unsere individuellen Zuhause als Familien und vergewaltigten, verstümmelte, folterten, verbrannten, mordeten und verschleppten. Wir glauben, das könne nie wieder passieren – aber es passierte. Wir befinden uns so tief in unserem kollektiven Trauma, dass wir noch nicht einmal angefangen haben in die Posttrauma-Phase einzutreten, aber als die Nachrichten waren gerade erst bekannt wurden, begannen wir Israelis unsere durchtrainierten Widerstandsmuskeln spielen zu lassen. Krieg und Trauma sind für Israelis oder das jüdische Volk nichts Neues, aber diesmal war es anders. Der Grad der Verdorbenheit ging über unsere Vorstellungskraft hinaus – und viele von uns haben das Gefühl in der Zeit zurückversetzt worden zu sein, zu den Pogromen und der Verfolgung unserer Groß- und Urgroßeltern.
Wir stehen jetzt vor den beiden Tagen der Ehrfurcht – Yom HaZikarom, dem Gedenktag für die gefallenen Soldaten und den Terroropfern und Yom Ha’Atzmaut, dem Unabhängigkeitstag Die beiden Tage liegen direkt nacheinander, so dass wir nie den Preis vergessen, den wir für das bezahlten, was wir haben – einen jüdischen Staat. Dieses Jahr ist das noch weit emotionaler und gesteigert, weil wir einen Krieg um unser Überleben führen – während der Antisemitismus sprunghaft auf astronomisches Niveau zunimmt.
Die Hamas unterschied nicht zwischen irgendwem von uns – links oder rechts, religiös oder säkular, muslimisch, christlich, jüdisch oder Ausländer – jeder war Ziel. Unsere Reaktion darauf , trotz unserer Differenzen, gesteht darin als Nation zusammenzukommen und uns auf das zu konzentrieren, was uns am wichtigsten ist – unsere trauernden Familien und die Familien der Geiseln zu unterstützen, die sofortige Rückkehr unserer Geiseln zu fordern, sicherzustellen, dass die Welt nicht vergisst, was am 7.10. geschah und hinter unserer Armee zu stehen.
In unserer Trauer übernahmen wir jeder eine persönliche Mission. Durch unseren Schmerz haben wir jeder ein Ziel gefunden und dieser Artikel ist mein persönlicher Liebesbrief an jeden einzelnen meiner Mitbürger und Frauen. Am 7. Oktober erlebten wir das Schlimmste der Menschheit. Am 8. Oktober stapften die Besten Israels und des jüdischen Volks durch ihren Schmerz, Schock und Trauer und stellten sich den Herausforderungen.
An diesen Tagen der Ehrfurcht will ich meine tiefe Liebe für meine Mitbürger zum Ausdruck bringen.
Für die Männer, Frauen und Hunde in der Luft, auf See, an Land, in Tunneln und auf den Funkwellen, die nicht nur um unser Überleben kämpfen, sondern um unsere schiere Existenz, gibt es nicht genug Worte ihnen zu danken. Ihr seid unsere Besten. Ihr seid unsere Ehemänner und -frauen, Söhne und Töchter, Geliebten, Kollegen, Freunde und ihr kämpft nicht nur für uns; ihr seid die Vorhut im Zusammenprall zwischen Gut und Böse. Wir sind stolz auf euch, wir stehen euch zur Seite und wir wissen ohne Zweifel, dass ihr dem strengsten moralischen und ethnischen Code folgt, während ihr gegen ein monströses Gebilde kämpft, das die Gesetze für bewaffnete Konflikte nicht respektiert, sondern die eigenen Zivilisten als menschliche Schutzschilde benutzt. Ihr könnt erhobenen Hauptes dastehen.
An unsere Krieger, Menschen wie Hunde, die den höchsten Preis für unsere Sicherheit gezahlt haben: Eure Namen werden in die Annalen unserer Geschichte eingehen und wir werden euch auf ewig ehren. Wir werden unsere Arme um eure Familien legen. Möge die Erinnerung an euch für immer ein Segen sein.
Der 7. Oktober war der dunkelste Tab in der Geschichte Israels, aber er war auch ein Tag, an dem gewöhnliche Leute zu Superhelden wurden. Es gab Eltern, die in den Süden fuhren, um ihre Kinder aus dem Blutbad zu retten, ihr Leben riskierten und viele retteten. Noam Tibon, ein IDF-General im Ruhestand, und seine Frau kamen in ihrem Auto und fuhren direkt nach Nahal Oz, um zu helfen seinen Sohn und seine Familie zu retten, die in ihren Schutzraum festsaßen. Tibon und seine Frau sollten nicht nur verletzte Soldaten retten, sie in Sicherheit zu bringen, aber Noam kämpfte gegen Terroristen, bevor es ihm gelang seine Familie zu befreien. Zivilisten wie Yusuf Marhat, ein Beduine und Busfahrer, der Besucher des Nova-Festivals transportierte und dann zu dem Blutbad fuhr, um so viele wie möglich zu retten. Er rettete an diesem dunklen Tag viele Leben. Aner Schapira gehörte zu einer Gruppe von Menschen, die sich in einem Schutzraum versteckte, als die Hamas das Feuer auf sie eröffnete und Granaten hineinwarf. Videoaufnahmen zeigen Schapira, wie er mindestens 7 Granaten wieder hinauswarf, bevor er schließlich getötet wurde. Sein bester Freund Hersch Goldberg Polin wurde als Geisel genommen und ist weiter in Gefangenschaft. Das sind nur ein paar der vielen, die übermenschliche Stärke aufbrachten, um so viele Leben wie möglich zu retten.
An jeden Ersthelfer, der in die Gefahr lief: Wir grüßen dich. Es waren die Betreiber des Callcenters, die diese ersten Anrufe entsetzter Kibbuzeinwohner entgegennahmen. Ich denke weiter an die Telefonistin, die den verzweifelten Anruf von Avigail Idans Geschwistern entgegennahm, die sah, wie ihre Eltern ermordet wurden und nicht wussten, wo ihre Baby-Schwester war. Die Geschwister versteckten sich in einem Schrank, in dem ihre Mutter Smadar sie sicher verborgen hatte, bevor sie ermordet wurde. Die Telefonistin sagte ihnen, sie sollten dort versteckt bleiben „bis die guten Leute kommen“. Bilder von jüdischen Kindern, die sich in Schränken vor Killern verstecken bringen uns zurück in diese dunkelste unserer Geschichte. Die außergewöhnlichen Ersthelfer des Magen David Adom, der Feuerwehr, von United Hatzalah, ZAKA, IDF-Soldaten, Ärzte, Krankenpfleger, Polizisten und all die andere, die in die Tore der Hölle liefen, gingen alle über ihre Pflicht hinaus. Sie waren nichts weniger als überwältigend.
Die Angriffe vom 7. Oktober hinterließen viele Waisen. Die Statistiken schätzen, dass 119 Kinder einen oder beide Elternteile verloren. Stillende Mütter eilten, um ihre Brustmilch zu spenden, damit unsere kleinsten und verletzlichsten Schätze Nahrung erhalten. Das ist Liebe in einer Zeit tiefster Trauer.
Die ehrenamtlichen Helfer von nah und fern, die fleißig Obst und Gemüse ernten: Danke! Ihr helf ein Land zu ernähren, das sich der realen Drohung von Lebensmittelknappheit gegenüber sieht. Viele der Landarbeiter, die aus Thailand, Nepal und anderen Ländern kamen, sind nach dem 7.10. in ihre Länder zurückgekehrt, hinterließen Bauernhöfe ohne Arbeiter. Israelis wurden aktiv, stellten sicher, dass Kühe gemolken, Obst und Gemüse geerntet wurden und dass die Bauernhöfe, die den Lebensmittelgürtel des Landes bilden, weiter funktionierten. Freiwillige ins aus aller Welt herbeigeströmt, um zu helfen – darunter eine Gruppe Cowboys aus den USA. Es ist eine unfassbare Demonstration von Liebe und Solidarität gewesen.
An meine Kollegen, die Journalisten sind oder im Feld der öffentlichen Diplomatie arbeiten – wir haben den Auftrag Zeugen zu sein, Geschichte und Zeugnisse festzuhalten und mit der Welt zu teilen. Manchmal ist das eine quälende Aufgabe gewesen. Wir mussten die Bilder und Aufnahmen der Gräuel ansehen, die in ihrer Grausamkeit unfassbar sind. Wir mussten sie immer wieder sehen, um sicherzustellen dass die Geschichte erzählt wird, die Gräuel nicht geleugnet oder vergessen werden. Das fordert einen massiven Tribut. Wir werden nicht aufhören zu reden.
An die Anwälte, die Israel vor den internationalen Gerichten gegen verleumderische Anschuldigungen verteidigen – eine Helden tragen keine Umhänge. In diesen Fällen tragen sie Roben. Ihr seid in euren Roben unsere juristischen Helden, vertretet Israels Fall bereitwillig, in Würde und mit forensischen Details vor, stellt Fall um Fall zusammen, die die Völkermord-Anschuldigung leicht widerlegen. Ihr musstet euch in die Beweise eines wirklichen Völkermords, die Gräueltaten des 7. Oktobers, mit all seinen grausamen Bildern vertiefen. Das ist unerträglich, aber es beweist ohne Zweifel, wer die Täter sind – Hamas.
An meine Schwestern, die Zionistinnen, die im Namen unserer Mütter, Schwestern und Töchter brüllen, die keine Stimme mehr haben, die vergewaltigt und gefoltert und dann von Feministinnen und Frauenorganisationen noch einmal missbraucht wurden, die nicht nur die erlittene Gewalt leugneten, sondern auch noch eine Mauer des Schweigens bauten. Wir, die Frauen Israels, werden diese Mauer niederreißen, indem wir den Mund aufmachen. Wir werden uns nicht zum Schweigen bringen lassen.
Jemand sagte mal, dass eine Armee auf ihrem Bauch marschiert. Die IDF muss die ab besten ernährte Armee der Welt sein. Israelis und Freiwillige aus dem Ausland haben Lebensmittelpakete gepackt, gespendet, Barbecues an der Grenze veranstaltet und sichergestellt, dass die Armee, die ihre Nation verteidigt, gut isst. Restaurantbetreiber haben ihre Restaurants koscher zertifizieren lassen, damit alles Essen die religiösen Anforderungen erfüllt und kein Soldat davon ausgeschlossen ist eine köstliche Mahlzeit zu genießen. Drusische Frauen und Restaurantbetreiber haben ihre Restaurants für den Publikumsverkehr geschlossen und liefern nur an Soldaten. Wenn sie wieder öffnen, werden wir sie in Massen unterstützen.
An die Geiseln – unsere Brüder und Schwestern, die unter qualvollen Umständen festgehalten werden und diejenigen, die befreit worden sind – es gibt nicht genug Worte, die ausreichen, um euren Mut und eure Würde erklären können. Ehemalige Geiseln, die mutig ihre furchtbaren Erfahrungen mitgeteilt haben, haben das mit der größten Würde getan und kämpfen weiter für die 132, die noch in Gefangenschaft sind. Die Geschichten sind niederschmettern – Folter, Hunger, systematischer sexueller Missbrauch und mehr Berichte, die von unfassbaren Traumata berichten. Wir werden nicht aufhören, bis jeder einzelne von euch zurück ist.
Die Leute, die geschworen haben ihre verwüsteten Gemeinden und Kibbuzim wieder aufzubauen: Ihr seid der Strahl der Hoffnung, der Unverwüstlichkeit. Ihr erinnert uns an das, was wir haben, was wir schätzen und wozu wir verpflichtet sind.
An die junge Leuten, die sich der Herausforderung gestellt haben: Ihr seit mehr als unsere größte Hoffnung, ihr habt mehr als beweisen, dass unsere Zukunft strahlend hell ist – ihr seid das Licht auf dem Weg. Ihr seid in unserem dunkelsten Moment auf die großartigste Weise aufgetaucht und während wir uns in der Welt das Chaos an den Universitäten und bei den Demonstrationen ansehen, davon in Schrecken versetzt, wie die Jungen und häufig Leichtgläubigen radikalisiert worden sind, haben wir keine Angst um die Zukunft Israels. Ihr seid unsere Zukunft. Ihr seid die Generation, die in den Annalen der Geschichte als einige der Größten eingehen werden. Das glaube ich.
An dich, der mehr als seine Pflicht getan hat und den ich vielleicht nicht angeführt habe: Danke. An jeden Einzelnen von uns, die wir durch unser Trauma und Schmerz steuern, aber an jedem Tag erscheinen: Es gibt keine größere Liebe als die Liebe, die wir füreinander haben.
An jeden einzelnen von uns: Am Yisrael Chai!